Pallas-Interview

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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vfl-methusalem
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Pallas-Interview

Beitragvon vfl-methusalem » 11.05.06 @ 23:49

Interview mit David Pallas

Bochum/Essen, 11.05.06

Dank der Pressesprecherin des VfL Bochum, Yvonne Oleszak, konnte ich heute in der Geschäftsstelle des VfL ein Interview mit David Pallas führen. Welch glückliche Fügung, dass dieser Termin ausgerechnet heute stattfand, am Tag nach Ebays tollem Sieg und der Schützenhilfe für den FCZ. Wir haben uns noch nicht gesetzt, gleich die erste Frage: „Wer wird Schweizer Meister 2006?“ Davids Antwort: „Ich hoffe auf den FCZ! Das ist mein Verein, Teil meines Herzens! Ich war 13 Jahre dort, das kann man nicht so leicht wegmachen, das bleibt drin.“
VfL-Meth.: „Nachdem wir das Wichtigste jetzt schon mal geklärt haben, können wir ja mit dem Interview beginnen: Am Sonntag geht deine erste Saison für den VfL zu Ende – wie fühlst du dich hier in Bochum?“
D. Pallas: „Sehr gut! Da ich erst in der laufenden Saison, nämlich im September, hierher gekommen bin, brauchte ich schon ein wenig Eingewöhnungszeit. Mit jedem Tag habe ich mich aber mehr akklimatisiert und entsprechend wurden meine Leistungen auch besser. Es war eine sehr lange Saison mit der Vorbereitung in Thun, dann der Champions-League-Quali und schliesslich der Wechsel nach Bochum. Es ist sehr gut, dass wir den Aufstieg schon so früh perfekt machen konnten. Jetzt können wir gelassener in die Spiele gehen, wollen aber nach wie vor als Tabellenführer aufsteigen.“
VfL-Meth: „Bei den letzten Spielen hatte ich den Eindruck, dass sich diese Gelassenheit bei einigen Spielern in einem Nachlassen ihrer Leistungen äussert, ausser bei dir und Edu?“
D. Pallas: „Ich kann nicht anders, ich muss immer 100% geben – das ist mein Charakter.“
VfL-Meth: „Der hier sehr gut ankommt…“
D. Pallas: „Der VfL ist halt auch ein Arbeiterverein wie der FCZ. Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt und fühle mich jetzt auch hier wohl. Ich kann nicht anders, ich muss immer Vollgas geben, auch im Training.“
VfL-Meth.: „Was die Fans hier zu schätzen wissen, wie am Sonntag deutlich bei deiner Begrüssung im Stadion zu merken war. Trotz der offensichtlichen Akzeptanz: Hast du nicht doch gelegentlich Heimweh nach der Schweiz, speziell Zürich?“
D. Pallas: „Vorher denkt man daran eigentlich gar nicht. Wenn man dann aber erstmal „ausgewandert“ ist, dann merkt man es schon. Es ist aber eben auch eine neue Herausforderung, der man sich stellen muss. Die Bundesliga war immer ein Wunsch von mir und nun habe ich sie mit dem VfL erreicht.“
VfL-Meth.: „Die Mentalität hier im Ruhrpott ist aber doch eine deutlich andere im Vergleich zur Schweiz?“
D. Pallas: „Ja, das stimmt schon, an die Mentalität muss man sich gewöhnen. Damit habe ich aber keine grossen Schwierigkeiten gehabt, da ich mich an das Motto halte: Leben und Leben lassen. Für meine Frau war es deutlich schwieriger, da sie sich erst langsam ein soziales Umfeld aufbauen musste.“
VfL-Meth.: „Hast Du noch Kontakte zum FCZ, dem Verein und/oder den Fans?“
D. Pallas: „Zu den Fans leider gar nicht mehr. Beim Verein oder der Mannschaft habe ich noch Kontakt zu Filipescu. Aber zu den Fans: Ich habe es schon sehr schön gefunden, wie sie mich begrüssten, als ich mit dem FC Thun in den Letzi zurückkam. Die FCZ-Fans kann und werde ich nie vergessen! Sie haben mir sehr viel gegeben und ich hoffe, dass ich ihnen auf dem Spielfeld etwas zurückgeben konnte.“
VfL-Meth.: „Verfolgst du regelmässig die SL und wie beurteilst du das bisherige Abschneiden des FCZ?“
