Medienberichte / Kommentare

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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Don Ursulo
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Don Ursulo » 10.10.21 @ 9:38

Don Ursulo hat geschrieben:
Navas war sackstark in der CL vs. Barca und Bayern - gegen Chelsea im HF dann mit einem Schnitzer.
In der neuen Saison sehr stark, CL und Meisterschaft.
Gestern mit Nati CR in Honduras einen "Marchesano"-Freistoss über die Latte gelenkt - einmal mehr Man of the match!

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tadaeus
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon tadaeus » 18.10.21 @ 6:39

Ich finde zwar, man hätte durchaus mehr aus diesem Thema holen können, aber voilà.
Aus der NZZ heute Morgen.

Der Amateurfussball strahlt eine besondere Magie aus – er bietet ein Erlebnis für Puristen und Fussball-Romantiker
Weshalb ein Samstagnachmittag an einem Spiel in der 2. Liga regional lohnt? Weil kein Versicherungsanbieter die Corner-Statistik präsentiert, kein überdrehter Stadionsprecher die Aufstellung ins Mikrofon brüllt. Stattdessen sind unabsichtliche Fehlpässe, viel Gefluche und schöne Episoden zu erleben.

Nicola Berger
17.10.2021, 18.00 Uhr
Manchmal spielen auch die Profis auf dem Berner Spitalacker: Etwa wenn YB im Schweizer Cup beim FC Breitenrain antritt, wie im August 2017.
Manchmal spielen auch die Profis auf dem Berner Spitalacker: Etwa wenn YB im Schweizer Cup beim FC Breitenrain antritt, wie im August 2017.
Peter Klaunzer / Klaunzer
Es ist eine Herausforderung, des Fussballs von heute nicht überdrüssig zu werden: Zeitspiel, schreckliche Geldgeber, fürchterliche Stadien, irrwitzige Saläre, widersinnige Zahlungssysteme, das Konstrukt Champions League, der Vermarktungswahn. Aber dann schlendert man an einem sonnigen Samstag durch das Breitenrain-Quartier, die grandiosen Aeronauten im Ohr, und schaut sich auf dem Spitalacker das Berner Derby Breitenrain II - FC Bern an. Bern war einmal ein führender Klub in diesem Land, die Nummer 1 in der Stadt und Meister 1923, ehe der Titel wegen eines Formfehlers aberkannt wurde. 1978 gelang unter dem Trainer Bert Theunissen, später Scout bei YB, letztmals der Aufstieg in die NLB, der Schlachtruf hiess: «Bärn, du edle Schwyzerstärn, drück dr Dume am FC Bärn.»

Die Gegenwart sieht anders aus: abgeschlagener Tabellenletzter in der Gruppe 2 der 2. Liga regional, nur drei Punkte aus zehn Spielen, überholt von Langnau, Belp und Wabern. Es ist zum Verzweifeln, doch der Trainer Johan Berisha, ein früherer Profifussballer, sagte der Lokalzeitung weise: «Ich muss meine Ansprüche anpassen. Keiner der Jungs spielt absichtlich einen Fehlpass.» Am Samstag verliert Bern 1:4, aber das kann das Erlebnis nicht trüben. Kein Versicherungsanbieter, der die Corner-Statistik präsentiert. Kein überdrehter Stadionsprecher, der wie von Sinnen die Aufstellung ins Mikrofon brüllt, keine Blocksperren.

Stattdessen unabsichtliche Fehlpässe, Gefluche und schöne Episoden. Als ein Foul an einem Bern-Spieler ungeahndet bleibt, ruft das Opfer dem Linienrichter vorwurfsvoll zu: «Hey, Kollege!» Und der erwidert sec: «Ich bin nicht dein Kollege.» Die Buvette ist geschlossen, weil sich der Platzklub gesagt hat: Es kommt ja sowieso fast keiner, alle sind ein paar Meter weiter bei YB - Luzern, dort, wo das Geld sprudelt. Und das ist natürlich ein Segen, weil der Besucher so das ohnehin viel bessere eigene Dosenbier schlürfen kann.

