Medienberichte / Kommentare

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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neinei
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon neinei » 05.02.24 @ 11:45

Goose hat geschrieben:
Mostowoj hat geschrieben:Ob die Tante beim Durchlesen ihres Interviews etwas merkt?

Beim Fussball so:

neinei hat geschrieben:Und was erwarten Sie von den Klubs?

Sie müssen deutlich signalisieren, dass sie Fangewalt auch ausserhalb des Stadions nicht akzeptieren. Das passiert nur teilweise. Der FC Basel hat nach dem Angriff auf den Sicherheitsmann klargemacht, dass man nicht zur Tagesordnung übergehen kann. Ganz anders der FC Zürich nach den Übergriffen in Altstetten: Der Klub hat sich in den Medien stark gegen Sektorschliessungen gewehrt.


Bei Demos so:
neinei hat geschrieben:Was ist schwierig?

Es kann nicht sein, dass der Veranstalter, der die Bewilligung für eine Demonstration einholt, nachher für das Verhalten aller Teilnehmer haftet. Das ist keine Geburtstagsparty mit zwanzig Leuten, die man gut kennt. Es kommen auch Menschen, welche die Kundgebung unterwandern und die man als Organisator schwer kontrollieren kann.

Es ist nicht so einfach. Die Veranstalter können durchaus die Parole durchgeben, dass sie Gewalt nicht tolerieren. Aber sie können nicht verhindern, dass Gewaltbereite auftauchen. Ich erwarte aber, dass sich die Organisatoren von Gewalt distanzieren. Das machten die Veranstalter am 1. Mai in Basel letztes Jahr nicht konsequent, und dann passierte, was passiert ist.


Was gilt jetzt, Frau Eymann? Kann man als Fussballclub bzw. als Veranstalter nun verhindern, dass Gewaltbereite ausserhalb der Stadien Lämpe machen, oder nicht?


richtig, Mostowoj.. ist mir auch aufgefallen.. die gute Dame widerlegt sich selbst..


Sie behauptet ja weiter oben im Interview, dass geheime Zirkel aka. der innere Kern der Kurve solche Dinge wie in Altstetten abspreche und daher die Kurve zu bestrafen komplett richtig sei.

Aus ihrer weltfremden Sicht heraus gesehen stimmen die zwei Aussagen so schon überein. Aus der Realität heraus betrachtet halt überhaupt nicht. Wer sagt es ihr?
Officer Jon Baker: I'd like to nominate my partner, Frank Poncherello.


Zhyrus
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Zhyrus » 05.02.24 @ 12:19

neinei hat geschrieben: Aus ihrer weltfremden Sicht heraus gesehen stimmen die zwei Aussagen so schon überein. Aus der Realität heraus betrachtet halt überhaupt nicht. Wer sagt es ihr?


Eymann hat geschrieben:Ich will nicht die Wissenschaft in Zweifel ziehen, aber…


Muhahahaha. Die wurde doch auch wie Eric Weber mit schwerem Rauch gefoltert!

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Krönu
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Krönu » 05.02.24 @ 13:20

Zhyrus hat geschrieben:
neinei hat geschrieben: Aus ihrer weltfremden Sicht heraus gesehen stimmen die zwei Aussagen so schon überein. Aus der Realität heraus betrachtet halt überhaupt nicht. Wer sagt es ihr?


Eymann hat geschrieben:Ich will nicht die Wissenschaft in Zweifel ziehen, aber…


Muhahahaha. Die wurde doch auch wie Eric Weber mit schwerem Rauch gefoltert!

Solche Leute schaffen es bis in den Bundesrat...

(Ich meine nicht den Eric)
Gemäss einer Studie der Fairleigh Dickinson Uni (2011) sind Fox News Zuschauer nicht nur schlechter informiert als die Zuschauer anderer News Sender, sondern sind im Schnitt sogar etwas schlechter informiert als Menschen, die gar keine Nachrichten sehen.

