https://www.tagesanzeiger.ch/er-schrieb ... 7824422068Das FCZ-Präsidentenpaar Canepa «Er schrieb mir wunderschöne Briefe, ohne Rechtschreibe- oder Kommafehler»
Ancillo und Heliane Canepa sind auf ihre Art einmalig im Schweizer Fussball. Sie erklären ihre Leidenschaft für den neuen Meister, ihr Morgenritual und die Liebe zu ihren Hunden.
Wie ist das bei Canepas am Morgen? Wer macht den Kaffee?
Ancillo Canepa: Wer macht den Kaffee? Ich. Wer räumt ab? Ich. Wer kauft ein? Ich. Wer macht den Grapefruitsaft? Ich. Sonst noch eine Frage?
Heliane Canepa: Und wer holt die Bretzeli?
Ancillo: Wer holt am Sonntagmorgen die Bretzeli am Bahnhof? Wer holt die Zeitungen? Sie kennen die Antwort.
Heliane: Darum sage ich ja: Er trägt mich auf Händen, seit bald fünfzig Jahren.
Ancillo: Ja, ja …
Wer raucht zuerst?
Ancillo: Und wer lässt dem anderen immer den Vortritt, wenn es um den Sportteil in den Zeitungen geht?
Und wer raucht zuerst?
Ancillo: Heliane raucht zuerst, weil ich immer noch in der Küche am Vorbereiten bin.
Heliane: Eine Pfeife stopfen braucht auch länger. (Er raucht Pfeife, sie Zigarette.) Dafür gebe ich Kooki und Chilla zu Essen. Darum kann er länger schlafen.
Ancillo: Länger schlafen? Ich stehe vor 7 Uhr auf, um die Hunde in den Garten zu lassen.
Heliane: Aber ich gebe ihnen zu essen.
Ancillo: Das stimmt.
Hört sich nach sehr fairer Arbeitsteilung an.
Heliane: Sehr fair. (lacht)
Ancillo: Sehr fair. Alles ist bei mir …
Wer redet am Morgen zuerst über den FCZ?
Ancillo: Das ist sie. Ich bin eher der stille Leser.
Heliane: Dann lese ich ihm manchmal ein ganzes Interview vor. Manchmal sagt er: O. k., ich lese das dann selber. Und dann hört er mir doch gerne zu. Und sagt: Weiter, weiter!
Wie sehr hängt bei Ihnen die Gefühlslage vom FCZ ab?
Heliane: Der FCZ ist ein Teil von uns. Aber es ist nicht so, dass wir sagen: Jetzt reicht es! Klar, bei Niederlagen bin ich traurig, aber gleichzeitig sage ich dann, ich bin ja Optimistin, das nächste Spiel gewinnen wir wieder. So habe ich auch gedacht, als wir 2016 abgestiegen sind. Es gibt immer eine Lösung, solange du gesund bist und lebst.
Ancillo: Ich würde das anders formulieren. Wir haben eine gewisse Grundstruktur, was unsere Gefühlslage betrifft, eine gewisse Stabilität. Wenn wir mit dem FC Zürich gewinnen, schlägt es nach oben aus, aber es geht relativ schnell auf das normale Niveau zurück. Wenn wir keinen Erfolg haben, geht es kurzfristig nach unten, aber es normalisiert sich schnell wieder. Der Montag ist immer der Tag, an dem wir sagen: Wow, super! Oder: Gottvertelli, steigen wir jetzt noch ab? Es gibt ständig viel zu tun. Da können wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Aber logisch: Wenn du Erfolg hast wie jetzt, fällt vieles eine Spur leichter.
Heliane: Wenn wir am Samstag verloren haben, denken wir: Oh, mein Gott, ich freue mich überhaupt nicht auf die Sonntagspresse. Umgekehrt, wenn wir gewonnen haben: Oh, wie freue ich mich!