D. Pallas: „Ja natürlich, ich verfolge die SL sehr aufmerksam. Das Abschneiden des FCZ kann man gar nicht anders als sehr gut bezeichnen. Favre hat der Mannschaft sein Gesicht gegeben, hat sich die Mannschaft so zusammengestellt, wie er das wollte, und sie verwirklicht seine Philosophie von Fussball auf dem Spielfeld. Das heisst: Sie spielen sehr schönen, attraktiven Fussball. Das ist genau das, was er uns schon immer gepredigt hat. Er hat schon damals gesagt, dass er in zwei Spielzeiten um den Meistertitel mitspielen will – jetzt ist es soweit!“
VfL-Meth.: „Aber für dich lief nicht alles nach Wunsch bei Favre?“
D. Pallas: „Für mich persönlich war es nach der Knieverletzung eine sehr schwere Zeit unter ihm als Trainer. Ich musste mich mühsam wieder an die Mannschaft herankämpfen, weil ich einfach auch immer spielen will. Ich kam auch zu einigen Einsätzen unter Favre, dann aber auf der linken Seite, wo ich mich überhaupt nicht wohl fühle. Da ich aber nun mal sehr ehrgeizig bin, beim FCZ aber nicht mehr so oft und konstant zum Einsatz kam, wie ich mir das wünschte, war der Wechsel nach Thun die logische Konsequenz – ich will eben immer spielen. Das hat mir schon weh getan, weil der FCZ mein Verein ist. Aber eben: Ich wollte dort auch spielen! Wichtig für mich ist aber, dass ich nie den Kopf habe hängen lassen, sondern dann halt meine Chance in Thun wahrgenommen habe, eben auch die Chance auf mich aufmerksam zu machen. Wie du siehst, hat es funktioniert (lacht).“
VfL-Meth.: „Zur grossen Freude aller VfL-Fans! Bist du sauer auf Lucien Favre?“
D. Pallas: „Nein, überhaupt nicht. Ich weiss zwar, dass das viele denken, es ist aber nicht so. Favre ist ein excellenter Trainer, der – wie alle anderen Trainer auch – immer Erfolg haben will. Speziell im taktischen Bereich habe ich ihm sehr viel zu verdanken, habe ich sehr viel von ihm gelernt. Das hat mir in Thun geholfen und hilft mir auch jetzt hier beim VfL. Ich habe von allen Trainern viel gelernt.“
VfL-Meth. (grinsend): „Und jetzt hast du einen GC-Mann als Trainer…“
D. Pallas (lachend): „Da muss ich dir sofort eine kleine Anekdote erzählen: Als wir auf der Rückfahrt von Aachen im Car feierten, sang ein Teil der Mannschaft verschiedene Fan-Lieder. Unter anderem irgendwas mit dem BVB, das ich nicht kannte. Da habe ich dann in Richtung Marcel Koller gesungen: GC, GC – die Sch… vom See! Er hat mir daraufhin den Stinkefinger gezeigt. Alles nur Spass, war eine super Stimmung!“
VfL-Meth.: „Da hattet ihr gerade den Aufstieg perfekt gemacht. Die offizielle Aufstiegsfeier war erst am letzten Sonntag. Wie hast du sie empfunden?“
D. Pallas: „Super! Schade nur, dass uns so wertvolle Spieler verlassen. Sören Colding könnte locker noch spielen. Der ist unglaublich fit.“
VfL-Meth.: „Aber auch dein direkter Konkurrent auf der Position, die du spielst…“
D. Pallas: „Konkurrenz ist wichtig! Man darf sich nicht als Spieler ausruhen auf einer vermeintlichen Stammplatzgarantie. Wenn man sich als Stammspieler durchsetzt, bringt einen das auch persönlich weiter. Sören ist ein absoluter Musterprofi, der immer alles gibt und sehr oft zusätzliche Trainingseinheiten im Kraftbereich absolviert. Solch einen Mann als Konkurrenten zu haben, das kann dich nur nach vorne bringen.“
VfL-Meth.: „Wenn du etwas an Bochum hervorheben solltest, was wäre das?“
D. Pallas: „Die Fans, die immer feiern und ihre Mannschaft 90 Minuten lang pushen. Am Sonntag habe ich gedacht, nicht richtig zu hören, als nach den Gegentoren das ganze Stadion gesungen hat: „Sch…egal, sch…egal!“ Die Fans hier gefallen mir wirklich. In Sachen Choreographie allerdings können sie von der Südkurve noch ganz viel lernen. Da sind die FCZ-Fans einfach Spitze. Ansonsten gefällt mir an Bochum und generell dem Ruhrgebiet, die vielen grünen Ecken, die es hier gibt. Damit rechnet man gar nicht, man hat ein ganz anderes Bild vom Ruhrgebiet, ein falsches, wie ich erkennen konnte.“