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N'Gombutu
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon N'Gombutu » 05.02.24 @ 18:09

Zhyrus hat geschrieben:
Eymann hat geschrieben:Ich will nicht die Wissenschaft in Zweifel ziehen, aber…


Muhahahaha. Die wurde doch auch wie Eric Weber mit schwerem Rauch gefoltert!


Das ist nicht lustig. Wäre sie Rimoldi, würde sie für eine solche Aussage von allen halbwegs zurechnungsfähigen Medien durch den Dreck gezogen. Eigentlich sollte dies bei einer amtierenden Regierungsrätin umso mehr geschehen...

Das einzig Positive an diesem unsäglichen Interview resp. dieser unsäglichen Politik sind die zunehmend kritischen Fragen der Journalisten. Vielleicht dreht der Wind ja endlich.
«Wir haben unsere eigene Philosophie: Schnell spielen, schnell nach vorn, Pressing, umschalten, bumm-bumm!» (Canepa, 2024)

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tadaeus
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon tadaeus » 13.02.24 @ 15:34

Platziere das mal hier rein:

INTERVIEW
Erich Vogel über Deals im Fussball: «Meine kriminelle Energie half mir, nicht übertölpelt zu werden»
Lange war er der mächtigste und umstrittenste Mann im Schweizer Fussball. Erich Vogel erklärt, weshalb er wie Murat Yakin tickt und die Degen-Brüder mag. Er fordert die Abschaffung des Abseits.

Fabian Ruch (Text), Karin Hofer (Bilder)
02.02.2024, 16.30 Uhr


Herr Vogel, Sie sind 85 Jahre alt. Darf man ein Gespräch mit Ihnen mit der Frage beginnen: Wie fit sind Sie?

Ich lebe mit zwei Krebsen, Prostata und Zwölffingerdarm. Mein Zustand ist nach einer schweren Operation vor sechs Jahren aber stabil. Ich jogge praktisch täglich, kurz und intensiv. Manchmal komme ich mir vor wie Usain Bolt mit 85 Jahren.

Sie waren jahrzehntelang der mächtigste und auch umstrittenste Mann im Schweizer Fussball. Vermissen Sie diese Zeit?

Fussball ist mein Leben, selbst wenn ich viele Interessen wie Literatur und Film, Theater und Psychologie habe. Der Fussball ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft. Alles, was wir in unserem privaten Leben erfahren, finden wir auch im Fussball wieder – nur intensiver und weniger verhüllt und damit ehrlicher: Liebe und Hass, Freude und Enttäuschung, Solidarität und Konkurrenz.

Was hat der Fussball Sie gelehrt?

Das Fussballgeschäft ist sehr ambivalent. Und Fussball ist ein Fehlerspiel. Daher wirst du im Fussball immer wieder mit deinen Fehlern konfrontiert. Fussball lehrt uns also auch Demut. Ich bin seit über sechzig Jahren im Fussball tätig, habe 26 Meistertitel als Juniorenspieler, Nachwuchstrainer, Cheftrainer und Sportchef gewonnen, wurde aber auch fünfmal entlassen. Wo ausser im Fussball können Sie solche Emotionen derart intensiv erleben? Vielleicht noch im Theater.

Was ist Ihre derzeitige Tätigkeit?

Ich berate unter anderem Heinz Spross, der sich bei den GC-Frauen engagiert, und habe auch drei dicke Dossiers über alle Spiele und jede Spielerin erstellt. Ich bilde Trainerinnen und Sportchefs in Führungs- und Sozialkompetenz aus – und dies unentgeltlich. Aber nur Menschen, die über einen hohen Eigenantrieb verfügen und entsprechend extreme Ambitionen haben.

Was bleibt nach über sechzig Jahren im Profifussball?

