Beitragvon celtic92 » 21.11.11 @ 19:52
Weiss nicht ob schon irgendwo gepostet (habe nichts gefunden)
Aus dem Steilpass-Blog im Tagi:
Gökhan Inlers Karriere ist wahrlich beeindruckend. Von der Ersatzbank des FC Aarau zum besten ausländischen Neuzugang der italienischen Serie A in zwei Jahren, das schaffen nur die wenigsten. Nun, weitere vier Jahre später, ist Inler nach seinem Transfer zu Napoli für über 20 Millionen Franken der teuerste Schweizer Spieler aller Zeiten und Captain der Nationalmannschaft.
Nach den enttäuschenden Auftritten der Schweizer Nati rückte auch Inler ins Kreuzfeuer der Kritik. In vielen Kommentaren zeigte man sich erstaunt darüber, wie es diese Nummer 8 in Italien so weit hatte bringen können, wenn sie doch im Natidress kaum mehr zeige als Querpässe und Ideenlosigkeit.
In der Tat ist Inler auch bei Napoli bereits zu einem der wichtigsten Spieler geworden. Kein Feldspieler hat in dieser Saison mehr Einsatzminuten bekommen, die «Gazzetta dello Sport» belohnt ihn regelmässig mit guten Noten und kürte ihn gar zum besten Neuzugang auf seiner Position. Wie kann es sein, dass ein anscheinend so toller Spieler unserer Nati – zumindest für die Offensive – so wenig bringt?
Hier lohnt sich ein Blick zurück in die Prä-Inler-Ära. Nach der Ausmusterung von Johann Vogel hatte es in der Mannschaft keine dominante Figur mehr. Gefahr entstand beispielsweise durch ebenso schnelle wie unkontrollierte Flügelläufe von Magnin oder Philipp Degen, durch einen Geniestreich von Hakan Yakin, einen Antritt von Barnetta oder einen überraschenden Abschluss von Knipser Frei. Gefordert waren alle elf Akteure, mit dem Auftauchen von Gökhan Inler hat sich dies drastisch geändert, die Verantwortung wurde ihm übergeben.
Denn nicht nur die Zuschauer erwarten vom Mittelfeldspieler brillante Aktionen, sondern auch seine Mitspieler. Nach jedem Ballgewinn wird ihm der Ball zugetragen und man erwartet gebannt, was er denn nun damit anstellen werde. Dies verhindert schnelle Tempowechsel, variable Angriffe und macht das Spiel der Schweizer behäbig und leicht zu durchschauen. Selbst kleine Nationen haben wenig Probleme, gegen die Schweiz zu verteidigen, weil alles so langsam geht.
Denn Gökhan Inler ist zwar ein defensiver Mittelfeldspieler der Extraklasse, ein hervorragender Zweikämpfer und brillanter Ballhalter, aber ein Ballverteiler und Offensivleader ist er wahrlich nicht. Bei Napoli steht ihm u. a. der Slowake Marek Hamšík zur Seite, dessen Stärken genau in dem liegen, was Inler fehlt. Erst in Kombination mit so einem Spieler wird offensichtlich, weshalb der Verein sich die Dienste des Schweizers so viele Millionen kosten liess.
Mit den Aufgaben, die Inler unter Hitzfeld übernehmen soll, ist er trotz seinen Qualitäten eine Fehlbesetzung. Er ist kein Spielmacher und wird nie einer werden. Er braucht Unterstützung, denn wenn niemand auf dem Platz steht, der ihn ergänzen kann, ist er eher eine Bürde denn eine Waffe. Er ist einer der Gründe, weshalb das Spiel der Schweizer so oft statisch und hilflos ist.
Wer schon ein Spiel seiner italienischen Vereine gesehen hat, der weiss, wie eminent wichtig ein Inler sein kann, wenn er denn richtig eingesetzt wird. In einem ohnehin schon defensiven System kann er als Balleroberer und gleichzeitiger Ballverteiler hingegen nicht genügen. Auch wenn es hierzulande momentan weit und breit keinen Hamšík gibt, sollte sich Hitzfeld trauen, ihm im Mittelfeld einen Partner mit offensiven Qualitäten zur Seite zu stellen. Auch wenn diese Spielertypen – wie etwa YBs Costanzo – derzeit allesamt nicht sehr überzeugend sind: An Inlers Seite könnten sie viel bewirken und auf den Captain so befreiend wirken, dass dieser endlich jene dominante Rolle übernehmen kann, die er aufgrund seiner Qualitäten inne haben sollte, ohne dass er hemmend auf die Nati wirkt.
Findi recht treffend...
Züri isch ois. Ois ganz allei.
Hakan Yakin zu seinem Wechsel nach Bellinzona: "es isch immer min traum gsi, mol in italie z spiele"