Beitragvon billy » 10.07.13 @ 7:19
Mitten ins Gesicht
Das Schweizer Fernsehen zeigt heute Abend einen Dokfilm über Roli Maag. Der FCZ-Fan ist seit einer Prügelei nach einem Fussballspiel behindert.
Der 13. Mai 2006 war ein Tag, der in der Schweiz einiges verändert hat. An jenem Abend schoss der FCZ im Basler St.-Jakob-Stadion in allerletzter Minute das entscheidende Tor, das dem Club den Meistertitel brachte. Ohne dieses Tor wäre Basel Meister geworden. Unmittelbar nach dem Abpfiff stürmten Basler Fans den Fussballrasen – unter den Augen Tausender entsetzter Matchbesucher und Fernsehzuschauer.
Nur wenige Stunden später spielte sich in Zürich ein weiteres Drama ab. Ein FCZ-Fan wurde von einem anderen mit einem einzigen Faustschlag brutal niedergestreckt. Die Folgen waren tragisch: Wochenlang schwebte der junge Mann mit schwersten Hirnverletzungen zwischen Leben und Tod. Sein Name und seine Geschichte gingen durch die Medien: Roli Maag wurde zum Symbol einer aus dem Ruder gelaufenen Fankultur – sein Name ist untrennbar mit jenem Abend verknüpft.
Sein Weg zurück ins Leben
Jetzt hat das Schweizer Fernsehen SRF einen Film über Maags Geschichte gedreht. «Mitten ins Gesicht» ist ein sehenswertes, berührendes Stück Film geworden, das erklärt, wie dieser eine Fall die Rechtsprechung verändert hat und warum es bis im letzten Herbst dauerte, bis der Schläger rechtskräftig zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Vor allem aber zeichnet der Film Maags Weg zurück ins Leben nach.
Auch wenn das Ende zwar kein Happy End, aber doch versöhnlich ist: Manche Szenen im Film sind nur schwer erträglich. Etwa wenn Mutter und Stiefvater jenen Moment schildern, als die Ärzte ihnen sagten, es gebe kaum Hoffnung für ihren Sohn. Oder wenn man den jungen Mann mit langen Narben am Kopf sieht, hilflos an vielen Schläuchen hängend. Wie er noch Monate danach bewegungsunfähig ist, nicht reden kann, nicht essen, nicht trinken.
Umso eindrücklicher sind die letzten Aufnahmen im Film, die Roli Maag heute zeigen. Er wohnt selbstständig in einem kleinen Studio in einem Wohnheim für Hirnverletzte, arbeitet dort in der Telefonzentrale, kann kurze Strecken gehen, besucht mit seinen Freunden noch immer Fussballspiele und ist selbstverständlich noch immer ein FCZ-Fan. Die Vergangenheit lässt er auf sich beruhen. Auf die Frage, ob er zurückschaue, sagt er: «Nein, ich schaue nach vorne, wie ich das immer getan habe. Ich kämpfe jeden Tag für mich selbst, und ich sehe, dass es bisher etwas gebracht hat. Darum sollte ich nicht von diesem Weg abkommen, sondern weitermachen, weiterrennen, weiterkämpfen.»
«Mitten ins Gesicht», 20.55 Uhr, SRF 1.