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schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 13.05.17 @ 23:01

Guter Artikel in der Sonntags-NZZ:

Für den FCZ kommt jetzt die wahre Challenge

Der FC Zürich kann in den nächsten Tagen in die Super League aufsteigen. Er hat nach dem Absturz vor einem Jahr vieles richtig gemacht. Doch die Bewährungsprobe steht ihm erst bevor.

von Christine Steffen 13.5.2017

Doch, es hätte auch schiefgehen können mit dem FCZ und seinem Plan, sofort wieder aufzusteigen. Dass jetzt Bier kaltgestellt wird für eine Feier in den nächsten Tagen – es war vor einem Jahr keineswegs sicher. Denn der Fall war kein Pech. Er legte strukturelle Mängel bloss, die den Klub schleichend destabilisiert hatten bis zum Zusammenbruch.

Im Mai 2016 versanken die Zürcher in einem chaotischen Taumel: Sami Hyypiä, dem zweiten Trainer der Saison, entzog die Mannschaft das Vertrauen, aufgebrachte Fans verlangten Zutritt zu den Spielergarderoben auf der Trainingsanlage, das Präsidentenpaar wurde unter Polizeischutz gestellt. Die Mischung aus Ohnmacht und Wut bei der Anhängerschaft war explosiv. Wohin würde der zerrüttete Verein steuern?

Ancillo Canepa entschloss sich zu einem vernünftigen Schritt: Er räumte erstmals eigene Fehler ein. Und er leitete unter Druck ein «Change-Management» ein, wie er es nannte. Thomas Bickel, Chefscout und Verantwortlicher für das Talentmanagement, wurde zum sportlichen Leiter befördert. Das war nicht der ganz grosse «Change», aber er zeugte von der Einsicht des Präsidenten, dass er als Sportchef möglicherweise nicht geglänzt hatte.

Doch Bickel war unerfahren, bei seinen ersten Auftritten äusserte er sich derart trocken, dass man ihn für einen Langweiler halten konnte. Er bildete ein ungleiches Gespann mit dem lauten Uli Forte, dem Trainer, der dem FCZ eher passiert war, als dass dieser ihn sorgfältig ausgewählt hatte. Forte war in höchster Not gerufen worden, er hatte sich als aufopferungsvoller Retter eingeführt und galt der Anhängerschaft als GC-Mann. Heisse Liebe sieht anders aus, aber Wünsche haben keinen Platz, wenn man vor dem Abgrund steht.

Es gab Fragen, aber es gab auch eine Gewissheit. Wenige Tage nach dem Abstieg zeigte das Präsidentenpaar bereits die Richtung auf: sofortiger Wiederaufstieg, kaum Einsparungen auf das Super-League-Budget von rund 20 Millionen Franken. Das war entscheidend für die Erfolgsgeschichte dieser Saison. Die Leitplanken garantierten Sicherheit und verhinderten, dass ein Vakuum entstand, dass sich Unsicherheit und Zweifel in den Verein fressen konnten.

Ode an die Challenge League

Vier Tage nach dem Abstieg trat der FCZ im Cup-Final gegen Lugano an; Besucher aus dem Ausland sagten, sie hätten nie ein seltsameres Fussballspiel gesehen. Es war kein Match, es war ein gespenstisches Theater, das im Letzigrund aufgeführt wurde. Eine finster schweigende Südkurve, die die Mannschaft mit einem Transparent empfing, auf dem stand: «Günned de Final, gönd hei und schämed eu wiiter.»

Ein Team auf dem Feld, dem der Abstiegsschock die Beine lähmte und das sich verzagt zum 1:0 rettete. Am Ende stand der Pokal vor der Kurve, der Captain Alain Nef hatte die Opfergabe dargebracht, sie war auch ein Angebot zur Versöhnung. Der Sieg wurde hingenommen, aber nicht gefeiert, aber er war trotzdem wichtig – nicht nur, weil er die Tür zur Europa League öffnete.

