Medienberichte / Kommentare

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
Benutzeravatar
Tschik Cajkovski
Beiträge: 3078
Registriert: 26.07.10 @ 20:35
Wohnort: Goldcoast

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Tschik Cajkovski » 15.08.16 @ 12:40

aus der NZZ 15.8.16:
Brauchen wir mehr Profis?
Wachstum ohne Grenzen: In der dritthöchsten Schweizer Liga zum Beispiel gibt es Klubs mit einem Budget von über einer Million Franken. Die Entwicklung scheint unaufhaltsam – doch sie wirft Fragen auf.

INSIDE/OFFSIDE

Michele Coviello ⋅ Es gibt ja manche Dinge an der Schweiz, die imponieren selbst Weltmächten wie den USA. Nicht etwa das Bankgeheimnis, dagegen haben sie dort ja etwas. Aber andere Dinge, die für unsereins genauso selbstverständlich sind, wie es einst das Schweigen des Banquiers war. Die Berufslehre zum Beispiel, dieses Modell bestaunen die Amerikaner an der Schweiz, lassen es sich erklären, versuchen, es zu kopieren.

Und nicht nur sie. Manch eine europäische Nation schaut ab, wie man aus dem begeisterten Töfflibueb einen gewieften Mechaniker macht, wie aus dem Schulmädchen mit 5,5 in Mathematik eine schlagfertige Kauffrau wird. Schweizer, das sind in ihren Berufen Profis, die es mit allen aufnehmen können. Wenn Sie einen Medaillenspiegel sehen wollen, in dem das weisse Kreuz auf rotem Grund ganz oben steht, dann müssen Sie jenen der Berufsolympiade «World Skills» anschauen.

Wieso sollte es also im Fussball anders sein? Wir, die Profis für Profitum, wollen doch auch hier mitreden. Vielleicht geht deshalb die Professionalisierung in unserem Fussball weiter. Vielleicht. Ganz sicher ist es so, dass der König des Sports immer reicher wird – und sich immer stärker ausbreitet. Wir wissen, wie viele Milliarden durch die Premier League fliessen und wie viele Millionen selbst ihr miesestes Team für den Abstieg absahnt. Und wir wissen, dass es in Deutschland eine dritte Profiliga gibt und der übersättigte Markt seine U-23-Talente in einer eigenen Meisterschaft beschäftigen muss.

Aber wie weit die Professionalisierung auch hierzulande schon fortgeschritten ist, haben wir erst richtig seit dem Abstieg des FCZ gemerkt. Nun wissen wir, dass die Challenge-League-Stadien nicht mehr bloss aus ein paar Holzlatten bestehen – das Brügglifeld einmal ausgenommen. Inzwischen sind sieben von zehn Anlagen modern. Es gibt Investoren wie in Wil, die im Privatjet anreisen und zehn Millionen auf den Tisch legen. Es gibt keine Versicherungsvertreter mehr, die sich nach Feierabend mit Dul-X einreiben und ein bisschen kicken. Diese Halbamateure sind nun in der 1. Liga Promotion engagiert. Dort gibt es Klubs mit einem Budget von mehr als einer Million, das Doppelte, mit dem vor fünfzehn Jahren ein NLB-Team funktionierte. Aber gibt es doppelt so viele Zuschauer? Braucht es wirklich mehr Profifussballer? Oder müssten wir vielleicht doch mehr Bäcker und Schlosser ausbilden?
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk


Benutzeravatar
Tschik Cajkovski
Beiträge: 3078
Registriert: 26.07.10 @ 20:35
Wohnort: Goldcoast

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Tschik Cajkovski » 24.01.17 @ 7:47

NZZ, 24.1.2017:

obergericht

Der tiefe Fall eines Fussballpräsidenten


Ein Italiener hält die Justiz mit zahlreichen dubiosen Geschäften und Betrügereien auf Trab

lsc. ⋅ Der 60-Jährige schwankt zwischen Selbstmitleid und Reue. Als ihn der Richter nach seinem Befinden fragt, antwortet er mit einem tiefen Seufzer: «Die letzten Jahre waren die Hölle für mich.» Gleichzeitig versichert er, wie leid ihm alles tue, für die vielen Menschen, die er geschädigt habe. Für den Staatsanwalt, der ein paar Meter entfernt von ihm sitzt, ist der Mann dagegen ein «notorischer Berufskrimineller», der mehr von schauspielerischem Talent als von echter Einsicht beseelt sei.

