Beitragvon Letzi-Löwe » 28.06.05 @ 22:59
STUTTGART-STÜRMER MARCO STRELLER NACH DEM ERSTEN TRAINING UNTER GIOVANNI TRAPATTONI
MARCELROHR
«Was erlauben Struunz?» Mit seiner Wutrede im April 1998 machte sich Giovanni Trapattoni (66) in Deutschland unsterblich. Gestern kreuzte der italienische Trainer in Stuttgart erstmals den Weg von Ex-Basel-Stürmer Marco Streller (24).
Die hektische Sommerpause in Stuttgart erlebte gestern ein weiteres Kapitel. Nach der Entlassung von Trainer Matthias Sammer und dem Wechsel von Stürmer Kevin Kuranyi zu Schalke wurde nun der Transfer von Spielmacher Alexander Hleb in die Premier League zu Arsenal London als vollzogen gemeldet.
Doch die Aufregung der vergangenen Tage auf dem Cannstatter Wasen wich gestern Morgen um 10 Uhr, beim Start in die neue Saison, der Vorfreude auf den Mister - Giovanni Trapattoni. Immerhin gewann «Trap» als Coach bereits 19 Titel, zuletzt die Meisterschaft mit Benfica Lissabon. Doch weil seine Frau Paola Heimweh hatte, ist Portugal bereits wieder Geschichte.
Die Gegenwart heisst Stuttgart. «Als er die Spielerkabine betrat», erzählt Marco Streller, «spürte man sofort die riesige Ausstrahlung dieses Trainers». Im Schlepptau von VfB-Präsident Erwin Staudt stellte sich der neue Übungsleiter der Schwaben vor die Mannschaft und liess in gutem Deutsch verlauten, wie stolz er sei, wieder in der Bundesliga zu arbeiten. 1994/95 sowie zwischen 1996 und 1998 hatte der weisshaarige Italiener Bayern München zu einem Meister- und einem Pokaltitel geführt. Dazwischen hielt er am 10. März 1998 eine Brandrede, dass sich die Balken bogen, als er auf die Kritik gewisser Spieler reagierte. Die Wortkapriolen verliehen Trapattoni Kultstatus. Streller dazu, leicht schmunzelnd: «Trapattonis Deutsch ist mittlerweile tadellos, ich jedenfalls habe alles verstanden.»
Harte Arbeit. Doch Trapattoni allein garantiert dem VfBStuttgart noch keinen Titel und Marco Streller noch keinen Stammplatz. Der Baselbieter wird beim Defensivpapst mit der Vorliebe zum Ein-Stürmer-System hart arbeiten müssen. «Auf mich», hat Streller erkannt, «wartet jetzt die Saison der Wahrheit. Ich muss mich beweisen.» Der Bonus des Neuen ist aufgebraucht; die Geduld der Vereinsoberen nach der einjährigen Verletzungspause auch. Mit Kevin Kuranyi und Imre Szabics sind zwar zwei Sturmkonkurrenten von Streller weg. Doch Trapattoni wird bestimmt einen, vielleicht zwei neue Angreifer verpflichten - im Gespräch sind die Namen Montella (ASRoma), Zalayeta (Juventus) und Tekke (Trabzonspor). Streller: «Trotz diesen Namen spüre ich, dass der Verein immer noch auf mich setzt. Jetzt liegt es an mir, das Vertrauen zurückzuzahlen.»
Vertrag bis 2008. Streller kam im Januar 2004 in die Schwaben-Metropole. Nach einem guten Start erwischte es ihn vier Monate später im Nationalmannschaftstraining schwer, ein doppelter Schien- und Wadenbeinbruch warf ihn ein Jahr zurück. Bis heute hat der Aescher den Nachweis nicht erbringen können, eine Stütze im Stuttgarter Angriff zu sein. Und auch auf internationaler Ebene sind Streller-Tore bislang Mangelware.
Doch derart negative Gedanken hatten gestern beim Auftakt keinen Platz. Streller steigt optimistisch in die neue Spielzeit. Und Trapattoni bewies trotz des fortgeschrittenen Alters Flexibilität: Wegen der grossen Hitze verlegte er das Nachmittagstraining auf 18 Uhr, was Streller erleichtert zur Kenntnis nahm. «Es ist brutal heiss.» Trotzdem wird der Basler unter dem neuen Chef noch viel schwitzen müssen.
QUELLE: BaZ.ch