Der Final ebnete auch den Weg von der Zerrüttung zum Neuanfang; er erlaubte den Anhängern, ihre Frustration zu zeigen. Er leitete über von den gewaltsamen Szenen des letzten Meisterschaftsspiels, als eine Gruppe von aufgeputschten, vermummten Jugendlichen ins Stadioninnere eindrang, in die erste Partie in der Challenge League. Winterthur kam, die Partie hatte Happening-Charakter.

Nur zwei Monate lagen zwischen den beiden Spielen, es war verblüffend, wie die Stimmung in kurzer Zeit umgeschlagen hatte. Bald nach dem Zusammenbruch waren überall in der Stadt Kleber aufgetaucht, «jetzt erscht rächt» hiess es darauf, sie riefen trotzig dazu auf, eine Saisonkarte zu kaufen.

Und die Leute kauften. 6300 Saisonkarten wurden bezogen, mehr als in der Super-League-Saison davor, die Südkurven-Abos waren sogar ausverkauft. 8700 betrug der Zuschauerschnitt im Letzigrund in der letzten Saison, bei 9358 liegt er in der laufenden. Die Anhänger deuteten die Schmach in ein Abenteuer um, die Ochsentour durch die Provinz in Fussballromantik.


Eine FCZ-Anhängerin schrieb in einem Blog unter dem Titel «Ode an die Challenge League»: «Was an dieser Liga ist denn wirklich so gut? Die Gegner. Die Städte, die wir nun wieder bereisen dürfen. Schaffhausen, Neuchâtel, Genf, um nur einige davon zu erwähnen. Stadien, die wir wieder von innen sehen. Spieler, die entfernt noch in Erinnerung sind.»

Plötzlich war alles so entspannt: Das Polizeiaufgebot war kleiner, die Ticketpreise waren moderat, es gab mehr Bierstände.

Es kamen Leute in den Letzigrund, die sich an alte Zeiten erinnert fühlten, als der FCZ zuverlässig scheiterte, das aber mit viel Gefühl. Plötzlich war alles so entspannt: Das Polizeiaufgebot war kleiner, die Ticketpreise waren moderat, es gab mehr Bierstände. Aber die Mannschaft ging nicht unter wie früher, sie reihte Sieg an Sieg. Das war ein gutes Gefühl – auch wenn die Gegner Wohlen hiessen oder Schaffhausen und nicht Basel oder YB.

Das Team hatte wieder ein Gesicht, es war ein Plan erkennbar: Mit Adrian Winter, Roberto Rodriguez, Kay Voser und dem Goalie Andris Vanins wurden Spieler geholt, die den Schweizer Fussball kannten. Die bodenständige Strategie setzte auf sichere Werte, sie löste die Traumtänzerei der vergangenen Saison ab, als der einsame Finne Hyypiä vergeblich versucht hatte, in einen fruchtbaren Kontakt mit der Mannschaft zu treten.

Die Spieler, die ihre Zukunft nicht in der zweiten Liga sahen, konnten gehen. Talente wie Kevin Bua oder Anto Grgic verliessen den Verein, ebenso Routiniers wie Philippe Koch, Franck Etoundi oder später Armando Sadiku. Nach Jahren, in denen dem schönen Spiel – zumindest theoretisch – grosse Bedeutung beigemessen worden war, zählte jetzt Arbeit. Statt eleganten Lucien-Favre-Fussball, verkörpert von künstlerischen Typen wie Yassine Chikhaoui oder Davide Chiumiento, gab es Einsatz und Kampf.

Die Lässigkeit der Vergangenheit, der leidige Hang, sich Stimmungen hinzugeben, waren endlich weg; dieser Mentalitätswandel ist der grösste Verdienst von Uli Forte. In der Vorrunde traten die Zürcher fast immer dominant auf; sie liessen auch dann nicht nach, als sie Spiel um Spiel gewannen.

