Canepa

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fred
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Re: Canepa

Beitragvon fred » 09.01.09 @ 20:06

mrs canepa zu gast in der arena

22:20 sf1

http://tvprogramm.sf.tv/detail.php?over ... 5b2f4e7d46


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din Vater
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Re: Canepa

Beitragvon din Vater » 07.02.09 @ 12:40

Neue Zürcher Zeitung; 07.02.2009; Nummer 31; Seite 53 hat geschrieben:
Die Super League vor der zweiten Saisonhälfte

«Diese Emotionen bereiten mir Freude»

Ancillo Canepa, der Präsident im FC Zürich, will für nachhaltige wirtschaftliche Stabilität kämpfen

Der ehemalige Ernst-&-Young-Manager führt den Zürcher Stadtklub seit gut zwei Jahren. Er spricht über private Millionen-Investitionen, Transfers und den Traum von der Champions League.

Herr Canepa, sind Sie ein glücklicher Präsident?

Ancillo Canepa: Glücklich ist ein grosses Wort. Ich würde sagen, ich bin ein zufriedener Präsident. Die Aufgabe ist interessant, anspruchsvoll, manchmal auch nervenaufreibend. Ich bereue meinen Berufswechsel keine Sekunde: Ich kann mich auf tolle Mitarbeiter abstützen, wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen.

Was fehlt zum Glücklichsein?

Sportlich geht es uns gut, aber wirtschaftlich fehlt die nachhaltige Stabilität. Zürich ist ein hartes Pflaster. Wir bieten attraktiven Fussball, der FCZ ist ein wichtiger Teil der Stadt. Dennoch erreichen wir nicht die Zuschauerzahlen wie Basel.

Haben Sie diese Schwierigkeiten unterschätzt?

Nein. Ich verfolge den Schweizer Fussball ja nicht erst seit drei, sondern seit vierzig Jahren. Ich habe die Entwicklung der Bundesliga miterlebt, mit neuen Stadien, dem Zuschauerboom, den TV-Geldern. Ich möchte nicht jammern, aber wir beginnen jede Saison mit einem strukturellen Defizit, das wir mit ausserordentlichen Einnahmen ausgleichen müssen. Das hat im letzten Jahr funktioniert: Wir konnten den Umsatz um fast 10 Millionen Franken steigern und einen Gewinn von 750 000 Franken erwirtschaften. Wir hatten auch Glück mit attraktiven Gegnern im Europacup. Das laufende Geschäftsjahr wird enorm schwierig. Die zwei Geisterspiele verursachen einen zusätzlichen Schaden von einer halben Million Franken, aus dem Uefa-Cup nehmen wir nur die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr ein.

Wie hoch ist dieses strukturelle Defizit?

Es entspricht zwischen 25 und 30 Prozent des Budgets. Wenn man von 15 bis 20 Millionen Franken ausgeht, sind das 3 bis 5 Millionen Franken. Deshalb müssen wir versuchen, zum Beispiel mehr Jahreskarten zu verkaufen. Wir stehen heute bei knapp 6000 Saisonkarten. Der Verkauf hat sich zwar in den letzten drei Jahren verdreifacht, aber wenn man das Potenzial des Grossraums Zürich betrachtet, ist das wenig. Basel verkauft über 20 000 Jahreskarten, YB 11 000.

«Ich habe einen Lernprozess hinter mir»

Ihr Vorgänger Sven Hotz sagte, er wisse gar nicht mehr so genau, wie viel Geld er in den FCZ investiert habe. Haben Sie noch den Überblick?

Selbstverständlich. Ich glaube, dass auch Sven Hotz immer den Überblick hatte. Er ist ein gewiefter Geschäftsmann. Und einen Teil seiner Investitionen hat er wieder zurückbekommen.

Wie viel haben Sie bisher in den Verein investiert?

Über das eigene Geld sollte man nicht reden.

Warum nicht?

Das ist Privatsache. Aber wenn Sie schon fragen: Ich war an der Kapitalerhöhung beteiligt und habe die Transfers der letzten zwei Jahre mitfinanziert. Es handelt sich um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Wir haben diesbezüglich immer transparent informiert.

Wie viele Spieler gehören Ihnen?

