Unsere Ehemaligen...

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schwizermeischterfcz
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon schwizermeischterfcz » 26.10.21 @ 8:21

Uli Forte will nicht in Schubladen gesteckt werden: Nun lanciert der Trainer seine abwechslungsreiche Karriere im kleinen Yverdon neu

Forte war eineinhalb Jahre ohne Job. Am Dienstag trifft er mit Yverdon im Cup auf seinen früheren Verein FC Zürich. Der 47-Jährige hat Frieden mit der turbulenten Vergangenheit geschlossen – sogar mit dem Sportchef Fredy Bickel.

Fabian Ruch
26.10.2021, 04.30 Uhr

Die Szene spielt Anfang April während Uli Fortes Ferien auf Mallorca: Am Fernsehen läuft der Cup-Achtelfinal zwischen St. Gallen und YB, zwei ehemaligen Vereinen Fortes. «Fussball fehlt mir sehr», sagt der arbeitslose Trainer. Er wirkt angespannt, bald 14 Monate ist es her, seit er bei den Grasshoppers entlassen worden ist. Hoffen auf Gespräche mit interessierten Klubs, Furcht vor Absagen – Forte kennt das. Er war bereits zweimal fast ein Jahr auf Jobsuche gewesen, nach den Freistellungen beim FC St. Gallen 2011 und beim FC Zürich 2018. «Die erste Entlassung ist die schwierigste», sagt er. «Aber spätestens wenn man ein neues Team übernimmt, ist alles verarbeitet.»


Auf Mallorca sagt Forte, er möchte in der neuen Saison endlich wieder angreifen. «Irgendwann gibt es für jeden Trainer einen Point of no Return. Oder er geht in exotische Fussballländer. Aber dafür bin ich zu jung. Und das will ich meiner Familie nicht antun.» Am Boden krabbelt der Sohn, geboren knapp ein Jahr vorher, kurz nach dem Ende Fortes bei GC.

Ein Vorwurf: Fortes Art nutze sich ab

Jetzt spielt die Szene am letzten Samstag in der Nähe Zürichs, zu Hause bei den Fortes. Der Sohn wuselt mittlerweile herum. Und Uli Forte ist nicht mehr arbeitslos, er ist nicht mehr angespannt. Er ist jetzt eloquent, gesprächig, energiegeladen. Er ist der Uli Forte, den man kennengelernt hat, der wegen seiner jovialen Art auch früh in eine Schublade gesteckt wurde.

Im Grunde genommen steckt der 47-Jährige in mehreren Schubladen. Er sagt: «Ich weiss schon, was über mich gesagt wird: Guter Kommunikator. Starker Motivator. Kann nicht mit Jungen. Ist taktisch schwach.» Er habe gelernt, mit solchen Einschätzungen umzugehen, und könne nur versuchen, die Kritik zu widerlegen.


Das mit dem Engagement im Sommer hat nicht geklappt. Forte sprach während seiner rund 18-monatigen Arbeitslosigkeit mit Dutzenden von Vereinen und Verbänden, erhielt aber nie den Zuschlag. Nicht in Deutschlands zweiter oder dritter Liga, nicht in der Schweiz, nicht als Nationaltrainer Bosniens. Mal setzte ein Klub auf eine interne Lösung, mal auf einen jungen, unverbrauchten Trainer, mal gab es politische Gründe, die gegen Forte sprachen, mal fehlte die Lobby.

Und einmal mangelte es an Auslandserfahrung – als es um den Posten des Schweizer Nationaltrainers ging. Forte bewarb sich, er kam in die engere Auswahl, nicht aber unter die letzten drei Kandidaten. Murat Yakin hatte in Moskau trainiert, Bernard Challandes arbeitete als Nationaltrainer Kosovos, René Weiler war in Deutschland, Belgien und Ägypten tätig.

Uli Forte landete nur beinahe beim VfB Stuttgart. Das war im Januar 2016, als ihm der Stuttgarter Sportchef Robin Dutt die Stelle praktisch versprochen hatte. Interimstrainer Jürgen Kramny aber legte unverhofft eine Siegesserie hin – und Forte musste seinen grossen Traum, in der Bundesliga tätig zu sein, verschieben.


Im August wurde Murat Yakin Schweizer Nationaltrainer – und Forte ging einen Tag später nach Yverdon. Tabellenletzter in der Challenge League, drei Spiele, null Punkte, auch eine Art Point of no Return für einen wie Forte. «Ich war finanziell nicht in Not, hätte weiter warten können. Aber ich brannte darauf, endlich wieder als Trainer arbeiten zu dürfen.»


