Colo hat geschrieben:Du musst dich Fragen, wieso ist der Fussball dort wo er jetzt ist? Nicht weil Leo Messi 100 Millionen verdient oder die Fifa so super Arbeit leistet. Der Fussball verbindet Menschen, fördert Emotionen. Ein Mensch kann noch Jahre danach an diesen Emotionen zerren.
Andere Sportarten (beispielsweise Volleyball) verbinden Menschen ebenso. Oder Musik. Das Spezielle am Fussball ist seine wirklich globale Bedeutung sowohl als sportliche Betätigung (Aktivfussballer) als auch als Unterhaltung und Lebenselixier für die Zuschauer. Es gab in der ganzen Zivilisationsgeschichte bis zur COVID-Pandemie wohl kein Phänomen, das so global war, wie der Fussball. Keine Religion, kein Handelsnetzwerk, keine Kunstform, keine anderen Sportarten, und selbst die «Weltkriege» nicht. Und daran hat die FIFA einen enormen Anteil. Im Gegensatz zu Verbänden von anderen Sportarten, die ursprünglich populärer als der Fussball waren, hat es die FIFA geschafft, die Fussball-Community, unterschiedliche Kontinente, reich und arm, international zusammenzuhalten und den Sport und seine Popularität stetig voranzutreiben. Es ist geradezu lächerlich, wenn im ZDF Aktuellen Sportstudio irgend ein junger Schnösel von Moderator so tut, als hätte er den Fussball quasi «selbst entdeckt» und die FIFA hätte mit dem «richtigen», «seinem» Fussball nichts zu tun. Da möchte man ihm zurufen: "Ohne die FIFA wäre der Fussball in Deutschland höchstens eine Randsportart wie Rugby geworden und du würdest dich gar nicht damit beschäftigen – so ist es, Junge!"
Colo hat geschrieben:Und das zu Beginn gerade Menschen aus sozial tieferen Schichten sich an dem Spiel erfreuten, machte diesen Effekt so wichtig. Wenn du 10 Stunden in einer Fabrik ohne Licht schuften musstest, konnte der Gedanke am Wochenende dem Sport Fussball und seinen Begleitumständen zu frönen, Wunder wirken und die Last wurde ein wenig kleiner. Der Fussball war auch eine Art Oase, wo die Arbeiterschaft das Sagen hatte. Denn die "Reichen" interessierte es schlichtweg nicht. Es war ja ein Sport für Arme. Da träumten die Jungen nicht von Millionen, sondern vom sportlichen Erfolg. Genau das was heutzutage ein wenig untergeht.
Durch die Erfindung des Fernsehers stieg die Beliebtheit des Fussball in der gesamten Bevölkerung an. Langsam merkte die Industrie, dass es Sinn macht im grossen Stil für ihre Firmen zu werben. Die Vereine wurden zu Unternehmen und betriebswirtschaftliche Aspekte wurden immer wichtiger.
Ganz zu Beginn war Fussball ein reiner Elite-Sport. Die Aufspaltung zwischen Fussball und Rugby entstand ja daraus, dass die feinen «Herrensöhnchen» der Eliteuniversitäten (Cambridge, Oxford) mit weniger Körperkontakt und mit dem Ball mehr am Fuss als in der Hand spielen wollten. Die Jungs von den mittelständischen Universitäten wie beispielsweise dem namensgebenden Rugby wollten hingegen härter spielen. Dadurch entstanden unterschiedliche Regeln und schliesslich unterschiedliche Sportarten. Fussball verbreitete sich dann in Europa zu Beginn sehr stark über Schweizer Privatschulen, in welche die Eliten aus ganz Europa ihre Kinder geschickt haben. Die Gründerväter des Deutschen und des Italienischen Fussballs brachten diesen aus Schweizer Privatschulen in ihr Heimatland. So fand der Sport auch seinen Weg an Schweizer Universitäten. Praktisch alle Schweizer Traditionsklubs wurden von Studenten gegründet. Der Begriff «Elite» ist da zwar vielleicht nicht ganz zutreffend, aber aus «armen Arbeiterfamilien» waren diese Jungs ganz sicher nicht, sondern vorwiegend aus dem aufstrebenden, international vernetzten Bürgertum. Die Eliten und das gehobene Bürgertum waren international mobiler. Gerade deshalb hat sich Fussball zu Beginn wahrscheinlich schneller weltweit verbreitet, als beispielsweise Rugby.