Der Amateurfussball strahlt eine besondere Magie aus, er eignet sich dazu, diesen Sport wiederzuentdecken, weil er die Romantik noch nicht verloren hat und ein Erlebnis für Puristen bietet. Es gibt viele gefallene ehemalige Profiklubs im Land, und eigentlich lohnt sich der Besuch überall: Urania Genf, der FC Wettingen, die SV Schaffhausen, der FC Grenchen, Wohlen, Delsberg, Bellinzona, der FC La Chaux-de-Fonds mit seinem wunderbaren Stade de la Charrière. Es sind kleine Zeit- und Abenteuerreisen für Leute, die sich daran erinnern wollen, dass der Fussball auch im Herbst 2021 noch den Zauber von einst versprühen kann.

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Don Ursulo
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Don Ursulo » 19.10.21 @ 11:46

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tadaeus
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon tadaeus » 25.04.22 @ 18:06

Aus der heutigen NZZ:

Die Pfeife der Nation – oder: Wie viel kostet ein Schiedsrichter?
Vor 25 Jahren erschütterte ein Bestechungsskandal den europäischen Fussball. Mittendrin stand der Schweizer Kurt Röthlisberger, ein Schiedsrichter von Weltruf. Alles nur ein Missverständnis? Ein Blick zurück.

Marc Tribelhorn
25.04.2022, 05.30 Uhr


«Lächerlich kleine Summe»: der Schiedsrichter Röthlisberger während des Champions-League-Finals 1993 zwischen der AC Milan von Torjäger Marco van Basten und Olympique Marseille.

Wenn Behörden den Ball flach halten wollen, veröffentlichen sie brisante Communiqués gerne zur Unzeit – freitags gegen Feierabend oder vor Feiertagen. So verschickt der europäische Fussballverband Uefa am Gründonnerstag des Jahres 1997 eine Meldung, die es in sich hat: Der Schweizer Spitzenschiedsrichter Kurt Röthlisberger wird wegen versuchten Wettspielbetrugs gesperrt. Lebenslänglich.

Mehrmonatige Untersuchungen hätten ergeben, dass Röthlisberger vor der Champions-League-Partie zwischen dem Grasshopper-Club und Auxerre im Oktober 1996 die Manipulation des Spiels angeboten habe. In einem Gespräch mit dem GC-Manager Erich Vogel soll er gesagt haben, er kenne den weissrussischen Unparteiischen, der das Spiel leite, und es wäre ein Leichtes, etwas zu arrangieren – für die Kleinigkeit von 100 000 Franken. Der empörte Vogel meldete die delikate Sache der Uefa, «zum Schutz von GC». Und diese begann zu ermitteln.


Nun, sechs Monate später, spricht die Uefa von einem «verwerflichen und bedauerlichen Vorfall». In der halben Fussballwelt hagelt es Schlagzeilen. «Als in höchster Form schädlich muss bezeichnet werden, was dieser Feiertage so alles zusammengekommen ist an Verdorbenem und Angefaultem im Osternest des Schweizer Fussballs», kommentiert die NZZ.

Und mittendrin der Referee Röthlisberger, bisher der Inbegriff des Biedermanns. Ein Aargauer Bezirksschullehrer, Familienvater und Hundehalter. Einer, der früher witzelte: «Unter einer Million ist der Röthlisberger nicht zu haben.» Witzelte?

Geschenke und Frauen
Lange Zeit ist der inzwischen 45-Jährige der beste Schiedsrichter des Landes und macht auch auf internationalen Plätzen eine imposante Karriere: Er pfeift an den Weltmeisterschaften 1990 in Italien und 1994 in den USA, an der Europameisterschaft 1992 in Schweden sowie im Europacup. 1075 Partien leitet Röthlisberger bis zu seinem Rücktritt 1996. Schiedsrichter seien «Butler im Dienste des Fussballs», sagt er.