Ancillo Canepa
Können Sie sich gegenseitig beeinflussen, wenn es um die Gefühlslage geht? Sie, Heliane Canepa, haben ja gesagt, Sie seien eine Optimistin.
Heliane: Ich glaube schon, dass ich einen positiven Einfluss habe. (lacht)
Ancillo: Wobei «aufstehen, abhaken, vorwärts schauen» ohnehin zu meiner DNA gehört. Du bist gelegentlich schon eher diejenige, die sich noch etwas länger ärgern kann.
Tönt jetzt nicht ganz deckungsgleich.
Ancillo: Bei kritischen Zeitungskommentaren zum Beispiel regst du dich bedeutend mehr auf als ich. Ich frage dann immer: Stimmt es? Oder stimmt es nicht? Dann sagst du vielleicht: Ja, es stimmt. Also, sage ich, dann brauchen wir uns ja nicht aufzuregen.
Heliane: Ja, schon, aber es gab auch schon Kommentare, die nicht objektiv waren. Auch wenn es mal nicht gut läuft, wir suchen immer nach Lösungen.
Ancillo: Das stimmt. Wir denken und handeln lösungsorientiert. Du hast eine riesige Managementerfahrung, ich habe sie. Wir beide kennen die Situationen, in denen man mit Problemen konfrontiert wird. Da heisst es: Was sind die Alternativen? Welche Lösungsansätze gibt es? So versuchen wir auch den FCZ zu führen. Nehmen Sie als Beispiel die aktuelle Kaderplanung. Welche Spieler gehen? Welche holen wir stattdessen? Wenn also Spieler nicht verlängern wollen, wir sind vorbereitet.
Heliane: Es geht in solchen Situationen auch darum, Stärke zu demonstrieren, cool zu bleiben …
Ancillo: … ja, und sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Im Management darf man nicht gleich alles als grosse Katastrophe wahrnehmen. Hyperventilieren hilft niemandem.
Heliane: Es braucht gelegentlich auch eine Elefantenhaut, und die haben wir.
Ancillo: Wenn du als Führungsperson primär nach Anerkennung strebst, dann solltest du sowieso zu Hause bleiben. Wer narzisstisch veranlagt ist, sollte keine Führungsfunktion übernehmen dürfen.
Aber es gibt viele Narzissten, die in den Fussball drängen.
Ancillo: Möglich. Aber das ist eine schlechte Voraussetzung. Und das sind dann auch nicht die, die fünfzehn Jahre bleiben.
Wie sehen Sie beide sich selbst?
Ancillo: Bestens!
Heliane: (lacht herzhaft) Wie sehen wir uns?
Ancillo: Wie früher: Als hart arbeitende Personen, denen man nichts geschenkt hat, die ambitioniert sind, ein Gefühl für soziale Verantwortung und für Mitarbeiter haben. Wir setzen uns da ein, wo wir etwas bewegen können, ohne das an die grosse Glocke hängen zu müssen. Wir wollen einfach jeden Morgen in den Spiegel schauen und sagen können: So schlecht ist es eigentlich nicht, was wir gemacht haben. Für uns geht es um Integrität. Das ist der rote Faden im menschlichen Dasein. Integrität! Punkt!
Heliane: Deshalb haben wir es ja auch gut miteinander. Wir führen ein zufriedenes und ausgefülltes Leben. Ich glaube nicht, dass wir ohne den FCZ glücklicher wären. Vielleicht etwas entspannter, etwas ruhiger. Aber dank des FCZ sind wir immer noch voll im Leben drin, das gefällt uns. Wenn ich ins Heerenschürli gehe (das Trainingszentrum des FCZ) und die vielen Junioren und Nachwuchsspieler, männlich und weiblich, sehe, denke ich: Menschenskind, das ist doch irrsinnig. Wir ermöglichen ihnen eine zweite Heimat, Lebensfreude, Lebensschulung. Was will man mehr?
Was ist der FCZ für Sie beide?
