WM 2022 Katar

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dennisov
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WM 2022 Katar

Beitragvon dennisov » 16.01.22 @ 22:48

Da heute ja der Tag der neuen Thread Eröffnungen zu scheinen scheint, habe ich grad Lust um einen für die WM 2022 in Katar zu eröffnen, obwohl sie erst in 10 Monaten beginnt. Aber diese WM soll ja etwas ganz besonderes werden, darum hat sie bereits jetzt von mir schon ein wenig Aufmerksamkeit verdient. Trotz all der Verwirrung heutzutage, sollte man wissen, dass das Fundament von dieser WM pure unmenschlichkeit ist- Denn mal ganz zu schweigen vom unökologischen Wahnsinn, starben auf den Baustellen für diese WM schätzungsweise über 6’500 Zwangsarbeiter! Das alles wird von dem vermutlich korruptesten VEREIN der Menschheitsgeschichte namens FIFA supportet. Der neue Sepp Blatter, Infantino, steht sogar so fest zu seinen Überzeugungen, dass er als Schweizer nach Katar zieht, vermutlich lässt man ihn dort in Ruhe mit lästigen Fragen über Menschenrechte und dergleichen. Oder vielleicht, auch wenn fast noch unwahrscheinlicher, entdecken alle teilnehmenden Nationalmannschaften doch noch im letzten Augenblick ihr Rückgrat und boykottieren diese Kacke!
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Etoundi14
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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon Etoundi14 » 16.01.22 @ 23:26

dennisov hat geschrieben:…Das alles wird von dem vermutlich korruptesten VEREIN der Menschheitsgeschichte namens FIFA supportet. Der neue Sepp Blatter, Infantino, steht sogar so fest zu seinen Überzeugungen, dass er als Schweizer nach Katar zieht, vermutlich lässt man ihn dort in Ruhe mit lästigen Fragen über Menschenrechte und dergleichen. Oder vielleicht, auch wenn fast noch unwahrscheinlicher, entdecken alle teilnehmenden Nationalmannschaften doch noch im letzten Augenblick ihr Rückgrat und boykottieren diese Kacke!


Dann kannst du den Thread gleich wieder schliessen ;P

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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon Forza1896 » 17.01.22 @ 7:26

dennisov hat geschrieben:Da heute ja der Tag der neuen Thread Eröffnungen zu scheinen scheint, habe ich grad Lust um einen für die WM 2022 in Katar zu eröffnen, obwohl sie erst in 10 Monaten beginnt. Aber diese WM soll ja etwas ganz besonderes werden, darum hat sie bereits jetzt von mir schon ein wenig Aufmerksamkeit verdient. Trotz all der Verwirrung heutzutage, sollte man wissen, dass das Fundament von dieser WM pure unmenschlichkeit ist- Denn mal ganz zu schweigen vom unökologischen Wahnsinn, starben auf den Baustellen für diese WM schätzungsweise über 6’500 Zwangsarbeiter! Das alles wird von dem vermutlich korruptesten VEREIN der Menschheitsgeschichte namens FIFA supportet. Der neue Sepp Blatter, Infantino, steht sogar so fest zu seinen Überzeugungen, dass er als Schweizer nach Katar zieht, vermutlich lässt man ihn dort in Ruhe mit lästigen Fragen über Menschenrechte und dergleichen. Oder vielleicht, auch wenn fast noch unwahrscheinlicher, entdecken alle teilnehmenden Nationalmannschaften doch noch im letzten Augenblick ihr Rückgrat und boykottieren diese Kacke!



Kann euch hierzu nur folgenden Podcast dazu empfehlen.
Kommt aus dem Kieler Fanprojekt und klärt über die Verhältnisse von Staaten wie Saudi Arabien oder Katar auf...
Schrecklich wie dort mit Menschen umgegangen wird.

Football was my first love App https://open.fbwmfl.com/de/listen/0e040 ... 3feec9391a

Auch das Thema Sportwashing ist ganz groß dabei.
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Bartholomeus
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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon Bartholomeus » 17.01.22 @ 11:03

dennisov hat geschrieben:Denn mal ganz zu schweigen vom unökologischen Wahnsinn, starben auf den Baustellen für diese WM schätzungsweise über 6’500 Zwangsarbeiter!