Sein bisheriger Tiefpunkt ist der Wahlkampf für den Nationalrat: Als SVP-Kandidat posiert er 1995 im offiziellen Schiri-Dress des Weltfussballverbands Fifa, was ihm eine kurze Sperre wegen verbotener Wahlpropaganda einbringt. Gewählt wird er auch nicht. Und nun also die Bestechungsaffäre.

Timo Konietzka, ehemaliger Fussballstar, schreibt im «Blick»: «Wir sind zu Recht entsetzt über die Machenschaften von Kurt Röthlisberger. Aber solche Fälle gibt’s auf der Fussball-Welt überall. Und immer wieder. Viele werden nie bekannt.» Tatsächlich häufen sich die Skandale. Je mehr Geld im Fussball fliesst, desto anfälliger ist er für Betrug: In Frankreich wird Bernard Tapie, der Präsident von Olympique Marseille, verurteilt, weil er Spieler und Schiedsrichter «schmierte». 1995 wird Dynamo Kiew aus der Champions League ausgeschlossen, weil der Klub einen Schiedsrichter mit Nerzmänteln bestochen hat. 1996 wird der FC Porto überführt, Unparteiische mit Dollars und Luxusreisen «gekauft» zu haben.

Besonders brisant: In europäischen Wettbewerben oder an Länderspielen werden die Schiedsrichter noch meist von Verantwortlichen der Heimmannschaft betreut. Schon lange gibt es Gerüchte über Geschenke im Hotelzimmer sowie Gratis-Shoppingtouren und Frauen, weshalb die Forderung nach einer Professionalisierung immer lauter wird. Man verspricht sich durch den Profi-Status nicht nur bessere Leistungen der Schiedsrichter, sondern durch bessere Bezahlung auch eine geringere Empfänglichkeit für Annehmlichkeiten aller Art.

Wochenlang das Gesprächsthema in der Öffentlichkeit: Kurt Röthlisberger zu Gast in der «Arena» des Schweizer Fernsehens zum Thema «Korruption im Fussball» vom 11. April 1997.

Zum Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag im Millionengeschäft Fussball hat sich auch Kurt Röthlisberger schon in Interviews geäussert. Als Amateur trainiert er dreimal wöchentlich, opfert Freizeit und Ferien, bekommt dafür aber nur eine «lächerlich kleine Summe», etwa als er den Champions-League-Final 1993 zwischen der AC Milan und Olympique Marseille leitet: «Ich Idiot wurde für drei Tage mit 525 Franken abgespeist und musste in der Schule jemanden anstellen, der meinen Unterricht übernimmt.»



«Blick» in Bond-Manier
Nach Bekanntwerden von Röthlisbergers Sperre an Ostern 1997 spekulieren einzelne Medien bereits: «Waren seine heissesten Flops wirklich nur Pannen?» Erinnert wird an ein übersehenes Hands-Tor im WM-Viertelfinal 1990 zwischen Argentinien und Jugoslawien, an einen nicht gepfiffenen Penalty für Belgien gegen Deutschland an der WM 1994, an den Starspieler Eric Cantona, der nach einem Champions-League-Spiel 1993 tobte, der Schiedsrichter Röthlisberger sei «gekauft» gewesen.

