Kollegah hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/fcz-spieler-bledian-krasniqi-warum-er-alex-frei-dankbar-ist-989151320309
Könnte jemand? Bledi eine vo ois!!
Blerim Dzemaili hat ihm das Schlafen beigebracht
Mit Alex Frei hat er einst über die Farbe seines Trikots gestritten. Sportchef Milos Malenovic ist sein Türöffner. Und dann ist da noch diese Sache mit dem Penalty in Basel.
Sabina BobstFlorian Raz
Florian Raz, Sabina Bobst(Fotos)
Publiziert heute um 19:30 Uhr
«Ou, sooo klar war das gar nicht!» FCZ-Mittelfeldspieler Bledian Krasniqi hat auch ein Talent als Entertainer.
«Ou, sooo klar war das gar nicht!» FCZ-Mittelfeldspieler Bledian Krasniqi hat auch ein Talent als Entertainer.
Eigentlich ist das Gespräch bereits vorbei. Aber dann kommt Bledian Krasniqi noch einmal in Fahrt. Über Umwege ist die Rede auf sein Spiel mit dem FC Zürich beim FC Basel im Mai 2023 gekommen. Auf diesen Penalty in der 89. Minute, der für so viel Aufregung gesorgt hat.
Schon lange hätte er dazu gerne etwas richtiggestellt, etwas erklärt: «Irgendwie ist es nie dazu gekommen.» Aber jetzt sprudelt der 22-Jährige fast über. Die Arme fliegen weit vom Körper, als er schildert, wie er das damals erlebt hat.
Krasniqi erzählt von der Berührung am Fuss, die er auf dem Feld spürt: «Ganz ehrlich.» Davon, wie er als noch nicht sonderlich mediengestählter Spieler nach dem Schlusspfiff praktisch direkt zu den Fernsehstationen muss. Und wie er kurz zuvor noch zu hören bekommt, die TV-Bilder zeigten ein «eindeutiges Foul».
«Also sagte ich im Interview voller Überzeugung: ‹Klarer Penalty.›» Erst nach dem Auftritt im Fernsehen schaut er sich das erste Mal selber die Videobilder der Szene an. Und stellt fest: «Ou, sooo klar war das gar nicht.»
In bester Entertainer-Manier bringt er die Episode zur Pointe und amüsiert sich königlich über die eigene Naivität: «Immerhin habe ich etwas gelernt: erst selbst die Bilder anschauen, bevor du etwas sagst.»
Die FCB-Legende als Türöffner
Krasniqi ist gut darin, Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel jene von seiner ersten Begegnung mit Alex Frei am Finalspiel mit der U-18 des FCZ gegen jene des FCB. Frei, damals noch Trainer im Basler Nachwuchs, kommt nach dem Schlusspfiff auf ihn zu: «Er sagte mir: ‹Du bist ein Topspieler. Aber du trägst noch die falschen Farben.› Ich sagte: ‹Danke Alex. Aber die Farben stimmen.›»
Zwei Jahre später wird der Rekordtorschütze der Schweizer Nationalmannschaft trotzdem Krasniqis Trainer. Frei übernimmt im Sommer 2020 den FC Wil. Für den damals 19-jährigen Krasniqi ist es die zweite Saison, in der er vom FCZ an die Ostschweizer ausgeliehen ist. Es wird eine entscheidende auf seinem Karriereweg. «Alex Frei hat mir die Tür geöffnet», sagt Krasniqi heute, «er hat voll auf mich gesetzt.»
«Alex Frei hat mir die Tür geöffnet.» Bledian Krasniqi über den Rekordtorschützen der Schweizer Nationalmannschaft.
«Alex Frei hat mir die Tür geöffnet.» Bledian Krasniqi über den Rekordtorschützen der Schweizer Nationalmannschaft.
Frei ist nicht der Einzige, der in Krasniqi etwas Besonderes sieht. Der ehemalige FCZ-Sportchef Marinko Jurendic sagt über ihn: «Er ist ein sehr talentierter Spieler, der das Potenzial für eine grosse Karriere hat.»
Aber es braucht auch die richtige Konstellation, damit jemand seine Möglichkeiten ausschöpfen kann. Auf die hat Krasniqi beim FCZ doch etwas warten müssen. Nach seiner Rückkehr aus Wil bleibt dem zentralen Mittelfeldmann beim Meistertitel 2022 die Rolle des Ergänzungsspielers. Und eigentlich ist er das bis weit in die aktuelle Saison hinein.
Obwohl es heisst, dass der FCZ auf ihn bauen will, ist er im ersten Spiel Ersatz. «Wir haben gewonnen, und das Team kam so in einen Flow, dass der Trainer nichts verändern wollte», erklärt Krasniqi.