Klar, später haben ihn die jeweils lokalen «Arbeiter» für sich entdeckt und fussballkulturell vielerorts das Szepter übernommen. Das war die Zeit, die du schön beschrieben hast. Den Fabrikarbeiter von damals gibt es heute in Europa aber nicht mehr. Die Arbeitswelt ist sauberer, flexibler, kopflastiger und damit auch weiblicher geworden. Die Fussballklubs wurden durch die Professionalisierung zu Unternehmen. Wenn du Vollzeit-Angestellte beschäftigst, dann kannst du den Klub nicht mehr wie irgendeinen Dorfverein führen. Das wäre nicht verantwortungsvoll. Die Professionalisierung wurde Tatsache, weil dies bereits durch die Ticketeinnahmen der Zuschauer (lange Zeit viele davon Fabrikarbeiter) finanziell vielerorts möglich war. Ein erster Klub begann, den Profistatus für die Spieler offiziell oder inoffiziell einzuführen, und die anderen mussten dann nachziehen, wenn sie sportlich weiterhin mithalten wollten.
Colo hat geschrieben:Du fragst mich wer Geld rauspressen will. Genau kann ich dir keine Antwort geben, aber es gibt mehrere Gruppen die an dem Sport Fussball verdienen. Es wären da die Fernsehanstalten, die Berater, die Spieler, die Verbandsfunktionäre und die Vereine (bzw. deren Besitzer). Ich denke der Todfeind aller Fussballfans sollten die Fernsehanstalten sein.
Dafür, dass dies ein zentrales Mantra von dir ist, kommt dir da ausser populistischen Pauschalurteilen herzlich wenig in den Sinn. Die Verbandsfunktionäre verdienen wenig bis nichts. Manchmal ist es ja eben gerade ein Problem, dass sie so wenig verdienen, und deshalb einzelne schwarze Schafe empfänglich für Bestechung sind. Genauso wie Wettbetrüger praktisch immer mit Geringverdienern unter den Fussballern (und Schiedsrichtern) zusammenarbeiten, die das Geld sehr gut gebrauchen können. Aber gibt’s das im Fussball wirklich häufiger, als in anderen Branchen oder in der Politik? Da habe ich so meine Zweifel…
Die Besitzer der Vereine "pressen Geld raus"? Wer denn? Abgesehen von ein paar ganz wenigen Ausnahmen (Arsenal, Liverpool, ManU) verdient im europäischen Fussball kein Klubbesitzer Geld mit seinem Klub. Von «Geld herauspressen» sind die europäischen Klubbesitzer sowieso Lichtjahre entfernt. Oder kommt dir ein Beispiel in den Sinn?
Die Fernsehanstalten? Auch hier: nenne mir bitte auch nur eine einzige Fernsehanstalt, die mit Fussball Geld verdient hat! Die zahlen doch jeweils völlig überrissene Preise. Das rechnet sich direkt überhaupt nicht. Live-Fussball hat für die elektronischen Medien so eine grosse Bedeutung erlangt, dass sie einfach hoffen, mit Fussball viele Leute auf ihre Plattformen zu locken, so dass diese dort auch noch andere Inhalte konsumieren und das Medienunternehmen dann in einer Mischrechnung irgendwie mit einer «Schwarzen Null» rauskommt. Aber das ist meist mehr eine Hoffnung, als wirklich Realität. Was sicher ist: schon einige TV-Anstalten sind Konkurs gegangen, weil sie zu viel für Fussball bezahlt haben. Die Spieler hats gefreut, denn sie haben von dem Geldsegen profitiert. Und eben auch viele weitere Angestellte im und um den Fussball. Ja, dazu gehören auch Berater. Aber das sind jetzt auch nicht die grossen Summen, welche die meisten von ihnen verdienen. In der Schweiz beispielsweise gibt es verschiedene Berater, die in eher prekären finanziellen Verhältnissen leben. Es gibt einfach mittlerweile sehr viele Spieler, Berater, Physiotherapeuten, Trainer etc. – und das summiert sich dann. Verlierer bei diesen Medienkonkursen waren jeweils die Besitzer der Medienunternehmen und deren Kreditgeber (Banken).