VfL-Meth.: „Apropos Choreo: Ich habe dir ein paar Fotos vom Stadtderby und dem letzten Match im alten Letzi ausgedruckt und mitgebracht.“
D. Pallas’ Augen leuchten, als er die Bilder sieht und sagt – etwas leiser als sonst -: „Da krieg ich schon Heimweh!“
VfL-Meth.: „Die WM beginnt in vier Wochen. Wer ist dein Favorit?“
D. Pallas: „D Schwiz!“ (lacht) und erläutert: „Das ist eine gewachsene Mannschaft aus Spielern, die sich schon lange – beispielsweise aus der U 21 – kennen. Auch Köbi Kuhn kennt alle Spieler sehr lange und weiss, was er tut, wenn er auf die „Jungen Wilden“ setzt. Bisher ist ihm der Generationenwechsel im Team sehr gut gelungen. Ich hoffe, dass sie eine gute WM spielen und dann bei der EURO 2008 bis ins Finale vordringen können. An diesem Team sieht man, wie gut die Ausbildung in der Schweiz ist. Sie ist besser als in Deutschland und wohl auch Frankreich und Italien.“
VfL-Meth.: „Die Nationalmannschaft – auch ein Thema für dich?“
D. Pallas: „Ich hatte schon mal, vor meiner Verletzung, eine Anfrage. Jetzt liegen die Karten bei mir, denn ich kann in der Bundesliga zeigen, ob ich ein Kandidat für das Nationalteam bin. Ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin, denn die VfL-Defensive hat in der 2. Bundesliga immerhin 21mal zu Null gespielt. Das ist Rekord für diese Liga.“
VfL-Meth.: „Was sind deine persönlichen Erwartungen an die kommende Saison? Welches Ziel peilt der VfL an?“
D. Pallas: „Ich erwarte, dass wir auf den Platz gehen, um jedes Spiel gewinnen zu wollen. Für mich persönlich will ich noch einen Leistungsschub machen und mich in der Bundesliga behaupten. Mein Ziel ist es, mich sowohl als Mensch als auch als Fussballer weiter zu entwickeln. Die Ziele des VfL? Wir werden Meister! (lacht) Zuerst wollen wir mal mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Aber man sollte sich auf jeden Fall immer hohe Ziele setzen, wenn man etwas erreichen will. Würden wir sagen, es geht nur darum, den Abstieg zu vermeiden, bestünde die Gefahr, dass man sich zu schnell zurücklehnen und zufrieden geben würde. In Thun war es so, dass der Verein als Saisonziel den 5. Platz ausgegeben hat. Die Mannschaft hat widersprochen und gesagt: Wir wollen Meister werden! Am Ende waren sie dann tatsächlich Zweiter. So muss es sein!“
VfL-Meth.: „Was hältst du von der geplanten Gesetzesverschärfung, Stichwort „Hooligan-Datenbank“?“
D. Pallas: „Da scheinen sie mir zu weit gegangen zu sein. Das ist absolut übertrieben! Sie sollten lieber im präventiven Bereich arbeiten, als Angst und Panik zu verbreiten. Sie sollten (Fan-) Projekte auf die Beine stellen gemeinsam mit den Vereinen und die Stelle eines Fanbeauftragten einrichten, wie ja hier in Bochum auch. Auch die Security und die Mannschaft sollten in diese Projekte eingebunden werden, einfach alle, die an einem Fussballmatch beteiligt sind. Es kann doch nicht sein, dass ich, nur weil einem Securitymann meine Nase nicht gefällt, behördlich erfasst und eventuell sogar mit Stadionverbot oder anderen Sanktionen belegt werde.“
VfL-Meth.: „Kannst du dir irgendwann eine Rückkehr nach Zürich, vielleicht sogar zum FCZ, vorstellen, oder ist das Thema für dich abgeschlossen?“
D. Pallas: „So schnell schliesse ich ein Thema nicht ab. Ausserdem soll man ja nie nie sagen… Meistens sieht man sich ja zweimal im Leben. Sicher ist nur eins: Ich werde immer alles geben – so bin ich und so bleibe ich! Mein erstes Ziel jetzt: In der Bundesliga festbeissen und behaupten; für den VfL alles geben, um die hier gesetzten Ziele zu erreichen. Eins möchte ich unbedingt noch loswerden: Ein ganz herzlicher Gruss an alle FCZler: Ihr habt immer einen Platz in meinem Herzen! Ich wünsche Euch viel Glück am Samstag, den Titel und eine Superfeier, so wie Züri sie noch nie erlebt hat! Euer David Pallas“

