Danke an DOC, Spitzkicker und andere für eure Antworten mit spannenden Argumenten. Ich möchte gerne noch einige DInge dazu sagen, da ich Fortes Aussagen teils anders verstehe und einige DInge auch generell anders sehe.
DOC hat geschrieben:Ich finde das Interview ehrlichgesagt schwach. Was aber vorallem auch an den Journis liegt. Forte zeigt sich offen, nur fehlt den Interviewern leider der Sachverstand um nachzuhaken.
Das sitmmt absolut und ist leider ein immer wiederkehrendes Problem. Ich meinte die Aussagen Fortes, nicht das Interview an sich. Ich würde mir wünschen, dass sich die Journis mal ein Stück von den kritischen Fragen hier im Forum abschneiden würden. Ich glaube nämlich, dass sowohl Forte als auch Bickel schon noch tiefere Einblicke in ihre Ideen und die eigene Spiephilosophie geben würden. Durch dieses Versäumnis bleibt uns allen - wie so oft - nur das grosse Spekulieren.
DOC hat geschrieben:Fortes Aussagen sind ambivalent, speziell die Entwicklung und das Konzept beschreibt er wiedersprüchlich.
Da bin ich teilweise nicht einverstanden. Ambivalent sind sie vielleicht (wie allgemein häufig im Sport), aber widersprüchlich sind sie aus meiner Sicht nicht.
DOC hat geschrieben:Er setzt attraktiven und offensiven Fussball gleich. Der Forte-FCZ-Fussball nennen wir ihn "Körperfokussierter-Fussball" ist zwar Offensiv aber meiner Meinung nach keineswegs attraktiv. Er macht danach selbst Favres FCZ zum Thema und da ist ein weiterer Punkt der mich stört.
Offensiv ist natürlich nicht zugleich attraktiv, das sagt Forte meiner Meinung nach aber auch nicht. Er sagt:
"Das ist das Schwierigste im Fussball: zu gewinnen – und dabei noch schön zu spielen. Doch prinzipiell geht es darum zu gewinnen. Ich denke nicht, dass wir den unattraktivsten Fussball der Liga zeigen. Wir haben die meisten Eckbälle der Liga getreten. Das ist für mich der Beweis, dass wir offensiv spielen."
Er sagt hier nur, dass wir (ausser in Bern) nicht hintenrein stehen und immerhin viele Offensiv-Aktion haben. Das nennt er nicht attraktiv (vor allem nicht so attraktiv, wie er sich das vorstellt), sondern nur den nicht-unattraktivesten Fussball der Liga, was mMn sicher zutrifft.
Ich verstehe seine Aussagen zum Favre-Fussball zudem so, dass er diesen zwar "hervorragend" findet, aber nicht zwangsläufig dahin zurück will, sondern eben zu einem offensiv verteidigten Pressing-Fussball. Ob das attraktiv ist oder nicht, ist meiner Meinung nach Ansichtssache. Zudem glaube ich persönlich, dass der Fussball allgemein schneller und körperbetonter geworden ist und man mit Favres damaligem Stil heute nicht mehr gleich erfolgreich wäre. Forte versucht momentan aber sowieso nur eine Spielweise zu finden, mit der er im Hier und Jetzt mit den zur Verfügung stehenden Leuten erfolgreich - und offensiv! - spielen lassen kann.
spitzkicker hat geschrieben:Interessant ist auch, dass Forte erwähnt, wir hätten am meisten Eckbälle aller Clubs schlagen können. Wenn wir aber daraus nicht mehr Tore erzielen, sind entweder die Spieler im Strafraum schwach - oder die Corner schlicht schlecht getreten. Wie auch die meisten Freistösse.
Da bin ich mit dir einig und habe das auch schon mehrfach gesagt. Züri Live hat aber darauf hingewiesen, dass aus Cornern schlicht sehr selten Tore entstehen. Dennoch würde ich sehr gerne (viel!) mehr gefährliche Bälle nach Cornern und vor allem Freistössen sehen. Möglicherweise haben wir aber momentan einfach nicht die Spieler, die ruhende Bälle gefährlich reinbringen könnten. Genügend kopfballstarke Riesen hätten wir ja...
DOC hat geschrieben: Er sagt, dass dieser Fussball, der den FCZ ausmachte, mit den jetztigen Spielern nicht möglich ist. Er ist aber für viele dieser Spieler mitverantwortlich, da sie "seine" Spieler sind (Rodriguez, Palsson, Pa Modou, Frey etc.) und er sie haben wollte. Ehrlich wäre es gewesen zu sagen, dass er einen anderen Fussball spielen lassen will.
