Beitragvon billy » 03.05.06 @ 8:22
Stepanovs’ unehrenhaftes Ende
Die Tätlichkeit von Igors Stepanovs gegen Keita blieb nicht ohne Folgen. Der Lette wurde von GC per sofort freigestellt – trotz eines Vertrags bis 2007.
Von Thomas Schifferle
Die Aktion war verwerflich, « grauenhaft » , sagt GC- Präsident Walter Brunner noch zwei Tage danach. Mit voller Absicht und mit gnadenloser Präzision hatte Igors Stepanovs am Sonntag dem FCZ- Stürmer Alhassane Keita den Ellbogen ins Gesicht geschlagen. Die rote Karte von Schiedsrichter Circhetta war die Strafe, die den Verteidiger sofort traf. GC liess sich mit seiner Reaktion auf Stepanovs’ Ausraster gut eineinhalb Tage Zeit. Umso heftiger fiel sie aus. Stepanovs wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt.
Brunner teilte dem 30- jährigen Letten den Urteilsspruch gestern Mittag zusammen mit Karl- Heinz Riedle, dem Sportchef im Verwaltungsrat, und Trainer Krassimir Balakov mit. Stepanovs nahm das emotionslos auf. Das passte zu seiner Erscheinung und seinem Auftreten. Stepanovs war, seit er im Juli 2004 aus Beveren nach Zürich kam, nie ein Spieler, der Enthusiasmus verriet und Dynamik zeigte. Er war einfach da.
Dass er nicht unterging, lag nicht zuletzt an seiner Grösse von 1,92 m. Stepanovs war im Sommer vor zwei Jahren der Wunschverteidiger des damaligen Trainers Alain Geiger gewesen. Der hoch emotionale Hanspeter Latour hatte ein gespaltenes Verhältnis zum blutarmen Letten. Balakov schliesslich sah das Gute in Stepanovs und wagte den erstaunlichen Schritt, ausgerechnet ihn zum Captain zu machen. Er erkannte in Stepanovs einen Fussballer, der die Einstellung eines Profis hatte, entsprechend lebte und sich auf ein Spiel einstellte. Balakovs Wagemut wurde nicht belohnt.
Denn im völligen Kontrast zu seiner angeblichen Professionalität stehen bei Stepanovs die Aussetzer in dieser Saison. Die Aktion gegen Keita war nicht die erste dieser Art. Schon im September hatte er mit dem Ellbogen um sich geschlagen, damals war Yverdons Stürmer Aguirre das Opfer. Doch was er sich am Sonntag leistete, zwang die GC- Führung zum Handeln.
« Wir können es uns nicht leisten, eine solche Tätlichkeit ungestraft zu lassen » , erklärte Brunner. Stepanovs’ statistische Bilanz bei GC liest sich so: 50 Spiele, 10 Verwarnungen, 1 gelb- rote und 2 rote Karten, 0 Tore. Bleibende Erinnerung hat er damit nicht hinterlassen. Das schafft er höchstens durch sein unehrenhaftes Ende. GC muss den Spieler so lange bezahlen, bis er einen neuen Arbeitgeber gefunden hat, längstens bis zum Vertragsende 2007. Allerdings ist mit der gestrigen Massnahme auch die Hoffnung verbunden, den teuersten Spieler früher oder später endlich von der Lohnliste streichen zu können. GC hatte schon letzten Sommer versucht, für Stepanovs einen Abnehmer zu finden. Der Lette belastet die Rechnung mit einem Jahressalär von 350 000 Franken inklusive Handgeldanteil und Prämien.
Mitreski neuer Captain
Luca Denicola rückt nun, zumindest für die letzten drei Saisonspiele, in der Hierarchie der Innenverteidiger auf. Alexander Mitreski ist nicht nur der neue Patron der Abwehr, sondern auch der Mannschaft. Balakov hat ihn zum neuen Captain bestimmt. Damit verzichtet der Trainer auch jetzt darauf, mit Fabio Coltorti jenen Spieler zum Captain zu machen, der von seiner Persönlichkeit her dafür am besten geeignet wäre. Goalie Coltorti ist neu nur der erste Ersatzmann Mitreskis.
Der Mazedonier übrigens scheut den harten Zweikampf nicht. Das bewies er unlängst in Schaffhausen, als er nach einem rüden Foul gegen Todisco die rote Karte sah. Es war schon sein fünfter Platzverweis in bislang 99 Spielen für die Grasshoppers.
Quelle: tagi