Er schätzt die kurzen Wege in Yverdon. Es gibt den hemdsärmeligen, vermögenden Bauunternehmer und Klubchef Mario di Pietrantonio. Es gibt den Geschäftsführer Marco Degennaro, den Forte seit 15 Jahren kennt, als er den FC Wil trainierte und Degennaro Sportchef in Bellinzona war. Und es gibt Forte. Er sagt: «Hier hat es nicht zig Gremien. Mir gefallen die Ambitionen des Vereins, das schmucke, kleine Stadion, das ist Fussball pur, all in.»

Forte drehte in Yverdon sofort an den richtigen Schrauben, verpasste wieder einmal einem kriselnden Team Stabilität, motivierte und überzeugte. «Er braucht nicht lange, um zu sehen, wie ein Team funktioniert», sagt Steve von Bergen, zu Fortes Berner Zeiten der YB-Captain. «Er hat einen guten Zugang zu den Spielern, stellt die Mannschaft taktisch klug ein, seine Ansprachen passen.»

Vielleicht sollte man an dieser Stelle eine zweite Schublade herausziehen, in die Forte gerne gelegt wird. Er nutze sich mit seiner leutseligen Art ab, heisst es, irgendwann könnten ihn die Spieler in der Kabine nicht mehr hören. «Das stimmt nicht», sagt Steve von Bergen. «Und er hat sich in all den Jahren sicher auch entwickelt.» Forte sagt, er habe in St. Gallen, bei YB und beim FCZ deutlich länger gearbeitet als die Durchschnittsdauer eines Trainerengagements von etwas mehr als einer Saison. Und in Wil sowie bei GC sei er freiwillig gegangen.


Fortes Palmarès ist bemerkenswert. Er stieg mit St. Gallen und Zürich auf, führte GC aus dem Abstiegskampf auf Rang 2 und zum Cup-Sieg. YB übernahm er als Siebenter, wurde erst Dritter, dann Zweiter, wurde aber 2015 nach dem Ausscheiden gegen Monaco in der Champions-League-Qualifikation entlassen. Beim FCZ gewann er den Cup und musste im Februar 2018 auf Rang 3 und als Cup-Halbfinalist gehen. Beim zweiten Engagement bei GC schliesslich wurde Forte Anfang 2020 freigestellt, weil die neuen chinesischen Eigentümer eigene Ideen verfolgten.

Rauswurf beim FCZ trotz Erfolg

2022 hat Uli Forte zwanzig Jahre Trainerleben hinter sich; er war schon mit 28 Spielertrainer bei Red Star gewesen. «Ich bin ruhiger, geerdeter, erfahrener als vor ein paar Jahren», sagt er. «Ich arbeite präziser, entschlossener, effizienter.» Er habe jetzt eine Frau, eine Familie, das mache sehr viel aus. Und damit zur dritten Schublade, in der ein lebenslustiger Trainer steckt, ein ewiger Single, ein Filou. 2015 lernte er seine Frau nach einem YB-Spiel kennen, sechs Jahre später sagt er: «Sie hat mich als Mensch vollkommen gemacht.»

Längst hat Forte Frieden geschlossen mit der Vergangenheit. Sogar mit dem Sportchef Fredy Bickel, mit dem er sich bei den Young Boys schwer verkracht hatte. Und mit dem er später bei GC wieder zusammenarbeiten musste. «Wir haben uns vor ein paar Monaten ausgesprochen», sagt Forte. Und Bickel beteuert, bei YB und bei den Grasshoppers lange um Forte gekämpft zu haben: «Ich hätte ihn früher entlassen können, beide Vereine hatten mir das signalisiert.» Auch der Sportchef musste bei GC kurz nach Forte gehen. «Ich realisierte erst später, dass wir beide unter den chinesischen Besitzern gar keine echte Chance gehabt hatten», sagt Forte.

Uli Forte und der Sportchef Fredy Bickel (r.) verkrachten sich in der gemeinsamen Zeit bei den Young Boys schwer. Der Konflikt ist mittlerweile ausgeräumt.
Uli Forte und der Sportchef Fredy Bickel (r.) verkrachten sich in der gemeinsamen Zeit bei den Young Boys schwer. Der Konflikt ist mittlerweile ausgeräumt.
Alessandro Della Valle / KEYSTONE
Überrascht hatte den Zürcher dagegen das Ende beim FCZ, weil es sportlich sehr gut gelaufen sei und er sich mit den Verantwortlichen verstanden habe. «Wir wollten eine andere Philosophie umsetzen, darum trennten wir uns von Uli Forte. Er hat die Ziele bei uns immer erreicht», sagt Ancillo Canepa, der Präsident des FC Zürich. Der Plan war: Eine bessere Durchlässigkeit zu den eigenen Junioren, dafür schien der langjährige Nachwuchstrainer Ludovic Magnin den FCZ-Verantwortlichen geeigneter zu sein als Forte. Das Vorhaben scheiterte.


