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Every Defense's Nightmare
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Re: Medien

Beitragvon Every Defense's Nightmare » 18.03.23 @ 9:39

NZZ von Heute
(Zeigt eindrücklich, wie vertrackt solche Vertragssituationen verlaufen können.)

Der Fall Omeragic: Warum der FC Zürich erneut einen wertvollen Spieler ablösefrei verliert
Becir Omeragic galt einst als Kandidat dafür, dem FC Zürich auf dem Transfermarkt eine Rekordsumme einzubringen. Nun erhält der Meister nur eine Ausbildungsentschädigung für das Abwehrtalent. Was ist da schiefgelaufen?

Fabian Ruch
18.03.2023, 05.00 Uhr
2021 spielt Omeragic mit dem FC Zürich in Genf gegen seinen Jugendklub Servette. Es ist die Zeit, als Ancillo Canepa in ihm das grosse Transferlos sieht.
2021 spielt Omeragic mit dem FC Zürich in Genf gegen seinen Jugendklub Servette. Es ist die Zeit, als Ancillo Canepa in ihm das grosse Transferlos sieht.
Salvatore Di Nolfi / Keystone
Im Februar 2021 antwortete der FCZ-Präsident Ancillo Canepa in einem NZZ-Interview auf die Frage, ob Becir Omeragic der Rekordverkauf des FC Zürich werde: «Das hoffe ich. Halb Europa interessiert sich für ihn, auch absolute Topklubs.» Omeragic, damals 19, sei ein Triple-A-Talent, schwärmte Canepa. «Wir werden seinen Weg vernünftig planen, das sehen seine Familie und er auch so.»

Zwei Jahre später haben der FC Zürich und die Familie Omeragic ziemlich unterschiedliche Ansichten darüber, wie ein vernünftiger Weg aussieht. Ricardo Rodríguez, der 2012 für etwas mehr als 10 Millionen Franken nach Wolfsburg wechselte, wird von Omeragic nicht als FCZ-Rekordverkauf abgelöst. Dabei lagen Omeragic schon mit 16 Jahren Offerten des FC Barcelona und von Bayern München vor. Er entschied sich damals aber für den Wechsel aus dem Servette-Nachwuchs nach Zürich, «weil beim FCZ schon viele Spieler den nächsten Schritt in ihrer Karriere gemacht haben».


Diesen nächsten Schritt wird Omeragic im Sommer machen. Er wird den FC Zürich ablösefrei verlassen. Die monatelangen Verhandlungen über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags scheiterten, im Herbst kursierte sogar das Gerücht, der FCZ überlege sich, den Spieler auf die Tribüne zu setzen. «Grundsätzlich bestimmt bei uns der Leistungsgedanke, welche Fussballer zum Einsatz kommen», sagt der Sportchef Marinko Jurendic.

Auch Omeragic wechselte mehrmals den Berater
Der FC Zürich verliert also erneut einen wertvollen Fussballer ablösefrei. Warum passiert das dem Klub immer wieder? Und was lief im Fall Omeragic schief?

Vor allem der Abgang des damals 22-jährigen Toni Domgjoni im Jahr 2021 sorgte für viel Ärger. Der einstige FCZ-Junior verliess den Klub ebenfalls nach langen Gesprächen über eine Vertragsverlängerung Richtung Vitesse Arnheim. Kolportiert wurde, dass Domgjoni mehrmals den Berater gewechselt habe – und in den Verhandlungen fast eine halbe Million Franken Handgeld verlangt worden sei, dazu 5000 Franken monatlich für den Vater und mehrere hunderttausend Franken für den Berater.

Die finanziellen Forderungen und eine monatelange Hinhaltetaktik irritierten den FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa. Er bezeichnete Domgjoni als «guten Jungen», der aber sein Leben in die eigenen Hände nehmen müsse. Die Parallelen zu Omeragic sind nicht zu übersehen. Der FCZ sprach in den letzten Jahren mit vier verschiedenen Beraterfirmen, seit letztem Sommer wird der Verteidiger von SBE Management, der Agentur von Philipp Degen, betreut.

