Beitragvon Höi » 15.05.18 @ 11:54
Aus der NZZ von heute:
SP will Türme aus dem Zürcher Fussballstadion-Projekt streichen
Das geplante Fussballstadion Hardturm soll nach dem Willen der SP ohne die beiden Hochhäuser auskommen. An ihrer Stelle soll eine genossenschaftliche Blockrandsiedlung gebaut werden.
Kaum zwei Monate sind vergangen, seit die NZZ publik machte, dass die SP Druck auf den privaten Bauunternehmer des Fussballstadion-Projekts ausübt, damit dieser den geplanten Anteil gemeinnütziger Wohnungen erhöht. Nun geht die Partei noch einen Schritt weiter: Sie möchte die beiden Türme aus dem Projekt streichen, wie der «Tages-Anzeiger» am Dienstag berichtet. Damit soll das Projekt vor einer Rekursflut bewahrt werden, sagte SP-Gemeinderat Florian Utz der Zeitung. Anstelle der beiden Hochhäuser soll eine genossenschaftliche Blockrandsiedlung entstehen.
SP-Co-Präsidentin Gabriela Rothenfluh bestätigt auf Anfrage, dass ihre Partei einen entsprechenden Rückweisungsantrag in der Finanzkommission des Gemeinderats gestellt hat, die das Hardturmprojekt derzeit berät. Ziel des SP-Vorhabens sei es, das Projekt vor einer Rekursflut zu bewahren. Gegen die geplanten 137 Meter hohen Türme und ihren Schattenwurf – nicht jedoch gegen das Stadion selbst – hatte sich in Höngg, oberhalb des geplanten Stadions, bereits im Herbst ein Komitee formiert. Es wirkt so, als ob die SP mit ihrer jüngsten Volte den Schwarzen Peter, als Stadionverhinderin zu gelten, weiterreichen möchte.
Ein Verzicht auf die Wohntürme liesse jedoch das gemeinsame Projekt der privaten Investorin Credit Suisse und dem privaten Bauunternehmer HRS insgesamt scheitern, da diese das Stadion querfinanzieren sollten. Die Stadionbaukosten von 105 Millionen Franken müsste dann gemäss SP-Logik die Stadt Zürich selbst übernehmen, wozu die Fussballklubs 20 Millionen beisteuerten. Nota bene: 2013 haben die Stadtzürcher ein steuerfinanziertes Stadionprojekt an der Urne bachab geschickt.
Wie SP-Gemeinderat Florian Utz dem «Tages-Anzeiger» vorrechnete, zahle sich die turmlose Lösung finanziell aus – auf Grund des höheren Baurechtzinses, den die Stadt von einer Genossenschaft verlangen könne. Dieser soll sich auf jährlich rund 1,6 Millionen Franken belaufen, wogegen die Credit Suisse bloss 1 Million für den Boden der Wohntürme zahlte. Beim Heimfall des Lands an die Stadt dürfte die Credit Suisse bis zu 80 Prozent der Wertsteigerung der Wohntürme verlangen – eine Genossenschaft jedoch nichts.
Über den Vorschlag der SP wird die gemeinderätliche Finanzkommission demnächst beraten. Ob er auch bei anderen Parteien Zustimmung findet, ist höchst fraglich. So wehren sich etwa viele rot-grüne Parlamentarier gegen den Stadionbau an sich und möchten stattdessen die Stadionbrache erhalten. AL- und Grünen-Vertreter haben sich dafür ausgesprochen, die Bevölkerung über das gegenwärtige Projekt abstimmen lassen. Mit ihrem Rückweisungsantrag stehen die Sozialdemokraten also ziemlich alleine da. Die Partei behalte sich laut Utz vor, eine Volksinitiative zu lancieren, sollte ihr Antrag im Parlament scheitern.