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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 17.10.23 @ 21:21

neinei hat geschrieben:
MetalZH hat geschrieben:
Kiyomasu hat geschrieben:Kann man der Stadt nicht die Cateringrechte abkaufen? Es ist ja vor allem das, was schwer wiegt, nicht? Die halbe Kiste für die Miete dürfte verkraftbar sein.


Auch dann hätten wir noch immer viel weniger Logenplätze als die in Bern, Basel, Luzern etc. Das ist glaubs eines der Hauptprobleme.
Da ist das Letzi einfach eine komplette Fehlplanung, wo vermutlich ein paar Leute wiedermal mehr auf "Style" geachtet haben als auf Funktionalität. Auch für die grossen Leichtathletik-Events wären mehr Logenplätze ja sicher nicht verkehrt.

Aber Hauptsache das Dach "schwebt".


Wie viele Logen es benötigt --> Raumprogramm, Verantwortung Bauherr/Eigentümer
Style, fliegendes Dach --> Entwurf, Verantwortung Architekt


Genau. Per Zufall habe ich das Protokoll der Gespräche zwischen der Stadt und dem Architekten gerade vor mir:

Stadt: "Hey kannst du uns ein stylisches Stadion bauen?"

Architekt: "Klar, 'Style' ist mein zweiter Vorname! Was brauchst du denn?"

Stadt: "Cool! Ich brauche ein Leichtathletikstadion mit einer grossen Wiese in der Mitte, auf der man Konzerte veranstalten kann."

Architekt: "Konzerte? Aber da geht doch das Gras kaputt?"

Stadt: "Scheissegal, ist ja nur für diese hirnlosen Speerwerfer und Diskus-Fuzzis einmal im Jahr. Die Konzerte bringen uns Kohle und danach können wir den Veranstaltern auch noch sagen, sie müssen unsere Wiese ersetzen.'

Architekt: "Oke... Wie viele Logen brauchst du denn?"

Stadt: "Was sind Loschen?"

Architekt: "Logen. Das sind die verglasten Räume oben, wo die Bonzen ihre Cüpli saufen und viel Kohle dafür hinblättern."

Stadt: "Huere Siech, hörst du mir überhaupt zu?! Die Konzerte bringen die Kohle! Scheiss auf die Loschen!"

Architekt: "Oke... Dann können wir ja so ein spacyges Schwebedach machen, wäre das was?"

Stadt: "Hat das Style?"

Architekt: "Hyperstyle!"

Stadt: "Geil, dann mach mal! Geld spielt keine Rolle."

Architekt: Geil!!"
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Anulu
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Re: Medien

Beitragvon Anulu » 18.10.23 @ 11:20

weisch mir verchaufed style hie inne, style, aber da häsch du kei ahnig
Hast du Feuerschweif am Heck, spült das Wasser alles weg.

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Tschik Cajkovski
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Re: Medien

Beitragvon Tschik Cajkovski » 18.10.23 @ 14:17

.."und ez wotsch öpä no e hose... äh ja... "
lief bei mir letzthin wieder über den shuffle bei einer cycling tour, einfach genial :)
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk

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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 18.10.23 @ 14:25

Tschik Cajkovski hat geschrieben:.."und ez wotsch öpä no e hose... äh ja... "
lief bei mir letzthin wieder über den shuffle bei einer cycling tour, einfach genial :)


Absolut. Läuft bei uns eben auch immer wiedermal. Hier für alle, die es noch nicht kennen, viel Spass! :)
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Mushu
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Beitragvon Mushu » 18.10.23 @ 18:00

Anulu hat geschrieben:weisch mir verchaufed style hie inne, style, aber da häsch du kei ahnig

https://youtu.be/pYm17CVtZHk?si=jXAkE2TPEM1jEQ9n

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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 21.10.23 @ 14:55

AB kommt im November zurück in den Letzi, vielleicht ja inklusive Versöhnung mit den Canepas?


