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schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 02.06.17 @ 19:01

Los Tioz hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Buffs Abschied schmerzt wohl auch die Spieler. Der Voser ist mir gleich schon um einiges sympathischer geworden mit diesem Post für Oli:

Bild

edith (Mr Mike): Hab das Foto andersweitig eingefügt ;)


Habe die Jungs (Voser, Buff, Winter, Schönbi, Kempter) heute da angetroffen, und da ich Kempter gut kenne habe ich noch ein paar Minuten mit den Jungs geredet. Eine würdige Verabschiedung von Buff und Hermi wird von ihnen erwartet, ich habe dafür unsere Erwartungen auf einen Kantersieg morgen weiter gegeben ;)! Aber schön zu sehen dass die Jungs sich gut verstehen. Und Adi isch auch ein glatter Typ ;)


Danke Los Tioz :) ! Genau weil sich die Jungs so gut verstehen, denke ich, dass die nächste Saison noch besser harmoniert hätten. Buff Winter Kempter Schönbi Kryeziu Alesevic Brecher Brunner Nef und noch zwei Zürcher Stürmer. Stellt euch mal so eine Aufstellung vor! Dzemail, Inler und Abdi auch noch dabei, wie geil wär das denn! Jänu ist jetzt halt so.

Noch was anderes: Ist noch lustig, der junge Rodriguez war so viel ich weiss auch immer mit dem "Züri-Grüppli" unterwegs, sein Bruder jedoch überhaupt nicht :)
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“


schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 02.06.17 @ 23:27

Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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Züri Live
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Re: Medien

Beitragvon Züri Live » 03.06.17 @ 17:06

Zuschaueranalyse: Spiele mit Derbycharakter am populärsten im Letzigrund
http://www.zuerilive.ch/2017/06/zuschau ... etzigrund/

schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 04.06.17 @ 1:10

Habe gerade noch die soeben veröffentlichte 3 teilige Videoreportage der NZZ geschaut. Sie verfolgten den FCZ, vorallem Alain Nef vom Abstieg bis heute. Sogar die Szenen vom heutigen Match haben sie noch schnell eingefügt in das 3te Video. Wirklich gelungene Reportage meiner Meinung nach, danke für die Einblicke!

https://www.nzz.ch/sport/die-fcz-videor ... -ld.133419
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Victor Jara
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Re: Medien

Beitragvon Victor Jara » 08.06.17 @ 23:33

likavi hat geschrieben:
Victor Jara hat geschrieben:
...Eigentlich geht es ja ganz nüchtern betrachtet darum, die Marke FCZ zu verkaufen. Und die verkauft sich bei vollem Letzi einfach besser. Nur schon bei der Bandenwerbung. Ob Bandenwerbung mit leeren Sitzreihen etwas bringt?

Ausserdem gilt es einen weiteren Punkt zu beachten. Ein gut gefülltes Stadion zieht weiteres Publikum an, das weiteres Publikum anzieht und z.T. irgendwann Stammpublikum wird. Dann sorgt das "neue" Publikum selbst für die Stimmung , mit der besser dotierte Werbeverträge und höhere Transfererlöse erzielt werden können: ich bin mir sicher, dass sich selbst Scouts von der Stimmung in einem vollen Stadion beeinflussen lassen. Mehr Transfererlös gibt in letzter Konsequenz eine bessere Mannschaft und wieder mehr Zuschauer usw. ...siehe die erfolgreichen FCBs dieser Welt :-)
Es gibt also auch aus sehr nüchterner, betriebswirtschafllicher Sicht heraus genügend Gründe, die Preise nicht beliebig tief, aber dennoch moderat zu halten.

Weil langfristig eine Win-win Situation entsteht, von der Club und Fans beide profitieren!


Also, Scouts lassen sich hundertprozentig nicht von Stimmung beeinflussen. Das sind keine Amateure, sondern Profis. Die blenden alles aus, was nicht für sie relevant ist. Und sie verfolgen die Talente von klein auf intensiv, wenn sie im Heerenschürli oder irgendwo in der Provinz im Klub oder in Juniorenländerspielen vor ein paar Dutzend Nasen spielen. Und dies machen sie in allen fussballrelevanten Ländern der Welt.

