Kollegah hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/fcz-vor-derby-gegen-gc-praesident-ancillo-canepa-im-interview-197073574858
Kann das jemand reinkopieren? Danke!
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FCZ vor Derby gegen GC: Präsident Ancillo Canepa im Interview
Interview mit Ancillo Canepa
«Wenn sich ein junger Spieler derart respektlos verhält, ist das eine andere Dimension»
Vor dem Derby gegen GC erklärt der Präsident des FCZ den Wandel der Mannschaft, spricht über die jüngste Unruhe im Club und zeigt sich angetan von der Art seines Trainers Ricardo Moniz.
Thomas Schifferle
Thomas Schifferle
Publiziert heute um 05:35 Uhr
Sieht den FCZ auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft: Ancillo Canepa.
Sieht den FCZ auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft: Ancillo Canepa.
Foto: Georgios Kefalas (Keystone)
Die vergangenen zwei Wochen nutzte Ancillo Canepa, um mit seiner Frau Heliane Ferien in Oman zu machen. Nur die beiden Hunde fehlten, sie blieben, bestens betreut, daheim. Der 71-Jährige gibt sich rastlos, wenn es um seinen FCZ geht, den er seit Dezember 2006 präsidiert. Und gewohnt angriffig, wenn es um die Vorfälle mit Jonathan Okita und Labinot Bajrami geht. Darum sagt er: «Überall beklagen wir die Verrohung unserer Gesellschaft. Und wenn wir beim FCZ konsequent reagieren und gewisse Dinge nicht mehr akzeptieren, kritisiert man uns.»
Herr Canepa, der FCZ ist bekanntlich ein Spitzenclub. Hat er auch eine Spitzenmannschaft?
Gemäss aktueller Tabelle ist es offenbar so.
Natürlich ist die Saison noch nicht alt. Aber nach dem Einbruch der Young Boys scheint es ganz so, als wäre ein Meistertitel zu vergeben. Wie gross ist die Ambition des FCZ, diese Chance zu nutzen?
Meiner Einschätzung nach gibt es in dieser Saison mindestens fünf Mannschaften, die um den Titelgewinn spielen können. Wenn wir keine Ambitionen hätten, uns zumindest für den Europacup zu qualifizieren, könnten wir zu Hause im Bett bleiben.
Wen sehen Sie alles vorne?
Ich möchte mich nicht auf die Äste wagen, aber Lugano ist für mich Stand heute der Topfavorit.
Wie sehr macht Ihnen der neue FCZ Spass?
Mir gefällt, wie sich die Mannschaft, wie sich einzelne Spieler in eine gute Richtung entwickelt haben. Aber wir stehen erst am Anfang.
Und was soll am Ende sein?
Wir wollen so weit sein, dass Sie mir nicht mehr die Frage stellen können, ob wir eine Spitzenmannschaft haben.
Wo hat sie ihre Stärken?
In den guten Momenten ist sie ausgesprochen spielstark, effizient und verteidigt souverän. Das Spiel in Basel (2:0 am 21. September) war ein gutes Beispiel dafür. Zu allfälligen Schwächen sollen sich andere äussern.
Und wo sind Schwächen?
Dazu sollen sich andere äussern.
Wohin bewegt sich der FCZ?
Um den FCZ, wie ich das bei der letzten Generalversammlung angekündigt habe, neu erfinden zu können, brauchte es personelle Anpassungen, sei es im Managementbereich, sei es im sportlichen Bereich. Darauf aufbauend wollen wir jetzt nachhaltig sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg anstreben.
Es gab ja einige Unruhe wegen diverser personeller Wechsel. Hat sich das Innenleben des Clubs wieder normalisiert?
Diese sogenannte Unruhe war primär ein mediales Thema. Ich habe es bei uns intern ganz anders wahrgenommen.
Die Spieler, die diese Saison gekommen sind, sind von überallher: ein Nigerianer aus Bulgarien, ein Argentinier aus Spanien, ein Kolumbianer aus Deutschland, ein Ivorer aus Belgien und so weiter. Wie kann der FCZ so Identität schaffen?