André Breitenreiter: Ex-FCZ-Trainer spricht über Weg zum Titel
EXKLUSIVINTERVIEW
Anleitung für den FC St.Gallen: Wie wird ein Meisterteam gebaut, André Breitenreiter?
Am Samstag empfängt YB den FC Zürich zum Spitzenkampf in der Super League. Kann der FCZ den Meister auf Dauer herausfordern? Mit Trainer André Breitenreiter wurde der FCZ 2022 völlig überraschend Meister. Dieser blickt erstmals seit seinem Abgang ausführlich zurück auf den Triumph.

Interview: Etienne Wuillemin
21.10.2023, 05.00 Uhr

Wie baut man ein Meisterteam?

André Breitenreiter: Diese Erfolgsgeschichte in einigen kurzen Sätzen zusammenzufassen, ist nahezu unmöglich.

Versuchen Sie es trotzdem!

Es braucht zunächst grundlegende Eigenschaften, ohne die sowohl der Meistertitel mit dem FC Zürich wie auch meine Bundesligaaufstiege mit Hannover 96 und dem SC Paderborn nicht möglich gewesen wären. Kommunikation und empathische Menschenführung sind elementar in jedem Beruf. Es geht aber auch um andere Dinge!

Nämlich?

Um Begeisterung und die Leidenschaft, für eine Sache zu arbeiten. Als Trainer benötigt man den Willen und die Lernbereitschaft eines Teams, um die eigene Spielphilosophie auf die Jungs übertragen zu können. Wenn dann durch einen guten Start, durch Siege, die Überzeugung reift, wachsen Selbstbewusstsein und Teamspirit.

Wann haben Sie beim FCZ gemerkt: Da wächst etwas richtig Tolles zusammen?

Schon früh in der Saison. Ich habe das dem Team auch nach einigen Spieltagen so kommuniziert, um gleichzeitig für Bilder und Motivation zu sorgen. Entscheidend war das Gefühl, zu spüren, wie eng das Trainer-Team und die Mannschaft beisammen sind. Persönliche Egos wurden durch den Zusammenhalt nicht zugelassen. Der Teamerfolg stand im Vordergrund. Dafür hatten wir fantastische Führungsspieler mit Blerim Dzemaili, Yanick Brecher und Antonio Marchesano, die zu keiner Zeit eine Selbstzufriedenheit innerhalb des Teams haben aufkommen lassen.


Ist es einfacher, mit dem FCZ um den Titel zu spielen als mit YB, das den Druck des Favoriten spürt?

Ich kann nicht bestätigen, dass das wirklich einfacher ist mit einem Team, das sich in der Saison zuvor mit der nahezu gleichen Mannschaft im Grunde erst ganz zum Schluss vor dem Abstieg gerettet hat …

… so war das natürlich nicht gemeint! Die Erwartungen sind einfach viel kleiner in der Öffentlichkeit.

Da bin ich bei Ihnen, klar. Das war auch ein ausschlaggebender Grund für mich, nach Zürich zu kommen. Verein und Fans waren in den vergangenen drei Jahren nicht gerade erfolgsverwöhnt. Dass es dann schon in der ersten Saison Richtung Meisterschaft gehen könnte, konnte kein Mensch vorhersehen. Aber ich hatte schon die Hoffnung, dass wir eine gute Rolle spielen können.

Sie haben vorhin Blerim Dzemaili erwähnt, er hatte eine nicht ganz einfache Zeit wegen Knieverletzungen. Wie haben Sie ihn ins Boot geholt?

Blerim hatte eine schwierige Rückkehr zum FC Zürich. Die Erwartungshaltung an ihn war gross. Mit seinen körperlichen Voraussetzungen vor meiner Zeit ist er von der einen in die nächste Verletzung hineingeraten. Es herrschte eine grosse Unzufriedenheit bei den Fans und innerhalb des Vereins. Auch er selbst hat mehr von sich erwartet. Das hat Blerim sehr belastet. Für mich war vom ersten Tag an klar: Ein Spieler mit dieser Vita, mit dieser Erfahrung und mit dieser Winner-Mentalität wird extrem wichtig werden, um grosse Ziele zu erreichen. Wir haben viel miteinander gesprochen. Blerim öffnete sich. Sagte mir, dass er dieser grossen Erwartungshaltung unbedingt gerecht werden müsste und niemanden enttäuschen dürfte.