Bei der Nennung von absoluten Zahlen muss man immer ein wenig vorsichtig sein. Gemäss Recherche der Zeitung Guardian starben seit der Entscheidung über den Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2022 (d. h. im Zeitraum von 2011 bis Herbst 2020) mindestens 6751 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka in Katar. Die Anzahl verstorbener Arbeitsmigranten aus den Philippinen und Kenia, die ebenfalls eine große Anzahl von Arbeitsmigranten stellen, sind in den Rechercheergebnissen nicht enthalten.

Aber: Es gibt auch noch Tausende andere Baustellen in Katar, nicht nur die Stadien, da mit dem derzeitigen Bau-Boom viele Gebäude, Schienen, Strassen etc. in Katar entstehen. D.h. von den 6751 gestorbenen Arbeitsmigranten haben bei weitem nicht alle beim Stadionbau gearbeitet. Zudem sind bei den 6751 Todesfällen auch natürliche Todesursachen und weitere Todesumstände wie Verkehrsunfälle, Suizide und Krankheiten etc. enthalten.

Gleichwohl: Pausenloses Arbeiten bei 50 °C Hitze, mangelnde Ernährung, fehlendes Trinkwasser, ungenügende Arbeitssicherheit, medizinische Unterversorgung und Gewalt gegen Arbeitende etc. sind in Katar an der Tagesordnung. Ob jetzt 6000 oder 600 Migranten beim Stadionbau gestorben sind, spielt daher keine Rolle.

Mit der Vergabe der WM an Katar (inkl. der heute bekannten gekauften Stimmen bei der Vergabe) hat die FIFA ihre letzte Glaubwürdigkeit verspielt. Schade, dass nicht alle Landesverbände geschlossen aus der FIFA austreten und ihren eigenen Weltfussballverband und ihre eigene WM gründen. Aber evtl. wird dies in Zukunft mit der Nations League sogar passieren....

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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon Forza1896 » 17.01.22 @ 14:56

Bartholomeus hat geschrieben:
dennisov hat geschrieben:Denn mal ganz zu schweigen vom unökologischen Wahnsinn, starben auf den Baustellen für diese WM schätzungsweise über 6’500 Zwangsarbeiter!


Bei der Nennung von absoluten Zahlen muss man immer ein wenig vorsichtig sein. Gemäss Recherche der Zeitung Guardian starben seit der Entscheidung über den Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2022 (d. h. im Zeitraum von 2011 bis Herbst 2020) mindestens 6751 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka in Katar. Die Anzahl verstorbener Arbeitsmigranten aus den Philippinen und Kenia, die ebenfalls eine große Anzahl von Arbeitsmigranten stellen, sind in den Rechercheergebnissen nicht enthalten.

Aber: Es gibt auch noch Tausende andere Baustellen in Katar, nicht nur die Stadien, da mit dem derzeitigen Bau-Boom viele Gebäude, Schienen, Strassen etc. in Katar entstehen. D.h. von den 6751 gestorbenen Arbeitsmigranten haben bei weitem nicht alle beim Stadionbau gearbeitet. Zudem sind bei den 6751 Todesfällen auch natürliche Todesursachen und weitere Todesumstände wie Verkehrsunfälle, Suizide und Krankheiten etc. enthalten.

Gleichwohl: Pausenloses Arbeiten bei 50 °C Hitze, mangelnde Ernährung, fehlendes Trinkwasser, ungenügende Arbeitssicherheit, medizinische Unterversorgung und Gewalt gegen Arbeitende etc. sind in Katar an der Tagesordnung. Ob jetzt 6000 oder 600 Migranten beim Stadionbau gestorben sind, spielt daher keine Rolle.

Mit der Vergabe der WM an Katar (inkl. der heute bekannten gekauften Stimmen bei der Vergabe) hat die FIFA ihre letzte Glaubwürdigkeit verspielt. Schade, dass nicht alle Landesverbände geschlossen aus der FIFA austreten und ihren eigenen Weltfussballverband und ihre eigene WM gründen. Aber evtl. wird dies in Zukunft mit der Nations League sogar passieren....


Es wird in einigen Medien von mehr als 15.000 Toten geschrieben. Aber wie Bartholomeus sagt, da muss man genau hinschauen auf die Todesursache.
In einem muss ich dir widersprechen- es ist nicht egal ob es 6.000 oder 600 oder 15.000 sind. Jeder einzelne ist zu viel und wird nicht aufgeklärt / die Familien in ihren Ländern werden im dunkeln gelassen.