Nochmals vielen Dank an David Pallas, dass er zwei Stunden seiner Zeit für dieses Interview geopfert hat.
Vorurteile sind die verbreitetste Form des Schwachsinns


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Florian
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Beitragvon Florian » 12.05.06 @ 0:07

Vielen Dank für dieses interessante Interview!

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Zappa
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Re: Pallas-Interview

Beitragvon Zappa » 12.05.06 @ 0:08

vfl-methusalem hat geschrieben:Interview mit David Pallas

Bochum/Essen, 11.05.06

Dank der Pressesprecherin des VfL Bochum, Yvonne Oleszak, konnte ich heute in der Geschäftsstelle des VfL ein Interview mit David Pallas führen. Welch glückliche Fügung, dass dieser Termin ausgerechnet heute stattfand, am Tag nach Ebays tollem Sieg und der Schützenhilfe für den FCZ. Wir haben uns noch nicht gesetzt, gleich die erste Frage: „Wer wird Schweizer Meister 2006?“ Davids Antwort: „Ich hoffe auf den FCZ! Das ist mein Verein, Teil meines Herzens! Ich war 13 Jahre dort, das kann man nicht so leicht wegmachen, das bleibt drin.“
VfL-Meth.: „Nachdem wir das Wichtigste jetzt schon mal geklärt haben, können wir ja mit dem Interview beginnen: Am Sonntag geht deine erste Saison für den VfL zu Ende – wie fühlst du dich hier in Bochum?“
D. Pallas: „Sehr gut! Da ich erst in der laufenden Saison, nämlich im September, hierher gekommen bin, brauchte ich schon ein wenig Eingewöhnungszeit. Mit jedem Tag habe ich mich aber mehr akklimatisiert und entsprechend wurden meine Leistungen auch besser. Es war eine sehr lange Saison mit der Vorbereitung in Thun, dann der Champions-League-Quali und schliesslich der Wechsel nach Bochum. Es ist sehr gut, dass wir den Aufstieg schon so früh perfekt machen konnten. Jetzt können wir gelassener in die Spiele gehen, wollen aber nach wie vor als Tabellenführer aufsteigen.“
VfL-Meth: „Bei den letzten Spielen hatte ich den Eindruck, dass sich diese Gelassenheit bei einigen Spielern in einem Nachlassen ihrer Leistungen äussert, ausser bei dir und Edu?“
D. Pallas: „Ich kann nicht anders, ich muss immer 100% geben – das ist mein Charakter.“
VfL-Meth: „Der hier sehr gut ankommt…“
D. Pallas: „Der VfL ist halt auch ein Arbeiterverein wie der FCZ. Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt und fühle mich jetzt auch hier wohl. Ich kann nicht anders, ich muss immer Vollgas geben, auch im Training.“
VfL-Meth.: „Was die Fans hier zu schätzen wissen, wie am Sonntag deutlich bei deiner Begrüssung im Stadion zu merken war. Trotz der offensichtlichen Akzeptanz: Hast du nicht doch gelegentlich Heimweh nach der Schweiz, speziell Zürich?“
D. Pallas: „Vorher denkt man daran eigentlich gar nicht. Wenn man dann aber erstmal „ausgewandert“ ist, dann merkt man es schon. Es ist aber eben auch eine neue Herausforderung, der man sich stellen muss. Die Bundesliga war immer ein Wunsch von mir und nun habe ich sie mit dem VfL erreicht.“
