Schweizer Nati

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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bluesoul
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon bluesoul » 13.11.17 @ 11:00

Zum Thema Rassismus bei den FC-Schweiz-Fans.

https://www.blick.ch/sport/fussball/nat ... 86336.html

Ein Ruefer-Fan bin ich nicht und werde es wohl auch nie. Aber bei diesem Interview hat er viele Punkte bei mir gewonnen. Vor allem mit der Passage über "Denn Mann aus Sursee". Ich konnte mir gestern auch ein Lächeln nicht verkneifen, als er das Museum in Sursee wo Seferovics Tor-Schuh gegen Ecuador ausgestellt sei. :-)

Ich finde, wir haben eine prima Nati. Gut zusammen gewürfelt. Erinnert mich mit der Abschlussschwäche auch etwas an den FCZ. Sie spielen gut, kämpfen gut, aber ganz vorne fehlt es an Präzision. Tja... Hauptsache in Russland dabei!


Beast from the East
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon Beast from the East » 13.11.17 @ 11:02

Pescadito hat geschrieben:
Zhyrus hat geschrieben:20 min (wird natürlich publiziert)
Helvetier1291 hat geschrieben:Wenn die Nationalhyme Nordirlands in Belfast angestimmt wird und das ganze Stadion vom Gesang erzittert, werden sich die Spieler von Albanweiz in die Hosen machen. Hopp Nordirland, stampft diese Quadratköpfe in den Boden.


Wurde im "Best of Online"-Thread gepostet, passt aber auch wunderbar in diesen Thread hier, der sich mit dem unsäglichen Schweizer Publikum beschäftigt

Genau wegen solcher Idioten freue ich mich enorm über die letzten Erfolge der Nationalmannschaft. Wer einen Unterschied zwischen Schweizer und Eidgenosse macht, hat schlicht nicht kapiert, welche Werte in unserer Verfassung verankert sind. Sich selbst „Helvetier1291“ zu nennen und dann der Nationalmannschaft eine Niederlage zu wünschen, erinnert mich stark an einen Satz von Bill Maher vor einigen Tagen: „Someone must tell me why the people who wrap themselves into the flag are the ones most clueless about what it represents“. Bei jeder Gelegenheit kriechen diese Deppen aus ihren Löchern hervor und reklamieren, dass die Spieler eben nicht mit dem Herzen bei der Sache seien und dass ein „echter Schweizer“ mehr Einsatz geben würde als ein Spieler, dessen Name auf –ic endet. Da hört es für mich dann völlig auf! In der Vergangenheit haben nämlich genau solche Spieler, der Schweiz den Rücken gekehrt: Lustenberger, Schwegler und Grichting haben allesamt den Rücktritt erklärt, weil sie unabhängig davon, wer gerade Nati-Trainer war, kein Aufgebot (meiner Ansicht nach zu Recht) erhalten haben. Hat dies ein Secondo jemals getan? Hat Dzemaili auf beleidigte Diva gemacht, als er Behrami und Inler bei Napoli zeitweise verdrängt hatte und Hitzfeld dennoch auf ihn verzichtete, während genau diese beiden den Stamm der Nationalmannschaft bildeten? Nein, er hat immer betont, dass die Nationalmannschaft sein Ziel sei und ich mag es ihm von Herzen gönnen, dass er diese Chance erhalten und genutzt hat (auch wenn er sich gerade etwas in einem Leistungstief befindet).