Ancillo: Ich war neun Jahre alt, als mich das FCZ-Fieber packte. Fan? Klar, denn ich habe die letzten fünfzig, sechzig Jahre der FCZ-Geschichte hautnah miterlebt. Bei mir ist das tief drin. Wenn ich früher als Bub mit meinem Vater von Rüti nach Zürich zum Einkaufen fuhr, hinten auf der Vespa, schaute ich mich um und dachte beim Anblick der vielen Häuser: Du, vielleicht wohnt da Köbi Kuhn oder da Klaus Stürmer, vielleicht sehe ich Rosario Martinelli oder Ernstli Meyer. Ich war ganz aufgeregt.
Heliane: Ich bin eine Quereinsteigerin. Ich bin völlig ohne Fussball aufgewachsen, obwohl mein Vater eigentlich auch fussballbegeistert war. Aber Mädchen und Frauen interessierten sich damals grundsätzlich nicht für Fussball. Einen Fussballer heiratest du nicht, hiess es. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mit Anfang 20 beginnen würde, mich für Fussball zu interessieren. Das war natürlich wegen Cillo.
Ancillo: Du musstest dich auch dafür interessieren. Es wäre sonst nicht gut herausgekommen mit uns.
Heliane: Ein solches Interesse muss man teilen. Ich hatte das Glück, dass ich am Sonntagmorgen auf diese Wald-und-Wiesen-Plätze ging …
Ancillo: … hallo!, das waren keine Wald-und-Wiesen-Plätze. Das war Amateurfussball in schönster Reinkultur.
Heliane: Einverstanden, da waren tatsächlich schöne und romantisch gelegene Plätze darunter. Trotzdem hatte es keine Zuschauer. Einzig der Trainer war noch da. Und ich. Ich stand neben ihn und stellte ihm Fragen. Er hatte Geduld, ich glaube, er war froh, konnte er überhaupt mit jemandem reden. Ich fragte: Wieso spielt ihr nur mit einem Stürmer? Cillo kriegt ja gar keine Bälle. Antwort: Das ist italienischer Fussball. Aha. Und was war das, als der Schiedsrichter pfiff? Das war dann Offside. Und so habe ich mein Fussballpraktikum auf den Plätzen rund um den Zürichsee absolvieren können.
Ancillo: Und wie war das, als ich dich das erste Mal zu einem Spiel eingeladen hatte, in dem ich selber mitspielte? Das war mit dem FC Rüti im Schweizer Cup …
Heliane: … ja, ja, da hatte ich noch keinen Trainer, der mir das erklärt hatte …
… wir gewannen 6:0. In der Halbzeit stand es 3:0, ich schoss sogar noch ein Tor. Sie sagte: Schon schade, nur 3:3. Sie hatte nicht gemerkt, dass wir in der Pause die Platzhälfte getauscht hatten.
Heliane: Ich hatte halt nur Augen für dich. Du warst sehr schnell und konntest gut dribbeln. Deshalb wurdest du auch oft von deinen Gegnern verletzt. Eine Woche lang musstest du jeweils deine «Tomaten» pflegen.
Ancillo: Lustig, dass du das jetzt sagst: Am Tag nach dem Gewinn der Meisterschaft bekam ich ein Schreiben von einem ehemaligen Mannschaftskollegen. Er gratulierte mir und schrieb: «Du warst der ärmste Kerl. Was du doch immer gefoult wurdest. Und wenn du dich gewehrt hast, wurdest du verwarnt, nicht der Gegner. Du hast mir so leidgetan. Jetzt freue ich mich für dich, dass du die Meisterschaft gewonnen hast.»
Ancillo Canepa
Was waren Sie? Rechter Flügel?
Ancillo: Alle Stürmerpositionen, links, Mitte, rechts, natürlich auch als Zehner im Mittelfeld …
Heliane: Und er machte wunderbare Fallrückzieher. Er ist auch Kunstturner gewesen, das merkte man.