Und dann verletzt er sich in der Vorbereitung erneut.

Wir mussten ihn von diesem Druck befreien. Ich sagte ihm: ‹Blerim, du bist und bleibst mein erster Ansprechpartner. Das muss nicht bedeuten, dass du immer von Beginn an spielst, aber wir brauchen dich und deine Erfahrung und auch deine Qualität auf dem Platz. Aber tu mir und dir bitte den Gefallen und beanspruche für dich nicht diese Rolle, dass du alles alleine regeln musst.›

Was auffiel: Sie haben die Mannschaft so gebaut, dass eine Achse herausgestochen ist. Brecher, Innenverteidiger Mirlind Kryeziu, Balljäger Ousmane Doumbia, Marchesano – und schliesslich Stürmer Ceesay.

Diese Konstellation hat sich mit den Anfangserfolgen ergeben. Ich denke, jede erfolgreiche Mannschaft hat eine stabile Achse, auf die sie sich verlassen kann. Aber uns hat noch mehr ausgezeichnet.

Woran denken Sie?

An den grossen Konkurrenzkampf. Jeder Spieler wusste, dass er im Training immer bis an die Grenze gehen muss, weil er sonst am Wochenende nicht auf dem Platz steht. Auch Spieler, die schon belächelt wurden, konnten sich nun nach dem Leistungsprinzip beweisen. Kryeziu und Ceesay zum Beispiel wurden zu absoluten Top-Spielern – obwohl es aus dem Umfeld Empfehlungen gab, diese Spieler am besten zu verschenken. Allgemein kann man sagen, dass viele Spieler über, oder sagen wir besser an ihrer Leistungsgrenze gespielt haben. Das zeichnet ein erfolgreiches Team aus. Und dazu gehört auch ein sehr gut funktionierendes Trainerteam hinter dem Chef-Trainer.


Gab es auf dem Weg zur Meisterschaft ein Schlüsselerlebnis?

Es gab sicherlich einige wichtige Siege, aber erwähnen möchte ich den Mannschaftsabend im Trainingslager im Winter in der Türkei. Wir waren an der Tabellenspitze, ab dem Winter ist die Erwartungshaltung dann auch in Zürich gestiegen, gerade von aussen. Damit muss man ja umgehen können. Wir hatten ein tolles Trainingslager in der Türkei, ermöglicht von der Familie Canepa, da gebührt ihnen grössten Dank dafür. Und dann, am Mannschaftsabend, es war in einem Nobelrestaurant, ein wunderbares Aquarium drin, wurde dieses Lied «Bella Ciao» gespielt.

Jetzt sind wir gespannt!

Auf einmal begannen alle, mit ihren Servietten zu wedeln und dieses Lied zu singen. Das hat eine Dynamik entwickelt, ich kriege noch heute Gänsehaut. Wir hatten mehrere italienischsprachige Spieler im Team, die haben alle mitgerissen, nahezu jeder hat mitgesungen, es war eine Riesenstimmung. Da habe ich gesehen: Mit diesem Zusammenhalt und mit dieser Energie wird uns in dieser Saison nichts aufhalten können, wir werden es schaffen und Meister werden! Dieses Lied «Bella Ciao» ist von da an in der Kabine nach Siegen als erstes gespielt worden und alle haben mit ihren Handtüchern und Trikots gewedelt und gesungen. Das sind diese Kleinigkeiten, die nachher dazu beitragen, unvergessliche Bilder im Kopf zu haben.

Sie erzählten einmal, dass auch vor den Spielen schon gesungen wird in der Garderobe, «La Bicicleta» von Shakira und Carlos Vives stand auch hoch im Kurs, nicht?