Wenn sich irgendein Herr Butzenberger aus Pfupfikon mit der Nationalmannschaft „nicht mehr identifizieren kann“, ist mir das gerade recht. Ich bin Schweizer mit typisch schweizerischem Nachnamen, den ich von meinen ebenfalls schweizerischen Vorfahren geerbt habe. Dennoch habe ich mit der Schweiz, wie sie sich Herr Butzenberger wünscht, nichts zu tun. Die Berge kenne ich nur aus den Ferien. Weidende Kühe empfinde ich als Landschaftsverunstaltung. Ich finde, Bauernhöfe stinken. Ich verstehe nicht, wozu man einen Fünfliber in einer Salatschüssel herumschwingen soll. Ich hasse Guggenmusik und bei Francine Jordi bekomme ich Brechreiz. Aber glücklicherweise ist die Schweiz eben mehr, als nur diese Bilderbuchidylle, die sich manche wünschen. Glücklicherweise steht die Schweiz auch für Werte wie Vielfalt und Grundrechte. Es gibt nicht nur Interlaken oder Kemmeriboden, sondern auch Spreitenbach, Pratteln oder den Kreis 9. Hierzulande beansprucht (leider praktisch unwidersprochen) die SVP das Monopol, festzulegen was schweizerisch sei und was nicht. Und obwohl ich selbst Schweizer bin, kann ich mich kaum je darin wiedererkennen. Krasses Gegenbeispiel dazu stellt unsere Nationalmannschaft dar. Da stecken tatsächlich elf Typen in einem Trikot mit Schweizerkreuz, denen ich an der Busstation, im Ausgang oder auf dem Kinderspielplatz in unserer Wohnsiedlung begegnen würde, wären sie nicht Profifussballer geworden. Also an all diesen Orten, an denen Herr Butzenberger noch nie war. Und genau aus diesen zwei Gründen freue ich mich über jeden Erfolg der Schweiz: Erstens weil ich mich sehr wohl mit dem Team identifizieren kann und zweitens weil es die selbsternannten Eidgenossen genau nicht können. Hoffentlich wachsen wir in Russland über uns hinaus und hoffentlich genau dank einem Dzemaili oder Seferovic. Auf dass die Deppen auf ewig verstummen mögen.

Ich glaube das gestern hat sehr wenig mit dem zu tun was du beschreibst. Sonst würde ein Embolo auch kein Publikumsliebling sein wenn es nach deinem Beitrag geht. Frei und Streller wurden auch ausgepfiffen. Ich gebe unseren Medien die Schuld denn die haben einen absolut unberechtigten Hype losgetreten auch bei Haris als er ganz am Anfang getroffen hat bei Benfica, was jetzt nicht mehr so der Fall ist. Auch wurde die Nati wurde aufeinmal nahe der Weltklasse gesehen was aber nicht der Fall ist und solche Eventfans ohne Fussballwissen die eben Medien konsumieren glauben das Geschreibsel auch und stellen zu hohe Erwartungen an die Mannschaft. Das dann Spieler wie Seferovic ausgepfiffen werden der mit zu denn Eckpfeilern gehört das man an der WM dabei ist sagt alles über diese Fans. Da kam Fremdscham auf in mir. Ich bin kein Fan von ihm, aber ehrlich er war gestern einer der besseren in HZ 2. Ich sehe die Eventfans als Problem.

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Bartholomeus
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon Bartholomeus » 13.11.17 @ 11:05

Vor dem gestrigen Spiel hat sich der Tagi auch schon mit dem Thema befasst und das Stimmungsdebakel in Basel geradezu prophezeit:

"90 Minuten allein"


Sie ist erfolgreich wie noch nie – und doch bleibt die grosse Euphorie um unsere Nati aus. Der Grund liegt neben dem Platz.
Von Philipp Loser

Minute 54. Ricardo Rodriguez nimmt die Bewegung des Torhüters wahr, stoppt, schiesst in die andere Ecke. 1:0.

Sascha Ruefer nimmt auch Anlauf. Der Fernsehkommentator vermeldet den Zwischenstand zwischen Nordirland und der Schweiz, stoppt dann wie Rodriguez beim Penalty und holt Luft. Rrrriiiiiiccarddooo Rrrrroddriguez!!! Und spätestens dann, spätestens als das letzte R herausgequetscht ist und Ruefers schlechte Imitation eines betrunkenen südamerikanischen Fussballbrüllers gnädigerweise ein Ende findet, sind sämtliche euphorische Aufwallungen, die einen Fussballfan normalerweise bei einem Tor durchschütteln, ihn brüllen und hüpfen lassen, tot, tot, tot.