Ein FCZ-Präsident sagte einmal über mich: «De Vogel ziet d Lämpe a wie s Liecht d Flüüge!» Das ist eine originelle und ziemlich präzise Beschreibung eines Teils meiner Persönlichkeit. Ich bin im Kreis 5 geboren, hatte schlechte Lehrer und im Grunde genommen eine miserable berufliche Perspektive. Was ich tatsächlich erreicht habe, hätte ich nie für möglich gehalten. Und weil ich mich nie auf unsaubere Deals einliess, blieb ich immer unabhängig.

Wie wichtig ist Ihnen Geld?

Geld war nie ein wichtiger Antrieb in meinem Leben.

Was bedeuten Ihnen Statussymbole?


Gar nichts. Keine Uhr, kein Schmuck, nie ein teures Auto gefahren, nie teure Kleider getragen. Einzig Reisen waren mir immer wichtig, aber nicht die Tourismusströme. Ich war in 68 Ländern tätig, allein 18 in Afrika, als ich für die Fifa arbeitete.

Sind Sie reich?

1,8 Millionen Franken. Es sollte viel mehr sein mit diesen Erfolgen und nach dieser langen Zeit. Aber es ist mir völlig egal.

Haben Sie nie Geld genommen?

Nie!

Nie?

Nie!! Nicht einen Rappen. Mir war immer bewusst: Wer illegal Geld nimmt, ist erpressbar. Das lässt dich nicht mehr ruhig schlafen. Mir wurde oft Geld angeboten. Viele bekannte Sportchefs, Trainer und Schiedsrichter haben sich schmieren lassen.

Haben Sie geschmiert?

Nicht geschmiert, aber selbstverständlich haben wir bezahlt. Wohin das Geld am Ende geflossen ist, war mir egal. Ich konnte es sowieso nicht beeinflussen. Ich blieb aber immer in den gesetzlichen Schranken.

Kein schlechtes Gewissen?

Warum auch? Wenn man einen Spieler unbedingt will, kostet das nun einmal Geld. Manchmal wollte ein Berater verdienen, der Vater, der Spieler selber, das Umfeld – das ist völlig normal. Im Fussball wird, wie in der Wirtschaft, bestochen und betrogen. Da halfen mir mein scharfer Verstand, meine immateriellen Werte und meine kriminelle Energie, nicht übertölpelt zu werden und als Verlierer dazustehen.

Kriminelle Energie?

Kriminelle Energie haben alle Menschen. Die meisten wissen es nicht. Und diejenigen, die es wissen, werden es öffentlich nicht eingestehen. Wer hat in seinen Gedanken und Träumen nicht schon einmal seinen Feinden den Tod gewünscht, sie in die Hölle verbannt und dem Fegefeuer ausgeliefert? Lorenz Erni, der bekannteste Strafverteidiger der Schweiz, schrieb: «Jeder von uns könnte in eine Ausnahmesituation geraten, in der er Dinge tut, die er selbst niemals für möglich gehalten hätte.»

Kann man also sagen: Zwanzig Tage Untersuchungshaft für Ihre über sechzig Jahre Arbeit im Profifussball sind angemessen?

Ich war nur zweimal vor Gericht. Einmal wegen einer Bagatelle, weil ich einen deutschen Spieler zwei Wochen zu lang in der Schweiz spielen liess. Das zweite Mal, weil ich einen blöden Spruch gemacht hatte, als Peter Bozzetti den damaligen YB-Sportchef Fredy Bickel erpresste. Ich hätte Bozzetti nicht sagen sollen, dass er statt der gebotenen 131 000 auch gleich 200 000 Franken verlangen könne, weil YB genügend Geld habe und ich wisse, dass Fredy als Sportchef über eine halbe Million Franken im Jahr verdiene. Das war auf Tonband, weil Bozzetti abgehört wurde, was ich ihm auch voraussagte. Meine Aussage wurde vom Gericht als Anstiftung zur Erpressung eingestuft, deshalb war ich zwanzig Tage in Untersuchungshaft. Ich war mit dem Urteil nicht einverstanden, weil ich nicht einsah, warum ich wegen eines unüberlegten Spruchs so hart bestraft wurde. Und die Anwaltskosten betrugen 350 000 Franken.

Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Zum Glück hat meine Frau die Situation entspannt gemeistert. Und mir war wichtig, dass sich Fredy Bickel mir gegenüber korrekt verhalten hat. Er wurde vom Staatsanwalt gefragt, ob ich ein Erpresser sei. Er sagte zu mir: «Nein, Erich, das bist du nicht. So habe ich dich nie erlebt.» Mit Bickel habe ich den Kontakt nie abgebrochen. Ich weiss, dass ich ein guter Konfliktmanager bin. Aber als Konfliktvermeider bin ich der grösste Idiot.

Vor ein paar Jahren sagten Sie in der NZZ, dass Sie einer seien, der über Leichen gehe und viel mehr Feinde als Freunde habe. Sie sagten: «Ich bin unsensibel, stur, weiss alles besser, ich bin rücksichtslos, kann Menschen weh tun und habe keine Angst, mich von ihnen zu trennen.» Sie sagten aber auch: «Ich kann Menschen begeistern und überzeugen, ich bin durchsetzungsstark und konfliktfähig, nicht korrumpierbar, gehe geradeaus, bin schnell und radikal.»

Beides entspricht der Wahrheit. Die Frage ist: Wie wird man wahrgenommen? Das Wahrnehmungsvermögen des Menschen ist limitiert, immer sehr selektiv, manchmal verzerrt, oft verfälscht. Kein Mensch hat die Fähigkeit, die Wirklichkeit objektiv wahrzunehmen. Es sind immer subjektiv gefärbte Ansichten, Meinungen und Schlussfolgerungen. Genau das zeigen die beiden Aussagen in Ihrer Frage, die grundsätzlich deckungsgleich sind, wenn man sie richtig versteht. Die erste wird durch das kalte und fahle Mondlicht beleuchtet. Die zweite erstrahlt durch das helle und warme Sonnenlicht.

Wie sieht Ihr Menschenbild aus?

Die menschliche Natur bewegt sich ständig zwischen zwei entgegengesetzten Polen. Am wärmeren Pol verfügt sie über ein grosses Potenzial für Kooperation und die Gestaltung tragfähiger Beziehungen. Auf dem kälteren Südpol finden sich eine grenzenlos egoistische Dynamik und egozentrische Selbstbehauptung. Schon in der Antike hat Sophokles in seiner Tragödie «Antigone» den Chor sinngemäss singen lassen: «Ungeheuer ist vieles, doch es gibt nichts Ungeheureres als den Menschen.» Wenn wir an gegenwärtige Kriege und Ereignisse denken: Haben sich die Menschen im Umgang miteinander tatsächlich wesentlich weiterentwickelt?

Sie haben Karrieren zerstört. Keine Reue?

Ich habe nie absichtlich eine Karriere zerstört. Ich habe Spielern und Trainern mitgeholfen, tolle Karrieren zu machen. Aber es ist mir auch zu oft nicht gelungen, Talenten zum Durchbruch zu verhelfen. Das hätte ich besser machen müssen. Da sind mir zu viele Fehler unterlaufen, das tut mir leid.

Haben Sie eine weiche Seite, die Sie im Fussball erfolgreich versteckt haben?

Alle Menschen verfügen über einen weichen Kern. Bei Filmen kommen mir oft Tränen, im realen Leben eher selten. Empathie ist sicher nicht meine Kernkompetenz. Erfolg ist im Fussball wichtiger als Freundschaften. Mich muss man über die Erfolge beurteilen, die meine Klubs erreicht haben.

War Giovane Elber Ihr bester Transfer?

