NZZ-Artikel zum Thema Rafael vo hüt:
Neue Zürcher Zeitung, 26.04.2006, Nr. 96, S. 55
Rafael wiederaufgetaucht -
ein Berater schon in Brasilien
Grosse Erleichterung im FC Zürich
Die dunklen Wolken rund um Rafael de Araujo scheinen sich vorerst verzogen zu haben. Der brasilianische Stürmer war am Wochenende von zwei Spielervermittlern seines Heimatlandes heimgesucht und unter enormen Druck gesetzt worden. Sie wollten dem 21-Jährigen weismachen, dass der Kontrakt mit dem FC Zürich keine Gültigkeit habe und der Spieler weit unter seinem Wert bezahlt werde. In erpresserischer Manier wurde der FCZ zur Zahlung einer grösseren Summe genötigt - sonst würde Rafael nicht mehr für den Stadtklub spielen. Es war ein dreister Coup, doch hierzulande lassen sich Klubpräsidenten nicht so rasch ins Bockshorn jagen.
Sven Hotz, der Präsident des Stadtklubs, blieb stets gelassen, verwies auf den korrekt ausgestellten Vertrag und dachte nicht im Traum daran, sich für Verhandlungen an einen Tisch zu setzen. Hotz erinnerte sich an einen Fall von 1997, als das Juwel Shabani Nonda im Hotel Atlantis von Erpressern zwei Tage lang festgehalten worden war. Auch damals ging es um viel Geld und Hotz' Einverständnis, einem (für die Agenten) lukrativen Transfer unverzüglich zuzustimmen. Hotz schmunzelt heute, wenn er in den Reminiszenzen kramt. Wie damals kehrte Hotz auch diesmal die nötigen Schritte vor und machte nicht die geringsten Zugeständnisse. Die entschlossene Haltung zeigte offenbar Wirkung.
Am Dienstag konnte Trainer Lucien Favre den "verschwundenen" Spieler jedenfalls wieder zum Training begrüssen, und von einem ungültigen Kontrakt war keine Rede mehr. Auch die Worte Rafaels, die er - wohl unter den drohenden Gebärden seiner "Bewacher" - am Montag am Telefon noch gesagt hatte, waren vergessen. Der talentierte Angreifer hatte damals verkündet, dass er mit dem Salär unzufrieden sei und ohne eine Erhöhung desselben nicht mehr für den FCZ spielen werde. Darob schüttelt Hotz nur verwundert den Kopf. Bereits als knapp 20-jähriger Leihspieler hatte Rafael im Stadtklub rund 4000 Franken plus Extras verdient. Letzteres bezieht sich auf die Bezahlung von Prämien, Wohnung, Auto und Versicherungen durch den Klub.
Nach der definitiven Übernahme für rund eine halbe Million Franken war der Lohn sofort angehoben worden; vor zehn Tagen wurde eine weitere Erhöhung des Salärs auf mehr als 200 000 Franken ausgesprochen. "Wenn Rafael am Mittwoch gegen Xamax zwei Tore schiesst, ist die Sache für mich erledigt", sagt Hotz. Auch Sportchef Fredy Bickel will den Stab über den allzu naiven Jüngling nicht brechen - dennoch soll ein Zeichen gesetzt werden. "Rafael hat das Team am Wochenende im Stich gelassen. Ich fordere von ihm, dass er der Mannschaft ein feines Essen bezahlt." Einer der beiden brasilianischen Spielervermittler hat sich inzwischen wieder ins Flugzeug Richtung Heimat gesetzt, sein Kompagnon will am Wochenende folgen.