Keiner, sämtliche Spieler gehören dem FCZ. Der FCZ als Verein hat die absolute Handlungsfreiheit, was Transfers betrifft. Die Geschäftsleitung zusammen mit der sportlichen Leitung hat das Sagen, nicht die Investoren.

Sie sind aber Investor und gleichzeitig in der sportlichen Leitung. Gibt es nie Interessenkonflikte?

Man muss verschiedene Hüte aufsetzen können. Das ist eine Frage von Integrität und Charakter. Sie können unseren Sportchef Fredy Bickel fragen, ob ich jemals Druck ausgeübt habe wegen einer eigenen finanziellen Beteiligung. Das habe ich nie gemacht. Bei mir geht es primär um sportliche Aspekte. Ich war auch derjenige, der Druck gemacht hat, dass der eine oder andere nicht billige Spieler aus dem Kader genommen wird. Mein Credo lautet: Wenn ich etwas finanziere, dann ist es sogleich schubladisiert und abgehakt.

Sie können in den FCZ investieren, weil für Sie Geld keine Rolle spielt.

Eine gewisse Unabhängigkeit ist da. Ich möchte mit meinen Investitionen Gewinn realisieren, damit er wieder in den Klub zurückfliesst. Ausserdem erhält der FC Zürich bereits heute von jedem Transfergewinn zwischen 15 und 25 Prozent vorab, unabhängig davon, ob der FCZ selber etwas bezahlt hat oder nicht. Mein Ziel ist aber, dass der FCZ Transfers selbständig finanzieren kann und als Klub unabhängig von Einzelpersonen wird.

Sie sind im Verlauf Ihrer Amtszeit gegen aussen vorsichtiger geworden. Haben Sie einen Lernprozess durchgemacht?

Ich habe auch heute nicht das Gefühl, ich müsse ständig auf mein Verhalten oder meine Wortwahl achten. Das entspricht nicht meinem Charakter. Ich bin offen, direkt, suche den Dialog. Aber Sie haben recht: Ich habe einen Lernprozess hinter mir und hoffentlich auch noch vor mir. Als Quereinsteiger habe ich mich am Anfang bei gewissen Themen auf andere Meinungen innerhalb des FCZ abstützen müssen. Die Kommunikation nach aussen war bei einzelnen Fragen unglücklich oder wurde unkorrekt wiedergegeben. Als Chef muss man den Kopf für Fehler hinhalten, die man nicht selber verursacht hat.

Sie machten abschätzige Bemerkungen über Fans, in jüngster Zeit äussern Sie sich differenzierter.

Falsch, ich habe mich nie abschätzig über Fans geäussert. Aber ich verurteile jede Form von Gewalt. In Begegnungen mit Leuten aus der Südkurve habe ich enorm viel über die FCZ-Fankultur gelernt. Es klingt vielleicht pathetisch, aber es ist ein Highlight, mit welcher Begeisterung diese Leute auf einen zukommen. Man darf nicht alle Fans in den gleichen Topf werfen. Wir haben einen Bodensatz an gewaltbereiten Idioten, dazu stehe ich. Aber das ist eine absolute Minderheit.

Haben Sie auch gelernt, mit Ihren Emotionen gelassener umzugehen? Als Lucien Favre nach Berlin wechselte, wirkten Sie persönlich beleidigt.

Ich war nicht beleidigt, sondern menschlich zutiefst enttäuscht. Favre hat mich mehrfach brandschwarz angelogen. So etwas akzeptiere ich nicht, auch nicht im Fussballgeschäft.

Sie würden heute also in einer vergleichbaren Situation nicht gelassener reagieren?

Nein. Lügen und unloyales Verhalten werde ich auch in Zukunft nicht akzeptieren. Der Chef-Trainer ist im Klub mit der wichtigste Kader-Angestellte. Ich erwarte, dass er sich anders verhält als etwa ein junger Spieler, der von einem Vermittler fehlgeleitet worden ist.

«Hey, Canepa, super!»

Sie sind als FCZ-Präsident eine öffentliche Person. Wann geniessen Sie das?

Ob Sie es glauben oder nicht: Ich geniesse es, wenn ich 300 Meter von meinem Büro in ein Restaurant gehe und ein FCZ-Fan auf mich zukommt und sagt: <Hey, Canepa, super!> Und wenn einer an meinem Büro vorbeigeht und <Hopp GC!> brüllt, nehme ich das mit Humor. Das sind Highlights, diese Emotionen bereiten mir Freude. Ob man mich liebt oder nicht: Ich kann sagen, dass 99,9 Prozent der Begegnungen freundlich sind.