Zur Stabilisierung in den ersten Monaten trug ausgerechnet die Europa League bei. Sie galt eigentlich als Risikofaktor, sie hätte den Spielern den Kopf verdrehen können, doch die Mannschaft schaffte die Wechsel von den Arenen in Spanien, Rumänien und der Türkei auf die Rumpelplätze mit stoischer Gelassenheit. Die gute Leistung im ersten Spiel gegen Villarreal im September, das unglücklich 1:2 verloren ging, zeigte: Das Team funktioniert als Einheit.

Statt sie abzulenken, hielt der internationale Wettbewerb die Mannschaft bei Laune. In der zweiten Saisonhälfte, als der FCZ ausgeschieden war, und es – ausser dem Cup – keine Inseln mehr gab im Alltag, fehlten in fast allen Partien Esprit und Energie. Die Siege gelangen auch mit halber Kraft, warum also mehr geben?

Anfang März wurden noch einmal die Kräfte gebündelt: Der FCZ spielte im Cup-Halbfinal gegen Basel. Die Partie galt auch als Gradmesser für die Super-League-Tauglichkeit der Zürcher. Sie verloren 1:3. Und sie wussten: Es ist ein weiter Weg auf Basler Niveau.

Einem passte das Nachlassen in der Rückrunde überhaupt nicht: Nach dem Unentschieden gegen Winterthur im März erklärte Thomas Bickel dem Team, dass die Leistung ungenügend war. Der Sportchef hat sich zu einer Schlüsselfigur entwickelt und gezeigt, dass hinter dem ruhigen Wesen kein Langweiler steckt, sondern ein ehrgeiziger, uneitler Charakter.


Er hat die Challenge League nicht als romantisches Abenteuer begriffen, sondern immer als Absturz, der nie hätte passieren dürfen. Mit dem Stürmer Raphael Dwamena ist ihm ein vielversprechender Transfer gelungen. So ungleich das Duo Forte/Bickel ist – Differenzen sind keine auszumachen. Allerdings ist die Beziehung auch nie auf ihre Krisentauglichkeit geprüft worden.

Interessant ist, dass Bickels Sicht von Beginn an über die Saison hinausreichte; im November sagte Roberto Rodriguez in der NZZ: «Es könnte etwas entstehen, das immer weiterwächst.» Kay Voser sprach von einem «Projekt», das ihn gereizt habe. Ebenfalls im November sagte Bickel auf die Frage, wohin der FCZ in Zukunft gehöre: «An die Spitze der Super League. Das ist klar.» Sein Präsident wird die Worte gern gehört haben.

Canepa: immer noch der Gleiche

Bickel legt seine Arbeit langfristig an, ihn interessiert nicht nur die erste Mannschaft, sondern auch Verbesserungen im Unterbau, beim Nachwuchs. Wie nachhaltig er im FCZ arbeiten kann, entscheidet das Präsidentenpaar. Es ist nicht das erste Mal, das es Leuten aus dem Hintergrund Verantwortung übertragen hat.

2013 übernahm der Talentmanager Marco Bernet den Posten des sportlichen Direktors. Eineinhalb Jahre später schaffte Canepa die Position ab, Bernet verliess den Verein und hinterliess eine fachliche Lücke, die der Präsident erfolglos auszufüllen versuchte.

Es war ruhig um die Canepas in dieser Saison. Aber wenn sich der Präsident verlauten liess, deutete nichts darauf hin, dass ihn der Absturz grundsätzlich verändert hätte. Auf die Kritik an seinem Führungsstil angesprochen, sagte er im Dezember im «Landboten»: «Im Nachhinein muss ich gar sagen, ich hätte vermehrt auf mich selber hören sollen, was Transfer- und Kaderplanung betraf.»

Was passiert, wenn der FCZ in den nächsten Monaten eine Baisse hat? Wie tragfähig ist das Konstrukt, wenn es nicht reibungslos läuft?