Im Grunde genommen war alles vorbereitet gewesen für einen lukrativen Transfer Omeragics im Sommer 2022. Noch vor einem Jahr galt der Abwehrspieler als wertvollster Fussballer der Super League, er überzeugte in der FCZ-Meistersaison mit starken Auftritten. Anfang April allerdings verletzte sich Omeragic am Meniskus, er fiel monatelang aus und kehrte erst Ende Juli zurück. Die Zeit lief gegen ihn, den FCZ, den lukrativen Transfer. Philipp Degen sagt, es habe letztes Jahr einfach nicht geklappt mit einer Vertragsverlängerung und auch nicht mit einem Wechsel. «Aber es geht hier nicht um eine Schuldfrage.»


Der Sportchef Jurendic spricht wie Degen ausführlich über den Fall, wägt aber ebenfalls genau ab, wie er sich öffentlich äussert: «Wir haben alles versucht, aber leider keine Einigung erzielen können.» Und ohne die schwere Verletzung Omeragics wäre ein Transfer im letzten Sommer, wie vorgesehen, realistisch gewesen.

In der laufenden Saison gelang es Omeragic wie anderen FCZ-Spielern nicht, überzeugende Leistungen zu zeigen. Er war zudem immer wieder verletzt oder angeschlagen, verlor sogar den Stammplatz. In der Winterpause gab es drei konkrete Offerten, vom FC Kopenhagen, von Sampdoria Genua, von Dinamo Zagreb, etwas mehr als eine Million Franken hätte der FC Zürich noch verdienen können. Doch Omeragic lehnte einen Wechsel ab – auch aus familiären Gründen. Es seien schwierige Zeiten für ihn gewesen, hört man. Omeragic will derzeit nicht mit Medien reden.

Schlimmstenfalls für den FCZ geht Omeragic zum FCB oder zu YB
Beim FCZ heisst es, Omeragic sei ein «guter Junge». Vor allem aber ist er immer noch mindestens ein Double-A-Talent: robust und kopfballstark, mit guter Spieleröffnung und starkem Positionsspiel, dazu mit Potenzial in der Offensive, vielseitig einsetzbar. Bald wird Omeragic, vor kurzem 21 geworden, schon 100 Super-League-Einsätze hinter sich haben, viermal spielte er bisher für die Schweiz, in der U-21-Auswahl ist er im Sommer als Leader an der EM vorgesehen.


Nun werden Omeragic, seine Familie und die Berater bei der nächsten Vertragsunterzeichnung ein schönes Handgeld erhalten. Für den FCZ ist sein Abgang hart, zumal bereits nach der Meistersaison zwei Leistungsträger ablösefrei gingen: Assan Ceesay zu Lecce und Ousmane Doumbia zu Lugano. Ceesays Leistungsexplosion kam völlig unerwartet, was Jurendic zu der Aussage führt, dass es nicht angemessen gewesen wäre, hätte der FCZ im Sommer 2021 den Vertrag mit dem zuvor ungenügenden Stürmer vorzeitig verlängert.

Bei Doumbia scheiterte eine Weiterverpflichtung an den finanziellen Rahmenbedingungen. Der FC Lugano bot dem 30-Jährigen einen bemerkenswerten Unterschriftsbonus, einen guten Lohn und vor allem einen Vierjahresvertrag. «Da konnten und wollten wir nicht mehr mithalten», sagt der FCZ-Sportchef Jurendic.

Alles nur Pech, unglückliche Umstände, schlechtes Timing? Womöglich war der FCZ teilweise auch zu selbstgewiss und zu naiv. Wie bei Willy Gnonto, der am letzten Tag des Transferfensters im Sommer 2022 gerade noch an Leeds United verkauft werden konnte. Aber nicht für mindestens 10 Millionen Franken, wie Canepa ausgerufen hatte. Sondern für rund die Hälfte.

Bei Omeragic bleibt dem FC Zürich nur die Ausbildungsentschädigung – 90 000 Franken pro Jahr für einen Auslandtransfer, 40 000 Franken pro Jahr für einen Wechsel innerhalb der Schweiz. Bezüglich Omeragics Zukunft sei noch alles offen, meldet der Berater Degen. Und der FCZ-Sportchef Jurendic sagt, die FCZ-Türe sei für den Spieler nicht zu, aber es brauche den gleichen Willen aller Beteiligten. Vereine wie der SC Freiburg, Leverkusen, Red Bull Salzburg und viele mehr beobachten die stagnierende Entwicklung Omeragics genau.

