Franky_H hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/was-fuer-ein-freistoss-982828635920
kann das jemand hier hinein kopieren? ich danke!
Er gibt das Plagiat unverhohlen zu
Beim 2:2 trifft Ante Coric sehenswert, derweil übt sich ein FCZ-Mann als Good und Bad Cop in Personalunion.
Traumdebüt: Ante Coric trifft in seinem ersten Meisterschaftsspiel
Ante Coric – was für ein Freistoss!
Es ist eine tollkühne Flugbahn, die der Ball nimmt. Aus 23 Metern abgeschossen, steigt er in die Höhe, mit leichtem Seitwärtsdrall und viel Zug, dann schlägt er hoch im Winkel ein, nahe am Pfosten, ziemlich unhaltbar. Ein unverschämt schönes Tor ist Ante Coric in seinem ersten Ligaspiel für den FCZ gelungen. Es ist das 2:1 und die Wende gegen Servette, einen Moment lang ist Coric der Matchwinner (hier geht es zum Spielbericht).
Gewöhnlich schiesst beim FCZ diese Freistösse Antonio Marchesano, der Tessiner hat in dieser Saison bereits viermal per stehenden Ball getroffen. Weil er aber verletzt fehlt, darf Coric schiessen – und kopiert. Der Kroate gibt dann nach der Partie sein Plagiat unverhohlen zu, er habe bei Antonio Marchesano abgeschaut. «Künftig wird derjenige schiessen, der sich besser fühlt.»
Coric und Marchesano sind sich gar nicht so unähnlich, beide spielen am liebsten als Zehner, beide mögen den Ball, beide laufen gerne zwischen die Linien. Für Trainer André Breitenreiter kein Problem, er kann sich vorstellen, beide gleichzeitig einzusetzen. «Ante muss einfach besser sein als die anderen im Mittelfeld.»
Coric kam von der AS Roma, nachdem er dort unangenehme Jahre erlebt hatte. Erst hat es ihm in Rom nicht gereicht, dann wurde er dreimal ausgeliehen (Almeria, Venlo, Olimpija Ljubljana), dreimal ging das Experiment nicht auf. Beim FCZ will man ihm mehr Zeit geben – diese braucht er, das hat das Spiel gegen Servette trotz des Prachtstreffers gezeigt. Spielerisch kann er kaum Akzente setzen, Trainer Breitenreiter lobt ihn darum vor allem wegen seines Spiels gegen den Ball. Nach dem Treffer musste er ihn «erlösen», so sagte er das. Coric war platt.
Yanick Brecher – das sieht nicht gut aus
Es sind die kleinen Entscheide, die manchmal grosse Folgen haben.
Zwei Schritte macht er nach rechts, dann kommt der Ball in hohem Bogen auf ihn zugeflogen, Yanick Brecher muss wieder nach links, es ist zu spät, der Ball schlägt über ihm im Tor ein. Natürlich, Kastriot Imeri hat den Freistoss in der 87. Minute sagenhaft getreten – und doch sieht der Zürcher Goalie bei seinem Abwehrversuch schlecht aus. Da hilft ihm auch nicht, dass er zuvor mehrmals gut gehalten hat.
Es ist ein Tor in einem dummen Augenblick, kurz vor Spielende, den Sieg vor den Augen. Und der Hergang ist ähnlich blöd. Ousmane Doumbia, eigentlich mit gutem Spiel, setzt brüsk zum Foul an. Hätte er die Szene etwas smarter gespielt, Brecher wäre nie in Verlegenheit geraten.
André Breitenreiter – guter Polizist, böser Polizist
Nach der ersten Hälfte spricht André Breitenreiter von «Standfussball». Nach der zweiten von einer «guten Leistung gegen eine grosse Mannschaft». Den späten Ausgleich nimmt er wie ein standhafter Boxer: Gegen aussen zeigt er keinen Schmerz, er bleibt auf den Beinen und besinnt sich auf den nächsten Schlag. Dieser soll am Sonntag kommen, gegen Basel, im Spitzenspiel.
Es ist die Nüchternheit, die den neuen FCZ-Trainer in diesen Tagen besonders auszeichnet. Trotz des formidablen Saisonstarts bleibt Breitenreiter fern von jeglicher Euphorie. Trotz der vielen Punkte findet er immer wieder Anlass zu Kritik an seiner Mannschaft und fügt dann stets an, dass man auf gutem Weg sei. Breitenreiter macht den Good und Bad Cop in Personalunion.
Tatsächlich ist beim FCZ etwas gegangen. Er spielt mutig und manchmal auch risikoreich nach vorne, gerne vertikal und schnell. Es ist die Zusammenfassung von Breitenreiters Philosophie. Das macht die Mannschaft gefährlich, das zeigt das hervorragend herausgespielte Tor von Adrian Guerrero zum Ausgleich. Das stete Pressing öffnet aber dem Gegner auch Räume. Mal für Mal kann Servette in diese stechen, nur dank Rettungsaktionen von Becir Omeragic und Yanick Brecher bleibt der FCZ schadlos.
Es gehört aber auch zum Wesen von Breitenreiter, dass er für diese Anfälligkeit schützende Worte findet. Er habe kaum Räume und Konter von Servette wahrgenommen, sagt er nach dem Spiel, seine Mannschaft habe das sehr gut gemacht. Kann man natürlich so sehen, wenn es läuft.
Die Reaktionskünstler – Lust auf die Wende
Eine Lehre aus den ersten sieben Spielen ist, wie robust und standhaft dieser FCZ über den Sommer geworden ist. Rückstände bringen ihn nicht mehr aus dem Konzept, nein, sie machen ihn noch stärker. Gegen St. Gallen holt man dreimal ein Defizit auf, gegen Luzern dreht der FCZ ein Spiel, gegen GC gelingt die Wende. Und auch gegen Servette steht der Stadtclub vor dem Triumph nach Rückstand. Das ist kein Zufall, das ist ein Muster.
Man kann das als Mentalität beschreiben, als Vertrauen in die eigenen Stärken, als Resilienz, so genau weiss es nicht einmal Trainer Breitenreiter. Sicher ist: Diese Reaktionskraft hat sehr stark mit ihm zu tun.