Beitragvon Züri 9 » 20.05.07 @ 15:29
Was für ein dramatisches Meisterschafts-Finale! Verfolger Basel gewann in Luzern locker 3:0. Musste aber am Bildschirm verfolgen, wie der FC Zürich nach einer Achterbahnfahrt in Bern 3:2 siegte. Dem Leader reicht jetzt ein Sieg im letzten Saisonspiel –ausgerechnet im Derby gegen GC.
In Luzern war die Spannung über den Ausgang der Cupfinal-Hauptprobe von kurzer Dauer. Von sehr kurzer Dauer. Bereits nach 10 Minuten führte der FCB 2:0.
Die Basler Fans konnten sich voll auf das Resultat des Konkurrenten konzentrieren. Und dank guter Verbindungen waren sie dem Totomat in Luzern stets einen Schritt voraus.
In Bern dauerte es etwas länger, bis der Match in Schwung kam. Wie eine Fahrt auf einer Achterbahn begann das Spiel zwischen YB und dem FCZ ganz, ganz sachte.
FCZ-Trainer Lucien Favre (49) konnte an der Seitenlinie ruhig zuschauen, wie sich die Teams auf dem Kunstrasen belauerten. Und selbst als die frühe Führung der Basler auf der Anzeigetafel im Stade de Suisse aufleuchtete, zuckte der Romand nicht einmal mit der Wimper. Warum auch? Er hatte schon im Vorfeld geahnt, dass die Luzerner dem FCB nicht würden
Paroli bieten können.
Die grösste Gefühlsregung Favres war ein enttäuschtes Anheben und Sinkenlassen der Arme, wenn einer seiner Spieler einen Fehler machte.
Selbst nach dem FCZ-Führungstreffer durch Santos (37.) blieb Favre cool. Nach kurzem Jubel zückte er den Block und machte sich Notizen – ganz der akribische Analytiker. «Es ist wichtig, dass man ruhig bleibt», so Favre.
In der zweiten Halbzeit war es dann viel schwieriger, die Contenance zu bewahren. Jetzt ging die Achterbahnfahrt richtig los!
Noch bevor Favre den ermüdeten Alain Rochat durch Marc Schneider ersetzen kann, fällt der Ausgleich durch Marcos. Rochats Gegenspieler Carlos Varela war der Vorbereiter.
Doch diesmal bleibt Favre nicht einmal mehr Zeit für Notizen.
Noch während die Basler Fans in Luzern den Ausgleich in Bern euphorisch mit «Hopp YB» feiern, geht der FCZ wieder in Führung – Favres Joker Alexande Alphonse hat zurückgeschlagen.
Und was macht Favre? Er diskutiert ganz ruhig mit YB-Heisssporn Varela. «Ich sagte ihm: ‹Beruhige dich.›» Nun, Varelas Version klingt ein wenig anders: «Favre sagte zu mir: ‹Geh raus! Es reicht jetzt!› Aber es war ganz friedlich.»
Doch jetzt wird Favre im packenden Schlagabtausch immer unruhiger. Der Meister-Krimi setzt auch seinen Nerven zu. Und der Meistertrainer ist erneut gefordert. Nach einem Zusammenprall mit YB-Hüne Kamil Zayatte bleibt sein Abwehrchef Hannu Tihinen blutüberströmt liegen und wird abtransportiert. Für ihn muss Sebastian Kollar ran.
Danach geht es Schlag auf Schlag. Favre kommt nicht mehr zur Ruhe. Erst zwingt ihn eine vergebene Chance von Alphonse in die Knie – die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Darauf gleicht Hakan Yakin aus – Favre lässt resigniert die Arme fallen.
Er muss die Gemüter beruhigen, als seine Brasilianer Raffael und Cesar an die Young Boys Gilles Yapi, Christian Schwegler und Tiago geraten. Verzweifelt beinahe, als seine Mannschaft im offenen Schlagabtausch einen Konter verpasst.
Doch kurz darauf beruhigt und orchestriert Favre schon wieder. Almen Abdi hat die Zürcher erneut in Führung gebracht. 89. Minute: 3:2! Wie lautete doch die Choreographie der Zürcher Fans? «Bis zur letschte Minute.»
In der fünfminütigen Nachspiel-Zeit stirbt der Meistertrainer tausend Tode. Jeder unbedarfte Ballverlust ist ein Stich ins Herz des Romands.
Auch in Luzern wird gelitten. Nach dem Schlusspfiff bleibt FCB-Verteidiger Reto Zanni wie ein Geschlagener am Boden liegen. Die Basler Spieler versammeln sich vor einem TV-Gerät beim Spielereingang und schauen gebannt, wie die Zürcher Konkurrenten den Sieg über die Zeit zittern.
Die Basler verabschieden sich wie geprügelte Hunde von ihren Fans. Und das nach einem 3:0-Sieg! Sie glauben nicht an GC (gestern 0:3-Heimpleite gegen Thun), das in der Schlussrunde gegen den FCZ spielt.
Doch Favre sieht das naturgemäss anders: «Das wird sehr, sehr schwierig im Derby.» Und einem welschen Reporter erklärt er. «Die Rivalität zwischen GC und dem FCZ ist extrem. Es wird vielleicht schwieriger als gegen YB.»
Apropos YB. Die Berner spielen zum Schluss in Basel. Favre sagt zu seinem Trainerkollegen: «Ich wünsche Martin Andermatt viel Glück...»
q: SoBlick online
"Und der Haifisch der hat Tränen, und die laufen vom Gesicht. Doch der Haifisch lebt im Wasser, so die Tränen sieht man nicht."