Ruefer macht das schon immer. Er imitiert Emotionen, wo keine Emotionen sind. Das ist ja das Verrückte: Da steht die Nationalmannschaft kurz vor dem Erreichen der Weltmeisterschaft, schon wieder!, und von Euphorie ist kaum etwas zu spüren. Da kribbelt wenig. Da passiert fast nichts. Ja, der St.-Jakob-Park in Basel war für das Rückspiel der Barrage innerhalb von zwei Stunden ausverkauft, doch allen Ticketbesitzern, die nun auf ein «rauschendes Fussballfest» hoffen, sei gesagt: Könnte auch trist werden.

Minute 56. Fabian Schär schiesst weit über das Tor. Die nordirischen Fans unterbrechen ihren Gesang und johlen herzlich über den missglückten Versuch.

Warum können das die anderen? Stimmung machen? 90 Minuten singen und schreien und toben? Warum hat eine Mannschaft, die so erfolgreich ist wie noch nie in ihrer Geschichte, nicht ein Publikum wie der Gegner? Wo bleibt das Wirgefühl, das sogar die Deutschen für einen Moment nach der Weltmeisterschaft im eigenen Land zustande brachten? Warum können wir uns nicht auf diese Mannschaft einigen als etwas, was diesem Land gut ansteht? Wo ist das Gefühl von 1994, als zum letzten Mal eine Schweizer Nationalmannschaft so richtig aufregend war?¨
Antworten auf diese Fragen findet man inner- und ausserhalb des Stadions. Mämä Sykora ist Chefredaktor des Fussballmagazins «Zwölf». Er besucht ab und an ein Spiel der Nati, doch wirklich Spass hat er dabei nur selten. «Da hört man Sprüche, die aus den Stadien der Clubs seit 20 Jahren verschwunden sind.» Es seien keine geübten Fans, die zu den Spielen fahren würden. «Die sitzen dann auf ihren Stühlen, schauen sich um und fragen sich: Wer macht jetzt eigentlich diese Stimmung?»

Grummlig, missmutig, vom Erfolg verwöhnt. «Es sind Schönwetterfans», sagt Beni Huggel, ehemaliger Mittelfeldspieler beim FC Basel und Mitglied der Nationalmannschaft von 2003 bis 2010. Er hat die Zeit erlebt, als noch nicht die vielen Secondos (sprich: Ausländer) das bestimmende Thema beim Reden über die Nati waren, sondern die regionale Herkunft der Spieler. «Früher wurde etwa der Röstigraben innerhalb der Mannschaft heiss diskutiert», sagt Christian Koller, der Leiter des Sozialarchivs. Hier die kampfstarken (und technisch limitierten) Deutschschweizer, dort die spielfreudigen (und etwas faulen) Romands. Eine Geschichte voller Vorurteile und unausgesprochener Vorwürfe. Kantönligeist, der pure Freude für die Nationalmannschaft verhinderte. «Ich habe nie verstanden, warum ein Rekordtorschütze wie Alex Frei in den Schweizer Stadien ausgepfiffen wurde», sagt Beni Huggel.

Minute 69. Die Kamera bleibt für einen Moment auf Xherdan Shaqiri, er hat einen Ball vertändelt, und Sascha Ruefer sagt: «Er wirkt einfach nicht glücklich.»

Die Sache mit dem Kantönligeist und den – je nach Spielort – ausgebuhten Zürchern, Baslern oder Bernern hat sich in den vergangenen Jahren beruhigt. Heute, da die meisten Nati-Spieler ihr Geld im Ausland verdienen, geht es nicht mehr um den Club des einzelnen Spielers. Heute geht es darum, woher die Eltern eines Spielers stammen. Befördert wird die Diskussion um das richtige Schweizersein durch die Zusammensetzung des Publikums. «Es gibt kaum eine Schnittmenge zwischen Fans der Clubs und Fans der Nationalmannschaft. Wenn die Nati am Sonntag in Basel spielt, werden keine 100 Leute im Stadion sein, die sonst regelmässig zum FC Basel gehen», sagt Mämä Sykora.