VfL-Meth.: „Die Mentalität hier im Ruhrpott ist aber doch eine deutlich andere im Vergleich zur Schweiz?“
D. Pallas: „Ja, das stimmt schon, an die Mentalität muss man sich gewöhnen. Damit habe ich aber keine grossen Schwierigkeiten gehabt, da ich mich an das Motto halte: Leben und Leben lassen. Für meine Frau war es deutlich schwieriger, da sie sich erst langsam ein soziales Umfeld aufbauen musste.“
VfL-Meth.: „Hast Du noch Kontakte zum FCZ, dem Verein und/oder den Fans?“
D. Pallas: „Zu den Fans leider gar nicht mehr. Beim Verein oder der Mannschaft habe ich noch Kontakt zu Filipescu. Aber zu den Fans: Ich habe es schon sehr schön gefunden, wie sie mich begrüssten, als ich mit dem FC Thun in den Letzi zurückkam. Die FCZ-Fans kann und werde ich nie vergessen! Sie haben mir sehr viel gegeben und ich hoffe, dass ich ihnen auf dem Spielfeld etwas zurückgeben konnte.“
VfL-Meth.: „Verfolgst du regelmässig die SL und wie beurteilst du das bisherige Abschneiden des FCZ?“
D. Pallas: „Ja natürlich, ich verfolge die SL sehr aufmerksam. Das Abschneiden des FCZ kann man gar nicht anders als sehr gut bezeichnen. Favre hat der Mannschaft sein Gesicht gegeben, hat sich die Mannschaft so zusammengestellt, wie er das wollte, und sie verwirklicht seine Philosophie von Fussball auf dem Spielfeld. Das heisst: Sie spielen sehr schönen, attraktiven Fussball. Das ist genau das, was er uns schon immer gepredigt hat. Er hat schon damals gesagt, dass er in zwei Spielzeiten um den Meistertitel mitspielen will – jetzt ist es soweit!“
VfL-Meth.: „Aber für dich lief nicht alles nach Wunsch bei Favre?“
D. Pallas: „Für mich persönlich war es nach der Knieverletzung eine sehr schwere Zeit unter ihm als Trainer. Ich musste mich mühsam wieder an die Mannschaft herankämpfen, weil ich einfach auch immer spielen will. Ich kam auch zu einigen Einsätzen unter Favre, dann aber auf der linken Seite, wo ich mich überhaupt nicht wohl fühle. Da ich aber nun mal sehr ehrgeizig bin, beim FCZ aber nicht mehr so oft und konstant zum Einsatz kam, wie ich mir das wünschte, war der Wechsel nach Thun die logische Konsequenz – ich will eben immer spielen. Das hat mir schon weh getan, weil der FCZ mein Verein ist. Aber eben: Ich wollte dort auch spielen! Wichtig für mich ist aber, dass ich nie den Kopf habe hängen lassen, sondern dann halt meine Chance in Thun wahrgenommen habe, eben auch die Chance auf mich aufmerksam zu machen. Wie du siehst, hat es funktioniert (lacht).“
VfL-Meth.: „Zur grossen Freude aller VfL-Fans! Bist du sauer auf Lucien Favre?“
D. Pallas: „Nein, überhaupt nicht. Ich weiss zwar, dass das viele denken, es ist aber nicht so. Favre ist ein excellenter Trainer, der – wie alle anderen Trainer auch – immer Erfolg haben will. Speziell im taktischen Bereich habe ich ihm sehr viel zu verdanken, habe ich sehr viel von ihm gelernt. Das hat mir in Thun geholfen und hilft mir auch jetzt hier beim VfL. Ich habe von allen Trainern viel gelernt.“