Bei den ganzen gestellten Berichten zum Thema "Ach wie schön es doch dort ist zu arbeiten" und "es hat sich ja so viel geändert" könnte ich einfach nur kotzen. Die nicht gestellten Berichte will nur keiner sehen und vor allem nicht die großen Leute die mit Geld um sich werfen. Die FIFA und viel andere schauen da bewusst drüber und nehmen die Toten billig in Kauf. Hauptsache das Geld passt.
Die Länder, welche die Rechte mit Füßen treten oder um es deutlicher zu sagen "denen es völlig egal ist was mit anderen passiert" die betreiben Sportwashing und erkaufen sich die Sympathie - bestes Beispiel Newcastle in England.
Und Vereine schauen drüber und tun so, als ob das alles nicht mehr so wäre - Beispiel Bayern München mit Katar. Da sagt ein Bayern Funktionär etwas wie "ich war in Katar und habe mich selbst überzeugt, wie gut es den Leuten jetzt geht" BULLSHIT! die zeigen dir doch nur die schönen Seiten.
Allein wenn man sich mal über das Kafala System dort informiert oder sieht, dass die Gastarbeiter das Land verlassen müssen während der WM (auf eigene Kosten), damit die schöne heile Welt dargestellt werden kann, sollte dies alles nicht mehr gefördert werden.
Doch Kritiker werden sofort mundtot gemacht.

Kann jedem nur Berichte wie folgenden empfehlen:


Was wird gegen Katar / die Zustände gemacht? schönes Kreise auf dem Spielfeld gebildet, tolle T-Shirts mit "human right" angezogen und verkauft... bla bla... das hilft keinem. Das Kind ist schon lange in den Brunnen gefallen. Die WM hätte nie dorthin vergeben werden dürfen.
Ich hoffe so sehr, dass die Leute diese WM boykottieren und die Stadien leer bleiben - aber vor allem sollten die Nationen und vor allem die Spieler auf das Turnier verzichten. Wie geil wäre es, wenn Teams wie Schweiz, Deutschland, Frankreich, England oder Italien geschlossen den Antritt verweigern (träumen darf man ja noch)! Verstehe nicht, dass die Teams nicht selbst den Arsch in der Hose haben, da ein wirkliches Zeichen zu setzen!
Ich hoffe die Leute wachen langsam auf!

Sorry gleich mal wenn ich mit meinem Beitrag zu weit gehe - aber das Thema trifft einen sehr empfindlichen Punkt bei mir.
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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon Bartholomeus » 17.01.22 @ 16:53

Forza1896 hat geschrieben:Es wird in einigen Medien von mehr als 15.000 Toten geschrieben. Aber wie Bartholomeus sagt, da muss man genau hinschauen auf die Todesursache.
In einem muss ich dir widersprechen- es ist nicht egal ob es 6.000 oder 600 oder 15.000 sind. Jeder einzelne ist zu viel und wird nicht aufgeklärt / die Familien in ihren Ländern werden im dunkeln gelassen.


Ja, gemäss offiziellen Regierungsdaten sind zwischen 2010 und 2019 rund 15'000 Nichtkatarer aller Altersgruppen in Katar Land gestorben, d.h. vielleicht auch 2-jährige Babys oder Schweizer. Beide Beispiele dann wohl kaum im Zusammenhang mit der WM. Daher immer Vorsicht mit solchen Zahlen. Es ist aber anzunehmen, dass wohl hunderte Arbeitsmigranten wegen den elenden Arbeitsbedingungen gestorben sind.

Du hast mich falsch verstanden. Mir geht es genau um das Gleiche. Ob 600 oder 6000 spielt keine Rolle, weil jedes Leben, das für die WM geopfert wurde, eines zu viel ist. Selbst wenn es 600 Todesfälle sind, wären dies viel zu viele. Geschweige, wenn es sogar Tausende sind...

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Re: WM 2022 Katar

Beitragvon likavi » 18.01.22 @ 0:33

Bartholomeus hat geschrieben:Mit der Vergabe der WM an Katar (inkl. der heute bekannten gekauften Stimmen bei der Vergabe) hat die FIFA ihre letzte Glaubwürdigkeit verspielt. Schade, dass nicht alle Landesverbände geschlossen aus der FIFA austreten und ihren eigenen Weltfussballverband und ihre eigene WM gründen. Aber evtl. wird dies in Zukunft mit der Nations League sogar passieren....