Seine These lässt sich nicht objektiv belegen, doch es gibt starke Indizien. Die Glocken im Stadion, die Trompeten, die Fahnen, die sonst selten da sind. Urner, Thurgauer, Schwyzer oder, wie am Donnerstag in Belfast, eine Doppelfahne aus Nidwalden. Um es ganz plakativ zu sagen: Der urbane Clubfan bleibt in seiner Stadt, zur Nationalmannschaft kommen die Leute vom Land, die keinen eigenen Club haben. Hier zeigt sich der gleiche Graben, der die Schweiz in vielen Fragen trennt. Die progressiven Städter, die konservativen «Ländler».

Minute 77: Ein Pass ins Offside ist die letzte Aktion von Haris Severovic. Er wird ausgewechselt.

Es ist die Geschichte eines Versagens – auf beiden Seiten. Jene, die sich so gerne «progressiv» nennen, bringen es nicht fertig, einen positiven Patriotismus zu schaffen, und höhnen stattdessen überheblich über die «Bauern aus der Innerschweiz». Dabei wäre die Ausgangslage nirgends einfacher. Dass es die Sozial¬demokraten schwer haben, mit abstrakten Begriffen wie «Menschenrechte» oder «Bundesverfassung» Heimatliebe von links zu beschwören, ist einleuchtend. Dass es den Linken aber bei einer Nationalmannschaft nicht gelingt, die zu über 80 Prozent aus Secondos besteht, aus Zugewanderten!, und die dazu noch so erfolgreich spielt, ist erstaunlich. Gleichzeitig hat die andere Seite, die der leidenschaftlichen Nati-Fans, ein ganz anderes Problem. Sie muss einer Mannschaft zujubeln, in der sie sich selber nicht erkennt. «Die Erwartungen an einen Secondo in der Nationalmannschaft sind darum viel ¬höher als an einen Spieler mit einem schweizerischen Namen», sagt Mämä Sykora.

Ein Spieler mit ausländischen Wurzeln muss mehr leisten, muss sich mehr mit dem Land identifizieren, sollte die Nationalhymne laut und deutlich mitsingen, sollte bescheiden und fleissig und angepasst sein. Man ist ja nicht grundsätzlich gegen Ausländer. Nur auffallen sollen sie bitte nicht. «Es ist kein Zufall, dass bei jeder nicht ganz so guten Phase der Nationalmannschaft das Secondo-Thema sofort wieder aufkommt», sagt Sykora. Der Firnis zwischen Begeisterung für ein Team und seiner totalen Ablehnung: dünn.

Historiker Damir Skenderovic fasst das Thema noch grösser. Die Kontroverse um den doppelten Pass von Bundesrat Ignazio Cassis, der Streit um Doppel¬bürger in der Armee, die Aufregung um die Nennung der Nationalität von Straftätern diese Woche in Zürich – alles Symptome des gleichen mühseligen Themas: die Schwierigkeit der Schweiz mit der Zuwanderung. «Die Nationalmannschaft ist ein Spiegel dieser Debatten», sagt Skenderovic. «An ihr sieht man, was die Identitätspolitik im Zusammenhang mit Migration in den vergangenen 20 Jahren für Folgen hatte.»
Das verknorzte Verhältnis von links und rechts. Die Grabenbildung. Das Nicht-verstehen-Wollen. Die gegenseitige Abneigung, die man an jedem Abstimmungssonntag wahrnimmt, an dem es um ein ausländerpolitisches Thema geht – all das lässt sich auch am Verhältnis der Schweizer zur Nati ablesen. «Da leben wir seit 100 Jahren in einem Zuwanderungsland», sagt Skenderovic. «Und haben uns immer noch nicht daran gewöhnt.»


Minute 90. Abpfiff, der Jubel ist verhalten. Ab in die Werbung: An einem Tisch mitten in einem Feld sitzen drei Kinder in Schwingerhemdli und essen Teigwaren. Schwingerkönig Matthias Sempach legt ihnen die Hand auf die Schulter: Bschüssig-Teigwaren. Aus echten Schweizer Eiern.