Die Bezeichnung «notorisch» hat tatsächlich ihre Berechtigung. Denn der ergraute Italiener, der am Montagmorgen in zweckmässig-bequemer Gefängnis-Kluft vor dem Zürcher Obergericht erschienen ist, beschäftigt die Justiz seit Jahren. Alles beginnt im Herbst 2005, als der angesehene Geschäftsmann und Präsident des Fussballklubs YF Juventus verhaftet wird. Als Inhaber einer Wechselstube, die gleichzeitig als Treuhand- und Reisebüro dient, so stellen die Gerichte später fest, hat er rund 1,4 Millionen Franken von gutgläubigen Landsleuten entgegengenommen. Wobei er das Geld nicht gewinnbringend anlegte, sondern für seinen Lebensunterhalt und die Tilgung alter Schulden missbrauchte, die angeblich auf einen nie geklärten Einbruch in seine Agentur zurückgehen. Vor allem aber subventionierte er damit «seinen» Fussballklub, etwa für die Begleichung von Spielersalären.

Dass der Ex-Klubpräsident 2006 zu einer Freiheitsstrafe von 33 Monaten verurteilt wird, zeigt offensichtlich keine Wirkung. Vielmehr sind jetzt, mehr als zehn Jahre später, gleich drei Strafverfahren hängig. Deren Ursprünge reichen bis in die Jahre 2008/09 zurück. Damals betätigte sich der Familienvater als Geldwäscher und Kokainhändler, weshalb er 2013 zu einer Freiheitsstrafe von 41 Monaten verurteilt wurde. Wegen einer umstrittenen Berufung ist dieses Urteil jedoch noch nicht rechtskräftig. Dafür sind inzwischen zwei weitere, ebenfalls noch nicht rechtskräftige Verurteilungen wegen mehrfacher Veruntreuung dazugekommen, die erste im Februar 2016 (Strafmass: 39 Monate), die zweite im letzten Dezember (Strafmass: nochmals 10 Monate). Der Geschäftsmann delinquierte nämlich trotz mehrmals bekundeter Reue munter weiter, so dass die Strafverfolger immer wieder neue Anklagen und Nachtragsanklagen einreichen mussten. Die Veruntreuungen funktionierten nach dem alten Muster, auch die Opfer stammten vorwiegend aus der italienischen Diaspora. Obwohl die zwielichtige Vergangenheit des Geschäftsmanns durchaus für Gespräche sorgte, genoss er dort immer noch grosses Vertrauen: Bis zu seiner Verhaftung im September 2015 prellte er über 20 Kunden um mehr als 300 000 Franken. «Ich dachte wirklich, dass ich alles in den Griff bekomme», sagte er an der Verhandlung vor Obergericht, «ich wollte mich nie bereichern.»

Konkret ging es am Montag um das Urteil vom Februar 2016. Der Verteidiger beantragte dem Gericht, das Verfahren bis zur Rechtskraft des Urteils aus dem Jahr 2013 zu vertagen, denn sonst drohe seinem Mandanten eine Addition verschiedener Urteile und damit eine viel zu hohe Strafe. Allenfalls sei das im Februar 2016 beschlossene Strafmass auf acht Monate bedingt herabzusetzen. Der 60-Jährige habe unter massivem Druck gehandelt, er sei von Gläubigern bedroht worden und habe keinen anderen Weg gesehen, seine Familie durchzubringen. Fazit: «Er ist kein Böser.» Der Staatsanwalt verlangte dagegen, die Strafe von 39 auf 48 Monate zu erhöhen. «Er hat nie ernsthaft versucht, aus seiner kriminellen Karriere auszusteigen», sagte er über den Beschuldigten, «das angerichtete Unheil ist ihm egal.»

Das Gericht sah es etwas anders: Zwar lehnte es den Antrag des Verteidigers ab, und es erhöhte die Strafe auf 42 Monate. Dennoch attestierte es dem Italiener echte Reue. «Wir hoffen, dass Sie das durchstehen», sagte der Richter, «und dass Sie Ihren Weg wieder finden.» Bis der 60-Jährige dazu Gelegenheit hat, dürfte es jedoch noch eine Weile dauern: Sollten alle bisherigen Urteile rechtskräftig werden, müsste er fast acht Jahre im Gefängnis bleiben.

Urteil SB160202 vom 23. 1. 17, noch nicht rechtskräftig.
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk

Benutzeravatar
Demokrit
Beiträge: 5412
Registriert: 03.12.03 @ 7:33
Wohnort: Turicum.