Genau! Das sind auch verrückte Dinge, die man so im Profi-Zirkus wahrscheinlich nicht so häufig hat. «La Bicicleta» war der letzte Song, der jeweils lief, bevor wir fürs Warm-up auf den Platz gingen. Wir hatten mit Adrian Guerrero einen Spieler aus Spanien, der fing irgendwann an, dieses Lied mitzusingen. Auf einmal sangen zwei mit, dann vier, dann acht. Und irgendwann hat die ganze Kabine inklusive Trainerteam und Betreuer dazu geklatscht und gesungen, als wäre das Spiel schon vorbei – aber danach ging es mit einer Freude, Lockerheit und der nötigen Überzeugung raus, dieses Spiel zu gewinnen.

Es gibt ja auch dieses Video aus der FCZ-Garderobe, als Sie nach einem 1:0-Sieg gegen YB via Video zugeschaltet, weil Sie Corona-krank waren, den Spielern zwei Tage frei versprechen – und das ganze Team völlig ausrastet vor Freude und wild tanzt …

Genau. Zwei Tage vor dem Spiel erkrankte ich. Ich hatte keine Symptome, konnte aber logischerweise nicht dabei sein. Nach dem ersten Sieg gegen YB seit vielen Jahren war es mir ein Bedürfnis, ein paar Worte ans Team zu richten. Völlig spontan und überglücklich nahm ich zu Hause ein Selfie-Video auf, das unser Videoanalyst Fabian Sander als Botschaft auf den Monitor in der Kabine übertragen hat. Dieses Video hat hohe Wellen geschlagen – sogar europaweit. Das war im Grunde der beste Imagefilm für den Verein, das sagt so vieles über die innige Verbindung zwischen Trainerteam und Mannschaft aus, da braucht es keine weiteren Erläuterungen.

Welchen Eindruck hatten Sie vom Schweizer Fussball gesamthaft?

Die Ausbildung in der Schweiz ist fantastisch, ganz grundsätzlich, egal ob beim Verband oder den einzelnen Vereinen. Man legt sehr viel Wert auf Details und eine sehr gute Betreuung. Es ist kein Zufall, dass sich deshalb viele Spieler aus der Schweiz in den internationalen Ligen durchgesetzt haben und zu Top-Stars wurden. Das spiegelt sich dann insbesondere in der Nationalmannschaft wider.

Und die Liga?

Ich würde die Super League mit der kroatischen Liga vergleichen. Klasse Einzelspieler auf hohem Niveau. Aber die Liga ist doch eher klein und wird auch so wahrgenommen. Die Schweiz hat etwa neun Millionen Einwohner und ist im Vergleich zu Deutschland mit den 80 Millionen klein. Allein deshalb können die Möglichkeiten schon nicht vergleichbar sein mit der Bundesliga, Premier League oder Serie A. Was aber aus diesen Möglichkeiten gemacht wird, hat mich sehr beeindruckt.

Was gibt es denn zu tun?

Das ist für mich schwierig zu beurteilen. Aber lassen Sie mich sagen, was sich die Schweiz unbedingt erhalten muss: Ich finde, die meisten Klubs zeigen attraktiven Fussball, der Wille ist sichtbar, nach vorne zu spielen, es fallen entsprechend auch viele Tore. Das gilt es zu bewahren. Die Schweiz wird auch in Zukunft eine gute Plattform sein für Spieler und Trainer. Als kleine Empfehlung, auch aus persönlichem Grund: Man sollte dankbar sein für Spieler und Trainer, die hierherkommen und die Liga bereichern – auch wenn sie dann später in eine Topliga weiterziehen.


Haben Sie noch Kontakt mit dem Ehepaar Canepa?