Zuerst einmal sind wir in Zürich zu Hause, in einer ausgesprochen multikulturellen und international orientierten Stadt. Zweitens haben wir beim Scouting besonders darauf geachtet, dass neue Spieler auch charakterlich zum FCZ und zu seinen Ambitionen passen. Und drittens: Solange wir zuständig sind, braucht man sich um die Identität des FCZ keine Sorgen zu machen.
Von den Talenten aus dem eigenen Nachwuchs ist nicht mehr viel zu sehen. Diese Saison kommt der FCZ in der Nachwuchs-Trophy der SFL erst auf 425 Minuten, davon 319 allein von Junior Ligue. Wo sind also die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die Ihnen so wichtig sind?
Die Integration von jungen Spielern muss sorgfältig und einzelfallbezogen erfolgen. Ich lade Sie gerne einmal zu einem Trainingstag in unserem Trainingscamp ein. Sie können dann selber beobachten, wie wir mit unseren jungen Talenten arbeiten. Und auch, wer mit ihnen konkret arbeitet. Es geht um das richtige Timing und um Geduld. Sie können mich gerne in einem Jahr wieder dazu befragen.
Ricardo Moniz ist als Trainer eine spezielle Figur und seine Art gewöhnungsbedürftig. Was überzeugt Sie an ihm?
Zum FCZ passt ein spezieller Trainer. Gewöhnungsbedürftig? Überhaupt nicht, im Gegenteil. Er ist sehr erfahren und fussballverrückt im positiven Sinn. Ich bin mehr als froh, dass wir einen Trainer haben, der die Spieler weiterentwickeln kann und auch will, der direkt kommuniziert und bei dem das Leistungsprinzip im Vordergrund steht.
Wo muss er sich denn ändern?
Er soll so bleiben, wie er ist.
«Er soll so bleiben, wie er ist»: Ancillo Canepa über seinen Trainer Ricardo Moniz.
«Er soll so bleiben, wie er ist»: Ancillo Canepa über seinen Trainer Ricardo Moniz.
Foto: Christian Merz (Keystone)
Wo soll der Weg mit Moniz hinführen? Kann er wirklich ein Gesicht des FCZ sein?
Ricardo soll den FCZ gemeinsam mit uns in eine erfolgreiche Zukunft führen. Er ist bereits jetzt das Gesicht des neuen FCZ.
Er geht nicht gerade zimperlich mit seinen Spielern um, das ist am besten am Beispiel von Jonathan Okita zu erkennen. Okita soll ihn «verarscht» haben, sagte er, nachdem er ihn gegen Guimaraes nach 18 Minuten wieder ausgewechselt hatte …
… ja …
… Ihre Reaktion erstaunte, indem Sie sagten, Sie hätten sich noch deutlicher ausgedrückt. Kommt man mit diesem Umgangston wirklich weiter?
Ich will nicht moralisieren. Aber egal in welchem Beruf, wenn du nicht Vollgas gibst, aber trotzdem einen sehr guten Lohn verlangst, wird das niemand akzeptieren. Nur im Fussball sollen andere Regeln gelten. Man kann auch einmal schlechter spielen, aber kämpfen und rennen geht immer. Das Ausscheiden aus dem Europacup hat uns rund zehn Millionen Franken gekostet. Wären alle Spieler ans Limit gegangen, wären wir nicht derart chancenlos geblieben. Der interne Umgangston ist korrekt und anständig. Je nach Temperament kann es auch einmal lauter werden. So darf es auch sein.
Nach dem Spiel gegen Lausanne konnte Moniz nur mit vereinten Kräften zurückgehalten und von einem Eklat abgehalten werden. So etwas gibt kein gutes Bild ab.
Von aussen sieht man meistens nur die Reaktion einer Person. Welche vorangegangene Provokation aber dazu geführt hat, wird meistens ignoriert. Da könnte ich einige Beispiele zum Besten geben. Aber nach 90 Minuten sind die Wogen meistens wieder geglättet.