Colo hat geschrieben:Agnelli wollte die Spielzeit verkürzen. Doch wieso wollte er das? Er merkte wie die Fussballbegeisterung in der jüngeren Bevölkerung abnahm, bzw. das Interesse an der Champions League abnahm. Doch Agnelli macht eine Fehlüberlegung, die Schuld liegt nicht an der fehlenden Konzentrationsfähigkeit über 90 Minuten. Nein, das Problem ist dass sich viele Menschen schlichtweg Fussballschauen nicht mehr leisten können. Wenn du bedenkst woher der Fussball kommt. sind soche Tatsachen nur noch traurig. In England gehen mehrere Fangenerationen verloren, sie werden durch Touristen ersetzt und etwa 99 Prozent der Einnahmen werden für Stars aus dem Fenster geworfen. Die Glaceverkäufer, die Medien und die Hoteliers würden wohl kaum weniger verdienen, nur weil sich der Sport sich auf seine Basis konzentrieren würde. Es braucht ein Wandel in Richtung eines nachhaltigen Wettbewerbs, fairen Eintrittspreisen - Fussball für alle ob im TV oder im Stadion.
«Für alle im Stadion» geht gar nicht, wenn wir von der Premier League sprechen. Die Geringverdiener wurden ja aus den Premier League-Stadien wegen der riesigen Popularität des Fussballs verdrängt. Es hat gar nicht für alle genug Platz. Man müsste teilweise Stadien mit 100'000 oder 150'000 Zuschauer Kapazität haben. Ein Grossteil muss also so oder so draussen bleiben. Was wäre denn fairer? Lotterie? First come, first served? Vitamin B? Hundertprozentige Fairness gibt es nicht, aber ich finde es über den Preis immer noch am fairsten. Denn dann kommen (fast) nur Leute rein, denen das Spiel auch wirklich wichtig ist, sonst würden sie nicht so viel bezahlen. Natürlich gibt es auch Einzelne aus der «Elite», für welche die Preise Peanuts sind, aber der Hauptharst der heutigen Premier League-Zuschauer sind aus dem «Mittelstand». Für diese Leute sind die Ticketpreise auch ziemlich teuer, aber trotzdem noch bezahlbar. Mit welcher Begründung soll nun ein Premier League-Ticket künstlich billiger gemacht und an einen Geringverdiener abgegeben werden? Der nimmt dann ja jemandem aus dem Mittelstand den Platz weg. Hat dieser weniger Berechtigung, im Stadion zu sein? Muss in einem Stadion jede «Gruppe der Gesellschaft» wie immer man diese definieren mag, gleichmässig repräsentiert sein, wie die Kantone im Ständerat? Was tatsächlich passiert, ist doch, dass viele ihr Interesse auf die Championship, League One, League Two etc. verschieben. Dort spielen sowieso vweniger «Gucci-Fussballer» - man kann mit ihnen mehr anfangen.
Glaceverkäufer, Hoteliers und Medien würden bei geringerem Umsatz im Fussball ebenfalls weniger verdienen. Als Fussballfan finde ich mehr Geld im Fussball grundsätzlich eine gute Sache. Es ist das direkte Resultat der Popularität des Sportes und gibt ihm einen Vorsprung im Vergleich zu anderen Sportarten. Mehr Geld im Fussball bedeutet automatisch auch, dass die Anzahl Fussballer, die von diesem schönen Sport leben können, steigt. Das freut mich persönlich für jeden, der dies schafft. Aber es muss nachhaltig und langfristig sinnvoll sein – und die Tradition, europäische Fussballkultur sowie die Unabhängigkeit der Klubs und der Fussballspieler respektieren. Entwicklungen wie die «Super League», die nur kurzfristig mehr Geld in den Fussball pumpen, diesem langfristig aber grossen Schaden zufügen, finde ich schlecht.