Das Boulevardblatt «Blick» lässt zudem eine Bombe platzen. Der Sportchef berichtet, Röthlisberger habe sich vor dem WM-Qualifikationsspiel Schweiz - Norwegen im November 1996 telefonisch bei ihm gemeldet: «Ich kann dafür sorgen, dass die Schweiz gewinnt. Der Schiedsrichter ist ein Freund von mir. Da kann man etwas machen.» Wieder sei von 100 000 Franken die Rede gewesen. Der «Blick»-Sportchef wittert damals die grosse Skandalgeschichte und überredet Röthlisberger zu einem Treffen. Ausgerüstet mit einem Aufnahmegerät, dessen Mikrofon er an seiner Armbanduhr befestigt, will er den Schiedsrichter in Geheimagenten-Manier auffliegen lassen. Doch die Aufnahme ist von so schlechter Qualität, dass sie nicht als Beweismaterial taugt. Auch der Plan des «Blicks», mit der Credit Suisse, dem Hauptsponsor der Nationalmannschaft, eine Geldübergabe zu arrangieren und Röthlisberger mit versteckter Kamera zu überführen, verläuft im Sand. Erst jetzt, angesichts der Sperre durch die Uefa, macht der «Blick» den dubiosen Fall publik.

Kurt Röthlisberger kontert umgehend und weist jegliche Schuld von sich: «Ich bin das Opfer eines Komplotts» – von GC, der Uefa, dem «Blick». Mit dem GC-Manager Erich Vogel habe er «aus lauter Neugierde» das Thema Bestechung angesprochen. Er habe auch nicht «vollumfänglich gestanden», wie die Uefa mitgeteilt hat, sondern ein handschriftlich und auf Juristenfranzösisch verfasstes Protokoll unterzeichnet, ohne jeden Satz genau verstanden zu haben, sagt Röthlisberger, der als Lehrer unter anderem Französisch unterrichtet hat. Und er droht: «Wenn man auf diesen Entscheid nicht zurückkommt, dann werde ich einiges über die Uefa erzählen.» Er legt Berufung ein.

Im Fall des «Blicks» dreht er den Spiess gar um: Nicht er sei wegen der Partie Schweiz - Norwegen auf das Boulevardblatt zugegangen, sondern dieses auf ihn. Zudem habe ihm ein «Blick»-Journalist einmal «durch die Blume» anvertraut, dass in einem früheren Spiel der Schweizer Nationalmannschaft der Schiedsrichter bestochen gewesen sei – vermittelt von der Zeitung, bezahlt von der Credit Suisse. Ein Vorwurf, den er auch gegenüber ausländischen Medien wiederholt.



80 000 Dollar in bar
So wird der Fall Röthlisberger zum potenziellen Imageproblem für die Grossbank und den Schweizerischen Fussballverband, die beide heftig dementieren – «absurd und unhaltbar!». Der «Blick» hält an seiner Version fest, der Chefredaktor versichert überdies treuherzig: «Wir sind keine Mischler.» Für den GC-Manager Vogel ist die Schuld Röthlisbergers ohnehin längst erwiesen: «Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt – bis ins letzte Detail.»

Doch die Affäre aus Andeutungen, Anschuldigungen, Gegenattacken und Lügen bleibt undurchsichtig und hält die Fussballbehörden auf Trab. Der Uefa-Präsident Lennart Johansson sagt: «Leider beinhalten derartige Gerüchte des Öfteren eine Menge Wahrheit.» Dazu passt auch eine Enthüllung der «Sonntags-Zeitung», wonach Kurt Röthlisberger 1996 in einer Bankfiliale in Aarau eine Lebensversicherung mit einer Einmaleinlage abgeschlossen hat – bezahlt am Schalter mit 80 000 Dollar in bar, damals umgerechnet 100 000 Franken. Ein «Erbschaftsvorbezug», erklärt der Aargauer.

Zumindest in einer Sache herrscht letztlich Klarheit: Die Berufungsinstanz der Uefa schmettert Kurt Röthlisbergers Rekurs im April 1997 ab: Der ehemalige Spitzenschiedsrichter wird auch in zweiter Instanz der versuchten Bestechung im Champions-League-Spiel GC - Auxerre für schuldig erklärt. Er bleibt lebenslänglich gesperrt für alle Tätigkeiten im Fussballverband.


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Jea
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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon Jea » 09.05.22 @ 11:05

Heusler kehrt zum FCB zurück gem. blick.ch, dass er sich das nochmals antut nach dem ganzen Theater...