«Wir sind Profis, morgen ist alles vergessen», sagt er gerne, wenn er einen Spieler wie Okita blossgestellt oder sich gegen Lausanne ungebührlich benommen hat. Für Labinot Bajrami galt das aber nicht, nur weil dieser ihm «fuck off» sagte, nachdem Moniz ihn während seines kurzen Einsatzes im Cupspiel in Cham offenbar dauernd kritisiert hatte. Ist das nicht unlogisch?
Jetzt verstehe ich das Motiv dieser Frage wirklich nicht. Ja, es gibt tatsächlich ab und zu Vorkommnisse, während eines Spiels, aber auch im Training, die kurzfristig für Emotionen sorgen. Das sind aber keine Staatsaffären, darum kann man sie sofort wieder abhaken. Wenn sich aber ein sehr junger Spieler gegenüber seinem vierzig Jahre älteren Cheftrainer derart respektlos und unanständig verhält, ist das eine andere Dimension. Und dies, obwohl der Cheftrainer an seinen freien Tagen mit dem besagten Spieler individuell trainierte. Überall beklagen wir die Verrohung unserer Gesellschaft. Und wenn wir beim FCZ konsequent reagieren und gewisse Dinge nicht mehr akzeptieren, kritisiert man uns. Eine verrückte Welt!
Sie sind bei einem Spiel gerne an der Seitenlinie und noch lieber auf der Bank. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Das ist und bleibt mein Geheimnis … Nichts Dramatisches, aber ich habe meine Gründe.
Gerne vorne dabei: Ancillo Canepa (links) während des Europacupspiels im Juli gegen Shelbourne.
Gerne vorne dabei: Ancillo Canepa (links) während des Europacupspiels im Juli gegen Shelbourne.
Foto: Ennio Leanza (Keystone)
Wieso wollen Sie das nicht erklären?
Weil es für eine öffentliche Stellungnahme völlig irrelevant ist.
Im Spiel gegen Sion standen Sie vor Ihrem Sportchef Milos Malenovic und redeten energisch auf ihn ein. Was war da los?
Auch das bleibt mein Geheimnis. Es hatte aber nichts mit Milos zu tun.
Jetzt steht das Derby gegen die Grasshoppers an. Welche speziellen Erinnerungen an vergangene Duelle haben Sie?
Siege, Niederlagen, Unentschieden. Es waren unabhängig von der jeweiligen Tabellensituation immer sehr enge Spiele. Spontan erinnere ich mich allerdings an eine Ausnahme. Ich stand am Sonntagmorgen auf und erzählte Heliane, dass ich geträumt hätte, wir würden 6:0 gewinnen. Ich will ihre Antwort hier nicht wiedergeben. Fakt ist, dass wir tatsächlich mit diesem Ergebnis gewannen. Aber das ist lange her.
Das muss 2011 gewesen sein.
An das Spiel und die Tore kann ich mich natürlich noch sehr genau erinnern, aber nicht mehr an das genaue Datum.
Und Ihre Frau sagte Ihnen sicher, dass Sie träumen …
Was ja auch stimmte …
Was unterscheidet den FCZ von GC?
Nach neun Spielen eine Differenz von zehn Punkten.
Was bleibt Ihr Antrieb, um zusammen mit Heliane einen Fussballclub in einem Umfeld zu führen, das vor allem wirtschaftlich so schwierig ist?
Die immer wiederkehrende Frage. Weil wir immer noch topmotiviert sind, den FCZ wie mehrfach angedeutet neu zu erfinden. Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollen wir die nächste Stufe erreichen.
Stört Sie denn diese Frage?
Ja, weil sie uns in den letzten bald 20 Jahren sicherlich schon über 100-mal gestellt worden ist.
Könnte der FCZ ohne Sie überhaupt überleben?
Dies wäre sicher sehr schwierig.