Und jetzt wollen Sie Meister werden und dann in die Champions League?

Ach, die Champions League ist einfach ein Traum. Und Sie glauben doch nicht, dass ich jetzt aus falscher Bescheidenheit sage, wir wollen die Meisterschaft lediglich im zweiten oder dritten Rang beenden? Natürlich weiss ich, wie schwierig es sein wird, Meister zu werden, geschweige denn, die Qualifikation für die Champions League zu schaffen. Aber eben: einmal Champions League, und wir hätten 15, 20 Millionen Franken mehr. Wir könnten dann während drei, vier Jahren in Ruhe arbeiten ohne ständigen Kampf um die Beschaffung der notwendigen Mittel.
Interview: Flurin Clalüna, Stephan Ramming

Torjubel und Solidarität (im Bild Abdi) sind Merkmal des Leaders FC Zürich.

Christian Hartmann / Reuters

Keystone (key)

«Favre hat mich mehrfach brandschwarz angelogen.»
Ancillo Canepa


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Dini Mueter
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Re: Canepa

Beitragvon Dini Mueter » 07.02.09 @ 17:57

din Vater hat geschrieben:
Neue Zürcher Zeitung; 07.02.2009; Nummer 31; Seite 53 hat geschrieben:[...]
Sie sind im Verlauf Ihrer Amtszeit gegen aussen vorsichtiger geworden. Haben Sie einen Lernprozess durchgemacht?

Ich habe auch heute nicht das Gefühl, ich müsse ständig auf mein Verhalten oder meine Wortwahl achten. Das entspricht nicht meinem Charakter. Ich bin offen, direkt, suche den Dialog. Aber Sie haben recht: Ich habe einen Lernprozess hinter mir und hoffentlich auch noch vor mir. Als Quereinsteiger habe ich mich am Anfang bei gewissen Themen auf andere Meinungen innerhalb des FCZ abstützen müssen. Die Kommunikation nach aussen war bei einzelnen Fragen unglücklich oder wurde unkorrekt wiedergegeben. Als Chef muss man den Kopf für Fehler hinhalten, die man nicht selber verursacht hat.

Sie machten abschätzige Bemerkungen über Fans, in jüngster Zeit äussern Sie sich differenzierter.

Falsch, ich habe mich nie abschätzig über Fans geäussert. Aber ich verurteile jede Form von Gewalt. In Begegnungen mit Leuten aus der Südkurve habe ich enorm viel über die FCZ-Fankultur gelernt. Es klingt vielleicht pathetisch, aber es ist ein Highlight, mit welcher Begeisterung diese Leute auf einen zukommen. Man darf nicht alle Fans in den gleichen Topf werfen. Wir haben einen Bodensatz an gewaltbereiten Idioten, dazu stehe ich. Aber das ist eine absolute Minderheit.
[...]

Das tut gut.

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Re: Canepa

Beitragvon Globestern » 07.02.09 @ 19:16

schönes interview... wir sind auf gutem weg

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Detlef von Doncaster
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Re: Canepa

Beitragvon Detlef von Doncaster » 18.02.09 @ 9:40

Interview mit Canepa aus "Zwölf":

http://www.zwoelf-magazin.ch/de/magazin/11/canepa.html

Die Version aus dem Print-Heft ist etwas länger und beinhaltet u.a. noch einige nicht ganz wohlwollende Statements über Favre bzw. sein Verhalten beim Abgang.
Filipescu - Tararache - Ilie

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Re: Canepa

Beitragvon gecko » 04.04.09 @ 10:24


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Re: Canepa

Beitragvon Don Ursulo » 05.04.09 @ 15:59



Ein Triple AAA Interview von CCC! Auch sein Auftritt im letzten FCZ-TV (in Sachen Fussballgott
Köbi) war maravilloso/wunderbar! CCC der FCZ'ler des Monats! Felicidades!
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Wer alles zu tun begehrt, was ihn gelüstet, muß entweder als König
oder als Narr geboren sein.
(Römisches Sprichwort)


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