Beitragvon Goose » 21.04.16 @ 10:35
Aus der heutigen NZZ..
Bayern bevorzugt
von Claudia Rey 20.4.2016, 13:24 Uhr
Ein Fehlentscheid des Schiedsrichters verhilft den Bayern gegen Werder Bremen zum Sieg. Das ist kein Zufall. Eine Studie zeigt, dass Spitzenteams in der Bundesliga bevorteilt werden.
Immer auf die Kleinen. Was am Stammtisch längst als Tatsache gilt, wollen Forscher der Frankfurt School of Finance and Management nun statistisch belegt haben. Sie veröffentlichten am Dienstag eine Studie, die zeigt, dass Spitzenteams von den Schiedsrichtern bevorteilt werden. Und weil sich das Leben manchmal bitterböse Witze erlaubt, entschied nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung ein Fehlentscheid zugunsten der Bayern den Pokal-Halbfinal gegen Werder Bremen.
Arturo Vidal war theatralisch durch den Strafraum geflogen. Der Schiedsrichter gab Elfmeter, und Thomas Müller verwandelte zur vorentscheidenden 2:0-Führung. Später entlarvte die TV-Aufzeichnung, dass Vidal vom heranbrausenden Gegenspieler überhaupt nicht berührt worden war. «Das war nah dran an einem Foul, aber es war kein Foul. Reinmachen muss ich den Elfmeter trotzdem», kommentierte Müller nach dem 2:0-Sieg der Bayern.
Kleine Teams deutlich benachteiligt
Hat sich der Schiedsrichter vom Bayern-Bonus zum Fehlentscheid verleitet lassen? Ja, glauben die Frankfurter Forscher. Sie sind sicher, dass die Bayern bevorteilt werden: «Am extremsten ausgeprägt ist der Effekt, wenn man Spiele von Bayern München betrachtet. Da explodiert er geradezu», sagte Professor Dr. Eberhard Feess der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Wenn Bayern gegen eine Mannschaft spiele, die in der «ewigen Tabelle» keinen Spitzenplatz belege, sei die Wahrscheinlichkeit, dass das schwächere Team um einen Elfmeter betrogen werde, drei Mal grösser als im statistischen Mittel.
Aber auch andere Spitzenteams der Bundesliga werden laut der Studie bevorteilt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Schiedsrichter einem schwachen Team einen berechtigten Elfmeter verweigerten, sei etwa 40 Prozent höher als bei einem Topteam, so Feess. Der gleiche Effekt lasse sich auch bei Mannschaften erkennen, für die es im Spiel um etwas gehe – beispielsweise um den Abstieg oder einen Champions-League-Platz.
Keine böse Absicht
Die These, dass Fehlentscheide von Schiedsrichtern sich irgendwann wieder ausgleichen, ist laut Feess falsch: «Nein, das gleicht sich nicht aus. Das ist eine systematische Verzerrung.»
Böse Absicht will Feess den Schiedsrichtern nicht unterstellen. Er ist überzeugt, dass die Fehlentscheide der Schiedsrichter unbewusst passieren.
Eindeutige Fehlentscheide
In der Datenbank der Bundesliga sind alle Schiedsrichterentscheidungen den Kategorien «eindeutig richtig», «eindeutig falsch» oder «debattierbar» zugeordnet. «Wir haben uns bei unserer Erhebung nur auf die Kategorie ‹falsch› konzentriert», sagt Feess. In der Analyse werteten die Wissenschafter Tor- und Elfmeter-Entscheidungen zwischen 2000 und 2013/14 in allen 4248 Spielen der 1. Bundesliga aus.
"Ich wechsle erst aus, wenn sich einer das Bein bricht." - Werner Lorant