Die Umstrukturierungen beim FCB gehen weiter!

Die grösste News: Ex-Präsident Bernhard Heusler kehrt per sofort zurück! Der 58-Jährige, unter dem der FCB bis 2017 unangefochtener Serienmeister war, wird «in seiner Rolle als Ehrenpräsident den FCB-Führungsgremien (Vereinsvorstand und Verwaltungsrat) in Fragen aller Art beratend und unterstützend zur Seite» stehen, wie es in einer Mitteilung heisst.

Der Klub vom Rheinknie vermeldet zudem, dass er künftig seine Verwaltungs-Gremien vereinheitlichen will. Dazu soll die Anzahl Verwaltungsrats-Mitglieder reduziert werden – respektive die FC Basel Holding AG und die FC Basel 1893 AG sollen in derselben Besetzung aufgestellt sein.

Gross, Büchi und Co. nicht mehr im VR
Konkret: Johannes Barth (VR AG), Reto Baumgartner (VR AG), Dani Büchi (VR Holding), Marco Gadola (VR Holding und AG), Christian Gross (VR AG) und Sophie Herzog (VR AG) werden sich demnach nicht mehr zur Wiederwahl stellen.

An der bevorstehenden Mitgliederversammlung sollen David Degen als VR-Präsident sowie Dan Holzmann, Ursula Rey, Andreas Rey (Vize-Präsident) sowie eine Delegierte oder ein Delegierter des Vereins FC Basel 1893 als Verwaltungsrats-Besetzung empfohlen werden. Reto Baumgartner wird Vereinspräsident bleiben. (red)


https://www.blick.ch/sport/fussball/sup ... 73161.html
Der Unterlegene spielt nicht, um Meister zu werden und verstaubte Pokale zu ergattern, sondern um seine Ehre mit Stolz zu verteidigen...

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Re: Medienberichte / Kommentare

Beitragvon schwizermeischterfcz » 13.05.22 @ 21:35

Nachruf

Walter J. Scheibli ist verstorben
Am 10. Mai ist Walter J. Scheibli verstorben. Er war einer der prägenden Sportjournalisten in Zürich und schrieb jahrelang für den «Zürcher Unterländer».

Thomas Renggli
Publiziert heute um 19:34 Uhr


Freitag, der 13. Bei der Lektüre des «Tages Anzeigers» stockte mir der Atem. Unter den Traueranzeigen steht ein Name, den ich nie an dieser Stelle sehen wollte – der mit so viel Leben gefüllt war, dass die Nachricht des Ablebens schon fast surreal tönt: «Walter J. Scheibli – 5. März 1959–10. Mai 2022». 63 Jahre – nur. Wir wussten, dass es ihm nicht gut geht. Und trotzdem macht sein Tod sprachlos.

Als ich Walti vor rund 30 Jahren kennen lernte, begegneten wir uns vor allem an zwei Orten – an zwei Orten, die für sein Leben eine prägende Bedeutung besassen: auf den Pressetribünen von Hardturm, Schluefweg, Hallenstadion und Letzigrund – und am Mittwochmittag jeweils in der Turnhalle Sihlhölzli. Dort rannten jene Sportjournalisten ihrer verlorenen Jugend nach, die für sich eigentlich einen Platz in der Fussballnationalmannschaft einforderten, aber anstatt das Tor vor allem die Schienbeine der Gegner oder die Sprossenwand trafen.

Walti besass diesen Anspruch nicht. Dafür war er zu bescheiden und bodenständig – und vermutlich auch zu realistisch. Obwohl mit gewissen technischen Fähigkeiten gesegnet und quasi der Zico von der Steinkluppe, kannte er seine fussballerischen Grenzen ganz genau. Und die lagen bei der letzten Runde im Konditionstest oder bei der höchsten Intensitätsstufe des Mittelfeldpressings. Walti war ein Fussballer mit Herzblut und Leidenschaft, aber die dritte Halbzeit fand für ihn neben dem Platz statt – dort, wo es gesellig wird und die verbalen Ausführungen grösser sind als die Taten im Spiel davor.

