Die vorgeschlagene Ligaaufstockung und Playoffs sind nicht nur sportlich, sondern auch finanziell, sicherheitstechnisch und für die Talententwicklung schlecht. Also, in allen Bereichen.
Probleme bei Aufstockung auf 12 Teams (und allfälligen weiteren Aufstockungen):
• Der Zuschauerschnitt sinkt mit Sicherheit – und damit auch die wichtigste Einnahmequelle
• Dazu kommen deutlich tiefere TV- und Verbandsgelder für die Super League-Klubs (derselbe Kuchen, mehr Vereine)
• Dass in 10er-Ligen wegen dem «Druck auf die Trainer» eigene Talente weniger eingesetzt werden, ist ein Mythos: das Gegenteil ist der Fall, wie der europäische Vergleich zeigt
• Zum Kreis einer 12er-Liga müssen auch noch fünf Aufstiegsaspiranten der Challenge League hinzugezählt werden – es braucht also 17 Klubs mit Super League-tauglichen Infrastrukturen und Sicherheitsressourcen: diese sind nicht vorhanden
• Gefahr von mehr Verknöcherung und Langeweile
• Niveau der Liga sinkt durch «auffüllen von unten»
• Das Unvorhergesehene und die Gefahr des Abstiegs machen europäischen Fussball attraktiv und dynamisch – «Planbarkeit» ist für die Unterhaltungsbranche ein Anachronismus
• Die Challenge League ist gefährdet, wenn ihr die attraktivsten zwei Klubs weggenommen werden
• Die Finanzierung der Jugend-Akademien speziell in Neuenburg, Thun, Winterthur oder Aarau sind gefährdet, wenn die Challenge League durch die Super League-Aufstockung weniger Einnahmen generiert
• Kann der Profistatus in der Challenge League durch Ligaaufstockungen nicht mehr aufrecht erhalten werden, gehen hunderte Arbeitsplätze (Fussballer, Trainer, Juniorentrainer, Physiotherapeuten, Administration) verloren
• Für einen Super League-Klub wäre ein Abstieg in eine geschwächte Challenge League viel brutaler und existenzgefährdender als heute
• Eine Profi-Liga nahe dem Super League-Niveau war für Sommer, Akanji, Zakaria, Freuler und Co. als Entwicklungsschritt essentiell – wird die Challenge League durch Aufstockungen zu einer Amateurliga degradiert, dann fehlt diese Stufe in Zukunft
• Die Super League braucht kompetitive Aufsteiger, um dynamisch und international wettbewerbsfähig zu bleiben
• Österreich hat durch seine Liga-Aufstockungen einen starken Zuschauerrückgang zu verzeichnen, und das System mit Reserve-Teams in der 2. Liga funktioniert nur für Salzburg wirklich - die kürzlichen Europacup-Erfolge sind ebenfalls in erster Linie der Arbeit und den Investitionen in Salzburg zu verdanken (andere Österreichische Klubs profitieren über dort ausgebildete Spieler und Trainer stark davon)
• Ein Schweizer Spitzenklub hat in einer Altersgruppe 1-3 Spieler, die nachhaltig in den obersten beiden Ligen bestehen können – deswegen ein ganzes Reserve-Team inklusive mehrerer "Verstärkungsspieler" in der zweitobersten Liga betreiben zu wollen ist teuer und sinnlos – im Gegenteil: für Talente aus den Akademien, die nicht in der zweitobersten Liga vertreten sind, ist der Weg in diese Liga damit gar versperrt, weil Leihen zu Amateurklubs mit Amateurbedingungen nicht in Frage kommen
Probleme bei Playoffs:
• Mittelfristig weniger verkaufte Saisonkarten – da die Spiele von Juli bis April an Wichtigkeit und Brisanz verlieren, werden viele Zuschauer sich vor allem auf die Entscheidungsspiele im Mai fokussieren und auf eine Saisonkarte verzichten
• Die Super League könnte ihre jetzige Vormachtstellung bezüglich Medienpräsenz von Juli bis Februar nach und nach immer mehr einbüssen – der Fokus auf die ausländischen Top-Ligen könnte gerade bei jungen Fans weiter steigen, weil es dort vom ersten Spieltag an weiterhin um (für die Meisterschaft zählende) drei Punkte geht – ausserdem werden national andere Sportarten / Ligen versuchen, in dieser eigentlich dem Fussball gehörenden Zeit des Jahres in die Bresche zu springen
• Die Qualität der Partien in der Qualifikationsphase sinkt und wird teilweise eher Testspielcharakter haben – dies ist unter anderem schlecht für die fussballerische und Persönlichkeitsentwicklung der Talente
• Das Playoff-System, speziell in einem Best-of-3 oder gar Best-of-2 Format ist deutlich weniger fair als eine Liga mit 36 Runden ohne Playoffs