Ich denke es. Leider gab mir der damalige GC-Chef Werner Spross die 2 Millionen Franken nicht, um Elber fix zu kaufen, er gehörte der AC Milan. Ich rief dann den früheren GC-Trainer Ottmar Hitzfeld in Dortmund an und sagte ihm, dass er Elber holen müsse, 2 Millionen Franken für Milan, 200 000 für GC. Ottmar hatte aber starke Stürmer. Also kontaktierte ich den Bayern-Manager Uli Hoeness und überredete ihn, ein Spiel von uns schauen zu kommen, weil Giovane Weltklasse sei. Wir spielten in Lugano, Uli kam zu spät, weil er den Flieger verpasst hatte. In der ersten Halbzeit war Giovane stark und schoss ein Tor, nach der Pause verteidigten wir nur noch. Uli war skeptisch. Giovane ging dann für etwa 4 Millionen zu Stuttgart und nachher für 14 Millionen doch noch zu den Bayern. Das musste ich natürlich später ansprechen.

Wie lief das?

Ich besuchte Ottmar, der mittlerweile bei den Bayern war. Es war Freitagabend im Teamhotel am Tag vor einem Bayern-Heimspiel. Ottmar sagte mir und Uli, dass Giovane der einzige Spieler von Weltklasseformat in seiner Mannschaft sei. Das war eine Genugtuung für mich.

Sie sind bei GC immer noch einflussreich. Wird Fredy Bickel neuer CEO?

Fredy kennt GC und die Liga, ist erfahren. Aber wenn der Vogel jetzt öffentlich Ratschläge erteilt, ist das für keinen Kandidaten hilfreich. Die neuen amerikanischen Besitzer sind für GC ein Lottofünfer, der zum Lottosechser werden kann, wenn die richtigen Leute in der Führung eingesetzt werden. Die Präsentation der Amerikaner war top, sehr professionell. Die verstehen, wie man eine stark beschädigte Marke wieder aufbauen muss.


Ein Problem ist: GC verliert jedes Jahr 5 bis 10 Millionen Franken, bis das neue Stadion steht.

Das muss nicht so sein. Wenn du gut arbeitest, kannst du mit Transfereinnahmen viel Geld verdienen. Zeki Amdouni brachte Basel fast 20 Millionen ein, er ging zum schlechtesten Team in der Premier League. In der Conference League bekommst du als Teilnehmer rund 5 Millionen pro Saison, in der Europa League 10, in der Champions League 40, diese Beträge verdoppeln sich in den nächsten Jahren.

GC und Champions League – schwierig.

Los Angeles ist der Hotspot der Unterhaltung und des Sports. Wer sich in dieser Stadt durchsetzt, muss vieles richtig gemacht haben. Zürich ist ebenfalls reich, weltoffen und mächtig. Die Amerikaner wissen genau: Mit Google, Apple, Microsoft und Disney haben vier der fünf grössten Konzerne der Welt eine sehr starke Präsenz in Zürich. Auch Huawei und andere Grosskonzerne sind hier. Die chinesischen Besitzer haben bei GC 35 Millionen verlocht, weil sie viele Fehler gemacht haben.

Was war Ihr grösster Fehler?

Mit Abstand: Leo Beenhakker 1992 als GC-Trainer verpflichtet zu haben. Ich bin seit 1952 bei GC, der legendäre Fredy Bickel war jahrelang mein Juniorentrainer, ich habe alle Teams seither gesehen. 1992 hatten wir das beste Kader der GC-Geschichte. Und dann kam dieser Beenhakker, vorher unter anderem bei Real Madrid und niederländischer Nationalcoach.

Und der grosse Erich Vogel hat sich getäuscht?

Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich akzeptierte ihn nicht, ich hasste ihn, weil ich immer ein Fan der Johan-Cruyff-Schule war, Beenhakker aber diesem scheusslichen Rinus-Michels-Fussball zugewandt war. Der einflussreiche Journalist Mario Widmer vom «Blick» rief mich an und sagte, dass es mit Oldrich Svab, der nach Ottmar Hitzfeld als Trainer zu GC gekommen war, nicht weitergehe. Er sagte, er habe einen, diesen Beenhakker, den müsse ich holen. Ich sagte: «Niemals, Mario!» Widmer meinte, wenn es mit Beenhakker nicht klappe, sei ich unschuldig, das sei ein berühmter Trainer. Sonst würde es auch für mich eng.