Ancillo: Alles Tempi passati! Aber es stimmt, eine Zeit lang betrieb ich auch Kunstturnen. Ich sei ein Riesentalent, sagte man. Sogar der damalige Nationaltrainer Jack Günthard kam nach Rüti, kein Witz, um mich beim Turnen zu beobachten. Trotzdem hörte ich bald mit Kunstturnen auf. Mein Liebe galt einzig und allein dem Fussball.
Jetzt also sind Sie Meister. Gönnen Sie sich dann ein Glas Champagner, ein Wellness-Wochenende?
Heliane: Wir haben ja gar keine Zeit. Wenn du Meister bist, beginnt die Arbeit erst.
Ancillo: Ein Glas Champagner hatten wir schon, als wir nach dem Basel-Match nach Hause gekommen waren. So, sagten wir uns, das haben wir uns verdient, das geniessen wir jetzt. Was wir spüren und was uns grosse Freude bereitet, sind die Reaktionen auf unseren Titel. So viel Begeisterung habe ich noch nie gespürt. Unfassbar, was in Zürich und in der Region an Sympathie uns und dem FCZ entgegengebracht wird. Wenn ich in die Migros gehe, gratuliert mir sicher ein Dutzend Leute. Wahrscheinlich haben wir in den letzten Wochen über hundert Selfies gemacht. So etwas erleben zu dürfen, das berührt einen schon.
Heliane: Einmal kam ich ins Muggenbühl (ein Restaurant in Zürich), alle standen auf und klatschten. Dabei waren wir zu dem Zeitpunkt noch nicht Meister, wir waren einfach gut. Ich sagte: «Ich spiele aber nicht selber.» Und die Leute riefen: «Hopp FCZ!»
Wie erklären Sie sich diese Zuneigung?
Ancillo: Dass es der FCZ geschafft hat, der Underdog, der Abstiegskandidat, der so andere Rahmenbedingungen hat als Basel und YB, das hat viele gefreut. Wir erhalten auch viele Reaktionen von Fans anderer Clubs: «Wir freuen uns für euch. Ihr habt es verdient.»
Heliane: Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass die Leute sagen: Die sind durch den Dreck gegangen und haben sich trotzdem immer und ohne Vorbehalt für den FCZ engagiert.
Ancillo: Es stimmt, wir sind mit dem FC Zürich fünfzehn Jahre lang durch dick und dünn gegangen. Das wird anerkannt. Und wir sind bodenständig geblieben.
Ist es auch eine Form von Genugtuung? Oder tönt das zu revanchistisch?
Ancillo: Genugtuung? Wirklich nicht. Natürlich sind wir sehr stolz darauf, was die Mannschaft, was wir als FCZ diese Saison geleistet haben. Auch im Erfolg gilt es aber, nicht demütig, aber zumindest auf dem Boden zu bleiben.
Heliane: Ganz genau. Genugtuung ist der falsche Begriff. Freude, Stolz, Begeisterung – darum geht es bei uns.
In der Südkurve hing jüngst ein Transparent: «Danke Canepas».
Heliane: Das habe ich nicht einmal gesehen. Das ist aber nett. Hast du es gesehen?
Ancillo: Ja. Das hat mich natürlich sehr gefreut! Die Anerkennung der Kurve bedeutet uns ehrlich gesagt schon viel.
Nächstes Jahr feiern Sie Goldene Hochzeit …
Heliane: … Goldene Hochzeit! Ja, und ich werde 75, du wirst 70. Da machen wir vielleicht ein grosses Fest.
Was bedeutet es Ihnen, 50 Jahre verheiratet zu sein?