Kurioser Vorschlag, denn die FIFA IST der "eigene Weltfussballverband" der Landesverbände! Das Exekutivkomittee (heute: FIFA-Rat), welches die WM-Vergabe nach Katar entschieden hat, wurde von den Landesverbänden gewählt! Das ist ja genau der Punkt. Die FIFA ist eine demokratisch aufgebaute internationale Organisation und jeder Landesverband hat EINE Stimme.

Es gibt bei der FIFA einerseits die Angestellten, häufig Profis auf ihrem Gebiet. Die würden das ein oder andere sicherlich anders machen. Aber entscheiden in der FIFA tun die LANDESVERBÄNDE und deren Vertreter. Und in so einem System ist natürlich auch klar, was für ein Typ Präsident wird. Ein "Politiker", der sich mit möglichst vielen Landesverbänden gut stellen kann, damit er wiedergewählt wird. Der FIFA-Präsident ist der Vertreter der Mehrheit der Landesverbände. Das muss man sich einfach mal klar und deutlich vor Augen führen! Alle austreten und eine "neue FIFA" gründen würde dementsprechend rein gar nichts ändern.

Die FIFA funktioniert genau gleich wie jede andere demokratisch aufgebaute internationale Organisation. Im Positiven wie im Negativen. Die ganze Welt kommt in so einer Organisation zusammen und arbeitet zusammen. Das ist positiv. Aber es bedeutet auch, dass nicht alles so läuft, wie es sich die Westeuropäer gewohnt sind! Westeuropa ist nur ein kleiner Teil der Welt. Wenn jedes Land eine Stimme hat, dann wird immer wieder mal etwas gegen den Willen der Westeuropäer entschieden. Manchmal aus guten Gründen, manchmal aus weniger guten.

Der eigentliche Konflikt rund um die FIFA spielt sich zwischen den Landesverbänden ab. Grosse und reiche Fussballländer wie England, Deutschland oder Frankreich mit ihren Grossklubs, fetten TV-Verträgen und den besten Spielern der Welt in ihren Ligen haben in den letzten Jahrzehnten die Macht auf dem Fussballmarkt übernommen und wollen mehr und mehr auch die Macht in der Fussballpolitik. Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass in der FIFA Guinea-Bissau und Malta genauso je eine Stimme haben wie Deutschland oder England. Darum drehen sich schlussendlich die Machtkämpfe und Spaltungsbewegungen im Fussball. Sie gehen von den grossen, reichen Ländern aus. Eine Ebene davon ist der UEFA-FIFA Konflikt. Die Europäer wollen all die afrikanischen oder asiatischen Länder nicht mehr mitreden lassen und unterstützen darum die UEFA darin, die FIFA zu untergraben. Sie machen dann einen Sonderwettbewerb nur mit den Südamerikanern. Aber eigentlich ist den grossen Ländern und den Grossklubs auch die UEFA noch viel zu breit und demokratisch aufgestellt.

Kritische Berichterstattung über die FIFA stammt nicht zufällig hauptsächlich aus Deutschland und England - unsere Medien übernehmen diese dann einfach eins zu eins. Da ist eine gute Portion Euro-Chauvinismus dabei. Natürlich auch handfeste finanzielle Interessen der reichen Ligen und Klubs. Aber durchaus auch unterschiedliche Wertvorstellungen und gesellschaftliche Realitäten. In vielen asiatischen Staaten gibt es aus moderner westeuropäischer Sicht inakzeptable Arbeitsbedingungen für Fabrikarbeiter, Bauarbeiter oder Hausangestellte. Völlig unabhängig von Fussball. Vielen Medienkonsumenten bei uns scheinen vor der WM-Vergabe nach Katar davon offenbar keine Ahnung gehabt zu haben! Willkommen in der Realität. Ich habe etwas in den von Forza verlinkten Kieler Podcast reingehört und da meint der eine Podcaster ganz erstaunt darüber, was auf der arabischen Halbinsel alles so gang und gäbe sei, da sei ja "Ungarn" oder "Polen" nichts dagegen. Das drückt genau die Diskrepanz zwischen der Realität und unserer Westeuropäischen Medien-Bubble aus.