Im schlimmsten Fall für den FC Zürich wechselt Omeragic zum FC Basel oder zu YB. Dann würde der FCZ nur 200 000 Franken Ausbildungsentschädigung erhalten – und müsste vielleicht zuschauen, wie sich Omeragic ausgerechnet bei einem Rivalen stabilisiert und dann mit 23 oder 24 Jahren für eine hohe Ablösesumme in eine Topliga wechselt.
Wozu nach Mekka, wenn der Letzigrund so nah ist?


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spitzkicker
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Re: Medien

Beitragvon spitzkicker » 18.03.23 @ 13:24

Every Defense's Nightmare hat geschrieben:NZZ von Heute
(Zeigt eindrücklich, wie vertrackt solche Vertragssituationen verlaufen können.)

Der Fall Omeragic: Warum der FC Zürich erneut einen wertvollen Spieler ablösefrei verliert
Becir Omeragic galt einst als Kandidat dafür, dem FC Zürich auf dem Transfermarkt eine Rekordsumme einzubringen. Nun erhält der Meister nur eine Ausbildungsentschädigung für das Abwehrtalent. Was ist da schiefgelaufen?

Fabian Ruch
18.03.2023, 05.00 Uhr
2021 spielt Omeragic mit dem FC Zürich in Genf gegen seinen Jugendklub Servette. Es ist die Zeit, als Ancillo Canepa in ihm das grosse Transferlos sieht.
2021 spielt Omeragic mit dem FC Zürich in Genf gegen seinen Jugendklub Servette. Es ist die Zeit, als Ancillo Canepa in ihm das grosse Transferlos sieht.
Salvatore Di Nolfi / Keystone
Im Februar 2021 antwortete der FCZ-Präsident Ancillo Canepa in einem NZZ-Interview auf die Frage, ob Becir Omeragic der Rekordverkauf des FC Zürich werde: «Das hoffe ich. Halb Europa interessiert sich für ihn, auch absolute Topklubs.» Omeragic, damals 19, sei ein Triple-A-Talent, schwärmte Canepa. «Wir werden seinen Weg vernünftig planen, das sehen seine Familie und er auch so.»

Zwei Jahre später haben der FC Zürich und die Familie Omeragic ziemlich unterschiedliche Ansichten darüber, wie ein vernünftiger Weg aussieht. Ricardo Rodríguez, der 2012 für etwas mehr als 10 Millionen Franken nach Wolfsburg wechselte, wird von Omeragic nicht als FCZ-Rekordverkauf abgelöst. Dabei lagen Omeragic schon mit 16 Jahren Offerten des FC Barcelona und von Bayern München vor. Er entschied sich damals aber für den Wechsel aus dem Servette-Nachwuchs nach Zürich, «weil beim FCZ schon viele Spieler den nächsten Schritt in ihrer Karriere gemacht haben».


Diesen nächsten Schritt wird Omeragic im Sommer machen. Er wird den FC Zürich ablösefrei verlassen. Die monatelangen Verhandlungen über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags scheiterten, im Herbst kursierte sogar das Gerücht, der FCZ überlege sich, den Spieler auf die Tribüne zu setzen. «Grundsätzlich bestimmt bei uns der Leistungsgedanke, welche Fussballer zum Einsatz kommen», sagt der Sportchef Marinko Jurendic.

Auch Omeragic wechselte mehrmals den Berater
Der FC Zürich verliert also erneut einen wertvollen Fussballer ablösefrei. Warum passiert das dem Klub immer wieder? Und was lief im Fall Omeragic schief?

Vor allem der Abgang des damals 22-jährigen Toni Domgjoni im Jahr 2021 sorgte für viel Ärger. Der einstige FCZ-Junior verliess den Klub ebenfalls nach langen Gesprächen über eine Vertragsverlängerung Richtung Vitesse Arnheim. Kolportiert wurde, dass Domgjoni mehrmals den Berater gewechselt habe – und in den Verhandlungen fast eine halbe Million Franken Handgeld verlangt worden sei, dazu 5000 Franken monatlich für den Vater und mehrere hunderttausend Franken für den Berater.

