Nein zu personalisierten Tickets

Diskussionen zum FCZ
Zürcher Südkurve
Beiträge: 777
Registriert: 06.09.03 @ 19:45

Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon Zürcher Südkurve » 03.12.21 @ 16:09

Nach jedem grösseren gewalttätigen Ereignis im Schweizer Fussball werden aus Teilen der Politik, der Behörden, der Clubs und auch der Fans Stimmen laut, dass «sowas nie mehr passieren dürfe» und dass man jetzt «Nulltoleranz» fordere. Dabei zeigt der Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart im In- und Ausland, dass es unabhängig von den jeweilig geltenden Gesetzen und Massnahmen – zwar in unregelmässigen Abständen, aber doch immer wieder – zu grösseren Ereignissen kommt. Dies rührt daher, dass Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans (wie auch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern) seit jeher Teil des Fussballs waren und sein werden – egal ob organisiert aus dem Selbstverständnis von Fankurven heraus oder aus den Emotionen.

Glücklicherweise waren in Vergangenheit auf allen Ebenen jeweils genügend Personen involviert, die nicht bei jedem Ereignis populistisch vorpreschen, sondern die Geschehnisse besonnen und in Ruhe aufarbeiten. Sie verhinderten damit eine beidseitige Radikalisierung mit einem Teufelskreis von repressiven Massnahmen und Gewalt im Zuge deren Bekämpfung.

Nun scheint es aber so, dass zumindest in den zuständigen Gremien bei den Behörden die Hardliner das Steuer übernommen haben. Denn die Massnahme «personalisierte Tickets» lag ereignisunabhängig schon seit Jahren auf dem Tisch und nicht erst seit den jüngsten Vorfällen. Sie verspielen damit eine Situation, bei der es zwar in unregelmässigen Abständen – mal kürzere, mal längere – zu gewalttätigen Ereignissen kommt, die insgesamt aber stabil ist. Diese Spirale der beidseitigen Radikalisierung mit dem Resultat von weniger Sicherheit und weniger Zuschauerinnen und Zuschauern in Gang zu setzen, halten wir für gefährlich. Personalisierte Tickets sind ausserdem auch aus staatspolitischer Sicht heikel, weil man damit viel riskiert: Das Vertrauen in die Institutionen ist bereits angekratzt, wenn man sich die gesellschaftlichen Gräben im Zuge von Corona vor Augen führt. So haben die Schweizer Fanszenen auch schon im September 2020 davor gewarnt, Instrumente aus der Pandemie-Bekämpfung schleichend in das nationale Repressionsarsenal zu überführen.

Darum sagen wir entschieden: «Nein zu personalisierten Tickets»

Szene Aarau, Muttenzerkurve Basel, Ostkurve Bern, KOP SUD LAUSANNE, Teste Matte (Lugano), USL (Luzern), Gradin Nord (Sion), Espenblock St. Gallen, Winterthur, Zürcher Südkurve, Sektor IV GC Züri


Benutzeravatar
bluesoul
Beiträge: 5142
Registriert: 03.08.06 @ 13:56
Wohnort: Osttribüne

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon bluesoul » 10.12.21 @ 15:22

«Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans ...»

Das ist extrem kontraproduktiv ausgedrückt. Das kann man so lesen, dass ihr Prügeleien etc. mit gegnerischen Fans befürwortet und euch dafür einsetzt, dass ihr das auch tun könnt... Auch wenn ihr das hoffentlich nicht so gemeint habt, es ist sehr unglücklich geschrieben. Und der Blöök zitiert das natürlich sehr gerne, sehr süffisant.

Benutzeravatar
Sandman
Beiträge: 5984
Registriert: 06.10.02 @ 21:38
Wohnort: Heute hier morgen dort

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon Sandman » 10.12.21 @ 15:34

Ein bisschen überraschend wurde heute nicht definitiv für eine Einführung entschieden. Der Entscheid fällt wohl erst vor den Sommerferien nach vorliegen eines Umsetzungskonzeptes.
"Das grösste Geheimnis der Engländer ist, warum sie nicht auswandern." (E. Kishon)

Benutzeravatar
FCZ1896 mis Läbe
Beiträge: 1270
Registriert: 16.05.13 @ 19:22

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon FCZ1896 mis Läbe » 10.12.21 @ 16:03

Politik schiebt Entscheid über personalisierte Tickets auf

Der Schweizer Profi-Fussball zittert vor den personalisierten Tickets. Die Politik stellt jetzt klar: Sie prüft die ID-Pflicht. Ein definitiver Entscheid fällt erst in über einem halben Jahr.