(Tages-Anzeiger)
Zuletzt geändert von Bartholomeus am 13.11.17 @ 11:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Yekini_RIP
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon Yekini_RIP » 13.11.17 @ 11:05

Pescadito hat geschrieben:
Zhyrus hat geschrieben:20 min (wird natürlich publiziert)
Helvetier1291 hat geschrieben:Wenn die Nationalhyme Nordirlands in Belfast angestimmt wird und das ganze Stadion vom Gesang erzittert, werden sich die Spieler von Albanweiz in die Hosen machen. Hopp Nordirland, stampft diese Quadratköpfe in den Boden.


Wurde im "Best of Online"-Thread gepostet, passt aber auch wunderbar in diesen Thread hier, der sich mit dem unsäglichen Schweizer Publikum beschäftigt

Genau wegen solcher Idioten freue ich mich enorm über die letzten Erfolge der Nationalmannschaft. Wer einen Unterschied zwischen Schweizer und Eidgenosse macht, hat schlicht nicht kapiert, welche Werte in unserer Verfassung verankert sind. Sich selbst „Helvetier1291“ zu nennen und dann der Nationalmannschaft eine Niederlage zu wünschen, erinnert mich stark an einen Satz von Bill Maher vor einigen Tagen: „Someone must tell me why the people who wrap themselves into the flag are the ones most clueless about what it represents“. Bei jeder Gelegenheit kriechen diese Deppen aus ihren Löchern hervor und reklamieren, dass die Spieler eben nicht mit dem Herzen bei der Sache seien und dass ein „echter Schweizer“ mehr Einsatz geben würde als ein Spieler, dessen Name auf –ic endet. Da hört es für mich dann völlig auf! In der Vergangenheit haben nämlich genau solche Spieler, der Schweiz den Rücken gekehrt: Lustenberger, Schwegler und Grichting haben allesamt den Rücktritt erklärt, weil sie unabhängig davon, wer gerade Nati-Trainer war, kein Aufgebot (meiner Ansicht nach zu Recht) erhalten haben. Hat dies ein Secondo jemals getan? Hat Dzemaili auf beleidigte Diva gemacht, als er Behrami und Inler bei Napoli zeitweise verdrängt hatte und Hitzfeld dennoch auf ihn verzichtete, während genau diese beiden den Stamm der Nationalmannschaft bildeten? Nein, er hat immer betont, dass die Nationalmannschaft sein Ziel sei und ich mag es ihm von Herzen gönnen, dass er diese Chance erhalten und genutzt hat (auch wenn er sich gerade etwas in einem Leistungstief befindet).

Wenn sich irgendein Herr Butzenberger aus Pfupfikon mit der Nationalmannschaft „nicht mehr identifizieren kann“, ist mir das gerade recht. Ich bin Schweizer mit typisch schweizerischem Nachnamen, den ich von meinen ebenfalls schweizerischen Vorfahren geerbt habe. Dennoch habe ich mit der Schweiz, wie sie sich Herr Butzenberger wünscht, nichts zu tun. Die Berge kenne ich nur aus den Ferien. Weidende Kühe empfinde ich als Landschaftsverunstaltung. Ich finde, Bauernhöfe stinken. Ich verstehe nicht, wozu man einen Fünfliber in einer Salatschüssel herumschwingen soll. Ich hasse Guggenmusik und bei Francine Jordi bekomme ich Brechreiz. Aber glücklicherweise ist die Schweiz eben mehr, als nur diese Bilderbuchidylle, die sich manche wünschen. Glücklicherweise steht die Schweiz auch für Werte wie Vielfalt und Grundrechte. Es gibt nicht nur Interlaken oder Kemmeriboden, sondern auch Spreitenbach, Pratteln oder den Kreis 9. Hierzulande beansprucht (leider praktisch unwidersprochen) die SVP das Monopol, festzulegen was schweizerisch sei und was nicht. Und obwohl ich selbst Schweizer bin, kann ich mich kaum je darin wiedererkennen. Krasses Gegenbeispiel dazu stellt unsere Nationalmannschaft dar. Da stecken tatsächlich elf Typen in einem Trikot mit Schweizerkreuz, denen ich an der Busstation, im Ausgang oder auf dem Kinderspielplatz in unserer Wohnsiedlung begegnen würde, wären sie nicht Profifussballer geworden. Also an all diesen Orten, an denen Herr Butzenberger noch nie war. Und genau aus diesen zwei Gründen freue ich mich über jeden Erfolg der Schweiz: Erstens weil ich mich sehr wohl mit dem Team identifizieren kann und zweitens weil es die selbsternannten Eidgenossen genau nicht können. Hoffentlich wachsen wir in Russland über uns hinaus und hoffentlich genau dank einem Dzemaili oder Seferovic. Auf dass die Deppen auf ewig verstummen mögen.