VfL-Meth. (grinsend): „Und jetzt hast du einen GC-Mann als Trainer…“
D. Pallas (lachend): „Da muss ich dir sofort eine kleine Anekdote erzählen: Als wir auf der Rückfahrt von Aachen im Car feierten, sang ein Teil der Mannschaft verschiedene Fan-Lieder. Unter anderem irgendwas mit dem BVB, das ich nicht kannte. Da habe ich dann in Richtung Marcel Koller gesungen: GC, GC – die Sch… vom See! Er hat mir daraufhin den Stinkefinger gezeigt. Alles nur Spass, war eine super Stimmung!“
VfL-Meth.: „Da hattet ihr gerade den Aufstieg perfekt gemacht. Die offizielle Aufstiegsfeier war erst am letzten Sonntag. Wie hast du sie empfunden?“
D. Pallas: „Super! Schade nur, dass uns so wertvolle Spieler verlassen. Sören Colding könnte locker noch spielen. Der ist unglaublich fit.“
VfL-Meth.: „Aber auch dein direkter Konkurrent auf der Position, die du spielst…“
D. Pallas: „Konkurrenz ist wichtig! Man darf sich nicht als Spieler ausruhen auf einer vermeintlichen Stammplatzgarantie. Wenn man sich als Stammspieler durchsetzt, bringt einen das auch persönlich weiter. Sören ist ein absoluter Musterprofi, der immer alles gibt und sehr oft zusätzliche Trainingseinheiten im Kraftbereich absolviert. Solch einen Mann als Konkurrenten zu haben, das kann dich nur nach vorne bringen.“
VfL-Meth.: „Wenn du etwas an Bochum hervorheben solltest, was wäre das?“
D. Pallas: „Die Fans, die immer feiern und ihre Mannschaft 90 Minuten lang pushen. Am Sonntag habe ich gedacht, nicht richtig zu hören, als nach den Gegentoren das ganze Stadion gesungen hat: „Sch…egal, sch…egal!“ Die Fans hier gefallen mir wirklich. In Sachen Choreographie allerdings können sie von der Südkurve noch ganz viel lernen. Da sind die FCZ-Fans einfach Spitze. Ansonsten gefällt mir an Bochum und generell dem Ruhrgebiet, die vielen grünen Ecken, die es hier gibt. Damit rechnet man gar nicht, man hat ein ganz anderes Bild vom Ruhrgebiet, ein falsches, wie ich erkennen konnte.“
VfL-Meth.: „Apropos Choreo: Ich habe dir ein paar Fotos vom Stadtderby und dem letzten Match im alten Letzi ausgedruckt und mitgebracht.“
D. Pallas’ Augen leuchten, als er die Bilder sieht und sagt – etwas leiser als sonst -: „Da krieg ich schon Heimweh!“
VfL-Meth.: „Die WM beginnt in vier Wochen. Wer ist dein Favorit?“
D. Pallas: „D Schwiz!“ (lacht) und erläutert: „Das ist eine gewachsene Mannschaft aus Spielern, die sich schon lange – beispielsweise aus der U 21 – kennen. Auch Köbi Kuhn kennt alle Spieler sehr lange und weiss, was er tut, wenn er auf die „Jungen Wilden“ setzt. Bisher ist ihm der Generationenwechsel im Team sehr gut gelungen. Ich hoffe, dass sie eine gute WM spielen und dann bei der EURO 2008 bis ins Finale vordringen können. An diesem Team sieht man, wie gut die Ausbildung in der Schweiz ist. Sie ist besser als in Deutschland und wohl auch Frankreich und Italien.“