Forte sagt, vielleicht hätte er manchmal weniger kumpelhaft sein sollen. Aber eigentlich hat er auf allen Stationen das Gefühl erhalten, mit seiner Arbeitsweise erfolgreich sein zu können. Auch in Yverdon läuft es ordentlich, der Aufsteiger hat unter Forte elf Punkte aus sieben Begegnungen gewonnen.

«All in!»

Womöglich wird der Zürcher manchmal unterschätzt und mit dem Vermerk «Schwätzer» zu schnell schubladisiert. Er ist ein zugänglicher Mensch, der in Podcasts unterhaltsam und geschliffen über seine Karriere reden kann. Der ein BWL-Studium abgeschlossen hat (Note 5,75 in Mathematik). Der während seiner letzten Arbeitslosigkeit ein CAS in Sportmanagement an der Uni St. Gallen absolvierte – genau wie YB-Sportchef Christoph Spycher oder der frühere Basel-Sportchef Marco Streller. Der sich in sechs Sprachen fliessend unterhalten kann – und nun Serbokroatisch lernen will. Forte sagt, er denke nicht daran, es jenen Leuten zeigen zu wollen, die ihn abgestempelt und in Schubladen versorgt hätten. «So hätte ich früher gehandelt. Aber das ist negative Energie.»

Am Dienstag ist die Bühne für ihn wieder ein bisschen grösser: Cup-Achtelfinal – ausgerechnet gegen den FCZ. «Ehrlich gesagt, weiss ich noch nicht, wie wir Zürich stoppen können», sagt Forte am Samstagabend vor der Abfahrt in den Letzigrund zur Spielbeobachtung des Derbys. Nach dem 3:3 zwischen GC und dem FC Zürich meldet Forte per Whatsapp, er habe eine FCZ-Schwäche entdeckt (die an dieser Stelle nicht erwähnt werden soll). Und er schreibt: «All in!»
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PASCOLO1896
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon PASCOLO1896 » 27.10.21 @ 21:10

-1896 FC ZÜRICH 1896-

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Sektor D
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon Sektor D » 27.10.21 @ 21:20

PASCOLO1896 hat geschrieben:https://www.google.ch/amp/s/www.ran.de/amp/fussball/international/news/oesterreich-raphael-dwamena-bricht-waehrend-pokalspiel-zusammen-er-spielte-bereits-mit-defibrillator-134279

Alles Gute Raphael !!!


Scheisse. Da fehlen mir grad die Worte. Alles Gute Rapha!!
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon Schwizermaischter FCZ » 27.10.21 @ 21:23

Sektor D hat geschrieben:
PASCOLO1896 hat geschrieben:https://www.google.ch/amp/s/www.ran.de/amp/fussball/international/news/oesterreich-raphael-dwamena-bricht-waehrend-pokalspiel-zusammen-er-spielte-bereits-mit-defibrillator-134279

Alles Gute Raphael !!!


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Eine einzige Tragödie, was hatte der für eine tolle Anlage, schnell, technisch gut, linker Fuss...hoffe er findet sein Glück num abseits des Rasens. Alles Gute Rapha!
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Valderrama
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon Valderrama » 27.10.21 @ 22:32

Toller Spieler, toller Typ! Erhol dich gut Raphael!

Hoffe die Schulthess-Klinik ist heute besser aufgestellt als damals. Ohne geplatztem Wechsel und Brightons Medizinabteilung hätte das ganz böse enden können! Canepa zeuselte ja noch gegen Brighton von wegen Unprofessionalität...

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Cavoka
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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon Cavoka » 28.10.21 @ 12:10

[quote="Valderrama"]Toller Spieler, toller Typ! Erhol dich gut Raphael!

Hoffe die Schulthess-Klinik ist heute besser aufgestellt als damals. Ohne geplatztem Wechsel und Brightons Medizinabteilung hätte das ganz böse enden können! Canepa zeuselte ja noch gegen Brighton von wegen Unprofessionalität...[/quote]

Canepa hat sogar von Rufschaedigung gesprochen!

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Re: Unsere Ehemaligen...

Beitragvon schwizermeischterfcz » 28.10.21 @ 19:58

Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“


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