Eine ungewöhnliche Vertragsverlängerung
Also braucht es auch das Pech der Mannschaft, damit Krasniqi sein Glück findet. Am 13. Dezember verliert der FCZ in Winterthur 1:2, Krasniqi darf nur rund eine Viertelstunde mittun. In 16 Runden ist er damit bloss zweimal länger als 22 Minuten auf dem Feld gestanden. Drei Tage später aber taucht der Name Krasniqi gegen St. Gallen in der Startformation auf. Und dort bleibt er. Nur einmal spielt er danach nicht von Anfang an, weil er angeschlagen fehlt.
Diesmal ist es nicht wie in Wil der Trainer, der ihm die Tür aufhält, sondern Sportchef Milos Malenovic. «Er hat mir im Herbst gesagt, dass er riesiges Potenzial in mir sieht und dass er mich pushen will», sagt Krasniqi.
So kommt es auch zu einer unüblichen Vertragsverlängerung. Nachdem er sich bereits im Sommer bis 2026 verpflichtet hat, unterzeichnet Krasniqi im November noch einmal einen Kontrakt, der sogar bis 2027 läuft. Kurz nach der Unterschrift wird er zum Stammspieler. Krasniqi sagt: «Ich habe Milos Malenovic viel zu verdanken.»
Wobei eine geöffnete Tür zwar helfen kann. Hindurchgehen muss man dann aber schon selber. Und das tut Krasniqi. In einem Team, das seit dem Spätherbst manchmal mehr mit sich selber als mit den Gegnern zu kämpfen scheint, sorgt er oft für die spielerischen Höhepunkte.
Wie bei seinem Tor in Yverdon. Die Drehung bei der Ballannahme, die Beschleunigung, die zwei, drei Hüftwackler, mit denen er zwischen vier Gegenspielern hindurchdribbelt, der Schuss ins hohe Eck: Es ist ein kleines Gesamtkunstwerk.
Ballannahme, Dribbling, Schuss: Bledian Krasniqis Tor in Yverdon zeigt all seine Fähigkeiten.
Ballannahme, Dribbling, Schuss: Bledian Krasniqis Tor in Yverdon zeigt all seine Fähigkeiten.
Quelle: Wyscout
Und irgendwo in diesen fliessenden Bewegungen sieht man vermutlich auch noch die Erinnerung an den kleinen Bledian, der als Primarschüler so lange auf dem Pausenhof in der Schwyzer Gemeinde Siebnen kickt, bis ihn die Mutter abholt, weil er eigentlich schon längst auf dem Weg nach Zürich ins Training sein müsste. «Ich bin manchmal zu spät zum Fussball gekommen, weil ich zu lange Fussball gespielt habe», sagt Krasniqi und muss selber lachen.
Die Lockerheit, die Freude am Spiel mit dem Ball scheint er sich bewahrt zu haben. Aber inzwischen ist der Zugang zu seinem Beruf um einiges ernsthafter geworden. Was auch mit Blerim Dzemaili zu tun hat. Während der Meistersaison teilt der Altmeister jeweils das Hotelzimmer mit Krasniqi. Und der kann gar nicht anders, als sich an Dzemailis Professionalität zu orientieren.
«Was, der grosse Blerim Dzemaili geht schon schlafen?»
Da stellt der junge Krasniqi zum Beispiel fest, wie früh sein Vorbild jeweils die Lichter löscht, und denkt sich: «Was, der grosse Blerim Dzemaili geht jetzt schon schlafen? Ich lege das Handy jetzt besser auch weg.»
Dzemaili ist im letzten Sommer als 37-Jähriger nach über 560 Clubspielen und 69 Auftritten im Schweizer Nationalteam zurückgetreten. Krasniqi steht erst am Anfang seiner Karriere. Bis zur U-21 ist er für die Schweiz aufgelaufen. Vom A-Nationalteam hat er noch nichts gehört. Der kosovarische Verband hat sich mal gemeldet, um grundsätzlich Interesse anzumelden. Theoretisch könnte Krasniqi auch für Albanien spielen.
Das Nationalteam ist aber noch keine Frage, die ihn gross umtreibt. Erst will er sich im Club bestätigen. Am Samstag gegen St. Gallen bestreitet er bereits sein 100. Profispiel für den FCZ. «Bekomme ich dafür eigentlich ein spezielles Leibchen?», fragt er den Medienchef, als die Zahl zum Thema wird.
Reaktionsschnell, vorausschauend, mit einem gewissen Witz: passende Qualitäten für einen offensiven Mittelfeldspieler.