Das war einleuchtend für Sie?

Ich war ein Feigling und habe Beenhakker für acht Monate engagiert, um meinen Kopf zu retten. Mir war damals nicht bewusst, dass Beenhakker meine totale Abneigung gegen ihn spüren könnte und ich ihm damit die Arbeit ungemein erschweren würde. Mein Ego war stärker als meine Vernunft. Die Niederlage in Bern gegen YB im Dezember 1992, als wir in die Abstiegsrunde mussten, war der schlimmste Moment in meiner Karriere. Aber diese Erfahrung war wertvoll für mich, weil ich danach noch rücksichtsloser wurde – oder eben durchsetzungsstärker. Als nächsten Trainer holte ich Christian Gross vom kleinen FC Wil. Das war mutig, das hätte mich meine Karriere kosten können.


Sie haben viele Spieler und Trainer wie Christian Gross bedingungslos gefördert. Wie stolz sind Sie auf den Werdegang von Murat Yakin?

Ich holte ihn mit 17 aus der Lehre und habe immer an ihn geglaubt. Er ist wie ich. Direkt, schnell, ohne Angst. Er musste früh eine unglaubliche Verantwortung übernehmen. In seinem Clan sind 50 Leute, 45 wollen von ihm profitieren. Mir hat immer imponiert, dass eine Frau diesen Clan geführt hat. Doch der enorme Einfluss der Mutter auf Murat hatte auch seine Schattenseiten. Sie hat oft an seinen Stolz appelliert – und dieser Stolz hat ihm einige Male geschadet. Stolz ist meist mit mangelnder Anpassungsfähigkeit verbunden. Aber ich finde es toll, wie sehr Murat seine Mutter verehrt hat. Ich habe auch ein sehr positives Frauenbild.

Was hat Sie geprägt?

Ich verehrte meine Schwester, die mich hauptsächlich erzogen hat. Ich hatte zwei tolle Ehefrauen, mit der ersten war ich 28 Jahre verheiratet. Meine zweite Frau hatte Krebs, ich musste sie in den Tod begleiten, das war hart. Da kam ich erstmals an meine Grenzen, diese Erfahrung hat mein Leben drastisch verändert.

Sie gelten als Vaterfigur von Murat Yakin. Stimmt dieses Bild?

Nein. Ich hatte nie ein Kind. Mit der zweiten Frau, die deutlich jünger war als ich, hatte ich ein Baby, das nur einen Tag überlebte. Es war eine Frühgeburt, nach 24 Wochen schon, wahrscheinlich ausgelöst durch den Krebs, der im Körper schon wucherte. Mit Muri bin ich einfach schon seit langem eng verbunden.

Waren Sie überrascht, dass Yakin Nationaltrainer bleiben durfte?

Ich war erstaunt und hatte nach den schwachen Länderspielen 2023 auch gedacht: Jetzt erwischt es Muri. Das wäre ungerecht gewesen. Die schwache Figur im SFV ist Pierluigi Tami, der Chef von Yakin. Er ist nett, aber ein Versager und überfordert. Tami wollte Muri entlassen, aber spürte, wie der Wind im Verband weht. Murat wird ihn nie ernst nehmen.

Warum ist Yakin ein guter Trainer?

Er ist ein brillanter Taktiker. Aber man muss ihm kompetente Mitarbeiter an die Seite stellen. Nicht einen Assistenten wie Vincent Cavin, der nur Tamis Spion war. Es braucht einen wie einst Walter Grüter, dem Muri vertraut und auf den er hört. Muri war als Spieler selbst der grösste Zocker, leistete sich viele Freiheiten, der Nationaltrainer Köbi Kuhn hat oft ein Auge zugedrückt. Und Murat war als Fussballer eine Herausforderung. Ich zeige Ihnen einmal, was er mit 20 bei GC über seinen Trainer Christian Gross sagte.