Als Radioreporter gehörte Walter J. Scheibli zu den Besten des Landes. Wie sein Vater war er stets einer der Ersten im Stadion und akribisch vorbereitet. Gab es Kollegen, die sich erst an der Pressekonferenz vor dem Spiel über die Personalsituation erkundigten, wusste Walti immer Bescheid. Und er kommentierte punktgenau und ohne Versprecher. Ich fragte mich immer wieder, weshalb er nie den Schritt zur SRG machte. Auf einen Fachmann wie Walter J. Scheibli darf eigentlich kein nationaler Sender verzichten. Aber auch in diesem Fall gilt: Walti nahm sich nie zu wichtig. Radio 24 war der perfekte Ort für ihn. Hier konnte er sein Hobby als Beruf ausleben, gleichzeitig noch für den «Zürcher Unterländer» schreiben – und so viel Unabhängigkeit bewahren, dass er nicht jeden Morgen um 8.30 Uhr einem Chef rapportieren musste.

Walti war ein Mann der sportlichen Underdogs. Den FC Unterstrass gab es für ihn auch im Ausland. In Deutschland schlug sein Herz für 1860 München, in England kokettierte er mit Millwall – jenem Club aus den Londoner Docklands, der die Arbeiterklasse wie kein anderer Verein symbolisiert und schon die Qualifikation für einen Sechzehntelfinal des Liga-Cups wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen feiert.
Walter J. Scheibli war ein Zürcher durch und durch. Dazu gehörte, dass er sich (im Gegensatz zu seinem Vater) nie auf einen Club fixieren wollte. Er freute sich für den FCZ wie für GC – bejubelte die Siege von Kloten ebenso wie jene des ZSC. Und er war auch bereit, wenn es einen Fachmann für Handball oder die 100-Kilometer-Américain am Sechstagerennen brauchte. Walter J. Scheibli gehörte der immer rareren Spezies der journalistischen Generalisten an.


Vor allem aber war er ein wunderbarer Kollege und ein guter Freund – mit einem herrlichen Sinn für (englischen) Humor. Mit kaum einem konnte man herzhafter lachen und die Spiele an der Theke genüsslicher Revue passieren lassen. Spätestens nach dem zweiten Bier mit Walti war man sich wieder sicher: Der Sport ist die schönste Nebensache – aber er ist eben doch nur eine Nebensache. Das änderte sich höchstens, wenn die englische Nationalmannschaft ein Penaltyschiessen gegen Deutschland verlor.

Walter J. Scheibli liebte das Leben und seine lockeren Seiten – und er war immer ein geselliger und unterhaltsamer Gesprächspartner. Doch er war auch eine ernsthafte und sehr sensible Persönlichkeit. Das realisierten wir vielleicht zu spät. Als sich kurz nach Weihnachten 2018 seine Mutter Margrit in die Ewigkeit verabschiedete, ging auch ein Teil von ihm. Sein Familiengefühl war so gross, dass er den Tod seiner Mutter nie verkraftete. Immer seltener kam er in die Stadien, sein Lächeln schien wie eingefroren. Die Fröhlichkeit, die seinen Vater Walter Scheibli bis heute umgibt, kehrte beim Junior nie mehr zurück.

Am 10. Mai endete sein irdisches Dasein – auch weil es Walti vermutlich so wollte. Er hinterlässt tief betroffene Freunde und eine grosse Lücke im Sportjournalismus – aber auch die Hoffnung, dass es ihm jetzt besser geht: dort, wo die Engel zwischen den Sternen einem Ball oder einem Puck nachjagen; dort, wo auch seine Mutter einen Tribünenplatz hat.

Lieber Walti – wir werden Dich nie, nie vergessen. Und wir sehen uns wieder! Ruhe in Frieden
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“


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