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Demokrit » 13.02.17 @ 8:34

[url]http://www.nzz.ch/feuilleton/gewalt-in-fussballstadien-fans-werden-zur-rinderherde-ld.145120
[/url]

Wieder einmal etwas Positives für den Stadionbau in Zürich.
Nach diesem Artikel bekommen sicher beide Vereine ein eigenes Stadion.....
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

Zhyrus
Beiträge: 14756
Registriert: 10.09.10 @ 13:49

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Zhyrus » 13.02.17 @ 9:08

Demokrit hat geschrieben:[url]https://www.nzz.ch/feuilleton/gewalt-in-fussballstadien-fans-werden-zur-rinderherde-ld.145120
[/url]

Wieder einmal etwas Positives für den Stadionbau in Zürich.
Nach diesem Artikel bekommen sicher beide Vereine ein eigenes Stadion.....

Joachim Güntner ist so sehr Fussballexperte, dass er noch nicht einmal weiss, dass das Ding offiziell nicht mehr Westfalenstadion heisst.

Auch «Bullen schlachten», grossformatig aufgezogen, gehörte zum Repertoire der Spruchbänder. Es braucht nur wenig Psychologie, um hinter den Provokationen echte Mordphantasien zu erkennen.

Gottchen, ich hab sie schon mit Bolzenschussgerät und Machete gesehen...

Ich bin eher über das "Pflastersteine auf die Bullen" (oder so ähnlich) entsetzt, weil das eine konkrete Aufforderung zur Gewalt ist, bzw. im direkten Zusammenhang mit der Eskalation vor dem Stadion steht, im Gegensatz zu "Bullen schlachten", dass ein derart überspanntes, surreales Bildnis der Ablehnung ist. In anderen Worten: Ich würde nicht mehr leben, wenn jeder, der "Tod, Hass dem BVB" oder FCZ brüllte, "echte Mordphantasien" gehegt hätte.

Sagt dem Joachim nicht, dass:
(a) in Dresden schon ein abgetrennter Bullenkopf auf das Grün flog (Mordfantasie umgesetzt)
(b) St. Pauli Fans gegen Dresden bereits die nächste Geschmackslosigkeit zum besten gaben: "Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt - gegen den doitschen Opfermythos"

Grundsätzlich sind die Aussagen des Polizeichefs, die als Intro für den Artikel her halten müssen, auch zu hinterfragen: Die Polizei selbst leistete sich meines Erachtens einen groben Schnitzer, in dem sie das Spiel nicht als Hochrisikospiel klassifiziert hat. Es waren 237 Polizisten im Einsatz im Vergleich zu 1500 eingesetzten Beamten beim Revierderby. Der Polizeichef muss also von einem völlig überraschenden Gewaltexzess reden, sonst könnte er den Vorwurf der Unterschätzung nicht in Abrede stellen.
Zuletzt geändert von Zhyrus am 13.02.17 @ 12:46, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Demokrit
Beiträge: 5412
Registriert: 03.12.03 @ 7:33
Wohnort: Turicum.

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Demokrit » 13.02.17 @ 12:20

St. Pauli Fans


Sind auch überbewertet und haben leider auch die ganz coolen Typen in ihrer Kurve.
Traurig aber wahr.
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

Benutzeravatar
Colo
Beiträge: 1502
Registriert: 21.07.06 @ 18:48

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Colo » 15.02.17 @ 9:09

Demokrit hat geschrieben:
St. Pauli Fans


Sind auch überbewertet und haben leider auch die ganz coolen Typen in ihrer Kurve.
Traurig aber wahr.


Die Doppelmoral von den USP ist schon zum Kotzen
Forever-Lucien hat geschrieben:
Kein Problem KRONIK. Du weist, ich habe grosses vor mit Dir. Oder besser gesagt mit Dir und EL HOMO, welcher beachtlichen Erfolg im Forum feiern konnte. Ihr 2 seid wirklich die Senkrechtstarter der letzten Jahren. Jung frisch, knackig und unverbraucht.

Benutzeravatar
Artemos
Beiträge: 1492
Registriert: 25.05.09 @ 11:45

Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Artemos » 16.02.17 @ 19:37

Von welcher Doppelmoral sprichst du jetzt? Wie kommst du konkret auf USP?
FC Zürich - FC St. Pauli - Colo Colo


Zurück zu „Fussball allgemein“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 262 Gäste