Die im Thread-Titel gestellte Frage beschäftigt derzeit stärker als vielen Anhängern lieb ist.
Vor wenigen Jahren war die Frage an der Tagesordnung – nach den goldenen 70er Jahren und nach dem bis dahin letzten Meistertitel 1981 erlebte man als FCZ-Fan ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Auch die Unsicherheit, wie lange Sven Hotz aufgrund des ausbleibenden sportlichen Grosserfolges jährlich Millionen in sein Hobby investiert, liess das Damoklesschwert über dem FCZ kreisen.
Nun, inzwischen stehen nach langer Durststrecke wieder sportliche Erfolge auf nationaler Ebene zu Buche. Sven Hotz schaffte es in letzter Minute, den Verein in jüngere Hände "zu übergeben".
Mit diesen beiden Veränderungen – dem sportlichen Erfolg und dem Wechsel an der Führungsspitze – sind nun auch ganz andere Sachen zum Thema geworden. Mit dem Ende der Aera Hotz hängt der FCZ nicht mehr von einer einzelnen Person und dessen Spenderlaune ab sondern ist endlich breiter abgestützt. Der FCZ wird nicht mehr durch einen Mäzen geführt sondern durch Wirtschaftsleute, die den Verein auch wie einen sogenannten KMU-Betrieb nach wirtschaftlichen Grundsätzen führen. Dies ist im Grunde genommen gut so – insbesondere die breitere finanzielle Abstützung.
Doch wohin will die neue Führung den FCZ hinsteuern? Geht es Richtung Nobelclub, wie es Anzeichen vermuten lassen? Hoffentlich nicht. Denn dies nimmt schon ein anderer Verein in dieser Stadt für sich in Anspruch. Und dies ist auch gut so. Im Letzigrund soll ein jeder Platz finden. Vom "einfachen Arbeiter", dem Hardcore-Fan, sogenannten "Modefan", bis zum Multimillionär, usw. Das war die ursprüngliche Idee des FCZ.
Als die Ticketpreise für das Derby präsentiert wurden, habe ich mir jedoch ernsthaft die Frage gestellt, ob dies auch im Sinn der Verantwortlichen ist. Ich erinnere mich gerne an die Zeit vor dem Umzug in den Hardturm. Benützte man die öffentlichen Verkehrsmittel zum Letzi, so stiegen an jeder Haltestelle des "2ers" Fans ein. Leute "einfachen" Standards. Solche, welche sich wahrscheinlich die ganze Woche lang ihr Geld für einen Spielbesuch zusammengespart haben. Auf anderes verzichtet haben. So sahen sie wenigstens aus – weiter ins Detail möchte ich nicht gehen. Aber; es waren Leute die ihr letztes Hemd für den FCZ hergaben. Ist es diesen Leuten auch heute noch möglich, regelmässig Spiele des Stadt- oder besser Volksclubs zu besuchen? Ich bezweifle dies! Wenn dem wirklich so ist, finde ich nur ein Wort dafür: TRAURIG.
Ein weiterer Punkt ist der ständig schwelende Konfliktherd Südkurve/Vereinsführung. Bis anhin schaffte man es nicht, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Es ist nicht ein Miteinander sondern eher ein Gegeneinander. Schade, denn der FCZ braucht die Südkurve und umgekehrt.
In dieses "Kapitel" fällt auch das Thema des Sicherheitsbeauftragten. Dessen Name wurde über Wochen in diesem Forum verunglimpft. Schade, dass die Fronten derart verhärtet waren, dass man keine Lösung miteinander fand. Erst "höhere Gewalt" löste das Problem. Dies ist insofern sehr schlecht, dass die Regeln von der SFL eigentlich klar definiert sind und des weiteren ein verbaler Kampf gegeneinander geführt wurde. Schlussendlich ging die Südkurve als Sieger aus der Absetzung von Christian Schöttli hervor. Persönlich finde ich dies schlecht. Nicht der SK wegen sondern, dass es unter eigentlich gleichgesinnten einen Sieger geben muss und das Problem nicht miteinander gelöst werden konnte.
Ueber das Verhältnis SK / Verein will ich nicht weiter eingehen, da ich schlicht zu wenig Kenntnisse darüber besitze.
Aber zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt; Wohin des Weges? Ich kann leider nicht erkennen, wo die Reise hingehen soll. Klar ist, dass die Herren Canepa / Strittmatter viel Geld in den Verein investieren und auch finanzielle Risiken eingehen. Ist dies selbstverständlich? Wohl eher nicht. Dies ist insofern löblich, da sie uns damit etwas bieten. Es müssen zuerst einmal Leute gefunden werden, die ihr Geld, Zeit und Energie in einen Verein investieren. Dies sollte auch einmal gewürdigt werden, anstatt immer wieder mit Verunglimpfungen wie "Canepa raus" oder ähnlichem um sich zu werfen. Dass der eingeschlagene Weg nicht allen passt, war von vornerein klar. Dass nicht alles optimal ist, ist ebenfalls nicht zu bestreiten.
Ich möchte noch kurz ein Beispiel anführen, welches mir ein mahnendes Beispiel ist. Bis ca. Mitte der 90er Jahre war ich über Jahre hinweg regelmässiger Saisonkartenbezüger des (heute nicht mehr existierenden Vereins) ZSC (Natürlich im 3te, links). Das künstliche Gebilde, welches sich Walter Frey Ende der 90er gekauft und verfeinert und mit dem Zusatz Lions ausgestattet hat, ist jedem ehemaligen ZSC-Fan ein Gräuel. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass ich seit der Fusion kein Dutzend Spiele mehr gesehen habe. Die beiden Meistertitel haben mich zwar gefreut, jedoch nur am Rande emotional berührt. So etwas möchte ich nie mehr erleben.
Und somit wäre einmal mehr das Thema Fusion wieder auf dem Tisch. Dies kann, glaube ich, unter der heutigen Führung definitiv vom Tisch gewischt werden. Dies beruhigt mich.
Aber bitte Herren Vorstand. Denkt in euren Vorstellungen und Visionen auch an die Leute, Fans, die den FCZ irgendwann einmal gross gemacht haben, ihm über Jahre hinweg die Treue gehalten haben, in guten und vor allem schlechten Zeiten. Dies ist wohl nur beim FCZ möglich. Beim GC wäre dies unvorstellbar. Dort geht man hin, wenn der Erfolg da ist, wenn nicht, will man sich nicht mit Losern zeigen. Ist es nicht so? Vergesst nicht, wo die Basis dieses wunderbaren Vereins liegt!!!
Ich bin mir jedoch auch bewusst, dass das ganze eine Gratwanderung ist, wie schwer es ist, es allen Recht zu machen und wie weiter oben erwähnt: allen einen Platz im Letzigrund zu bieten. Wohin des Weges? Die Frage ist für mich nicht beantwortet und wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich / wir eine Antwort darauf haben. Persönlich glaube ich immer noch, dass wir in eine gute, positive Zukunft steuern können. Für dies braucht es aber Kompromisse, Eingeständnisse von Fehlern, Gespräche, usw.
Ach ja: Und ich will die Leute, die sich kaum anständige Kleider leisten können/wollen, nicht einmal mehr die Hälfte ihrer Zähne haben, auch im neuen Letzigrund wieder sehen!!!
Di Matteo
P.S. Da ich nicht oder nur sehr schwach hinter die Kulissen sehe, basiert dieses Post natürlich auf meinen persönlichen Eindrücken. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
PP.S. Danke für's Lesen und andere Meinungen