Das berühmte Interview im «Tages-Anzeiger».

Ja. Sehen Sie, 3. September 1995: Muri über Christian, ich war GC-Sportchef. «Der Trainer ist einer der Menschen, die mich überhaupt nicht kennen.» Oder: «Für mich ist es schwierig, mit dem wichtigsten Vorgesetzten in einem Spannungsverhältnis zu arbeiten.» Und: «Ich bin schon ein paar Mal vom Trainer enttäuscht worden.» Und auch: «Ich bin mit dem Trainer ziemlich oft nicht einverstanden. Mehrmals hatten wir Streit wegen Positionen, die ich spielen sollte. Ich gehöre nicht auf die Seite. Ich denke, ein Spieler sollte da eingesetzt werden, wo er am besten ist. Ich gehöre ins Zentrum.»

Klingt genau gleich wie heute zwischen Yakin und seinem Captain Granit Xhaka.

Man gibt gerne weiter, was man erlebt hat. Der Konflikt zwischen Yakin und Xhaka ist nicht lösbar. Beide sind stur. Also muss man die beiden coachen. Wie ich damals Gross und Yakin. Tami kann das nicht. Wobei man sagen muss: Gross hat damals souverän reagiert und war nicht im Stolz verletzt.

Es geht bei diesem Konflikt ebenfalls darum, dass Xhaka im Zentrum vor der Abwehr spielen will.

Wie 1995. Stolz, Eitelkeit, Macht, Neid, Missgunst. Granit ist nur dann stark im defensiven Mittelfeld, wenn die Mannschaft dominant ist. Wie bei Bayer Leverkusen. Die Schweiz ist nicht immer dominant. Warum holte Arsenal im letzten Sommer Declan Rice für 112 Millionen Franken für die Position vor der Abwehr? Granit hat gespürt, dass er bei Arsenal weiter in Rollen spielen muss, die er nicht mag. Darum ging er.

Also hat Murat Yakin recht?

Vielleicht können auch beide im Recht sein. Darum geht es nicht. Muri denkt, er habe kein Problem mit Granit. Hat er aber. Bei ihm ist die Taktik immer wichtiger als der Mensch. Mit Granit geht das nicht. Der beste und mächtigste Spieler einer Mannschaft muss immer auf seiner Lieblingsposition spielen. Gerade im Nationalteam. Selbst wenn die stärksten Auftritte der Schweiz unter Muri jene waren, als Granit fehlte. Wenn Muri nicht einen Schritt auf Xhaka zugeht, wird es an der EM zu einem Desaster kommen. Und er muss auch ein paar andere Probleme lösen.

Woran denken Sie?

Manuel Akanji und Fabian Schär sind hervorragende Abwehrspieler. Sie spielen in ihren Klubs auf europäischem Topniveau, im Nationalteam aber zwei Klassen schlechter. Beide sind vom Naturell her keine Abwehrchefs. Murat Yakin muss es gelingen, dass Akanji und Schär gerne miteinander spielen. Und Ricardo Rodriguez sowie Xherdan Shaqiri haben viel von ihrer Dynamik eingebüsst. Muri ist gefordert, Lösungen zu finden, bei denen die beiden nicht mehr immer gesetzt sind. Mir ist klar, dass das gerade bei Shaqiri wegen seiner grossen Verdienste schwierig wird. Das wird für den Trainer eine gewaltige Challenge.

Sie haben auch einmal beim FC Basel gearbeitet. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des FCB?

Die Degen-Brüder sind Chaoten, aber ich mag sie. Sie haben Mut. David und Philipp Degen haben vielleicht 20 Millionen Vermögen, davon investieren sie 16 Millionen in den FCB. Hätte ich 20 Millionen, würde ich 19 in GC investieren. Also bin ich noch der grössere Vogel als die Degens.