Die finanziellen Forderungen und eine monatelange Hinhaltetaktik irritierten den FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa. Er bezeichnete Domgjoni als «guten Jungen», der aber sein Leben in die eigenen Hände nehmen müsse. Die Parallelen zu Omeragic sind nicht zu übersehen. Der FCZ sprach in den letzten Jahren mit vier verschiedenen Beraterfirmen, seit letztem Sommer wird der Verteidiger von SBE Management, der Agentur von Philipp Degen, betreut.

Im Grunde genommen war alles vorbereitet gewesen für einen lukrativen Transfer Omeragics im Sommer 2022. Noch vor einem Jahr galt der Abwehrspieler als wertvollster Fussballer der Super League, er überzeugte in der FCZ-Meistersaison mit starken Auftritten. Anfang April allerdings verletzte sich Omeragic am Meniskus, er fiel monatelang aus und kehrte erst Ende Juli zurück. Die Zeit lief gegen ihn, den FCZ, den lukrativen Transfer. Philipp Degen sagt, es habe letztes Jahr einfach nicht geklappt mit einer Vertragsverlängerung und auch nicht mit einem Wechsel. «Aber es geht hier nicht um eine Schuldfrage.»


Der Sportchef Jurendic spricht wie Degen ausführlich über den Fall, wägt aber ebenfalls genau ab, wie er sich öffentlich äussert: «Wir haben alles versucht, aber leider keine Einigung erzielen können.» Und ohne die schwere Verletzung Omeragics wäre ein Transfer im letzten Sommer, wie vorgesehen, realistisch gewesen.

In der laufenden Saison gelang es Omeragic wie anderen FCZ-Spielern nicht, überzeugende Leistungen zu zeigen. Er war zudem immer wieder verletzt oder angeschlagen, verlor sogar den Stammplatz. In der Winterpause gab es drei konkrete Offerten, vom FC Kopenhagen, von Sampdoria Genua, von Dinamo Zagreb, etwas mehr als eine Million Franken hätte der FC Zürich noch verdienen können. Doch Omeragic lehnte einen Wechsel ab – auch aus familiären Gründen. Es seien schwierige Zeiten für ihn gewesen, hört man. Omeragic will derzeit nicht mit Medien reden.

Schlimmstenfalls für den FCZ geht Omeragic zum FCB oder zu YB
Beim FCZ heisst es, Omeragic sei ein «guter Junge». Vor allem aber ist er immer noch mindestens ein Double-A-Talent: robust und kopfballstark, mit guter Spieleröffnung und starkem Positionsspiel, dazu mit Potenzial in der Offensive, vielseitig einsetzbar. Bald wird Omeragic, vor kurzem 21 geworden, schon 100 Super-League-Einsätze hinter sich haben, viermal spielte er bisher für die Schweiz, in der U-21-Auswahl ist er im Sommer als Leader an der EM vorgesehen.


Nun werden Omeragic, seine Familie und die Berater bei der nächsten Vertragsunterzeichnung ein schönes Handgeld erhalten. Für den FCZ ist sein Abgang hart, zumal bereits nach der Meistersaison zwei Leistungsträger ablösefrei gingen: Assan Ceesay zu Lecce und Ousmane Doumbia zu Lugano. Ceesays Leistungsexplosion kam völlig unerwartet, was Jurendic zu der Aussage führt, dass es nicht angemessen gewesen wäre, hätte der FCZ im Sommer 2021 den Vertrag mit dem zuvor ungenügenden Stürmer vorzeitig verlängert.

Bei Doumbia scheiterte eine Weiterverpflichtung an den finanziellen Rahmenbedingungen. Der FC Lugano bot dem 30-Jährigen einen bemerkenswerten Unterschriftsbonus, einen guten Lohn und vor allem einen Vierjahresvertrag. «Da konnten und wollten wir nicht mehr mithalten», sagt der FCZ-Sportchef Jurendic.

Alles nur Pech, unglückliche Umstände, schlechtes Timing? Womöglich war der FCZ teilweise auch zu selbstgewiss und zu naiv. Wie bei Willy Gnonto, der am letzten Tag des Transferfensters im Sommer 2022 gerade noch an Leeds United verkauft werden konnte. Aber nicht für mindestens 10 Millionen Franken, wie Canepa ausgerufen hatte. Sondern für rund die Hälfte.