Nein, leider haben wir seit Beendigung meines Engagements keinen Kontakt mehr. Näher möchte ich nicht darauf eingehen. Ich habe aber Kontakt zu Mitarbeitern und Spielern aus dem Meisterjahr, da sind teils freundschaftliche Beziehungen für ewig entstanden. Auch erhalte ich noch heute sehr viele Nachrichten von FCZ-Fans, die mich sehr glücklich machen.


Sie wechselten nach dem Jahr mit dem FCZ in die Bundesliga zu Hoffenheim – wurden dort anfangs der Rückrunde allerdings entlassen. Haben Sie den Wechsel einmal bereut?

Nein. Ich hatte meine Gründe für einen Wechsel, diese haben sich im Rückblick mehr als bestätigt. Es bleibt der beste Saisonstart der Vereinsgeschichte von Hoffenheim. Danach hatten wir grosses Verletzungspech von Top-Spielern, was zu ausbleibenden Ergebnissen und einem Negativlauf geführt hat. Die Geschichte ist relativ einfach zusammengefasst.


Also würden Sie auch im Rückblick alles genau gleich machen?

Auf jeden Fall. Hoffenheim ist ein gut geführter Verein mit top Rahmenbedingungen. Es ist im Fussball manchmal so, dass man auf diesem Niveau nahezu machtlos zusehen muss, wie Verletzungen von Top-Spielern den Erfolg beeinflussen. Dann bleiben Ergebnisse aus und dann ist das Geschäft so, wie es ist, leider. Aber das verändert die Entscheidung davor nicht.

Verfolgen Sie den FCZ der Ausgabe 2023/2024 aus der Ferne mit?

Also ganz einfach ist es aufgrund der EU-Richtlinien nicht, aus Deutschland Spiele der Super League live mitzuverfolgen. Dennoch ist es mir weiterhin wichtig, die Entwicklung des Schweizer Fussballs mit seinen einzelnen Vereinen intensiv zu verfolgen. Insbesondere auf meinen Besuch zum Heimspiel im November, natürlich gegen YB, freue ich mich total. Darüber hinaus macht es mich glücklich zu sehen, dass mit Bo Henriksen ein Trainer gefunden wurde, der dem Team offensichtlich genau das gibt, was es benötigt, um erfolgreich zu spielen
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tadaeus
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Re: Medien

Beitragvon tadaeus » 21.10.23 @ 14:56

Noch vor kurzem herrschte Unruhe im FCZ, nun hat er sich neu aufgestellt – er reist überraschend als Leader zum Meister YB
Der Trainer Bo Henriksen hat das Team der Zürcher revitalisiert. Aber gemäss Stimmen aus Dänemark will er Ende Saison tatsächlich aufhören. Sollte er gehen, kann sich der Präsident Ancillo Canepa damit trösten, dass er auf anderen Positionen Leute gefunden hat, die er für «Hochkaräter» hält.

Fabian Ruch
NZZ vom 21.10.2023, 05.30 Uhr

Bo Henriksen stand für einen pragmatischen, aber wenig attraktiven Fussball. Nun spielt der FCZ unter ihm nicht nur schöner, sondern auch erfolgreicher.

Am 11. Spieltag der letzten Super-League-Saison empfing der FC Zürich als Tabellenletzter mit nur vier Punkten den Leader YB. Das 0:0 war das erste Meisterschaftsspiel unter dem neuen Trainer Bo Henriksen. An diesem Samstag nun tritt der FCZ wieder am 11. Spieltag gegen YB an, diesmal auswärts – und vor allem: als Leader mit 22 Punkten.

Vor einem Jahr sprach der FCZ-Präsident Ancillo Canepa in der «NZZ am Sonntag» aufgrund vermisster Einsatzbereitschaft davon, dass er vielleicht Ende Monat auch einmal keine Lust habe, die Löhne der Spieler zu bezahlen. Und er sagte, dass der FCZ in Henriksen seinen Wunschtrainer verpflichtet habe. Wobei: Bereits dessen erfolglosen Vorgänger Franco Foda hatte er als Wunschtrainer bezeichnet.

