Lemieux hat geschrieben:dennisov hat geschrieben:Die Aufmerksamkeitsspanne der heutigen Teenies ist ja sowieso praktisch gleich null, darum erspar ich mir das ganze Interview mit AC hier reinzukopieren und möchte darum nur eine der Kernaussage (die ja so niemand hat kommen sehen lol) zitieren:
Und er zählt gleich auf, welche Themen «im behördlichen Hintergrund» derzeit besprochen werden: «keine Gästefans, keine Stehplätze, personalisierte Tickets.»
Q:
https://www.tagesanzeiger.ch/die-wuesten-derby-szenen-schaden-dem-ganzen-fussball-827543623185Danke nochmals den rund 100 Arschlöchern, die am Samstag beste Werbung dafür machten und diesen Vorgang nun beschleunigen.
Könntest du den Artikel für die "nichtmehr" Teenies komplett posten? ;-)
«Einige Idioten verursachen eine völlig unnötige Diskussion»Das Publikum ist zurück – und nun auch die Gewalt in den Stadien. Der Schweizer Fussball steht nach den wüsten Szenen beim Zürcher Derby ab sofort wieder unter dem Brennglas.
Die Stellungnahme des FC Zürich am Morgen danach ist kurz, nur 480 Zeichen lang, aber schon recht deutlich im Ton. Er verurteile jede Form von Gewalt aufs Schärfste, schreibt er. Und Präsident Ancillo Canepa hält darin fest, diese sogenannten Fans würden sich, der Kurve und dem FCZ schaden.
Am Abend meldet sich Canepa nochmals zu Wort, diesmal tut er das frei von jeglicher Zurückhaltung. Sein Ärger über das Verhalten einzelner Anhänger nach dem Derby ist gross. «Manchmal braucht es deutliche Worte», begründet er sein Vorgehen. Seine Erklärung gipfelt in einem Satz: «Und jetzt verursachen einige Idioten wieder eine Diskussion, die völlig unnötig ist.»
Es geht um das schändliche Ende eines Samstagabends im Letzigrund, der so stimmungsvoll ist, 15’700 sind gekommen, um GC gegen den FCZ zu sehen. Das sind so viele bei einem Heimspiel von GC wie seit über drei Jahren nicht mehr. Und die Mannschaften bieten in der ersten Halbzeit spektakuläre Unterhaltung, danach zumindest Spannung und einen intensiven Kampf.
3:3 geht das 276. Derby aus. Die Spieler geben sich auf dem Platz die Hand, Canepa schlendert zwischen ihnen lächelnd über den Rasen. Und dann bricht das Chaos aus, weil sicher 100 FCZ-Sympathisanten ihre Kurve verlassen und sich auf der Laufbahn Richtung gegnerischer Kurve aufmachen. Feuerwerk wird ins GC-Lager abgefeuert. Die Sicherheitskräfte sind schnell zur Stelle, drängen das Gesindel zurück und verhindern, dass Schlimmeres passiert.
Abtauchen in der Südkurve
Bilder vom 2. Oktober 2011 kommen hoch, dem Derby Nummer 226. Da lieferten sich die Fangruppen Schlägereien auf der Tribüne, einer aus dem FCZ-Lager feuerte in aller Ruhe und unbedrängt zwei Leuchtpetarden in die GC-Kurve. Das Spiel wurde abgebrochen, der FCZ wurde mit einer Forfait-Niederlage und 50’000 Franken gebüsst.
Der damalige GC-Präsident Roland Leutwiler redete in seiner ersten Aufruhr von «asozialen Elementen, die sich gegenseitig provozieren». Canepa, schon zu der Zeit im Amt, stellte sich die Frage: «Müssen wir uns von solchen Idioten noch lange terrorisieren lassen?»
Idioten ist die Formulierung, die der Präsident des FCZ jetzt also auch wieder gebraucht. Er gebraucht es für Typen, die in ihrer Uniform, schwarze Kapuzenjacke, Jeans und weisse Turnschuhe, ein Bild zerstören – das Bild, dass in den Schweizer Fussballstadien seit langem Ruhe herrscht.
In anderen Ländern ist die Gewalt im Fussball schon früher wieder ausgebrochen. In Frankreich wird die Ligue 1 seit Wochen gar von einer Welle von Ausschreitungen überflutet. Nach den Vorfällen bei Nizza gegen Marseille wurde der Hauptverantwortliche für die Eskalation zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, davon die Hälfte ohne Bewährung. Vor einer Woche lieferten sich in der Slowakei Hooligans von Spartak Trnava und Slovan Bratislava eine Massenschlägerei auf dem Platz. In Ungarn sorgten «Fans» mit ihren Aussetzern für Rassismus-Debatten.
Und jetzt ist Zürich dran. Die Swiss Football League eröffnet ein Verfahren und erwartet, dass die Täter identifiziert und für lange Zeit von Fussballspielen ausgeschlossen werden. Die Forderung tönt gut, sie ist berechtigt und ohne Alternative. Aber wie sollen Täter ausgemacht werden, die vermummt sind und sich gegenseitig decken, die einfach zurück in die Südkurve rennen und da ungehindert Unterschlupf finden?
«Ein kriminelles Verhalten»
«Vielleicht glauben die», sagt Canepa und meint die Krawallmacher vom Samstag, «es handle sich doch nur um einen Lausbubenstreich. Nein, das ist für mich kriminelles Verhalten und Wasser auf die Mühlen derer, welche die Rahmenbedingungen für die Spielbesuche drastisch verschärfen wollen.» Und er zählt gleich auf, welche Themen «im behördlichen Hintergrund» derzeit besprochen werden: «keine Gästefans, keine Stehplätze, personalisierte Tickets.»
Vor Corona waren in der Schweiz 1000 Stadionverbote ausgesprochen worden, um die 600 liefen in der Zeit aus, als Fussball ohne Zuschauer gespielt wurde. Der Ruf nach verstärkten Massnahmen wird sicher aufkommen, Canepa deutet es an. Dabei ist das Problem in der Schweiz, dass es sehr lange dauert, bis jemand identifiziert und abgeurteilt wird. Und dass es immer jemanden gibt, der Tätern Schutz gibt. In der englischen Premier League ist ein Schlüssel zur Sicherheit in den Stadien die Meldeauflage, an die sich die Delinquenten strikt halten müssen. Die Gewalt mag deshalb aus der Glamourliga verschwunden sein, doch sie verlagert sich einfach in untere Ligen. Das gesellschaftliche Problem bleibt.
Nach dem Hass-Derby von 2011 gab sich der damalige Generalsekretär des Fussballverbandes, Alex Miescher, keinen Illusionen hin. «Es ist gefährlich, so zu tun, als gäbe es eine wohlriechende, brave Gesellschaft, die schaut, dass es der Menschheit besser geht», sagte er. «Es leben nicht alle in einer Klangmuschel und beten für den Weltfrieden.» Es könnte ein Zitat von heute sein.
Der Fussball hat wegen dieser Straftat vom Samstag Schaden erlitten. Canepa denkt dabei auch an die «grosse Mehrheit, die sich korrekt verhält», die eben einfach ins Stadion geht, um Fussball zu schauen, und die von allfälligen Massnahmen betroffen sein könnte. Die Super League wird gerade am kommenden Samstag besonders unter dem Brennglas sein. Dann empfängt der FCZ im Letzigrund den FC Basel.