Bei Omeragic bleibt dem FC Zürich nur die Ausbildungsentschädigung – 90 000 Franken pro Jahr für einen Auslandtransfer, 40 000 Franken pro Jahr für einen Wechsel innerhalb der Schweiz. Bezüglich Omeragics Zukunft sei noch alles offen, meldet der Berater Degen. Und der FCZ-Sportchef Jurendic sagt, die FCZ-Türe sei für den Spieler nicht zu, aber es brauche den gleichen Willen aller Beteiligten. Vereine wie der SC Freiburg, Leverkusen, Red Bull Salzburg und viele mehr beobachten die stagnierende Entwicklung Omeragics genau.

Im schlimmsten Fall für den FC Zürich wechselt Omeragic zum FC Basel oder zu YB. Dann würde der FCZ nur 200 000 Franken Ausbildungsentschädigung erhalten – und müsste vielleicht zuschauen, wie sich Omeragic ausgerechnet bei einem Rivalen stabilisiert und dann mit 23 oder 24 Jahren für eine hohe Ablösesumme in eine Topliga wechselt.


Wenn ein Spieler in diesem Alter schon viermal den Berater gewechselt hat und am Schluss bei Degen landet, dann ist ihm nicht zu helfen und nicht nachzutrauern.

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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 18.03.23 @ 16:06

https://www.radio.ch/play/serien/zueri- ... -fcz-fans/

Ich verschiebe das mal vom Podcast-Thread hierhin, weil es echt eine interessante Folge mit Jurendic ist.
Er gibt spannende Einblicke in seine Arbeit sowie auch in die Mechanismen und Ideen beim FCZ.

Mit ihm haben die Canepas mMn eine tolle Wahl getroffen, wie ich finde. Ich hoffe sehr, dass er uns noch eine Weile erhalten bleibt.
We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.

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Sektor D
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Re: Medien

Beitragvon Sektor D » 31.03.23 @ 13:48

Die Hoffnung stirbt zuletzt – wie Bo Henriksen den FCZ wieder salonfähig machte

Vor seiner Ankunft war der FCZ Tabellenletzter, der Meister der Vorsaison hatte allen Glanz verloren und befand sich in akuter Abstiegsgefahr. Seit Bo Henriksen Trainer des FC Zürich ist, erlebt der Klub einen zweiten Frühling und plötzlich sind sogar die Europapokal-Plätze wieder in Reichweite.

Als Bo Henriksen den FCZ übernahm, stand der Klub auf dem letzten Tabellenplatz. Fünf Punkte hatte der Club damals auf dem Konto, es gab keinen einzigen Sieg. Heute steht man immerhin auf Platz acht in der Tabelle, doch was macht Bo Henriksen anders als sein Vorgänger Franco Foda und vor allem: Was macht er besser?

Foda durfte in seiner Amtszeit als Trainer des FCZ lediglich acht Super-League-Spiele von der Seitenlinie aus begleiten. Sechs der acht Spiele gingen verloren. Lediglich gegen Winterthur und Luzern gelang der Mannschaft ein Unentschieden. Foda und der FCZ, es war keine Erfolgsstory.

Die grossen Fussstapfen
Foda scheiterte auch daran, die Spielidee von Meister-Trainer André Breitenreiter weiterzuentwickeln. Foda liess den FCZ in acht Super League Spielen in fünf verschiedenen Formationen auflaufen. Dem Deutschen gelang es nicht Schlüsselspieler wie Ousmane Doumbia und Topscorer Assan Ceesay zu ersetzen.

Zuerichs Cheftrainer Andre Breitenreiter freut sich mit dem Pokal und den Canepas im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Luzern im Letzigrund, am Sonntag, ...
André Breitenreiter (in der Mitte) führte den FCZ in der letzten Saison völlig überraschend zur Schweizer Meisterschaft.bild: keystone
Anders als Breitenreiter, schaffte Foda es nicht das Potenzial seiner Spieler auszuschöpfen. Hinzu kam, dass sein Wunschspieler Donis Avdijaj keine Bereicherung für das Team war und den Klub mittlerweile schon wieder verlassen hat.