Gespräche mit Canepa haben einen hohen Unterhaltungswert, weil sich der 70-Jährige eine Begeisterung für den Fussball erhalten hat. Er leitet Antworten damit ein, dass er zu diesem und jenem Thema nicht in der Öffentlichkeit Stellung beziehe. Wenn man aufmerksam zuhört, gibt er aber genug preis, dass man ihn verstehen oder zumindest deuten kann.

«Manchmal fehlt uns noch die Cleverness», sagt der Präsident Ancillo Canepa
Nun sagt Canepa, dass niemand im Klub an den Meistertitel denke, der FCZ lasse sich von der Tabellensituation nicht blenden. «Uns interessiert nur, dass wir nach 33 Runden unter den ersten sechs sind, damit wir danach im oberen Tableau weiterspielen dürfen.» Dabei ist das Extreme zur Normalität geworden für den FCZ. Zuerst enttäuschte er jahrelang, dann wurde er 2021/22 sensationell Meister, danach wieder ein Tiefpunkt, nun steht er erneut überraschend an der Spitze. Und so lautet eine Frage: Der FCZ wird doch nicht wieder . . .?

Man hat zwar eher selten das Gefühl, er trete in dieser Saison wie ein Meister auf. Aber hatte man diesen Eindruck nicht auch vor zwei Jahren? Und eigentlich sollte der Klub ja noch mehr Punkte auf dem Konto haben. Denn beim 2:2 in Genf führte er lange 2:0. Beim 1:1 gegen St. Gallen traf der Gegner in der 94. Minute. Beim 2:2 in Basel lag der FCZ 2:0 vorne und kassierte den Ausgleich in der 95. Minute. Und beim 0:0 in Lausanne hatte er ein klares Chancenplus. Canepa sagt dazu: «Manchmal fehlt uns noch die Cleverness.»


Bei der Frage, ob sich die laufende Saison mit dem Meisterjahr vergleichen lasse, weicht Canepa aus. Er sagt, darum gehe es nicht. Bloss nicht übermütig werden. Es gebe aber Gründe, warum es seinem Klub so gut laufe: Das Kader sei wie geplant weitgehend zusammengeblieben, der Trainer kenne die Mannschaft nun besser, und Spieler wie Okita, Condé oder Mathew hätten sich sehr gut eingelebt. Zudem gebe es einen geregelten Trainingsbetrieb, anders als in der letzten Saison, als dieser durch die Europacup-Spiele verunmöglicht worden sei.

Noch vor kurzem hatte man für den FCZ eine weitere komplizierte Saison erwartet. Es gab Unruhe im Klub, auch wegen einer Kündigungswelle, nachdem mehrere Mitarbeitende mit dem Auftreten des Geschäftsführers unzufrieden gewesen sein sollen. Der Trainer Henriksen stand für einen pragmatischen, aber wenig attraktiven Fussball, der gewünschte Topstürmer wurde nicht verpflichtet, dafür verliess der Sportchef Marinko Jurendic den FCZ in Richtung deutsche Bundesliga. In einem Gespräch vor der Saison sagte Canepa, er habe ein gutes Gefühl (wie er das halt immer hat), und meinte: «Sie werden sehen, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen werden.»

Früher verlor der FCZ regelmässig 0:4 in Bern, sogar einmal in der Meistersaison
Heute lässt sich festhalten: Der FCZ spielt bis dato eine sehr erfolgreiche Saison. Was erstaunt, weil er laut dem Portal Transfermarkt mit knapp 16 Millionen Franken nur das neuntwertvollste Kader der Liga hat; er liegt in dieser Auflistung hinter dem Aufsteiger Lausanne (21 Millionen) und dem Stadtrivalen GC (17 Millionen).

