likavi hat geschrieben:sub hat geschrieben:Lucien Scherrer bedauert vermutlich, dass es "der Stürmer" nicht mehr gibt. Dort hätte er wahrscheinlich eine grosse Karriere gemacht.
Na ja, solche heftigen und völlig abstrusen Reaktionen wie die von Dir ja fast schon ein Beweis, dass Scherrer Recht hat.
Die von ihm beschriebenen Tendenzen sind auf jeden Fall vorhanden. Die Frage ist, wie stark und wichtig diese tatsächlich sind. Aber er schreibt ja ganz bewusst "ein Teil der Fanszene" die "Südkurve ist kein geschlossener Block" etc. Also, im Vergleich mit anderen Journalisten, die in letzter Zeit über die "Fans" geschrieben haben, ist das noch am differenziertesten.
Und von wegen "Stürmer" - Journalisten, die Sozialismus gut finden und Juden/Israel-feindlich sind (die beiden Elemente, die Nationalsozialisten ausmachten), findest Du eher beim Tages-Anzeiger oder beim SRF, aber sicher nicht bei der Weltwoche - aber auch dort wäre der Vergleich übertrieben.
Es ist ja grade zu lachhaft, dass der kurze Einwurf, die Szene sei "heterogen" dir genügt, dass diesen Erguss als am "Differenziertesten" zu bezeichnen! Der Artikel ist meines Erachtens sehr ähnlich der plumpen und schlecht-verkleideten Argumentation "ich bin kein Rassist, aber" aufgebaut. Es fällt kein einziges positives Wort über die Südkurve, deren Mehrheit einem normalen Job nachgehen und halt auch so ziemlich der Otto-Normalbürger mit seinen 08/15 Problemchen sein dürfte und die einfach gerne Fussball schauen gehen! Ich kenne einige FCZler von der Südkurve und keiner ist in diesem Pamphlet wiederzufinden, obwohl der Autor nicht müde wird, die Südkurve mit allerlei Bezeichnungen zu kategorisieren. Scherrer, wahrscheinlich im Wohlwissen, dass die Südkurve so ziemlich jede Bevölkerungsgruppe der Schweizer Zivilisation beinhaltet (vom links-radikalen Chaoten bis zum Familienvater), reitet lieber auf seinen Stereotypen und Feindbilder herum, die sich allesamt in der alternativen und linken Szene befinden. Wir werden abwechslungsweise als "Hipster", "Modefans", "Lieblinge der Schickeria", "Studenten(pack)", "rot-grüne Zürcher", "(bünzlige) Aargauer und St. Galler, die gerne urban wären" diffammiert.
Er bedient so die niederen Gefühle des Vorstadtbünzlis exzellent und erklärt, dass:
- Rote-Grüne Zürich an diesem "Schlamassel" schuld ist
- urban (oder die Städte) grundsätzlich falsch und Heuchler sind (ein Hoch auf die idyllische Schweiz)
- die Fanarbeit gescheitert ist (scheiss softe Psychologen und Sozialarbeiter, sind eh nur gescheiterte Phil Einser)
- Das in der Südkurve alles steht, was die Schweiz kaputt macht (vom links-radikalen Terroristen bis zum vollbärtigen Veganer, die mir mein Servola wegnehmen)
Die Parallele zum Stürmer ist nicht der Antisemitismus aber es ist die bewusste Überzeichnung der Stereotypen und die (bewusste) pauschale Diffammierung breit gefächerten Gesellschaftgruppierungen wie in diesem Fall der Südkurve, um die dumpfen Gefühle der "aufrechten" Schweizer zu bedienen. Wenn du den weiter oben verlinkten Artikel zu seinen Weltwochen-Tätigkeiten liest, ist der Vorwurf aufgrund meines Erachtens deutlich erkennbaren Parallelen in Punkto Vokabular und Stil nicht komplett von der Hand zu weisen.
Der mörgelianischer Vorwurf die Nationalsozialisten seien Sozialisten und müssen von den "Linken" ja gefeiert werden mag ich nicht kommentieren.