Volle oder leere Sitzreihen hat schlussendlich keinen Einfluss auf den Verkauf der Bandenwerbung. Die Gesamtzuschauerzahl schon. Allerdings ist die Reichweite in den Medien (TV, Photos in Zeitungen) wichtiger, als die Zuschauerzahl im Stadion.


OK, habe mit Scout einen falschen Begriff gewählt, auf die echten Scouts wird die Stimmung im Stadion tatsächlich keinen grossen Einfluss haben. Und ihnen wird es auch egal sein, ob das Stadion leer oder voll ist. Aber ersetze Scout durch Beobachter Alias Entscheidungsträger. Also Sportchef, Trainer, Präsident, VR und allenfalls noch FInanzchef, denen der Scout einen Spieler vorschlägt, den er seit langem beobachtet.

- Sportchef und Trainer sind meistens ehemalige Spieler. Können die wirklich eine tolle oder miese Stimmung völlig ausblenden?

- Präsidenten sind häufig knallharte Profis in ihrem wirklichen Geschäftsleben. Dafür handeln sie wie Kinder, wenn es darum geht, Spieler einzukaufen. Können die sich völlig von der Stimmung lösen?

- Nun kommt der Finanzchef oder Chefbuchhalter. Den interessiert tatsächlich nur der Preis. Bei einem leeren, stimmungslosen Stadion wird er automatisch den Preis drücken wollen, weil er vermuten wird, dass der Club am Ende ist und dringend Geld benötigt. Bei einem vollen Stadion wird er sagen, die Marke stimmt, die müssen nicht verkaufen! Also muss ich mit dem Angebot hoch!

Etwa ähnlich wird der Sponsor denken. Je schlechter die Spiele besucht werden, desto weniger ist ein Club für Sponsoren attraktiv. Darum denke ich, dass sich eine moderate Preissenkung und eine gute Strategie, um neue Zuschauer zu binden, sich langfristig doppelt und dreifach auszahlt.
Rainy day, dream away - With the Power of Soul Anything is possible - Who knows the Voodoo Child FCZ?

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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 10.06.17 @ 15:16

Habe noch einen Artikel aus dem Tagi zu Hermi gefunden. Ich empfehle euch, die Bildergalerie anzuschauen, in welcher Hermi die besten/schlechtesten Trainer, die besten Freunde etc. erzählt.


http://mobile2.tagesanzeiger.ch/article ... 6cf2000001

Freitag 2. Juni 2017 23:46
Mit Bauch und Pilotenbrille

Das Herz des FC Zürich schlägt in seiner Brust. Nach über 40 Jahren zieht sich der legendäre Masseur Hermann Burgermeister endgültig zurück.

Fünfmal wurde Burgermeister mit dem FC Zürich Schweizer Meister und viermal Cupsieger. Zum Abschluss der Saison 1999/2000 schaffte der FCZ den Klassenerhalt am letzten Spieltag – zuvor war er schon Cupsieger geworden.

Den ersten Höhepunkt in dieser Woche erlebte Hermann Burgermeister am Montag im Zürcher Volkshaus. An der Generalversammlung des FC Zürich wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. «Und das ohne Gegenstimme», wie er betont. Die Auszeichnung freut ihn und ist ihm auch wichtig: «Eine schöne Geste und ein Zeichen der Anerkennung für meine Arbeit im Verein.»


Seit 42 Jahren dauert diese an. Hunderte von Spielern und 29 Trainer, da hat er genau gezählt, sind in dieser langen Zeit beim FCZ gekommen und gegangen, Burgermeister aber blieb immer. Der Junggeselle sagt: «Der FCZ ist meine Familie, er ist mein Leben, und der Letzigrund ist meine Heimat.» Er wohnt am Letzigraben, nur einen Steinwurf vom Stadion entfernt.

