Florian hat geschrieben:Wars das dann auch wieder mit diesem Stadionprojekt, falls die CS heute tatsächlich beerdigt wird?
Tendenziell nein. Erstmal müsste sie überhaupt beerdigt werden. Und wenn, wäre die Frage wie. Und selbst im Notfall müsste man halt einen neuen Partner suchen. Das gibt es in anderen Bauprojekten auch manchmal. Das würde dann sehr interessant. Wenn die CS mit dem Projekt wirklich so viel Profit gemacht hätte, wie einige behaupten, dann hätte man ja in Null Komma Nichts hunderte von Anfragen von potentiellen neuen Partnern, die einsteigen möchten. Falls viel Goodwill von Seiten der CS dabei war, dann wird es schwieriger.
LuisCypher hat geschrieben:Interessanterweise wird bei der Stadionfrage die Basisdemokratie in Frage gestellt, statt sich auf die wesentlichen wirtschaftlichen Themen zu fokussieren:
Warum ist der FCZ nicht Besitzer des Letzigrunds?
Nun, das würde uns im 125Jahr-Film bereits erklärt
Genau. Allerdings, selbst wenn das Stadion in den 30er-Jahren nicht an die Stadt hätte verkauft werden müssen, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass der FCZ nicht alleiniger Besitzer geblieben wäre, sondern den Besitz und Betrieb mit dem abgespaltenen LCZ geteilt hätte. Vielleicht wäre es dann aber auch gar nicht erst zur Abspaltung gekommen und der FCZ wäre ein polysportiver Verein geblieben.
Wie hätte dann aber die Modernisierung des Letzigrunds in neuerer Zeit finanziert werden können? Der FCZ und LCZ hätten das niemals stemmen können. Den meisten Fussballclubs der Schweiz gehört ihr Stadion nicht. Man kann mit Fussball in der Schweiz einfach nicht so viel Geld verdienen, um so eine Struktur zu bezahlen, vor allem wenn es nach modernen Anforderungen und Vorschriften gebaut werden muss.
YB ist eine der Ausnahmen und hat den Vorteil, dass Einkaufszentrum, Stadion und Klub den gleichen sehr fussballaffinen Besitzern gehört. Erst gerade seit kurzem (nach dem Tod von Andy Rihs) gehört das Stadion nun auch YB. Das heisst, ein zukünftiger Käufer von YB würde das Stadion mit kaufen.
LuisCypher hat geschrieben:Warum sind wir nicht in der Lage, wie der ZSC in Eigenregie ein Stadion zu bauen?
Vielleicht hat der ZSC etwas cleverer agiert. Aber der wichtigste Grund ist wohl die Location. Zwar sind Hardturm und das neue ZSC-Stadion gar nicht so weit voneinander entfernt, aber es macht trotzdem einen grossen Unterschied. Die Nachbarschaft ist eine komplett andere und somit auch die Opposition gegen das Stadionprojekt.
Im Kreis 5 in Stadionnähe hast du heute typischerweise eine gute verdienende und gut ausgebildete Nachbarschaft, vorwiegend Schweizer. Viele arbeiten beim Staat und in staatsnahen Berufen. Es ist der am meisten Links wählende Wahlkreis der Schweiz. Viele dort finden alles was mit "Kommerz" und "Profit" zu tun hat "igitt", obwohl ihre guten Löhne natürlich nur darum gut sind, weil der "Kommerz" und "Profit" zu hohen Steuereinnahmen geführt hat. Ausserdem wollen sie Foifer und Weggli - mitten in der Stadt leben, aber trotzdem eine dörfliche Ruhe und Natur geniessen. Dazu kommt als Verstärkung die etwas weiter vom Hardturm entfernte Höngger Fraktion - ebenfalls gut ausgebildet und gut verdienend, politisch aber eher aus der liberalen Ecke. Sie wollen ebenfalls eine Stadt ohne "hässliche" Hochhäuser. In beiden Gruppen gibt es genug Leute mit dem Wissen, der Zeit, der politischen Vernetzung, den Mitteln und dem Selbstbewusstsein / der Selbstgerechtigkeit, um gegen einen Mehrheitsentscheid der Bevölkerung anzukämpfen.
Rund um den Standort des ZSC Stadions sind Autobahn, Bahntrassee, Schrebergärten, Fussballplätze, Büros, Steinwüste. Vom Standort her vergleichbar mit St. Jakob Park oder Wankdorf. Beim Wankdorf hat es zwar auch noch einige Wohnbauten daneben, aber dort leben eher schlechter verdienende und schlechter ausgebildete Ausländer, die keine Zeit, Lust und Wissen haben, um solche Projekte zu bekämpfen. So konnte an beiden Orten ein Einkaufszentrum mit Stadion obendrauf ohne allzu ausdauernde Rekurs-Opposition gebaut werden.
LuisCypher hat geschrieben:Warum muss ein Stadion so viel kosten?
Das kann leicht beantwortet werden: von 200Mio wandern 100 in verschiedene Filz-Taschen, welche keinen Mehrwert liefern, um es milde zu formulieren und weitere 30 sind zu hoch angesetzt(zu hohe Margen)..macht bei 10000 Fans 7000CHF pro Person an Geld oder Eigenleistung
Bauen in der Schweiz kostet allgemein viel. Warum?
1. Hohe Löhne: ein Bauarbeiter verdient in der Schweiz fast das Doppelte wie in Deutschland. Von anderen noch viel günstigeren Ländern gar nicht zu sprechen. Das Gleiche gilt natürlich auch für im Projekt involvierte Architekten, Bürokraten etc.
2. Material: in der Schweiz wird mit hochwertigen Materialien gebaut - das ist zu Beginn teurer, hält aber länger und ist darum nachhaltiger.
3. Regulierung: Es werden sehr hohe gesetzliche Anforderungen gestellt, vor allem im Bereich Sicherheit (Feuerpolizei etc.). Aber auch in den Bereichen Umwelt und Zugänglichkeit / Inklusion.
4. Bodenpreise: Die Schweiz ist fast gänzlich bedeckt von Bergen und Hügeln. Die wenigen geraden Flächen sind dementsprechend extrem umkämpft und damit teuer. In zentraler Lage in Zürich sowieso. Dazu kommt der starke Bevölkerungszuwachs aufgrund der Attraktivität des Landes.