Ohne die Laufdaten unserer Pappenheimer zu kennen: Die Resultate und Spielverläufe geben es meines Erachtens nicht her, dass konditionelle Probleme vorliegen. Im Gegenteil beim letzten läuferischen Schlagabtausch, dem Sieg gegen Luzern, rangen wir den Gegner konditionell in den Schlussminuten nieder. Auch sonst deuten die Resultate nicht auf ein Nachlassen in der Schlussphase hin. Gegen Ouchy kassierten wir den Ausgleich zwar erst in der 79. min, allerdings einzig und allein verursacht durch den Übermut eines Einwechselspielers, der 1 min beim Elfmeterpfiff auf dem Feld stand. Gegen Yverdon (9. min) und Lugano (25. min) gerieten wir früh in Rückstand. Gegen YB, das schnelle Spieler in der Offensive hat, hielten wir 90 min dagegen, obwohl der Stachel beim Meister schon nach 11 Sekunden sass. Auch im Pokal gegen Winterthur fiel die Entscheidung nach einer guten Viertelstunde der zweiten Hälfte keineswegs in der Schlussphase.
Ich glaube, die Gründe für die Fehler liegen in den massiven Eingriffen in unser Spielsystem und in unsere Startformation. Wir wollen langfristig einen anderen Fussball als unter Henriksen spielen. Das bedingte eine Systemumstellung, von der Spielweise weg von Gegenstoss- hin zum Ballbesitzfussball und die Formation wurde neu auf eine Viererkette umgestellt. Eine Mischung aus der Umstellung der Defensiven und der geringen persönlichen Zukunftaussichten veranlasste zudem, dass Bos Leistungsgaranten Boranijasevic und Daprela aus der Startformation fielen. Der eifrige Dante, der meiner Einschätzung aber auch zur Unruhe hinten beiträgt, und Kamberi neu auf der rechten Aussenverteidigerposition, ebenfalls nicht immer sattelfest interpretiert, ersetzen sie. In der Mitte spielen plötzlich Katic neben Kryeziu, auch ungewohnt. Das sind grosse Änderungen, bei deren Umsetzung es noch gewaltig hapert. Wenig förderlich ist der Umstand, dass das Selbstvertrauen ohnehin durch die mageren Resultate und die Dissonanz zwischen Henriksen und Malenovic spätestens seit jener schwarzen Woche im Dezember abhanden gekommen ist.
Auf der anderen Seite muss man auch eingestehen, dass wir uns anfangs Saison über wert geschlagen haben. Die Kaderbreite und -balance war schon damals eher schwach. Nun ist das Pendel des Momentums in die andere Richtung ausgeschlagen.
Die sportliche Leitung hat diese Saison als Übergangssaison abgeschrieben. Malenovic ist hier für den grossen Umbruch. Dieser soll im Sommer (und späteren Transferperioden?) von statten gehen. Das hatte zur Konsequenz, dass man bewusst auf einen Stürmer und einen frühzeitigen Ersatz für Henriksen verzichtet hat. Nun ist die sportliche Leitung im Sommer gefordert, den hohen Tribut der abgeschenkten Saison in Form von gelungenen Transfers zu rechtfertigen. Ich bin gespannt.