(Bildergalerie: Hermann Burgermeister über ... Der schönste Sieg?
Natürlich das 2:1 in der 93. Minute am 13. Mai 2006 in Basel – unvergesslich! Dann das Double 1976 mit der Mannschaft um Köbi Kuhn, René Botteron und Goalie Karl Grob sowie der Meistercup-Halbfinal in der folgenden Saison gegen Liverpool. Bild: Keystone (7 Bilder))

Aus dem thurgauischen Uttwil, einem 800-Seelen-Dorf am Bodensee, war Burgermeister Anfang der Siebzigerjahre nach Zürich gekommen. «Hermi», wie er seit jeher von seinen Freunden gerufen wird, war damals ein junger Mann mit Schnauz und grossen, runden Brillengläsern, hellem Ostschweizer Dialekt und einem schon damals unübersehbaren Bauchansatz. Er arbeitete als Chauffeur, nachdem er seinen Beruf als Heizungsmonteur wegen eines Augenleidens hatte aufgeben müssen.
In der Grossstadt fühlte sich Burgermeister bald heimisch. Er lernte die einschlägigen Lokale und bald auch Timo Konietzka kennen, den Meistertrainer des FCZ. Man traf sich in der «Chämihütte» oder in der «Playboy»-Bar, der Fussball und der damals höchst erfolgreiche FCZ waren in der sportinteressierten Zürcher Szene das dominierende Thema.
Köbi Kuhn als Fürsprecher
Burgermeister wurde rasch zum Fan des Clubs, jeden Donnerstagmorgen vergnügte er sich im Letzigrund mit Freunden aus dem FCZ-Umfeld bei einem Plauschmätschli. «Club 74» nannte sich die locker zusammengewürfelte Vereinigung nach ihrem Gründungsdatum, die Bobfahrer Erich und Peter Schärer, der Boxer Heini Glättli, der damalige FCZ-Mannschaftsarzt Ruedi Raschle, Burgermeister und Konietzka waren bei jedem Training dabei.
Es kam der Tag, da Hans Bamert, seit 20 Jahren Pfleger beim FCZ, seinen Job im Letzigrund quittierte. Der Stadtclub stand plötzlich ohne Masseur da. Konietzka wusste, dass Burgermeister nach Feierabend hin und wieder bei den Drittliga-Kickern des FC Romanshorn Hand anlegte. Er ernannte ihn kurzerhand zum Nachfolger. Aber wie sollte dieser Entscheid dem Präsidenten Edi Naegeli, der das Geld lieber in Transfers als ins medizinische Personal investierte, und den Meinungsmachern unter den Spielern wie Köbi Kuhn oder Karl Grob beigebracht werden? Burgermeister erklärt mit einem Schmunzeln: «Timo hat mir geraten, voll in die Fussballermuskeln reinzugreifen, sie richtig durchzukneten.»
Burgermeister machte sich mit Enthusiasmus an die Arbeit, die Spieler stöhnten unter seinen kräftigen Händen, doch sie begannen seine Dienste zu schätzen und fassten Vertrauen. Und so kam es, dass Kuhn den Präsidenten in dessen Geschäft, dem «Tabakfass» am Stauffacher, aufsuchte und ihm mitteilte, dass die Mannschaft Burgermeister als neuen Masseur wolle. Es war von vornherein klar, dass Naegeli seinem Lieblingsspieler den Wunsch nicht abschlagen würde.
Der 1. Mai 1975
Das alles trug sich im Frühling 1975 zu. Burgermeister bekam seinen ersten Arbeitsvertrag als Masseur des FCZ am 1. Mai, ein paar Wochen später sass er in einem Spiel der internationalen Sommermeisterschaft gegen Eintracht Braunschweig erstmals auf der Bank. Der FCZ stand in seiner Blüte, er wurde zwischen 1974 und 1976 dreimal Meister und drang 1977 in den Halbfinal des Meistercups vor. Naegeli war der volksnahe und zugleich dominante Präsident, Konietzka der fordernde und erfolgreiche Trainer, Kuhn, Rosario Martinelli und Peter Risi waren die wichtigsten Spieler. Aus Kuhn ist ein zufriedener Rentner geworden, die anderen sind alle gestorben.
