Beitragvon spitzkicker » 04.02.24 @ 21:45
Tagi Online zum Debakel von Yverdon
FCZ ohne Bo Henriksen in Yverdon: Dieser FC Zürich hat sich selbst verloren
Sieben Spiele ohne Sieg – der FCZ ist in der Krise angekommen. Die weiterhin hängige Trainerfrage wird nach der 0:3-Niederlage in Yverdon nicht einfacher.
Loris Brasser, Florian Raz
Sicher. Man kann dieses Spiel so erzählen, dass der Schiedsrichter im Zentrum steht. Luca Cibelli macht es einem da einfach mit zwei Platzverweisen. Aber der FC Zürich tut gut daran, wenn er nach diesem Sonntagnachmittag in Yverdon über andere Dinge redet.
0:3 verlieren die Zürcher beim Aufsteiger. Sie tun es ohne ihren Cheftrainer Bo Henriksen, der mit Fieber zu Hause bleibt. Sie tun es aber vor allem im Stil einer Mannschaft, die nicht mehr an sich selber glaubt.
Es sind dieselben Spieler, die nach 15 Runden noch auf Rang 1 der Liga standen. Es ist dasselbe Team, das die Young Boys 3:1 besiegte. Aber alles, was den FCZ damals ausgemacht hat, ist wie weggeblasen. Verschwunden in einer Serie von nun sieben Spielen ohne Sieg mit nur drei gewonnenen Punkten.
Woran dieser Absturz liegt? Zu Beginn mag tatsächlich Pech eine Rolle gespielt haben. Inzwischen sind nicht nur die Resultate schlecht. Inzwischen sind es auch die Leistungen.
Vorne ineffizient, hinten unkonzentriert
Captain Yanick Brecher sagt es so: «In der Vorrunde haben wir hinten konzentriert verteidigt, und vorne waren wir effizient. Jetzt hat sich beides gedreht.» Heisst: Vorne läuft wenig bis gar nichts. Und hinten lässt sich der FCZ von einfachsten Mitteln übertölpeln.
Gegen Yverdon sieht Nikola Katic dreimal bei weit geschlagenen Bällen schlecht aus. Erst muss er Varol Tasar foulen, weil der ihm nach einem Befreiungsschlag von Goalie Paul Bernardoni davonwieselt. Der folgende Freistoss führt zum ersten Gegentor. In der Schlussphase darf Kevin Carlos gleich zweimal von Katics Fehlern profitieren.
Mitten in die schlechten Resultaten des FCZ ragt ja noch immer die Trainerfrage: Ringt sich der Club irgendwann zu einer öffentlichen Entscheidung durch, ob Henriksen auch in der kommenden Saison Trainer bleibt?
Schienen die Argumente für eine Vertragsverlängerung im Dezember noch erdrückend, schmelzen sie jetzt schneller dahin als der handelsübliche Schweizer Gletscher. Und es ist schon auffällig, wie die Erosion der Resultate mit dem mehr oder weniger offenen Mäkeln der Clubführung an Henriksens Arbeit einhergeht.
Der Absturz und die Kritik der Chefs
Sommer und Herbst bestritt der FCZ in praktisch unveränderter personeller und taktischer Ausrichtung. Er hielt sich lange in der Spitzenzone. Und doch war die Kritik nach drei sieglosen Spielen Ende Jahr gut vernehmbar. Sportchef Milos Malenovic war unmittelbar vor der Winterpause vor den SRF-Kameras überraschend deutlich. Präsident Ancillo Canepa folgte danach in einem öffentlichen Talk im FCZ-Museum.
Die Grundhaltung der beiden starken Männer scheint zu sein: Da ist noch mehr möglich mit diesem Kader. Es können mehr Talente gefördert und es kann variabler gespielt werden.