Unsere Medienberichterstattung wird zusätzlich aber auch von aussen vom Propagandakrieg zwischen Saudi Arabien und Katar beeinflusst. Saudi Arabien tut alles, um Katar in der internationalen Wahrnehmung in den Dreck zu ziehen. Und umgekehrt. Dafür werden teure PR Agenturen engagiert, die dann die "Medienarbeit" verrichten. Auch die WM 2006 in Deutschland war Sportwashing. Das "Sommermärchen" war eine PR-Kampagne Pro Deutschland und Pro Merkel-Regierung. Es ging dabei sowohl um die deutsche Vergangenheit wie auch um die Gegenwart (Rolle Deutschlands als "Polizist" und "Werkbank" Europas, dadurch hohe Arbeitslosigkeit in südlichen Ländern). Und für Merkel wars gleich zu Beginn ihrer langen Regierungszeit auch innenpolitisch ein regelrechter Image-Booster. Auch Deutschland oder die Schweiz werden von UNO-Gremien immer wieder wegen verschiedenster Verfehlungen gerügt und angeklagt. Das könnte man alles auch sehr einfach skandalisieren, wenn man wollte. Und das wird in anderen Weltgegenden auch gemacht.

Bartholomeus hat geschrieben:
dennisov hat geschrieben:Denn mal ganz zu schweigen vom unökologischen Wahnsinn, starben auf den Baustellen für diese WM schätzungsweise über 6’500 Zwangsarbeiter!

Bei der Nennung von absoluten Zahlen muss man immer ein wenig vorsichtig sein. Gemäss Recherche der Zeitung Guardian starben seit der Entscheidung über den Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2022 (d. h. im Zeitraum von 2011 bis Herbst 2020) mindestens 6751 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal, Pakistan und Sri Lanka in Katar. Die Anzahl verstorbener Arbeitsmigranten aus den Philippinen und Kenia, die ebenfalls eine große Anzahl von Arbeitsmigranten stellen, sind in den Rechercheergebnissen nicht enthalten. Aber: Es gibt auch noch Tausende andere Baustellen in Katar, nicht nur die Stadien, da mit dem derzeitigen Bau-Boom viele Gebäude, Schienen, Strassen etc. in Katar entstehen. D.h. von den 6751 gestorbenen Arbeitsmigranten haben bei weitem nicht alle beim Stadionbau gearbeitet. Zudem sind bei den 6751 Todesfällen auch natürliche Todesursachen und weitere Todesumstände wie Verkehrsunfälle, Suizide und Krankheiten etc. enthalten.


Genau. Zum Vergleich: in Deutschland starben im gleichen Zeitraum (2011 bis 2020) etwa 2,5 Millionen Migranten bzw. deren Familienmitglieder. Mit Statistiken wird wirklich viel Schindluder getrieben.

Bartholomeus hat geschrieben:Gleichwohl: Pausenloses Arbeiten bei 50 °C Hitze, mangelnde Ernährung, fehlendes Trinkwasser, ungenügende Arbeitssicherheit, medizinische Unterversorgung und Gewalt gegen Arbeitende etc. sind in Katar an der Tagesordnung. Ob jetzt 6000 oder 600 Migranten beim Stadionbau gestorben sind, spielt daher keine Rolle.


Doch, es spielt eine grosse Rolle selbst ob es 600 oder 601 sind. Denn jedes Leben zählt.

Zum Thema FIFA: was ist die Alternative? Die reichen Klubs und Ligen arbeiten in die Richtung eines hierarchisch aufgebauten und von Wenigen geführten Business. Das wäre möglicherweise professioneller als die FIFA in manchen Dingen, aber es würde die Fussballwelt spalten und die Mehrheit ausschliessen. Ich habe lieber eine etwas chaotische demokratische FIFA mit der ein oder anderen dubiosen WM-Vergabe, als verschiedene private Super League-Businesses auf der Welt, die wie im Boxen miteinander in Konkurrenz stehen und Fussballfans zu 100% als Konsumenten sehen. Ohne eine starke FIFA entwickelt sich der Fussball komplett in Richtung einer Red Bull-Welt. Dann müssen wir auch gar nicht mehr über die Rechtmässigkeit einer WM-Vergabe diskutieren, denn Nationalteam-Fussball gibt es dann gar nicht mehr. In diesem lässt sich ja im Vergleich zum Klubfussball kaum Geld verdienen - nur viel Ehre und Prestige. Letztendlich haben mich die FIFA WM-Turniere zum Fussball-Fan gemacht. Oder jetzt der Afrika Cup. Super! Oder Juniorennationalteams. Wenn sich die Grossen aus England, Deutschland, Frankreich etc. gegen die FIFA (sprich: die Afrikaner, Asiaten, kleine europäischen Länder etc.) durchsetzen, gibt es das dann alles in der heutigen Form nicht mehr.
Zuletzt geändert von likavi am 18.01.22 @ 9:13, insgesamt 1-mal geändert.


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