Beitragvon FC Zueri allez » 25.05.04 @ 15:37
VCS Zürich macht sich mit Rekurs weiter unbeliebt
Die Schweizer Sportfans müssen sich Anfang Woche ungläubig die Augen gerieben haben, weil die Zürcher Sektion des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) ihren Rekurs gegen das Stadion Zürich nun doch vor das kantonale Verwaltungsgericht zieht.
Ihre Meinung zum «Theater» um das geplante EM-Stadion?
[Si] - Von Muriel Fiechter
Dies, nachdem erst am vergangenen Freitag der VCS Schweiz entschieden hatte, auf einen Rekurs zu verzichten. Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber wetterte nach der Bekanntmachung des Alleingangs des VCS Zürich im "Blick": "Dieser Öko-Terror macht unsere EM kaputt. Mit Umweltschutz hat das nichts mehr zu tun."
In der Tat: Der VCS Zürich wird immer mehr zum Spielverderber für die Schweizer Fussball-Fans. Während die Leute die Rekurse der Anwohner durchaus nachvollziehen können, stösst der VCS-Rekurs mehrheitlich auf Unverständnis.
"Stadt Zürich ist Schuld an Zeitnot"
Mit dem Weiterzug des Rekurses macht sich der VCS nicht nur unbeliebt, sondern gefährdet möglicherweise auch die EM-Spiele, die in Zürich stattfinden sollen. Die Bauherrin Credit Suisse (CS) will im kommenden Monat entscheiden, ob das Stadion bis zur EM 2008 fertiggestellt werden kann. Ob die CS bereit ist, das Stadion ohne EM-Spiele zu finanzieren, ist eine andere Frage.
Den Vorwurf, dass der VCS schuld an der aktuellen Zeitnot sei, will Markus Knauss, Co-Geschäftsführer des VCS Zürich, aber nicht auf sich sitzen lassen: "Wenn wir das Projekt verzögert haben, dann war das bei den zwei Rekursfristen à je 30 Tagen der Fall. Grundsätzlich hat die Stadt Zürich das Zeitproblem jedoch allein zu verantworten."
Knauss spricht damit die Phase zwischen 1999 und 2001 an. Die Stadt Zürich plante ein multifunktionales Stadion, erzielte aber keine Einigung mit den Fussballvereinen GC und FCZ. 2001 musste Ledergerber zugeben, dass ein polysportives Stadion am Standort Hardturm nur schwer zu realisieren wäre. "Ein solches Hochrisiko-Projekt muss frühzeitig aufgegleist und geplant werden. Beim Stadion Zürich war das nicht der Fall", so Knauss.
Verkehr während der EM nicht das Problem
Die Parteien entschieden sich in der Folge für ein reines Fussball-Stadion mit Mantelnutzung - sprich Einkaufszentrum, das bei der Volksabstimmung am 7. September 2003 auch bei 63,3 Prozent der Zürcher Anklang fand. Gegen das Projekt selbst hätte auch der VCS Zürich nichts einzuwenden, wenn da nicht der Verkehr wäre. "Der Verkehr, der während der EM entstehen wird, ist nicht das Problem", betont Knauss, "wir machen uns Sorgen um die Folgewirkungen im Quartier in den nächsten 40 Jahren. Der Standort für dieses Projekt wäre ja ideal. Aber der Mehrverkehr, der später entstehen wird, ist sowohl für die Anwohner als auch für die Umwelt unzumutbar."
Der VCS sieht seine Aufgabe darin, Projekte auf ihre Rechtsgültigkeit zu überprüfen. Der Gestaltungsplan um das Stadion Zürich sei rechtswidrig und müsse vom Stadtrat überarbeitet werden, so Knauss. "Wir wollen niemandem die EM vermiesen", sagt Knauss, der zusammen mit Gabi Petri die Geschäftsführung des VCS Zürich innehat, "wir möchten nur, dass die Verkehrsfrage gelöst wird."
Was passiert nun, wenn das Stadion in Zürich wirklich nicht bis zur EM 2008 realisiert werden kann? "Für einen Fan spielt es keine Rolle, ob ein EM-Spiel in Basel, Bern oder Zürich stattfindet. Er fährt ja trotzdem hin", erwidert Knauss. Und was ist mit dem Image-Verlust der Stadt Zürich, die sich selbst gerne als Weltstadt sieht? Auch darauf hat Knauss eine Antwort parat: "Zürich sollte den anderen Städten auch etwas gönnen. Ich finde, es ist ein seltsamer Anspruch, immer alles zu haben."