Quelle: Blick
I never predict anything, and I never will.
Paul Gascoigne

Benutzeravatar
Los Tioz
Beiträge: 3840
Registriert: 05.03.04 @ 12:05
Wohnort: Im Süden

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon Los Tioz » 10.12.21 @ 16:48

bluesoul hat geschrieben:«Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans ...»

Das ist extrem kontraproduktiv ausgedrückt. Das kann man so lesen, dass ihr Prügeleien etc. mit gegnerischen Fans befürwortet und euch dafür einsetzt, dass ihr das auch tun könnt... Auch wenn ihr das hoffentlich nicht so gemeint habt, es ist sehr unglücklich geschrieben. Und der Blöök zitiert das natürlich sehr gerne, sehr süffisant.


Es steht ja nirgends, dass dies gutgeheissen wird, sondern dass es Teil des Fussballs war und ist und wohl auch immer sein wird, das ist einfach die Realität.
Fussball ist ein Way of Life, etwas, das Aussenseiter nie verstehen werden, etwas, von dem die Medienvertreter gerne fehlerhaft und skandalträchtig aus der Geborgenheit ihrer plüschbesesselten Büros berichten - ohne jegliches Verständnis der Realität.

Zhyrus
Beiträge: 14747
Registriert: 10.09.10 @ 13:49

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon Zhyrus » 10.12.21 @ 18:31

Los Tioz hat geschrieben:
bluesoul hat geschrieben:«Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans ...»

Das ist extrem kontraproduktiv ausgedrückt. Das kann man so lesen, dass ihr Prügeleien etc. mit gegnerischen Fans befürwortet und euch dafür einsetzt, dass ihr das auch tun könnt... Auch wenn ihr das hoffentlich nicht so gemeint habt, es ist sehr unglücklich geschrieben. Und der Blöök zitiert das natürlich sehr gerne, sehr süffisant.

Es steht ja nirgends, dass dies gutgeheissen wird, sondern dass es Teil des Fussballs war und ist und wohl auch immer sein wird, das ist einfach die Realität.

Ich finde es trotzdem äusserst ungeschickt formuliert, dass Auseinandersetzungen mit den gegnerischen Fans zum Selbstverständnis der Kurven gehören sollen. Das ist Wasser auf die Mühlen der Hardliner und rechtfertigt meines Erachtens strikte Massnahmen gegen die organisierten Fans. Das wollen wir ja verhindern.

Als jahrelanger Stehplatz-Steher teile ich die Ansicht, dass physische Auseinandersetzungen inherent zum Fussball oder zur Fankultur gehören, in keinster Weise. Es mag diese Vorfälle im Umfeld von Fussballanlässen geben, aber sie sind meines Erachtens weder mit Emotionen noch mit gelebter Fankultur zu rechtfertigen. Dieses Bild wollen wir - so meine Überzeugung - weder gegen Aussen ausstrahlen noch intern als Teil unserer Kultur akzeptieren.

Der Kampf gegen Kollektivstrafen werden wir nicht gewinnen, wenn wir uns selber für Straftaten von Individuen aus unserer Anhängerschaft in Sippenhaft nehmen.

Ausserdem halte ich es fragwürdig, im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu erwähnen. Wir bestehen auf der Gegenseite auch auf separate Betrachtung von Pyrotechnik und Auseinandersetzungen. Zusätzlich würde ich rein strategisch diese Kombination nicht in einen Satz packen, wenn die Aktion der Chaoten beim Derby als casus belli instrumentalisiert wird.

Das Statement holt meines Erachtens Keinen ab, der nicht bereits auf unserer Seite ist.

Benutzeravatar
Los Tioz
Beiträge: 3840
Registriert: 05.03.04 @ 12:05
Wohnort: Im Süden

Re: Nein zu personalisierten Tickets

Beitragvon Los Tioz » 10.12.21 @ 21:00

Zhyrus hat geschrieben:
Los Tioz hat geschrieben:
bluesoul hat geschrieben:«Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans ...»

Das ist extrem kontraproduktiv ausgedrückt. Das kann man so lesen, dass ihr Prügeleien etc. mit gegnerischen Fans befürwortet und euch dafür einsetzt, dass ihr das auch tun könnt... Auch wenn ihr das hoffentlich nicht so gemeint habt, es ist sehr unglücklich geschrieben. Und der Blöök zitiert das natürlich sehr gerne, sehr süffisant.

Es steht ja nirgends, dass dies gutgeheissen wird, sondern dass es Teil des Fussballs war und ist und wohl auch immer sein wird, das ist einfach die Realität.