Heliane: Für mich sehr viel. Eigentlich wollte ich nie heiraten. Dann habe ich es trotzdem getan – aus gutem Grund. (lacht) Aber ich habe mir geschworen: Ich möchte es wie meine Eltern haben, sie waren bis zu Vaters Tod 56 Jahre verheiratet. Sie waren Eltern, die sich gegenseitig aufs Podest stellten und sich anbeteten. Wir Kinder kamen in der zweiten Reihe. Aber das war okay. Weil Eltern, die sich gut vertragen, gut für die Kinder sind. Für mich wäre es furchtbar gewesen, wenn ich den falschen Mann geheiratet hätte. Bei uns ist es schon ewige Liebe. Das gefällt mir. Ich hoffe, der 60. und 70. Hochzeitstag liegt auch noch drin.
Vielleicht werden Sie bis dann nochmals Meister.
Heliane: (lacht schallend) Vielleicht gibt es bis dann ein neues Stadion.
Wie gelingt es, so lange miteinander zusammen zu sein?
Heliane: Man muss sich umeinander kümmern. Das ist das Wichtigste.
Heliane Canepa
Was bedeutet dieses Jubiläum Ihnen, Ancillo Canepa?
Ancillo: Da kommt mir nichts in den Sinn. (lacht) Das höre ich heute Abend wieder … Im Ernst, wenn du 50 Jahre mit dem gleichen Menschen durchs Leben gehst, ist er wie ein Teil von dir. Du unterscheidest gar nicht mehr: ich oder sie. Es ist ein Wir. Wir schauen aufeinander.
Heliane: Wenn ich von meinen Geschäftsreisen aus Japan oder New York zurückkam, rannte ich zum Gepäck. Er wartete hinter der Glasscheibe und machte Faxen. Ich nahm meinen Koffer, rannte los, und die Zöllner fragten: «Wartet er?» Und ich: «Ja!» Er holte mich auf dem Flughafen immer ab, er brachte mich auch immer hin. Zusammengezählt waren dies sicherlich einige Hundert solcher Begegnungen auf dem Flughafen.
Ancillo: Wichtig ist in einer Partnerschaft, dass du kommunizierst. Und dass du natürlich auch etwas hast, worüber du kommunizieren kannst. Für uns ist der Vorteil, dass wir in fortgeschrittenem Alter mit dem FC Zürich ein gemeinsames Baby haben, das jeden Tag Gesprächsstoff liefert. Wenn jemand fragt, was ist das Rezept für eine Beziehung, sage ich: Ich bin kein Eheberater, aber schaut, dass ihr gemeinsame Interessen habt, worüber ihr auch sprechen könnt.
Heliane Canepa, Sie erhielten früher seitenlange Briefe von Ancillo, als er um Sie warb.
Heliane: Wunderschöne Briefe! Ich habe alle behalten. Er schrieb ohne Rechtschreibe- oder Kommafehler. Das war für mich sehr wichtig. Wenn er Fehler gemacht hätte, hätte ich ein Problem gehabt. Er war 20, noch in der RS, und wusste genau, was er in seinem Leben beruflich machen wollte. Er zeichnete einen Flowchart und definierte detailliert die folgenden zehn Jahre, wie er seine Ausbildung und beruflichen Schritte sah. Bei mir daheim sagten alle: «Bist du verrückt? Einen fünf Jahre Jüngeren zu heiraten?» Das war damals noch ein No-go. Aber ich sagte: «Wer schreibt solche Briefe, mit 20?» Ich glaube, in der RS machte er nichts anderes, als mir Briefe zu schreiben.
Allerdings suchten Sie auch Gründe, die gegen Ancillo sprachen.
Heliane: Ja, ja. Ich war auch hin und her gerissen.
Ancillo: Gründe gegen mich? Ich hatte ein Töffli, ein Jugendsparheft mit 3000 Franken …
… also eine gute Partie?
Ancillo: Absolut. Als wir die Hochzeit vorbereiteten, brauchten wir für unsere Wohnung eine Einrichtung. Dafür räumte ich mein Jugendsparkonto. In der Hoffnung, dass auch Heliane, die ja schon einige Jahre als Assistentin gearbeitet hatte, den Rest finanzieren könnte, gingen wir zur Bank in Rüti, um das Geld auf ihrem Konto abzuheben. Dann stellte sich heraus, dass das im Minus war. Ich musste die 20 Franken vorschiessen, damit wir es überhaupt auflösen konnten.