Aber das FCZ-Team funktioniert im 3-4-3-System, das da und dort jener Ausrichtung ähnelt, mit der die Zürcher mit dem Trainer André Breitenreiter zum Höhenflug ansetzten. Der FCZ hat in der Liga am meisten Tore geschossen, und kein Konkurrent hat weniger Tore erhalten. Der zu Beginn noch verletzt gewesene Spielgestalter Antonio Marchesano hat trotz überschaubarer Einsatzzeit bereits fünf Tore erzielt und drei Torvorlagen gegeben. Canepa sagt: «Das Spielerkader ist mindestens so gut wie vor zwei Jahren.»

Irgendwie traut man diesem FCZ dennoch nicht zu, dass er wirklich um den Titel mitspielen kann. Das Duell mit YB im ausverkauften Wankdorfstadion an diesem Samstagabend wird zum Härtetest – zumal für den FCZ Spiele in Bern in den letzten Jahren regelmässig 0:4 verloren gingen, sogar einmal in der Meistersaison. Damals gab es allerdings auch einen 2:1-Sieg im Wankdorf, der die letzten Zweifel daran ausräumte, ob der FCZ Meister werden kann.

Canepa sagt, er sei auch deshalb ein zufriedener Präsident, weil der Klub nun in vielen Bereichen personell besser aufgestellt sei. Er denkt dabei auch an den Sicherheitschef oder den Medienverantwortlichen. Die Stimmung auf der Geschäftsstelle sei exzellent, was als Rückendeckung für den umstrittenen Geschäftsführer interpretiert werden kann.

Jüngst gab der FCZ die Verpflichtung von Ricardo Moniz als Leiter der Spielerentwicklung bekannt. Der Niederländer arbeitete schon für die PSV Eindhoven, den Hamburger SV, Tottenham Hotspur, Feyenoord Rotterdam und RB Salzburg. Er soll im FCZ auch als Coach für alle Trainer tätig sein. Zudem stösst Sascha Milicevic als Ausbildungschef zum FCZ; er war in den letzten 18 Jahren in diversen Funktionen im Nachwuchs von RB Salzburg aktiv. Das seien «alles Hochkaräter», sagt Canepa.


Aus Dänemark heisst es immer noch, der Trainer Bo Henriksen höre Ende Saison auf
Würde es eine Steigerungsform für Hochkaräter geben, der FCZ-Präsident würde sie zweifellos für Milos Malenovic verwenden. Der frühere Spielerberater arbeitet seit dem 1. Oktober offiziell als Sportchef, und Canepa sagt, mit dessen Netzwerk und dessen Arbeitsweise sei er die perfekte Besetzung. Es würde niemanden in der Branche überraschen, wenn Malenovic mit anderen Investoren den FCZ in ein paar Jahren übernähme. Mit Malenovic will sich der FCZ noch stärker als Ausbildungsklub positionieren.

Trotz bemerkenswerten Entwicklungen gibt es eine grosse Frage, die drohend über dem Klub schwebt. Und zwar jene, ob der Trainer Henriksen über das Saisonende hinaus bleiben will. Dänische Journalisten beteuern nach wie vor, dass diese Entscheidung längst gefallen sei und Henriksen dem FCZ mitgeteilt habe, dass er in Zürich aufhöre. Canepa sagt, der Vertrag des Trainers laufe bis im Sommer, man werde sich zu gegebener Zeit zusammensetzen. «Wir sind sehr zufrieden mit Bo.»

Vom Ehepaar Canepa weiss man, dass es nicht ans Aufhören denkt. Der Präsident sagt, er habe Kaufangebote «im hohen zweistelligen Millionenbereich» abgelehnt. Und das hat vielleicht auch mit der Popularität des FCZ zu tun: Der Zuschauerdurchschnitt an Heimspielen war noch nie so hoch wie jetzt (16 000). Wenn da nur nicht der Ärger mit dem neuen Stadion wäre.

Der Bau verzögert sich wegen Einsprachen weiter. Und Canepa rechnet vor, dass dem Klub Einnahmen von jährlich weit über fünf Millionen Franken entfielen, das bremse viele Projekte aus. Aber auch so klar ist: Canepa wird ein erbitterter Kämpfer bleiben.


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