VfL-Meth.: „Die Nationalmannschaft – auch ein Thema für dich?“
D. Pallas: „Ich hatte schon mal, vor meiner Verletzung, eine Anfrage. Jetzt liegen die Karten bei mir, denn ich kann in der Bundesliga zeigen, ob ich ein Kandidat für das Nationalteam bin. Ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin, denn die VfL-Defensive hat in der 2. Bundesliga immerhin 21mal zu Null gespielt. Das ist Rekord für diese Liga.“
VfL-Meth.: „Was sind deine persönlichen Erwartungen an die kommende Saison? Welches Ziel peilt der VfL an?“
D. Pallas: „Ich erwarte, dass wir auf den Platz gehen, um jedes Spiel gewinnen zu wollen. Für mich persönlich will ich noch einen Leistungsschub machen und mich in der Bundesliga behaupten. Mein Ziel ist es, mich sowohl als Mensch als auch als Fussballer weiter zu entwickeln. Die Ziele des VfL? Wir werden Meister! (lacht) Zuerst wollen wir mal mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Aber man sollte sich auf jeden Fall immer hohe Ziele setzen, wenn man etwas erreichen will. Würden wir sagen, es geht nur darum, den Abstieg zu vermeiden, bestünde die Gefahr, dass man sich zu schnell zurücklehnen und zufrieden geben würde. In Thun war es so, dass der Verein als Saisonziel den 5. Platz ausgegeben hat. Die Mannschaft hat widersprochen und gesagt: Wir wollen Meister werden! Am Ende waren sie dann tatsächlich Zweiter. So muss es sein!“
VfL-Meth.: „Was hältst du von der geplanten Gesetzesverschärfung, Stichwort „Hooligan-Datenbank“?“
D. Pallas: „Da scheinen sie mir zu weit gegangen zu sein. Das ist absolut übertrieben! Sie sollten lieber im präventiven Bereich arbeiten, als Angst und Panik zu verbreiten. Sie sollten (Fan-) Projekte auf die Beine stellen gemeinsam mit den Vereinen und die Stelle eines Fanbeauftragten einrichten, wie ja hier in Bochum auch. Auch die Security und die Mannschaft sollten in diese Projekte eingebunden werden, einfach alle, die an einem Fussballmatch beteiligt sind. Es kann doch nicht sein, dass ich, nur weil einem Securitymann meine Nase nicht gefällt, behördlich erfasst und eventuell sogar mit Stadionverbot oder anderen Sanktionen belegt werde.“
VfL-Meth.: „Kannst du dir irgendwann eine Rückkehr nach Zürich, vielleicht sogar zum FCZ, vorstellen, oder ist das Thema für dich abgeschlossen?“
D. Pallas: „So schnell schliesse ich ein Thema nicht ab. Ausserdem soll man ja nie nie sagen… Meistens sieht man sich ja zweimal im Leben. Sicher ist nur eins: Ich werde immer alles geben – so bin ich und so bleibe ich! Mein erstes Ziel jetzt: In der Bundesliga festbeissen und behaupten; für den VfL alles geben, um die hier gesetzten Ziele zu erreichen. Eins möchte ich unbedingt noch loswerden: Ein ganz herzlicher Gruss an alle FCZler: Ihr habt immer einen Platz in meinem Herzen! Ich wünsche Euch viel Glück am Samstag, den Titel und eine Superfeier, so wie Züri sie noch nie erlebt hat! Euer David Pallas“