Der dänische Retter
Bo Henriksen war von Beginn an das komplette Gegenteil seines Vorgängers, ein charismatischer, aufgestellter Typ, im Gegensatz zum eher zurückhaltenden Franco Foda. Bereits bei seiner Vorstellung versprühte er trotz der schwierigen Ausgangslage positive Energie. Doch er war sich auch von Beginn an seiner Aufgabe bewusst. «Meine grösste Aufgabe ist es, das Vertrauen und den Glauben wiederherzustellen.»

Das Auftaktprogramm für Henriksen machte diese Aufgabe nicht einfacher. Seine ersten drei Ligaspiele hätten wohl schwerer nicht sein können. Zuerst wartete YB, dann der FC Basel und schliesslich kam es zum Derby gegen die Grasshoppers.

FCZ Trainer Bo Henriksen jubelt nach dem Sieg beim Fussballspiel der Super League Grasshopper Club Zuerich gegen den FC Zuerich im Stadion Letzigrund in Zuerich am Sonntag, 19. Februar 2023. (KEYSTONE ...
Bo Henriksen glaubte von Beginn an das Projekt beim FCZ.bild: keystone
Dennoch erarbeitete sich der Stadtklub in den ersten beiden Spielen der Ära Henriksen gegen YB und den FC Basel jeweils ein 0:0. Das darauffolgende Derby gegen den Stadtrivalen GC ging allerdings sang- und klanglos mit 1:4 verloren.

FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagte bereits bei der Präsentation, dass Henriksen ein Trainer sei, der vermehrt die positiven Aspekte sieht. Mit seiner Aussage sollte Canepa recht behalten. Henriksen holte aus den folgenden acht Spielen mit dem FCZ fünf Siege und legte damit den Grundstein dafür, dass die Zürcher wieder Hoffnung im Abstiegsrennen schöpfen konnten.

Rückkehr zu alter Stärke
Doch was hat sich unter dem charismatischen Dänen beim FCZ geändert? Zumal ihm nahezu die gleichen Spieler wie Foda zur Verfügung standen.

Henriksen brachte wieder mehr Kontinuität in die Mannschaft. Er kehrte wieder vollständig zu einem System mit einer Dreierkette zurück. Zudem setzte er auf Cheick Konde als Abräumer vor der Abwehr, welcher den Abgang von Doumbia zum FC Lugano mittlerweile vergessen macht.

Nikola Katic war bei seiner Ankunft in Zürich im vergangenen Sommer noch nicht hundertprozentig fit und verpasste daher einige Spiele. Henriksen setzte von Beginn an auf den Kroaten, welcher sich zum neuen Abwehrchef beim Schweizer Meister entwickelte. In fünf der bisherigen 15 Spiele unter der Leitung des Dänen blieb der FCZ in der Liga ohne Gegentor. Unter Franco Foda gelang dies in acht Partien lediglich einmal beim 0:0 gegen den FC Luzern und in der Meistersaison von Breitenreiter blieb der FCZ ganze zehnmal ohne Gegentreffer.

Im Meisterjahr war der FCZ nach dem FC St. Gallen das Team, welches sich am schnellsten mit direkten Pässen vor das gegnerische Tor kombinierte.

Tosin erzielte in den ersten zehn Ligaspielen lediglich einen Treffer. Zwar wurde er auch von Henriksen in den ersten beiden Spielen gegen YB und Basel nur eingewechselt. Doch der Stürmer ist mittlerweile zum absoluten Zielspieler im System des Dänen geworden. Seit seinem Hattrick im Spiel gegen Servette läuft er so richtig heiss und steht aktuell bei zehn Saisontoren. Der 24-Jährige übernimmt immer mehr die Torjägerrolle von Assan Ceesay aus der Vorsaison.

Die Offensive des FCZ, scheint gerade dann besonders gut zu funktionieren, wenn Tosin gemeinsam mit Okita im Sturm agiert. Okita der von Franco Foda noch vermehrt auf dem Flügel eingesetzt wurde, glänzt gerade als Vorbereiter für Tosin. Die Schnelligkeit der beiden ist zu dem ein Schlüsselfaktor für das rasche Umschaltspiel des FC Zürichs.