Und was sehen Sie, wenn Sie in die Zukunft des Fussballs schauen?

Die künstliche Intelligenz wird die Welt verändern wie noch nie etwas anderes vorher. Mit KI wird ein Abseits bald in einer Tausendstelsekunde erkennbar sein. Und die Handsregel muss wieder sein wie früher: Absicht oder keine Absicht? Fussball ist das wundervollste Spiel der Welt, warum machen wir es so kompliziert? Ich habe eine Idee, die den Fussball revolutionieren würde.

Klingt interessant.

Schaffen wir das Abseits ab!

Als Fussball-Romantiker fällt es schwer, diese Idee charmant zu finden.

Was hat Romantik im Fussball zu suchen? Es geht darum, den Sport noch attraktiver zu machen. Der Fussball hat die grössten Tore im Sport, wir haben das grösste Spielfeld, aber überall fallen mehr Tore, oder es gibt mehr Punkte: Im Eishockey, Handball, Basketball, American Football, sogar im Baseball. Im Fussball sind es keine drei Tore pro Begegnung. Das ist absurd. Wir sind doch Idioten, lassen wir solche Resultate zu. Die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen nimmt ständig ab, es braucht immer schneller neue Reizpunkte. Die junge Generation wird ein 0:0 nicht mehr interessant finden. Wir sind doch schizophren, ändern wir nichts. Kein Abseits bedeutet: mehr Möglichkeiten, mehr Spektakel, mehr Tore. Sie werden in zwanzig Jahren an meine Worte denken!

Wir haben sehr lange geredet. Wie oft haben Sie gelogen?

Wirklich gelogen: nie. Es gibt viele Wörter und Verhaltensweisen zwischen Lüge und Wahrheit. Aber ich habe Ihnen tatsächlich nicht alles für die Öffentlichkeit freigegeben, was ich weiss. Manchmal habe ich Ihnen nicht widersprochen, obwohl ich anderer Meinung war. Ich habe einiges netter formuliert, als ich es gedacht habe. Manches habe ich zugespitzt, um origineller zu sein. Einigen Fragen bin ich etwas ausgewichen, denn sie erfordern von mir ein vertieftes Nachdenken. Aber ich habe weder geschummelt, getäuscht, fingiert, verfälscht, verdrängt noch manipuliert. Mehr Ehrlichkeit war mir nicht möglich!

Erich Vogel war Trainer, Funktionär, Sportchef
Erich Vogel ist auch mit 85 Jahren noch schnell, belastbar und wortgewaltig – das Treffen in seiner Wohnung in Uitikon-Waldegg dauert rund fünf Stunden. Vogel wuchs als Metzgersohn in Zürich auf und studierte Literatur, Soziologie und Theater in Zürich und Paris. Er trat bereits 1952 den Grasshoppers bei. Als Fussballer schaffte Vogel den Sprung in die erste Mannschaft nicht («Ich war zu weich»), legte danach aber als Trainer, Funktionär und vor allem als Sportchef jahrzehntelang eine bemerkenswerte Karriere hin. Er arbeitete unter anderem für die Fifa, den SFV, für Xamax, Aarau, Basel, Zürich und immer wieder für GC – und gewann viele Titel. Im Herbst 2013 sass Vogel wegen Anstiftung zur Erpressung des damaligen YB-Sportchefs Fredy Bickel zwanzig Tage in Untersuchungshaft.

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Dave
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Dave » 15.02.24 @ 9:54

Ach ja, der Erich der Besserwisser. War da mal nicht der Fall Volker Eckel?
"Wenn jemand sagt, der FCZ sei kein Spitzenclub, habe ich Mühe, weiter zu diskutieren."
Ancillo Canepa

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Kiyomasu
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Kiyomasu » 15.02.24 @ 16:38

¯\_(ツ)_/¯


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