Heliane: Wir hatten wirklich kein Geld. In der ersten Wohnung hatten wir orangene Plastikstühle, einen Plastikteppich. Aber es war super. Wir hatten in Richterswil eine eigene Wohnung. Wir hatten noch nie zusammengelebt. Im Badezimmer hatte ich alle meine «Töpfli» aufgestellt, dann kam er mit seinem Necessaire und fragte: Wo soll ich das jetzt hinstellen? Ich sagte: Oh, Gott, auch das noch. Und verschob meine «Töpfli» ein ganz wenig: Geht es vielleicht hier?
Haben Sie ein solches Vertrauensverhältnis, dass Sie immer alles geteilt haben? Angefangen beim Geld.
Heliane: Alles. Immer. Das passt nicht zu einer Beziehung, wenn du eine Gütertrennung hast.
Ancillo: Wenn ich aber gewusst hätte, dass du mit minus 20 Franken anfängst, wäre ich vorsichtiger gewesen.
Heliane: Ich habe, glaube ich, aufgeholt. (lacht)
Und jetzt? Wie lange machen Sie noch weiter beim FCZ?
Ancillo: Ich sage immer: solange wir noch etwas bewegen können und auch wollen.
Solange die Energie reicht?
Heliane: Absolut! Und solange die Freude da ist, die Lust.
Woher holen Sie die Energie?
Ancillo: Entweder hat man sie, oder man hat sie nicht. Das ist ein Teil der DNA, aber auch eine Frage der Gesundheit. Wir führen ein normales, ein gesundes, ein eher zurückgezogenes Leben. Daheim tanken wir die Kraft. Wir erhalten viele Einladungen und könnten viele interessante Veranstaltungen besuchen. Uns ist aber wichtig, die noch vorhandene Energie weiterhin zu bewahren und sich zeitlich nicht zu verzetteln. Uns nur schon zwei Freitage pro Woche zu ermöglichen, ist aufgrund der Agenda eine Herausforderung. Zu Hause kann ich zurückfahren, mich entspannen, in Trainerhosen herumsitzen …
Ancillo Canepa
… und mit Chilla im Garten tschutten.
Ancillo: Das sowieso.
Heliane: Genau. Das sind eben die kleinen Freuden im Leben, die man nicht unterschätzen darf.
Was sind die Hunde für Sie?
Ancillo: Sie sind das absolute Lebenszentrum für uns. Sie sind gleichberechtigte Familienmitglieder. Das mag jetzt komisch tönen, aber es ist so. Sie werden mit grösstem Respekt behandelt und erhalten sehr viel Spielraum. Wenn Chilla die Vorhänge herunterreisst, dann reisst sie sie halt herunter. Und wenn Kooki den Ledersessel verkratzt, okay, wo ist das Problem? Sie haben bei uns absolute Priorität hoch drei. Das spüren sie auch. Entsprechend treu und anhänglich sind sie.
Heliane: Die gesamte Ferienplanung richtet sich nach den Bedürfnissen unserer Hunde. Die Domizile müssen mit dem Auto erreichbar sein. Rügen, Kroatien, Südtirol. Kooki und Chilla sind immer dabei. Selbst in die Sommertrainingslager des FCZ nehmen wir sie mit. Cillo hat sein Lieblingsauto verkauft, um ein hundetaugliches Familienauto zu kaufen. Da haben sie jetzt genügend Platz, können stehen, können schlafen, haben es schön. Für Kooki ist dieses Fahrzeug sogar eine Art fahrende Hundehütte.
Was wünschen Sie sich noch? Für sich, für den FCZ?
Ancillo: Gesundheit. Das steht über allem. Und für den FCZ wünschen wir uns, dass er ein Spitzenclub bleibt. (beide lachen)