Eine Aussage, die die Kritiker nicht unbedingt zuversichtlich stimmt. Canepas haben jetzt mit Thomas Bickel einen Mann in der Führung, der klare Vorstellungen hat und einen Plan für die Zukunft. Doch was passiert, wenn der FCZ in den nächsten Monaten in eine Baisse gerät? Wenn er ein paarmal hintereinander verliert? Wie tragfähig ist das Konstrukt, wenn es nicht reibungslos läuft?

Die Auszeit ist bald vorbei. Die entscheidende Bewährungsprobe für den FC Zürich kommt erst jetzt.
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Re: Medien

Beitragvon Gibs » 14.05.17 @ 23:35


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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 16.05.17 @ 15:09

Wie man auf den Instagram-Storys der Spieler sehen kann, hatte die Mannschaft heute wieder ein gemeinsames feines Zmittag. Kann mich jemand mal aufklären, was für ein feines, direkt am Ser gelegenes Restaurant die ist? Das Züri-Grüppli geht da nämlich auch sonst immer wieder, will auch mal da hin :)
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Re: Medien

Beitragvon Millwall ZH » 16.05.17 @ 15:47

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Wie man auf den Instagram-Storys der Spieler sehen kann, hatte die Mannschaft heute wieder ein gemeinsames feines Zmittag. Kann mich jemand mal aufklären, was für ein feines, direkt am Ser gelegenes Restaurant die ist? Das Züri-Grüppli geht da nämlich auch sonst immer wieder, will auch mal da hin :)


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Re: Medien

Beitragvon Krönu » 16.05.17 @ 15:56

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Wie man auf den Instagram-Storys der Spieler sehen kann, hatte die Mannschaft heute wieder ein gemeinsames feines Zmittag. Kann mich jemand mal aufklären, was für ein feines, direkt am Ser gelegenes Restaurant die ist? Das Züri-Grüppli geht da nämlich auch sonst immer wieder, will auch mal da hin :)

Das müsste Fischers Fritz sein.

http://www.fischers-fritz.ch/de/beiz/impressionen/
Gemäss einer Studie der Fairleigh Dickinson Uni (2011) sind Fox News Zuschauer nicht nur schlechter informiert als die Zuschauer anderer News Sender, sondern sind im Schnitt sogar etwas schlechter informiert als Menschen, die gar keine Nachrichten sehen.

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Re: Medien

Beitragvon fczlol » 16.05.17 @ 16:08

Krönu hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Wie man auf den Instagram-Storys der Spieler sehen kann, hatte die Mannschaft heute wieder ein gemeinsames feines Zmittag. Kann mich jemand mal aufklären, was für ein feines, direkt am Ser gelegenes Restaurant die ist? Das Züri-Grüppli geht da nämlich auch sonst immer wieder, will auch mal da hin :)

Das müsste Fischers Fritz sein.

http://www.fischers-fritz.ch/de/beiz/impressionen/


+1 Hätte ich auch getippt :-)
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Re: Medien

Beitragvon zuerchergoalie » 16.05.17 @ 17:29

Krönu hat geschrieben:
schwizermeischterfcz hat geschrieben:Wie man auf den Instagram-Storys der Spieler sehen kann, hatte die Mannschaft heute wieder ein gemeinsames feines Zmittag. Kann mich jemand mal aufklären, was für ein feines, direkt am Ser gelegenes Restaurant die ist? Das Züri-Grüppli geht da nämlich auch sonst immer wieder, will auch mal da hin :)

Das müsste Fischers Fritz sein.

http://www.fischers-fritz.ch/de/beiz/impressionen/


Interessant, dass Pagliuca und Kiassumbua zur gleichen Zeit auch dort waren ;-)
MS27: «Die Journalisten schreiben ab und zu einen Mist zusammen. Und wir spielen ab und zu einen Mist zusammen.» Dann lacht er.
Tagesanzeiger, 23.11.2019
Schönbi #27 Immer eine vo ois.


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