Nochmals vielen Dank an David Pallas, dass er zwei Stunden seiner Zeit für dieses Interview geopfert hat.


Und jetzt hast du einen GC-Mann als Trainer…“[/i]
D. Pallas (lachend): „Da muss ich dir sofort eine kleine Anekdote erzählen: Als wir auf der Rückfahrt von Aachen im Car feierten, sang ein Teil der Mannschaft verschiedene Fan-Lieder. Unter anderem irgendwas mit dem BVB, das ich nicht kannte. Da habe ich dann in Richtung Marcel Koller gesungen: GC, GC – die Sch… vom See! Er hat mir daraufhin den Stinkefinger gezeigt. Alles nur Spass, war eine super Stimmung!“


Geilr Siesch dä Pallas !

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Beitragvon vfl-methusalem » 12.05.06 @ 0:10

Florian hat geschrieben:Vielen Dank für dieses interessante Interview!


Hab ich sehr gerne gemacht und mit einem solchen super Typen wie David Pallas macht es erst noch richtig Spass. Kann Dir versichern: Wir haben sehr viel gelacht bei dem Gespräch...
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Re: Pallas-Interview

Beitragvon Mad About Züri » 12.05.06 @ 0:14

Zappa hat geschrieben:
David Pallas hat geschrieben:Und jetzt hast du einen GC-Mann als Trainer…“[/i]
D. Pallas (lachend): „Da muss ich dir sofort eine kleine Anekdote erzählen: Als wir auf der Rückfahrt von Aachen im Car feierten, sang ein Teil der Mannschaft verschiedene Fan-Lieder. Unter anderem irgendwas mit dem BVB, das ich nicht kannte. Da habe ich dann in Richtung Marcel Koller gesungen: GC, GC – die Sch… vom See! Er hat mir daraufhin den Stinkefinger gezeigt. Alles nur Spass, war eine super Stimmung!“


Geilr Siesch dä Pallas !


Dä isch würklich vom allerfeinschtä... Ganz ganz geil!
benibunny hat geschrieben:den hoppers ihre im MüüL

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Re: Pallas-Interview

Beitragvon Homer J. » 12.05.06 @ 1:01

Lieber vfl-meth.

kann nur sagen, was schon gesagt wurde. herzlichsten dank für dieses interview. und zwar an dich für die fragen und an david pallas für die antworten. ein genuss zum lesen.

dann noch:

vfl-methusalem hat geschrieben:Nochmals vielen Dank an David Pallas, dass er zwei Stunden seiner Zeit für dieses Interview geopfert hat.


2 stunden? dann hast du beim schreiben aber gewaltig gekürzt, würd ich meinen...


...wo ist der rest?? (oder habt ihr die restlichen hundert minuten gelacht??)

gruss und bis nächste bu-li saison im ruhrpott, ich werde kommen und den komischen gleich mitnehmen...

p.s. *sing*

es gibt nur ein - d.p....


es gibt nur ein v.m....
"Ja das gseht nümme gliich us wie vor 30 Jaahr" (Guido Schmezer, Archivar und Vordenker)

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Re: Pallas-Interview

Beitragvon vfl-methusalem » 12.05.06 @ 1:18

[quote="Homer J."
Nochmals vielen Dank an David Pallas, dass er zwei Stunden seiner Zeit für dieses Interview geopfert hat.[/quote]

2 stunden? dann hast du beim schreiben aber gewaltig gekürzt, würd ich meinen...


...wo ist der rest?? (oder habt ihr die restlichen hundert minuten gelacht??)

gruss und bis nächste bu-li saison im ruhrpott, ich werde kommen und den komischen gleich mitnehmen...

p.s. *sing*

es gibt nur ein - d.p....


es gibt nur ein v.m....[/quote]

lieber Homer J.,

wir hatten keine stoppuhr, aber es kommen sicher einige minuten zusammen, die wir gelacht haben...:-) eine halbe stunde ging sicherlich alleine dafür drauf, dass ich versuchte d.p. vozusingen, welches liedchen die mannschaft im car über den BVB gesungen hat. so lange brauche ich nunmal, bis ich eine melodie finde...:-) ach ja, zur allgemeinen erläuterung, das liedchen geht so: *sing* heidiheidiho - Be-Vau-Be - Hurensö-öhne... ich interpretiere das als vorfreude unserer mannschaft auf die nun wieder anstehenden derbies gegen die kartoffelkäfer. Freue mich auf euren besuch und vor allem - du wirst es verschmerzen können - auf den "komischen"...
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