Beharrlich arbeitete sich Burgermeister im Letzigrund voran, er bildete sich in Abendkursen auf dem Gebiet der Sportmassage weiter, und 1978 wurde er, nachdem er während seiner ersten drei Jahre für den FCZ nur Teilzeit gearbeitet hatte, vom Verein zu hundert Prozent angestellt. Mit seinem Arbeitseifer, seinem Einsatz, seiner Hilfsbereitschaft, mit seinem Fachwissen und auch wegen seiner Leidenschaft für den FCZ machte er sich im Letzigrund auf die Dauer unentbehrlich.
Der frühere Präsident Sven Hotz erwähnte einst in einem Gespräch: «Den FC Zürich ohne Herrn Burgermeister kann ich mir schlicht nicht vorstellen. Wenn es nach mir geht, soll er für immer für den Verein da sein.» Die Wertschätzung für seinen langjährigen Angestellten begründete er mit einem Beispiel: «Wer fuhr einst morgens um zwei Uhr zur Wohnung des erkrankten Shabani Nonda nach Oerlikon, um ihn mit ‹Vicks Vaporub› einzureiben und mit Grippemitteln zu versorgen? Burgermeister – und Nonda schoss am Tag darauf zwei Tore.»
Die Liebe zum FCZ-Trikot
Auch die früheren Trainer Gilbert Gress und Georges Bregy erinnern sich gerne an die Zusammenarbeit mit dem Masseur. Gress pflegte zu sagen, dass er bei Burgermeister immer die Liebe zum FCZ-Trikot gespürt habe, und Bregy bemerkt schmunzelnd: «Als Spieler von Sion, Lausanne und YB habe ich mich oft mit ihm gestritten, weil er immer einseitig Partei für den FCZ nahm. Als FCZ-Trainer schätzte ich seine Loyalität für den Club und seinen Respekt für die Spieler.»
Anstand, Respekt und Höflichkeit: Es sind Werte, die dem als Einzelkind aufgewachsenen Burgermeister von seinen Eltern vermittelt wurden. Der Vater war Bauarbeiter, die Mutter Hausfrau. Er sagt: «Wir sind einfache Leute vom Land, nichts Besonderes.» Doch wehe dem, der sich ihm gegenüber nicht korrekt zu benehmen weiss! Er kann es nicht leiden, wenn die Spieler nach dem Training oder den Spielen die Trikots und Schuhe achtlos in einer Ecke liegen lassen, anstatt sie in die bereitgestellten Bottiche für die Wäsche zu legen. Er gilt als pingelig, doch das mag er so nicht stehen lassen und entgegnet: «Ordnung muss sein!» In den letzten acht Jahren war er nicht mehr Masseur, sondern Materialchef. Dazu betreute er die Mannschaft an den Spieltagen.
Keine Angst vor der grossen Leere
Nun also tritt Hermann Burgermeister ab. Nicht, weil er muss, sondern weil er will. Am 4. Oktober wird er 70-jährig, mit dem Stadtclub wurde er fünfmal Meister und viermal Cupsieger. «Es ist der richtige Zeitpunkt» sagt er, «der FCZ ist wieder dort, wo er hingehört, in der Super League. Also kann ich guten Mutes gehen.» Er ist zwar noch immer wohlbeleibt, aber seine Gesundheit ist intakt. Das mit dem Gewicht sei so eine Sache, sagt er und lacht: «Es geht rauf und runter. Ich setze schon Fett an, wenn ich mir ein gutes Essen nur vorstelle.» Dem Leben nach dem FCZ schaut er gelassen entgegen, er fürchtet nicht, in ein Loch zu fallen oder in eine grosse Leere zu geraten. Er weiss: «Ich habe zwar keine Familie, aber viele gute Freunde.» Und dem FCZ wird die treue Seele für immer verbunden bleiben: «Ich gehe künftig als FCZ-Anhänger ins Stadion.»
Mit gemischten Gefühlen denkt er hingegen an den Samstagabend und das Spiel gegen Wohlen im Letzigrund. «Das gibt wohl eine emotionale Angelegenheit», sagt er, «ob ich die Tränen zurückhalten kann?» Abzusehen ist, dass der im Letzigrund längst zum Publikumsliebling und zur Kultfigur gewordene Burgermeister vor und nach dem Match von den Zuschauern auf den Tribünen, vorab aber von der Südkurve ein letztes Mal gefeiert werden wird. Der Abschied von den Fans: Er wird der zweite Höhepunkt in der letzten Woche von Hermann Burgermeister beim FCZ werden.