Ein gutes Beispiel für die Entwicklung des amtierenden Schweizer Meisters unter Bo Henriksen ist das Spiel gegen den FC Luzern. Der FCZ beherrscht die für sein Spiel wichtigen Zonen im Zentrum des Spielfelds. Die Zürcher kommen zumeist gefährlich über die Aussenbahnen vor das gegnerische Tor, was sich im späteren Siegtreffer von Tosin auszahlte.

Zudem erlaubt die Defensive um Katic und Co. dem Gegner wenige progressive Pässe in die Gefahrenzone. Kein Wunder also, dass der einzige Treffer des FC Luzern an diesem Tag ein Penalty von Max Meyer war.

Nur YB besser als der FCZ

Henriksen hat es geschafft beim FCZ wieder ein «Wir-Gefühl» zu entfachen. Der Däne hat Spieler wie Okita, Katic und Torjäger-Tosin aufgebaut und ihnen neues Selbstvertrauen eingehaucht. Canepa sagte bereits beim Amtsantritt «Bo glaubt daran, dass er Spieler weiterentwickeln kann.»

Auch sein ehemaliger Co-Trainer bei Midtjylland Henik Jensen bezeichnete den Dänen als einen Trainer, der sich mit seinem Charakter und seinem Willen zu gewinnen den Respekt der Mannschaft verdient. Dies scheint ihm offensichtlich beim Meister gelungen zu sein.

Denn seit der 47-Jährige das Ruder bei den Zürchern übernommen hat, holte lediglich Super League Leader YB (31) mehr Punkte als der FCZ (24). Wer weiss, was möglich gewesen wäre, wenn Canepa sich bereits im Sommer für Henriksen und gegen Foda entschieden hätte?

Eins ist allerdings sicher: Henriksen setzt auf das, was die Mannschaft im Meisterjahr stark machte und versucht nicht wie Foda ihr einen Spielstil aufzudrängen, der nicht passt.


Q: https://www.watson.ch/sport/fussball/60 ... ie-gruende
In addition, credo quod Basilee habet destrui. (o.V.)

«Ich kann das alles nicht fassen; ich google "Sophie Scholl" und finde Jana aus Kassel...» by Nic Knatterton, DJ Spice 23, Nordmonopol

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Demokrit
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Re: Medien

Beitragvon Demokrit » 31.03.23 @ 14:08

Bin ich alleine mit dem Gefühl, dass der Artikel zu blauäugig ist?
Ich erachte die Leistungen, als passabel und mehr auch nicht.
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

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Re: Medien

Beitragvon Franky_H » 31.03.23 @ 15:12

Demokrit hat geschrieben:Bin ich alleine mit dem Gefühl, dass der Artikel zu blauäugig ist?
Ich erachte die Leistungen, als passabel und mehr auch nicht.


Für mich liegt die Wahrheit irgendwo zwischen Heilsbringer und ehrlichem Chrampfer. Hätten wir ein zwei Siege mehr eingefahren wäre der Tabellenplatz ein anderer und die Stimmung rundum berechtigterweise (noch) optimistischer. Er hat dem Team neues Leben eingehaucht und geht zum Beispiel sehr gut mit der Personalie Omeragic um. Man glaubt ihm wenn er sagt es zähle das Leistungsprinzip. Der Artikel ist ein verfrühtes Loblied auf jemanden der selbst wohl am besten weiss, dass die Reise noch lange dauert. Immerhin ist die Gap zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung beim FCZ kleiner als auch schon diese Saison. Es lässt sich also weiter darauf aufbauen.
JUBEL!!!

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johnny
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Re: Medien

Beitragvon johnny » 01.04.23 @ 15:43

Demokrit hat geschrieben:Bin ich alleine mit dem Gefühl, dass der Artikel zu blauäugig ist?
Ich erachte die Leistungen, als passabel und mehr auch nicht.

Finde auch, es ist (noch) nicht alles Gold, was glänzt.
Platz 2 seit Bos Amtsantritt ist aber schon sehr passabel!
Der ganze SVP Scheisshaufen ist die Bremsspur im Schlüpfer von Helvetia. (Zhyrus, 2023)


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