Colo hat geschrieben:Ein interessanter Gedanke. Doch stell dir vor du müsstest jedes zweite Wochenende nach Rumänien oder Finnland reisen... Aus Fansicht sicherlich nur bedingt interessant. Ich sehe kein Grund die nationalen Ligen zu "zerstören",
Aus der Schweiz würden wohl je nach Saison null, einer oder höchstens zwei Klubs auf europäischer Ebene mitspielen. Je nachdem wie viele Stufen und Staffeln es da geben würde. Der FCZ würde mit grosser Wahrscheinlichkeit immer noch in der obersten Schweizer Liga spielen. Vielleicht hätte er je nach Entwicklung alle 10 oder 20 Jahre mal die Chance auf den Aufstieg auf ein europäisches Level und würde dann versuchen, dort den Klassenerhalt zu schaffen. Beispielsweise bei drei europäischen Levels (1. Liga eingleisig, zweigleisige 2. Liga, dreigleisige 3. Liga) wäre man dann in einer der drei 3. Liga-Staffeln, die natürlich nach geografischen Kriterien eingeteilt würden. Die Cup-Wettbewerbe wären weiterhin national und erhielten so wieder eine zusätzliche Bedeutung, weil es der einzige Wettbewerb wäre, in welchem alle Klubs aus einem bestimmten Land mitspielen (inklusive Amateure und den Top-Klubs, die auf europäischer Stufe spielen) und daher so etwas wie der nationale Champion erkürt würde. Klar wäre der grösste Nachteil an diesem Modell, dass in vielen Ländern die grössten Zugpferde in der obersten nationalen Liga nicht mehr dabei wären. Aber die spielen ja schon heute eigentlich in einer eigenen Liga.
Colo hat geschrieben:die Uefa oder Fifa kann als Verband die Vereine dazu verpflichten (in Zusammenarbeit mit der EU) 1. nicht mehr Geld ausgeben als sie selbst verdienen 2 Lohndeckel einführen. Und jeder Verstoss wird mit einem Zwangsabstieg geahndet, um einem Betrug vorzubeugen.
Das gefällt mir aus ganz vielen Gründen nicht, speziell der zweite Punkt. Erstens wäre es ein massiver Eingriff in die Unabhängigkeit der Vereine. Es ginge dann stark in Richtung amerikanischer Profisportarten, wo die «Konsumenten» in den Trikots ihres lokalen Teams im Stadion sitzen, aber im Prinzip werden die wesentlichen Entscheide für alle Klubs von der Liga zentral orchestriert und stark mitbestimmt – inklusive der Farben der Trikots selbst. Irgendwie eine Farce – das ist dann wirklich nicht mehr echter Sport, wie wir ihn in Europa verstehen, sondern einfach ein Theater. Von da zu von der Liga arrangierten «Relocations» von Teams in eine ganz andere Stadt, ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Willst du wirklich von einem Klub Fan sein, der aus dem gleichen Büro gesteuert wird, wie GC, YB, St. Gallen und der FC Basel?
Zudem: was bringt es, solche Selbstbeschränkungen einzuführen? Die Amerikaner können das bisher in ihren Sportarten noch durchziehen, weil sie keine Konkurrenz haben, aber selbst die NHL musste zeitweise ihre restriktiven Regularien lockern, als plötzlich die KHL zeitweise genug Geld hatte, um einige der besten russischen Spieler in Russland zu halten und dazu einige sehr gute Schweden und Kanadier zu verpflichten. Profitieren von solchen Selbstbeschränkungen tun immer andere Länder und andere Sportarten. Die Schweiz fiel im Fussball über Jahrzehnte in der Entwicklung zurück und qualifizierte sich nach 1966 bis 1994 für keine WM mehr, weil man im Halbprofistatus stecken blieb.
Die Spieler verdienten zwar immer mehr, mussten aber pro forma noch halbtags irgendwo sonst arbeiten gehen, weil Profifussball und allgemein Geld (Lebensunterhalt verdienen) in Verbindung mit Sport in der Schweiz lange verpönt war. Man wollte an der Idee des selbstlosen Amateursportlers festhalten. Es war eben genau diese romantisierte Ideologie vom «ehrlichen» Fussball, die du propagierst, welche den Schweizer Fussball Jahrzehnte von der internationalen Bildfläche so gut wie hat verschwinden lassen. Letztendlich ist dies im Kern auch etwas eine elitäre Idee, denn wer zur Elite gehört, hat es nicht nötig, als Sportler Geld zu verdienen. Es gab da zum Beispiel mal noch einen Skifahrer names Hubertus von Hohenlohe aus Deutschland, der für Mexiko an den Start ging und Ski Alpin-Rennsport als teures Hobby betrieb. So ähnlich kann man sich auch die Fussball-Pioniere mit ihrem Amateur-Ethos vorstellen.