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Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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spitzkicker
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Re: Medien

Beitragvon spitzkicker » 11.06.17 @ 9:11

Man kann die Zeit nicht aufhalten. Aber Spieler wie Chiumiento waren mir wesentlich lieber als pulsgemessene Roboter, die nach Kilometerleistung aufgestellt werden - oder nicht. Das erklärt aber vielleicht, warum gewisse Spieler immer spielen, auch wenn sie spielerisch schwach sind. Die abgespulten Kilometer zählen offenbar mehr.

Aus der NZZ am Sonntag vom 11. Juni 2017


«Der Fussball gibt mir kein Lächeln mehr»

Als Juventus ihn von St. Gallen nach Turin holte, träumte er von der Weltkarriere. Doch Davide Chiumiento ist oft gestrandet – mit 32 sucht er einen neuen Verein. Wieso hat sich der Hochbegabte nicht durchgesetzt?

Von Christine Steffen
Der Spind in der Saalsporthalle ist geräumt. Was sich in fünf Jahren angesammelt hat – es passt alles in einen Sack. Jetzt sitzt Davide Chiumiento an einem Tischchen im Halbdunkel der Sportanlage, die Arme verschränkt, es ist sein letzter Tag im Trainingszentrum auf der Allmend und sein letztes Gespräch als Spieler des FC Zürich. Er muss den Klub verlassen.

Chiumiento sass in den letzten Jahren immer wieder in dieser Halle; im August 2012 zum Beispiel, da lachte er schwierige Fragen weg, nicht hochnäsig, sondern schelmisch; wie einer, der zufrieden ist mit seinem Leben. Zwei Jahren später, im September 2014, sagte er: «Ich fühle mich sehr wohl, der FC Zürich ist eine Mannschaft, die immer spielen will, manchmal fast zu viel. Das gefällt mir.» Es war die Zeit mit dem Trainer Urs Meier, in der Chiumiento, Chikhaoui, Chermiti und Etoundi stürmten und Kukeli und Yapi ihnen im Mittelfeld den Rücken freihielten. Sie scheint viel länger her als die drei Jahre, in denen der FCZ den Halt verlor bis zum Abstieg 2016.

Mit Chiumiento geht nicht irgendein Spieler, er war eine Weile Captain, und er hat verkörpert, was den FCZ vor ein paar Jahren ausmachte: Technik, Kreativität, Spielfreude. Er war ein Lieblingsspieler des Präsidenten Ancillo Canepa, einen «hervorragenden Fussballer» hat dieser ihn genannt. Jetzt, Ende Mai, sagt Chiumiento: «Es war eine intensive Zeit in Zürich, schön, aber sie hat zuletzt auch viel Energie gekostet.»

Überall unglücklich
Das Ende im FCZ ist der nächste Bruch in Chiumientos Karriere, er ist oft gestrandet und er hat oft neu angefangen. Über früher will er nicht mehr reden, «wir müssen nicht alles wieder aufwärmen», sagt er, aber man muss über die Vergangenheit sprechen, um zu verstehen, warum er jetzt in dieser Halle sitzt und nicht weiss, wie es weitergeht. Man muss wissen, wie unglaublich begabt Chiumiento war, so vielversprechend, dass ihn Juventus als 14-Jährigen in die Jugendabteilung holte. So brillant, dass er, der feingliedrige Junge aus Heiden im Kanton Appenzell, 2004 zum besten Nachwuchsspieler Italiens gewählt wurde. Da ist er 19 Jahre alt, er hat schon mit der ersten Mannschaft gespielt, auch in der Champions League, und er trägt bereits schwer an der Last der Erwartungen. Der neue Alessandro del Piero soll er werden, ein Superstar, nichts weniger. Chiumientos Vertrag läuft über fünf Jahre, sie werden zu einer Odyssee.

Zuerst wird er nach Siena ausgeliehen und dann nach Le Mans. Im Ligue-1-Klub ist der Schweizer Daniel Jeandupeux Sportchef. Er schwärmt heute noch von Chiumientos Talent, sagt aber auch, dass er sich etwas schuldig fühle, wenn er an den Spieler denke. Es seien komplizierte Zeiten gewesen vor zwölf Jahren im französischen Verein, der Trainer habe dem Spieler nie eine echte Chance gegeben. Chiumiento hat sein Jahr in Frankreich einmal «traurig» genannt. In Italien, sagte er, würden die Leute Neulingen helfen und sie zu sich nach Hause einladen, «in Frankreich fassen sie nicht schnell Vertrauen.» Es gibt Spieler, die sich auflehnen in einer solchen Situation, die Enttäuschung und Zorn wegstecken und fighten. Alex Frei war so ein Spieler. Davide Chiumiento kann nicht kämpfen, wenn es ihm nicht gutgeht. Er ist unglücklich in Le Mans, und er ist es ein Jahr später auch bei den Young Boys, seiner nächsten Station, er wirkt so lustlos, dass man ihn für arrogant hält.

