Was macht eigentlich Raimondo Ponte? :-)
Grosser Name beim kleinen Verein
Fussball, Serie «Die schillernden Namen des FC Wohlen, was machen sie jetzt?»: Raimondo Ponte
16 Jahre lang war der FC Wohlen in der zweithöchsten Liga des Landes vertreten. In dieser Zeit wurde der Club von vielen Schweizer Trainergrössen geführt. Einer davon war Raimondo Ponte.
Morgen Samstag feiert Raimondo Ponte seinen 65. Geburtstag. Obwohl er das Rentenalter erreicht, möchte er im Fussball weiterarbeiten. «Ich kann mir gut vorstellen, wieder als Trainer tätig zu sein», sagt er. Seine letzte Anstellung im Profifussball war ein Engagement als Sportchef beim FC Aarau von 2015 bis 2017. «Der Abgang war eher unschön. Ich wurde mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen freigestellt», erzählt der Sohn italienischer Einwanderer.
Intermezzo im Amateurfussball
In der Vorrunde der aktuellen Saison hat er die erste Mannschaft des FC Windisch in der 3. Liga trainiert. Ungewohntes Terrain für einen Mann, der rund 30 Jahre lang im Schweizer Profifussball gearbeitet hat und vorher 17 Jahre lang selbst Profi in der Schweiz, England und Frankreich war. «Die Umstellung auf Amateurfussball fällt nach so einer Zeit nicht leicht», erzählt Ponte. «Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man zu hohe Erwartungen hat, die dann enttäuscht werden.»
Er nennt ein Beispiel: «Wenn ich ein Training vorbereite und dann kurz vor Trainingsstart mehrere Spieler mitteilen, dass sie nicht erscheinen können, ärgert mich das im ersten Moment.» Der ehemalige Schweizer Nationalspieler sagt, dass er dann jeweils einen Moment gebraucht hat, um sich klarzumachen, dass die Ausgangslage eine andere ist. «Amateurfussballer arbeiten nebenbei. Sie verpassen manchmal Trainings, weil sie beispielsweise länger im Geschäft bleiben müssen.». Sein Fazit ist dennoch, dass es mit ihm als Trainer in der 3. Liga nicht wirklich geklappt hat. Sein Sohn Angelo wird deshalb die erste Mannschaft des FC Windisch übernehmen.
Windisch, sein Zuhause
Dass er den Job übernommen hat, liegt daran, dass es «sein» FC Windisch ist. Die Pontes sind eine Fussballerfamilie und der FC Windisch ist ihr Zuhause. Raimondos Bruder Luigi ist Präsident des Aargauischen Fussballverbandes. Luigis Söhne Raimondo Junior und Marco sind ebenso Funktionäre beim FC Windisch wie Raimondos Sohn Angelo.
Raimondo Ponte ist im Fussball aber der grösste Name der Familie und des FC Windisch. Seit 2002 ist er Präsident des Vereins. Diese Funktion hatte er inne, obwohl er in diesem Zeitraum als Trainer bei diversen anderen Clubs gearbeitet hat. Unter anderem beim FC Wohlen.
Der letzte Trainer auf der Paul-Walser-Stiftung
Nach Wohlen kam er im Winter der Saison 2003/04. Es war das zweite Jahr des FCW in der Challenge League. Nach den ehemaligen WM-Teilnehmern Ryszard Komornicki und Martin Rueda war Raimondo Ponte der dritte grosse Name in Serie an der Seitenlinie des FC Wohlen. Als Spieler bei GC, Nottingham Forest und Bastia und als Trainer des FC Zürich hat er sich einen sehr guten Ruf erarbeitet. Mit den Wohlern beendete der Windischer die Saison auf dem 7. Rang. Der ehemalige Mittelfeldspieler erinnert sich: «Ich war der letzte Trainer, der mit dem Club auf der Paul-Walser-Stiftung spielte», sagt Ponte. «Wir waren gut.»
Besonderen Eindruck hinterliess der Teamgeist in Wohlen. «Die erste Elf redet meistens gut über den Trainer. Wenn die zweite Garde hinter dir steht, alles für den Verein gibt und sich für einen Stammplatz aufdrängen will, dann machst du etwas richtig.»
Raimondo Ponte war nicht nur der letzte Trainer des FCW auf der Paul-Walser-Stiftung, sondern auch der erste im Stadion Niedermatten. Die Saison 2004/05 im neuen Stadion lief aber nicht mehr so gut. Am 13. Spieltag verlor Wohlen zu Hause mit 0:1 gegen Baulmes. Das Team lag auf Rang 15 mit 13 Zählern. Ponte musste gehen. «Mein Abgang war nicht schön», erinnert er sich. «Intern wurde bereits nach einer 1:2-Niederlage gegen Luzern meine Aufstellung kritisiert. Das war nicht angenehm. Mittlerweile sind aber alle Differenzen aus der Welt geräumt.»
Eine Rückkehr nach Wohlen? «Wieso nicht?»
Die Wege trennten sich. Wohlen blieb noch 14 Jahre in der Challenge League. Ponte trainierte zwei Jahre lang YF Juventus Zürich und fünf Jahre lang Chiasso. Es folgten kürzere Engagements bei Bellinzona, Lugano, Sion und Aarau. Bei Aarau wurde er danach Sportchef, ehe er im Juli 2017 freigestellt wurde.
Den FC Wohlen hat er nach seinem Abgang immer verfolgt. «Es ist schade, dass der Club nur noch viertklassig ist. Wohlen hat eine tolle Infrastruktur und ein tolles Einzugsgebiet», so Ponte. Gleichzeitig hat er Verständnis für den Rückzug aus der Challenge League. «Als Präsident des FC Windisch weiss ich, dass die Finanzen bei jedem Verein ein heikles Thema sind. Unabhängig von der Spielklasse.» Jetzt, im Rentenalter, ist ist er «nur» noch Präsident seines Stammvereins. «Trainer sein ist trotzdem eine Option für mich. Allerdings nicht mehr in einer so tiefen Liga.» Wäre unter diesen Umständen eine Rückkehr zum FC Wohlen denkbar? «Wenn der Club so ambitioniert bleibt, warum nicht?»
Q: Wohler Anzeiger