Die Schweiz hat wegen der viel zu späten Einführung des Profistatus im Vergleich mit anderen Ländern den Anschluss verloren und den Rückstand erst ab den 90er-Jahren mit dem Bekenntnis zum Profifussball und dem Einstieg der Credit Suisse als Hauptsponsor beim Verband (dadurch konnte man erstmals etliche hochqualifizierte festangestellte Juniorentrainer im Verband engagieren) wieder aufgeholt.
Die Klubs sind wie JEDE andere unabhängige Organisation der Welt (ob Verein oder Firma), selbst dafür verantwortlich, langfristig nicht mehr Geld auszugeben, als sie einnehmen. Und auch selbst zu bestimmen, wofür sie wie viel Geld ausgeben – Löhne, Infrastruktur, Administration, Trainer, Academy etc. Wenn du diese Verantwortung nicht mehr selbst übernimmst, dann bist du nicht mehr unabhängig. Dann hast du quasi einen Vormund, der über dich bestimmt. Fast alle kriegen das auch hin. Die wenigen, die es nicht hinkriegen, gehen dann halt Hopps. Das ist ein natürlicher Prozess. In der Schweiz sind seit den 80er-Jahren ALLE Traditionsklubs, die Hopps gegangen sind, danach wieder nach oben gekommen.
Dazu käme dann auch noch die Frage der Durchsetzbarkeit. Die UEFA hat ja schon jetzt Mühe, Financial Fairplay durchzusetzen und da geht es nur um Klubs, die an UEFA-Wettbewerben teilnehmen wollen und gegen die man daher ein Druckmittel in der Hand hat. Die UEFA ist von zwei Seiten unter Beschuss – von den «Super League»-Leuten auf der einen und von vielen Fans wie dir auf der anderen Seite. Die Macht der UEFA nimmt also eher ab und daher ist es völlig unrealistisch zu denken, sie könnte nun plötzlich so weitreichende Macht in alle nationalen Ligen hinein ausüben. Man müsste sie zuerst wieder stärken. Die «Super League»-Leute haben da ganze Arbeit geleistet, die organisierten Fans und die internationalen Verbände mit Propaganda auseinanderzudividieren. Dabei wären sie natürliche Alliierte, da die FIFA und UEFA ebenfalls demokratisch von unten nach oben aufgebaut sind. Wenn sie mit der FIFA und UEFA zusammenarbeiten würden, könnten die organisierten Fans zwar sicherlich nicht alle ihre Wünsche durchsetzen, aber viel mehr davon, als in irgendeiner anderen Konstellation. So aber werden sowohl die Fans wie auch die FIFA/UEFA immer mehr isoliert. Und in das Vakuum stösst dann die Super League und ähnliches vor.
Was Brüssel betrifft: das, was du vorschlägst, widerspricht den Grundprinzipien der EU. Die hast du sicher nicht im Boot.
Colo hat geschrieben:Was ich dir noch mitgeben will, der Fussball ist nicht nur Chelsea gegen PSG. Fussball ist der FC Red Star, YF Juventus, FC Kosova.
Das musst du mir nicht «mitgeben». Ich bin in Nicht-Coronazeiten häufig auf der Allmend, im Juchhof, im Heerenschürli, auf dem Hönggerberg, im Eichrain oder auf der Buchlern anzutreffen. Und du?
Colo hat geschrieben:Auch der FCZ empfinde ich noch als ehrlichen Fussball, ich hoffe das bleibt noch so und die regionale Verankerung wird noch intensiviert. Da sehe ich eine gewisse Chance bei der abgehobenen Champions League, dass der regionale Sport an Bedeutung gewinnt.
Was ist «ehrlicher» Fussball? Das ist etwas gar viel romantische Überhöhung. Nur weil jemand weniger Geld hat, heisst das überhaupt nicht, dass er «ehrlicher» ist. Natürlich schätzt man irgendwann die Situation realistisch ein und baut sich dann darauf eine Identität auf, im Sinne von: «an FCZ und GC kommen wir nicht vorbei, also positionieren wir uns anders». So definieren sich beispielsweise Red Star oder Höngg explizit als reine Amateurklubs, die ihren Spielern möglichst kein oder fast kein Geld bezahlen. Wenn es aber GC und den FCZ nicht gäbe, dann wäre vielleicht Red Star der Topklub in Zürich mit dem (für regionale Verhältnisse) vielen Geld. Der FCZ bewegt sich genauso in einer fundamental anderen Dimension als Red Star, wie Manchester City im Vergleich zum FCZ.