«Ich fühle mich fit, und das nervt mich»
Blerim Dzemaili sucht nach seinem Kreuzbandriss bislang erfolglos den Anschluss beim Premier-League-Klub Bolton.
Er denkt deshalb über einen Wechsel nach.
Mit Blerim Dzemaili sprach Ueli Kägi
Blerim Dzemaili, nach drei Spielen mit den Reserven debütierten Sie am vergangenen Wochenende bei Bolton im Cup gegen das zweitklassige Sheffield United in der zweiten Halbzeit und verloren 0:1. Besonders glücklich wirkten Sie danach nicht.
Mein Problem ist, dass der Trainer (Gary Megson) glaubt, ich sei noch nicht so weit. Ich aber fühle mich fit, und das nervt mich. Auch wenn ich neun Monate lang ohne Pflichtspiel war, kann ich wieder ohne Angst in die Zweikämpfe. Am Dienstag spielte ich erneut mit den Reserven, wir besiegten Blackpool 6:1, ich erzielte ein Tor, zwei Assists und provozierte einen Penalty. Es lief mir wirklich ausgezeichnet, ich war zufrieden, aber Megson hatte diesen Match nicht gesehen.
Wie kommt denn Megson zu seiner Einschätzung?
Ich weiss es nicht. Er muss einen Grund für seine Meinung haben, aber diesen Grund kenne ich nicht. Was er über mich sagt, höre ich nur über den Reserventrainer. Doch wenn ich tatsächlich nicht fit wäre, hätte ich am Dienstag auch nicht 90 Minuten durchspielen können mit vielen Ballkontakten und in einem Match, in dem ich eine prägende Rolle hatte und wir guten Fussball zeigten. Der Reserventrainer und einige andere Spieler fragen sich selbst, weshalb ich keine Chance in der Premier League erhalte.
Megson ist nach Sam Allardyce und Sammy Lee der dritte Trainer Boltons in dieser Saison und nicht der Mann, der Sie verpflichtet hatte.
Die Trainerwechsel haben mich brutal zurückgeworfen. Ich hatte das Pech, dass die zwei Trainer, die mich wollten, nicht mehr hier sind. Als Gary Megson kam, kannte er mich nicht. Ich war verletzt und arbeitete im Kraftraum. Es ist nachvollziehbar, dass es für ihn schwer ist, mich jetzt in die Mannschaft zu bringen. Er braucht in jedem Match Punkte, um zu überleben, und kann nicht austesten, was für ein Spieler ich bin (Bolton ist abstiegsgefährdet und liegt auf Rang 14). Ich finde ihn als Trainer gut, was mich einfach ärgert, ist seine derzeitige Einschätzung von mir.
Übermorgen Sonntag empfangen die Bolton Wanderers die Blackburn Rovers. Gibt es ein Zeichen dafür, dass Sie erstmals auch in der Premier League auf der Bank sitzen könnten?
Nein, das gibt es nicht. Und ich denke auch, dass der Trainer bei seiner Aussage bleiben wird. Es wäre eine riesige Überraschung für mich, wenn ich auf der Bank sitzen würde.
Um eine Chance auf die EM-Teilnahme zu haben, müssten Sie regelmässig spielen.
Denken Sie an einen Wechsel?
Ich muss mein Comeback geben, um die Hoffnung zu haben, beim nächsten Aufgebot dabei zu sein – gegen England, das wäre besonders schön. So denke ich langsam an die Variante eines Klubwechsels. Trainer Megson weiss, wie wichtig es für mich ist, dass ich spiele. Und mein Berater hat das Gespräch mit dem Klub gesucht.
Welche Möglichkeiten sehen Sie?
Ich könnte mich für sechs Monate ausleihen lassen. Wohin, das müsste mit dem Trainer abgesprochen werden.
Ist eine halbjährige Rückkehr zum FCZ für Sie denkbar?
Nein. Es ist für mich keine Variante, in die Schweiz zurückzukehren. An der EM trittst du gegen Weltklasse-Spieler an, an solchen Spielern möchte ich mich nun auch orientieren. Es gibt für mich drei, vier Optionen, die sofort offen wären, ich bräuchte dafür nur das Okay von Trainer und Klub. Ich denke, dass ein leihweiser Wechsel für den Klub und für mich die beste Lösung wäre.
Quelle: tagi