http://www.tagi.ch/dyn/news/fussball/564852.html
FCZ-Präsident Sven Hotz baut den Verwaltungsrat auf sechs Leute aus und die Mannschaft um. Neu ins Spiel bringt er dabei Ancillo Canepa. Dieser könnte dereinst Kandidat für die Nachfolge von Hotz werden.
Von Peter Bühler
Am 12. Dezember findet die Generalversammlung des FCZ statt. Sven Hotz, seit März 1986 Präsident des Stadtklubs, wird den Aktionären und Vereinsmitgliedern die Zahlen der letzten Saison präsentieren. «Sie sind nicht schön», sagt Hotz. Will heissen: Sie sind tief rot, wie eigentlich immer in den letzten Jahren. Vielleicht beträgt das Minus drei Millionen, vielleicht auch vier. Hotz mag nicht in die Details gehen, er will der GV nicht vorgreifen.
Am Abend des besagten 12. Dezember wird Hotz im Hotel Intercontinental an der Badenerstrasse, einen Steinwurf nur vom Stadion Letzigrund entfernt, auch seine neue Führungsmannschaft vorstellen.
Der bestehende Verwaltungsrat mit Hotz, den Vizepräsidenten Hugo Holenstein und Guido Honegger sowie Finanzchef Philipp Hoch wird um zwei Leute ergänzt: René Strittmatter, Zürcher Banker und Präsident der zunehmend einflussreicher werdenden Gönnervereinigung Business Club, sowie Ancillo Canepa nehmen neu Einsitz.
Canepa, ein neuer Name
Strittmatter ist im Stadtklub seit längerer Zeit eine bekannte Person. Er beteiligte sich an Transfers und finanzierte diese teilweise mit - vor allem aber gilt er als grösster Befürworter von Trainer Lucien Favre, über den er stets schützend seine Hand legte. Er und Honegger, der Inhaber des FCZ-Hauptsponsors green.ch, waren sich in der Vergangenheit in der Trainerfrage öfter nicht einig.
Ein im Zürcher Fussball weit gehend unbekannter Name ist dagegen Ancillo Canepa. Der 52-Jährige ist Mitglied der Geschäftsleitung der renommierten und weltweit tätigen Revisionsgesellschaft Ernst & Young, er leitet die Sparte Wirtschaftsprüfung mit 900 Mitarbeitern.
Unter seiner Führung ist der Swissair-Untersuchungsbericht entstanden - ein einmaliges Projekt. 5200 Ordner hatten Canepas Leute gesichtet und durchgearbeitet, um auf 2800 Seiten zu beschreiben, welche Fehler die Fluggesellschaft in die Pleite führten.
«Der FCZ ist mein Klub»
Canepa hatte schon früher Beratermandate bei Fussballklubs. Mit Hotz ist er erst seit ein paar Monaten bekannt, sein Herz hat aber seit jeher für den Stadtklub geschlagen. «Der FCZ ist mein Klub», sagt Canepa. Aufgewachsen in Rüti, wo er für den lokalen Klub einst Aufstiegsspiele in die 1. Liga bestritt, erlebte er die grossen FCZ-Zeiten in den 60er-Jahren auf den Stehplätzen mit. «Und das erste Rendez-vous mit meiner Frau Heliane hatte ich im Letzigrund», sagt er lachend. 1972 war es, und der FCZ verlor gegen Chiasso.
Heliane Canepa, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, gehört zu den Big Shots in der Wirtschaftswelt. Zweimal wurde die gebürtige Vorarlbergerin zur Schweizer Unternehmerin des Jahres gewählt. Im Herbst 2001 wurde sie Chefin des schwedischen Konzerns Nobel Biocare, des weltweit grössten Herstellers von Dentalimplantaten mit einem Jahresumsatz von über 500 Millionen Dollar und 1600 Mitarbeitern. Höchste Weihen erfuhr Nobel Biocare am vergangenen 1. Oktober: Die Aktien des Unternehmens wurden in den Swiss Market Index aufgenommen. Daneben ist Heliane Canepa noch Verwaltungsrätin bei Phonak.
«Beim Namen Canepa fällt allen Heliane und nicht Ancillo ein», lacht Canepa. Ihn hat das nie gestört. Seine Frau weilt die Woche über am Geschäftssitz von Nobel Biocare in Göteborg, er bewohnt das Haus in Rüschlikon. Die Motivation für ihn, beim FCZ einzusteigen, ist einerseits die Liebe zum Fussball, andererseits möchte er Hotz unterstützen, «weil ihm der Stadtklub alles zu verdanken hat». Canepa will sein unternehmerisches und fussballspezifisches Knowhow in den Klub einbringen, er ist auch bereit, sich finanziell zu engagieren.
Hotz hat in der Vergangenheit verlauten lassen, dass er von jedem der FCZ-Verwaltungsräte einen Beitrag in der Grössenordnung von einer Million Franken erwartet. Die schon länger angekündigte Kapitalerhöhung von 0,5 auf 5 Millionen Franken will er kommenden Frühling vornehmen. «Ich werde dann sicher ein Aktienpaket übernehmen», sagt Canepa.
Zu längerfristigen Ambitionen im Verein äussert er sich unverbindlich. «Hotz ist ein guter Präsident», sagt er. Nur ist Hotz bereits 76-jährig und macht sich Gedanken über seine Nachfolge. Bisher galt Honegger als aussichtsreichster Kandidat, Canepa aber, von dem Hotz viel hält und von dem er sich neuen Schwung verspricht, dürfte dereinst auch ein Anwärter werden.