WIESO ICH GC HASSE?
Ich hasse GC über alles. Komisch, denn normalerweise gehöre ich zu dem Typ Mensch, der in jedem und allem noch etwas Gutes zu finden sucht. Irgendwo muss doch etwas lebenswürdiges im „Monster“ zu finden sein, also grabe ich danach bis ich es entdecke. Bei GC habe ich die Suche aufgegeben, und zwar schon früh. Woher also nur dieser Hass kommen mag? Schon oft habe ich mich das gefragt. Es muss dieses Gefühl von Abneigung und Abscheu sein, das ich empfinde, wenn ich diese zwei Buchstaben vernehme. Dieses war auch der Grund wieso ich mich entschied dem FCZ zu folgen. Es war dieses arrogante Grinsen, dieser überlegene Ton in der Stimme meiner Schulkameraden, wenn sie über ihre Hoppers sprachen. Und es ist auch heute noch diese Borniertheit, diese Dekadenz, diese Arroganz, die tief im Rasen des Hardturms verwurzelt ist. Kein Wunder zieht dieser Verein all die Leute an, die sich für etwas besseres halten, die sich auf der Sonnenseite des Lebens wähnen, sich zu den Erfolgreichen, zu den Noblen, den Schönen und Reichen zählen. Es sind die Leute, die in GC ein Ebenbild sehen, eine Person also, der Niemand etwas antun kann, die regiert, die dem Schwächeren zeigt, dass er zweitrangig und unterlegen ist. Um die Jahrhundertwende war es einem Arbeiter oder einem Juden untersagt Mitglied zu werden bei den Hüpfern. Soll sich das Ungeziefer doch im Letzigrund drängen. Für die oberen Zehntausend in Zürich war es Prestigesache Mitglied im Donnerstagsclub zu sein, sich dort gegenseitig die eigene Borniertheit unter die Nase zu reiben und dem Verein den Beutel Tausendernoten rüberzuschieben. Und so ist es heute noch.
Wenn ich diese Vip-Logen im Hardturm sehe, kommt mir die Galle hoch. Dort tummeln sie sich also, die Herren Verwaltungsräte, die Chefärzte, die Erben reicher Väter, und prosten sich mit ihren Champagnergläsern zu, wenn die Mannschaft unten auf dem Platz ein Tor erzielt oder vergnügt aufjauchzen wenn Chappi einen Gegner umspielt. Rund um diese Logen herum hocken dann die Familienväter, die Kaufmännische Angestellte sind, in ihrer Bank einen Computerarbeitsplatz haben und sich deshalb zu den Privilegierten zählen mit ihren Söhnen, denen sie diese abscheuliche Tinktur namens Grasshopper einimpfen. In der Pause begeben sie sich dann in die Gourmet-Gasse um gepflegt zu speisen und gehen noch am Fanshop vorbei um den Filius mit verschiedenen Fanartikeln ruhigzustellen. Was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist, dass GC seit jeher der Nobelklub der Schweiz war, sich immer für überlegen hielt und deshalb auch keine Emotionen zu wecken vermag und seit Fussballvereine wie Betriebe geführt werden und GC zu einem „Brand“ mutiert ist, hat sich die AG ganz verabschiedet von den Idealen, die die Lieblingssportart des kleinen Mannes zur Nr.1 in der Welt machten. Von einem Verein ist GC zu einem Anbieter von Unterhaltung geworden, wie ein Opernhaus oder ein Kino auch: Doch Fussball, meine Herren, ist kein Entertainment, Fussballspiele sind eine Qual, ein Kampf. Man stirbt 1000 Tode während eines Spiels. Aus allen obengenannten Gründen schliesse ich meinen Hass auf den kapitalistischsten und saubersten aller Schweizer Fussballklubs.
Es ist der FCZ, dem ich folge, der Proletarierverein, der Ausländerklub. Es mag sein, dass der Anhänger des FC Zürich Gesindel ist, doch es sind ehrliche, fleissige Büezer, welche im Letzigrund ein Zuhause gefunden haben, wo keiner ihnen ihre Mittellosigkeit vorwirft in unserer heutigen Konkurrenz- und Neidgesellschaft. Diese Männer werden zu Kämpfern, sollte jemand es wagen, ihren Stolz, den FCZ, zu beleidigen. Der FCZ ist der Klub des kleinen Mannes, der Stadtclub, der Klub der immer wieder enttäuschten Hoffnungen, aber auch der grössten Euphorie. Man hat ja gesehen, was in Zürich los ist, wenn der FCZ Erfolg hat. So etwas haben die Hüpfer mit ihren jahrelangen Spitzenplätzen nie erreichen können. Wieso denn? Denkt mal darüber nach.