WOW Pescadito...ich finde mich in dir für einmal wieder...:-)
Ich bin Yekini...angemeldet eigentlich 2002...dann gehackt worden ca. 2014...jetzt wieder auferstanden als Yekini_RIP

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Re: Schweizer Nati

Beitragvon SO für ZH » 13.11.17 @ 11:08

Pescadito hat geschrieben:
Zhyrus hat geschrieben:20 min (wird natürlich publiziert)
Helvetier1291 hat geschrieben:Wenn die Nationalhyme Nordirlands in Belfast angestimmt wird und das ganze Stadion vom Gesang erzittert, werden sich die Spieler von Albanweiz in die Hosen machen. Hopp Nordirland, stampft diese Quadratköpfe in den Boden.


Wurde im "Best of Online"-Thread gepostet, passt aber auch wunderbar in diesen Thread hier, der sich mit dem unsäglichen Schweizer Publikum beschäftigt

Genau wegen solcher Idioten freue ich mich enorm über die letzten Erfolge der Nationalmannschaft. Wer einen Unterschied zwischen Schweizer und Eidgenosse macht, hat schlicht nicht kapiert, welche Werte in unserer Verfassung verankert sind. Sich selbst „Helvetier1291“ zu nennen und dann der Nationalmannschaft eine Niederlage zu wünschen, erinnert mich stark an einen Satz von Bill Maher vor einigen Tagen: „Someone must tell me why the people who wrap themselves into the flag are the ones most clueless about what it represents“. Bei jeder Gelegenheit kriechen diese Deppen aus ihren Löchern hervor und reklamieren, dass die Spieler eben nicht mit dem Herzen bei der Sache seien und dass ein „echter Schweizer“ mehr Einsatz geben würde als ein Spieler, dessen Name auf –ic endet. Da hört es für mich dann völlig auf! In der Vergangenheit haben nämlich genau solche Spieler, der Schweiz den Rücken gekehrt: Lustenberger, Schwegler und Grichting haben allesamt den Rücktritt erklärt, weil sie unabhängig davon, wer gerade Nati-Trainer war, kein Aufgebot (meiner Ansicht nach zu Recht) erhalten haben. Hat dies ein Secondo jemals getan? Hat Dzemaili auf beleidigte Diva gemacht, als er Behrami und Inler bei Napoli zeitweise verdrängt hatte und Hitzfeld dennoch auf ihn verzichtete, während genau diese beiden den Stamm der Nationalmannschaft bildeten? Nein, er hat immer betont, dass die Nationalmannschaft sein Ziel sei und ich mag es ihm von Herzen gönnen, dass er diese Chance erhalten und genutzt hat (auch wenn er sich gerade etwas in einem Leistungstief befindet).