Canepa, Bickel und Forte haben
für die NLB-Saison Spieler geholt, die in einer kampfbetonten Liga nicht in Schönheit sterben, sondern mit viel Kampfgeist Siege erzwingen können. Mit dieser Mannschaft wurde das Ziel Wiederaufstieg erreicht, der Erfolg gibt ihnen also recht. EInen Spieler kann man allerdings nicht nur für ein Jahr verpflichten, folglich kann man auch nicht in der nächsten Saison schon einen völlig anderen Fussball spielen lassen. Der Umbau ist nun ein mittelfristiges Projekt (2-3 Jahre). Deine Argumentation ist somit jetzt noch nicht belegbar, sondern frühestens in ein oder zwei Jahren. Wenn wir dann immer noch "Hauruck-Fussball" spielen, wie er hier auch schon genannt wurde, komme ich mit auf die Barrikaden. Aber er sagt klar, dass er die aktuelle Spielweise dem zur Verfügung stehenden Kader angepasst hat:
"
Aber wir haben eine ganz andere Ausgangslage, ganz andere Spielertypen auch als damals. Da muss man sich als Trainer den Möglichkeiten anpassen, die ein Kader bietet. (...) Wir müssen das spielen, was am besten zu uns passt. Und wenn wir in der Rückrunde nur noch zaubern wollen, kommt es nicht gut."
Demnach könnt weder ihr noch ich wissen, welche Art Fussball er selbst am liebsten spielen lassen würde. Das ist alles reine Spekulation. Und auf irgendwelche früheren Spielweisen in Güllen, Niederhasli oder Bern zu verweisen, was hier auch schon öfters vorkam, ist schlicht sinnlos, weil dies erstens Jahre zurückliegt und zweitens auch wieder von damaligen Kadermöglichkeiten abhängig war.
Das Einzige, was er sagt, ist:
"Ich bin ein Trainer, der gerne mit Pressing und Gegenpressing spielen lässt." Dies bezieht sich aber nur auf eine aktive Verteidigungsstrategie. Er bezeichnet dies nirgends als seinen Plan für die Offensive und nur weil der Journi nicht nach Fortes Plan oder einer Idealvorstellung für die Offensive fragt, kann man daraus doch nicht den Umkehrschluss ziehen, dass er keinen Plan habe. Das ist schlicht eine Unterstellung, die auf (vermeintlichen) Beobachtungen der aktuellen Spielweise gründet.
Aus demselben Grund trifft meines Erachtens auch der folgende Punkt nicht zu:
spitzkicker hat geschrieben:Forte widerspricht sich aber auch.
"Damit der Spielstil künftig bis in die jüngsten Jahrgänge durchgezogen wird."
und ein paar Absätze weiter:
"Da muss man sich als Trainer den Möglichkeiten anpassen, die ein Kader bietet."
Eben: Im Nachwuchs hat man die Spieler, die da sind und man richtet sich nach den besten. In der ersten Mannschaft kann man sich eine Mannschaft mit Transfers zusammenstellen. Das sind zwei verschiedene Ausgangslagen.
Er widerspricht sich nicht, er wird nur nicht dazu aufgefordert, die ausgearbeitete Spielphilosophie genauer auszuführen. Ich lese das so, dass er momentan mit der ersten Mannschaft abgesehen vom Pressing/Gegenpressing nicht den Fussball spielen lassen kann, den die sportliche Führung sich für die Zukunft und somit auch für die gesamte Academy vorstellt. Welcher Fussball das ist, würde mich auch sehr interessieren! Aber das wissen wir momentan einfach nicht, weil wir dieses "Papier" nicht gesehen haben und keiner die sportliche Führung um konkrete Auskunft bittet. Transfers sind zudem keine zustande gekommen, obwohl Forte dies gewünscht hat. Folglich können wir auch noch nicht beurteilen, in welche Richtung es in dieser Hinsicht geht. Wenn schon müsste man zum jetzigen Zeitpunkt die U16 und U18 beobachten. Vielleicht könnte man dort bereits erkennen, welche Spielphilosophie dem Club in etwa vorschwebt.
DOC hat geschrieben:Forte kritisiert die Schnelllebigkeit und die fehlende Weitsicht, er selbst setzt aber bisher kaum auf die Entwicklung der Jungen, welche nur durch EInsätze in der 1 Mannschaft passieren kann. Nachhaltigkeit (und langfristiger Erfolg) kann nur durch die Förderung von jungen Spielern erreicht werden.
Forte hat die Mannschaft wieder in die NLA geführt und nach der Vorrunde den 3. Platz erreicht. Rüegg war dabei praktisch Stammspieler. Nun steht Rohner offenbar vor vermehrten Einsätzen und auch Haile-Selassie sowie Aliu scheinen näher dran zu sein. Bickel spricht zudem vom vielversprechenden 01er-Jahrgang. Auch hier müssen wir wohl einfach noch mindestens bis zum Ende der Saison oder besser bis im nächsten Winter warten, bis wir Fortes "Jugendförderung" wirklich beurteilen können. Aber darüber können wir hier vermutlich ewig weiterdiskutieren... ;-)
DOC hat geschrieben: Falls dieses von ihm erwähnte Papier in der gleichen Schluddrigkeit erstellt wurde kann es getrost weg geworfen werden. Ich hoffe natürlich, das dies nur im Interview so undefiniert beschrieben wird und auf die Oberflächlichkeit der Journis zurückzuführen ist.
Ich tippe wie gesagt schwer auf Letzteres, da sonst die sportliche Leitung inkl. Bickel schlicht unfähig wäre.
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