Ich finde es trotzdem äusserst ungeschickt formuliert, dass Auseinandersetzungen mit den gegnerischen Fans zum Selbstverständnis der Kurven gehören sollen. Das ist Wasser auf die Mühlen der Hardliner und rechtfertigt meines Erachtens strikte Massnahmen gegen die organisierten Fans. Das wollen wir ja verhindern.

Als jahrelanger Stehplatz-Steher teile ich die Ansicht, dass physische Auseinandersetzungen inherent zum Fussball oder zur Fankultur gehören, in keinster Weise. Es mag diese Vorfälle im Umfeld von Fussballanlässen geben, aber sie sind meines Erachtens weder mit Emotionen noch mit gelebter Fankultur zu rechtfertigen. Dieses Bild wollen wir - so meine Überzeugung - weder gegen Aussen ausstrahlen noch intern als Teil unserer Kultur akzeptieren.

Der Kampf gegen Kollektivstrafen werden wir nicht gewinnen, wenn wir uns selber für Straftaten von Individuen aus unserer Anhängerschaft in Sippenhaft nehmen.

Ausserdem halte ich es fragwürdig, im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu erwähnen. Wir bestehen auf der Gegenseite auch auf separate Betrachtung von Pyrotechnik und Auseinandersetzungen. Zusätzlich würde ich rein strategisch diese Kombination nicht in einen Satz packen, wenn die Aktion der Chaoten beim Derby als casus belli instrumentalisiert wird.

Das Statement holt meines Erachtens Keinen ab, der nicht bereits auf unserer Seite ist.


Gut ja, ich kann schon verstehen, was dich an dem Statement stört, wir sind ja grundsätzlich schon einer Meinung. Wichtig ist vor allem der markierte Absatz, denn das zeigt das Missverständnis auf, beziehungsweise zeigt es genau die unerschiedliche Interpretation der Formulierung im Statement auf. Somit ja, überzeugt und gebe euch recht, ich verstehe, warum dich und Bluesoul diese Formulierung stört.

Nochmals zu dem markierten Teil und meiner Aussage, bzw. so wie es die Verfasser wohl gemeint haben und/oder wie ich es interpretiere. Ich war auch jahrelanger Stehplätzler, unzählige Male auswärts in der Kurve, kenne auch eine Leute aus den Gruppierungen etc, und ich hatte nie das Gefühl dass eine Stimmung herrscht, welche ausstrahlt "mol, Gewalt gehört dazu und das müssen wir zeigen". Aber als einer, der oft in der Kurve steht/stand und wohl auch auswärts dabei warst/bist, musst du doch auch zugeben, dass es halt einfach hin und wieder Vorkomnisse gibt. Und die werden meiner Meinung nach niemals zu verhindern sein, da spielen einfach so viel Faktoren und Dynamiken mit - genau so wie bei anderen Beispielen, wo viele Menschen, Emotionen, Alkohol, Gruppendynamiken etc anzutreffen sind, sei es an Partys, Festivals, im Jugendtreff oder am Stadi, oder eben beim Fussball. Und das kann und wird man einfach nie verhindern können, schon gar nicht durch solche populistischen Massnahmen. Man kann mit Prävention, Fanarbeit, Kommunikation etc das Risiko für solche Vorfälle minimieren, aber solche Pseudomassnahmen verhärten die Fronten massiv und tragen zur Eskalation bei.

Aber ich denke mal, ihr meint vor allem so einen Vorfall wie am Derby, bzw. bezieht eure Kritik an dem Satz aus dem Statement vor allem darauf. Und da bin ich grundsätzlich auch eurer Meinung, solche Sachen sollten und müssten eigentlich verhindert werden. Ich kann das als Aussenstehender schwierig beurteilen, wer, was, warum und wie das Ganze war. Ich möchte das auch gar nicht gutheissen, verharmlosen oder entschuldigen - aber ich kann es auch nicht wirklich beurteilen. Aber wir sollten auch nicht vergessen: Einen solchen Vorfall gab es seit vielen Jahren nicht mehr und kommt äusserst selten vor, ich würde die Situation in den Stadien als grösstenteils ruhig und sicher beschreiben, und deshalb habe ich Mühe mit diesen populistischen Massnahmen und Ideen und würde das Statement somit unterschreiben.
Fussball ist ein Way of Life, etwas, das Aussenseiter nie verstehen werden, etwas, von dem die Medienvertreter gerne fehlerhaft und skandalträchtig aus der Geborgenheit ihrer plüschbesesselten Büros berichten - ohne jegliches Verständnis der Realität.


Zurück zu „Fussball Club Zürich“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Djuric14, Kollegah, withe lion, ZüriAlain und 572 Gäste