Wenn sich irgendein Herr Butzenberger aus Pfupfikon mit der Nationalmannschaft „nicht mehr identifizieren kann“, ist mir das gerade recht. Ich bin Schweizer mit typisch schweizerischem Nachnamen, den ich von meinen ebenfalls schweizerischen Vorfahren geerbt habe. Dennoch habe ich mit der Schweiz, wie sie sich Herr Butzenberger wünscht, nichts zu tun. Die Berge kenne ich nur aus den Ferien. Weidende Kühe empfinde ich als Landschaftsverunstaltung. Ich finde, Bauernhöfe stinken. Ich verstehe nicht, wozu man einen Fünfliber in einer Salatschüssel herumschwingen soll. Ich hasse Guggenmusik und bei Francine Jordi bekomme ich Brechreiz. Aber glücklicherweise ist die Schweiz eben mehr, als nur diese Bilderbuchidylle, die sich manche wünschen. Glücklicherweise steht die Schweiz auch für Werte wie Vielfalt und Grundrechte. Es gibt nicht nur Interlaken oder Kemmeriboden, sondern auch Spreitenbach, Pratteln oder den Kreis 9. Hierzulande beansprucht (leider praktisch unwidersprochen) die SVP das Monopol, festzulegen was schweizerisch sei und was nicht. Und obwohl ich selbst Schweizer bin, kann ich mich kaum je darin wiedererkennen. Krasses Gegenbeispiel dazu stellt unsere Nationalmannschaft dar. Da stecken tatsächlich elf Typen in einem Trikot mit Schweizerkreuz, denen ich an der Busstation, im Ausgang oder auf dem Kinderspielplatz in unserer Wohnsiedlung begegnen würde, wären sie nicht Profifussballer geworden. Also an all diesen Orten, an denen Herr Butzenberger noch nie war. Und genau aus diesen zwei Gründen freue ich mich über jeden Erfolg der Schweiz: Erstens weil ich mich sehr wohl mit dem Team identifizieren kann und zweitens weil es die selbsternannten Eidgenossen genau nicht können. Hoffentlich wachsen wir in Russland über uns hinaus und hoffentlich genau dank einem Dzemaili oder Seferovic. Auf dass die Deppen auf ewig verstummen mögen.


Danke tausend für diesen hervorragenden Post!!!

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din Vater
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon din Vater » 13.11.17 @ 11:18

Alles in allem eine Qualifiaktion, die selten wirklich in Gefahr schien. Der Auftakt gegen Portugal war das Meisterstück, als man deren mentale Müdigkeit brutal ausnutzte. Dann kam ein Serie von Siegen gegem Gegner die man zwar schlagen sollte, aber gegen die man zuerst trotzdem mal gewinnen muss. Der Abschluss gegen Portugal hat dann gezeigt, dass die Schweiz doch noch nicht ganz so weltklasse ist, wie von vielen erhofft oder gar erwartet. Trotzdem sind die 27 Punkt aus der Qualifikation eine beachtliche Ausbeute, die alleine schon eine Qualifikation rechtfertigen.

Die Barrage war ein gemurgse, aber trotzdem relativ souverän. Schön ist doch, dass mit RiRo der beste Mann von beiden Spielen vom FCZ kommt.

P.S. Den Worten von Pescadito kann ich mich voll und ganz anschliessen.
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Pescadito
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Re: Schweizer Nati

Beitragvon Pescadito » 13.11.17 @ 11:20

Beast from the East hat geschrieben:Ich glaube das gestern hat sehr wenig mit dem zu tun was du beschreibst. Sonst würde ein Embolo auch kein Publikumsliebling sein wenn es nach deinem Beitrag geht. Frei und Streller wurden auch ausgepfiffen.


Da gebe ich Dir vollkommen Recht. Mein Post war auch nicht als Reaktion auf die Pfiffe gedacht, sondern auf den Online-Kommentar, den Zhyrus gepostet hat.


bluesoul hat geschrieben:Ein Ruefer-Fan bin ich nicht und werde es wohl auch nie. Aber bei diesem Interview hat er viele Punkte bei mir gewonnen. Vor allem mit der Passage über "Denn Mann aus Sursee".


Ging mir genau gleich, als ich das gelesen habe. Den aufgegleisten ewig gleichen Spruch fand ich seit Jahren extrem nervtötend. Nun da ich den Grund kenne, bin ich ein Befürworter von "Mann aus Sursee"-Sprechchören


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