Chiumiento hat viel darüber nachgedacht, was ihm passiert ist. Er hat gelernt, die Schuld bei sich zu suchen, er weiss, dass es ihm an Demut gefehlt hat, um sich bei weniger renommierten Vereinen als der Juve voll zu engagieren. Er hat keine Probleme zuzugeben, dass er nicht gut genug war, dass er falsche Entscheidungen getroffen hat und es ihm am unbedingten Willen gefehlt hat. Die frühen Erfolge, all das Lob, all die Hoffnungen – sie haben ihn am Reifen gehindert, statt ihn zu beflügeln. Und er hat begriffen, dass er es sich mit seinem Verhalten schwer macht. Er sagt: «Wenn mir etwas nicht passt, ziehe ich mich zurück, statt das Gespräch zu suchen. Das braucht viel Energie, da kommt nicht die beste Version von Davide heraus.» Er habe in der letzten Zeit extrem gespürt, dass es eine Schwäche von ihm sei, der Konfrontation aus dem Weg zu gehen.

Chiumiento hat gekämpft mit den Gepflogenheiten im Fussball, und er tut es noch. Ist er ungeeignet für das Geschäft? «Ja», sagt er. Ihn stört, dass wenige Trainer ehrlich seien. Sami Hyypiä, der ihn im FCZ vor eineinhalb Jahren aussortiert hatte, schätzt er. «Er wollte mich einfach nicht», sagt Chiumiento, «das hat er mir ehrlich mitgeteilt.» Damit kann er umgehen. Als ihm der Trainer Rolf Fringer in Luzern auftrug, die Locken abzuschneiden, tat er es. Für Fringer waren die langen Haare ein Statement, er wollte nicht, dass sich der Spieler als Künstler begriff. Chiumiento hat das verstanden, weil Fringer ihn sonst stets stützte. Ihn verletzt, wenn er spürt, dass man ihn nicht mehr will, so war es in den letzten Monaten in Zürich. Dann wird er zum traurigen Davide, der die ganze Kabine ansteckt mit seinem Trübsinn.

Sein feines Sensorium wirkt umgekehrt positiv, wenn es ihm gut geht. Als integrativ, menschlich und liebevoll schildern ihn Kollegen, die mit ihm in Luzern spielten. Als einen der wenigen, der sich um die Jungen kümmert, der sie fragt, wie es ihnen geht.

Ein letzter Vertrag
Die Welt ist eng geworden für einen Fussballromantiker wie Chiumiento. Er ist ein Spieler aus einer anderen Zeit, einer freieren, weniger normierten, als die klassische Nummer 10 das Spiel lenkte. Ihr hängt er nach. «Fantasista» würde man ihn in Italien nennen. «Der Fussballer heute muss mehr ein Roboter sein», sagt er, «wenn man nicht ist wie die anderen, bekommt man ein Problem.» Es sei so kompliziert geworden mit all den Statistiken, sei einer nur acht Kilometer gerannt, habe er ein schlechtes Spiel gemacht; diese Sichtweise stört ihn. Er ist 32 und stellt fest, dass «die Jungen heute mehr reden als die Älteren», er sieht, wie selbstbewusst sie sind, wie einfach es ihnen gemacht wird. Er glaubt, dass es «nur wenige gibt, die reif genug sind, um das als Riesenchance zu begreifen.»

Man wüsste gern, was aus Chiumiento geworden wäre, hätte er einen guten Berater gehabt, der ihm einmal eins auf den Deckel gegeben hätte. Oder mehr Trainer, die gespürt hätten, dass Chiumiento unglücklich ist, wenn er sich zurückzieht, nicht faul. «Der Fussball gibt mir schon lange kein Lächeln mehr», sagt er. Wann sein letztes Spiel war, weiss er nicht mehr. Zehn Minuten im Frühjahr gegen Wohlen oder Xamax. So aufzuhören, kann er sich nicht antun, das findet er selbst. Er will noch einmal spielen, irgendwo, wo man ihn wirklich will. Mit dem Ball am Fuss – so muss sich einer wie er verabschieden.
«Der Fussballer heute muss mehr ein Roboter sein», sagt Chiumiento, «wenn man nicht ist wie die anderen, bekommt man ein Problem.»


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