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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 16.02.21 @ 11:38

Cavoka hat geschrieben:Kann jemand ‚Ein Sieg, eine Tirade...’ vom Tagi posten? Danke!


Gerne, ich finde das einen der bestem Artikel seit langem.


Ein Sieg, eine Tirade – und ein famoser Verteidiger


Der FCZ ist gegen Basel so solid wie lange nicht mehr. Liegt das auch am Fehlen von Blerim Dzemaili?

Massimo Rizzo – der Verlässliche
Gute Trainer unterscheiden sich von weniger guten auch darin, dass sie Versprechen halten können. Von Massimo Rizzo ist noch nicht abschliessend bekannt, ob er tatsächlich ein guter Trainer ist. Doch, das kann man nach dem Basel-Spiel sagen, er hält Versprechen. Am Freitag hat er angekündigt, dass man sich künftig wieder auf das Einfache besinnen wolle, auf eine gute Defensive und das Vermeiden von dummen Fehlern. Seine Worte haben den Weg in die Köpfe seiner Spieler gefunden, Basel bleibt praktisch chancenlos, und so kommt es, dass Basel-Trainer Ciriaco Sforza nach der Partie hadert und klönt. Er spricht von unnötigen Geschenken und einem Gefühl, das sprachlos macht.

Rizzo geht es da besser. Er sitzt nebenan, hört zu, bedankt sich höflich für Sforzas nette Worte und erzählt, wie man endlich im Spiel wieder einmal die Balance gefunden habe. Diese Balance zwischen Offensive und Defensive ist weniger Resultat einer gross angelegten Suche, sondern vielmehr eine Folge einer bewussten Rückkehr zum Bewährten: Die Sicherheit steht wieder über allem. Im Winter wollte Rizzo sich noch von diesem Gedanken emanzipieren und einen Schritt nach vorn machen. Man hat sich in der Trainingsgestaltung dem Offensivspiel gewidmet, doch das hat dem FCZ offensichtlich mehr geschadet als gebracht – die vergangenen Partien erzählen davon.

Die Rückkehr zum alten FCZ bringt den Sieg, ist aber auch ein Eingeständnis, dass der FCZ nicht gern das Spiel macht, dass er sich mit dem kreativen Element abmüht und dass es Rizzo nicht geschafft hat, dem FCZ-Offensivspiel gewinnbringende Impulse zu geben. Die Abkehr davon zeigt aber auch, wie uneitel Rizzo ist und wie lernfähig. Er ändert, was nicht funktioniert (das war bei Vorgänger Ludovic Magnin noch anders).

Die neue alte Taktik des FC Zürich offenbart aber auch, dass Fussball (und besonders jener in der Super League) ein simples Fehlerspiel ist. Wer weniger Fehler macht, der gewinnt. Klingt so pragmatisch wie desillusionierend.

Yanick Brecher – der Glückliche
Manchmal sind es eine oder zwei Szenen, die darüber entscheiden, ob ein Nachmittag gut enden wird oder nicht. Yanick Brecher muss nach dem Spiel nicht lange überlegen, welche Momente das bei ihm waren, und sagt: «Da habe ich Glück gehabt.» Er spielt nach drei Minuten einen Ball in die Füsse von Zhegrova, das ist eher dumm in Anbetracht des Umstands, dass der Basler freie Bahn auf das Tor hätte. Doch Zhegrova versucht den Lupfer und das fantastische Tor. Es bleibt beim himmeltraurigen Versuch, Brecher fängt den Ball, und Sforza platzt erstmals der Kragen. «Ein Chip?! Das machst du, wenn du mit Toren führst und sicher nicht nach 30 Sekunden.»

Weil Brecher ein sehr ähnlicher Abspielfehler wenig später wieder passiert, trifft Zhegrova diesmal zum Ausgleich. Nun lupft es auf der Pressetribüne einem ehemaligen Nationalmannschaftskollegen von Sforza den Hut: Andy Egli. Nicht wegen Brecher, sondern wegen des Linienrichters. Dieser zeigt zuvor ein klares Abseits nicht an und wartet lieber auf das Einschreiten des VAR. Worauf Egli eine Tirade auf die neue VAR-Praxis anstimmt: «Dieses ‹wait and see› – das ist ja furchtbar. Der soll seine Fahne heben und nicht Angst haben!»

Egli regt sich wieder ab und sieht keine weiteren Unsicherheiten von Brecher mehr in diesem Spiel. Der Torhüter bedankt sich darum bei seinen Vorderleuten für den angenehm geruhsamen Nachmittag, und insgeheim fragt man sich angesichts der polarhaften Temperaturen: Wie kann dieser junge Mann 90 Minuten in kurzen Ärmeln überstehen, ohne dass ihm Frostbeulen wachsen?

Becir Omeragic – der Beste
FCB-Stürmer Cabral wird an diesem Sonntag schlecht schlafen und mit einem ziehenden Grausen an Becir Omeragic denken. Der FCZ-Innenverteidiger nimmt den Brasilianer, einen ziemlich guten Stürmer, komplett aus dem Spiel. Cabral hat nie den Raum, den er braucht. Omeragic fängt jeden Ball ab, mit dem Fuss, mit dem Kopf, stets ist er schneller. Der 19-Jährige gibt der ersatzgeschwächten Abwehr Sicherheit, als rechter Aussenverteidiger spielt dieses Mal Fabian Rohner, der hält sich schadlos. Und manchmal ereilen Omeragic geniale Einfällen. Etwa dann, als er einen Ball abfängt und, statt ihn aus der gefährlichen Zone zu spedieren, zu einem Dribbling ansetzt. Zwei Basler lässt er an der Seitenlinie stehen und lanciert passgenau den Gegenangriff.

Omeragic ist so dominant, dass es die FCZ-Verteidigung verschmerzen kann, dass nebenan Nathan spielt. Immer wieder verlässt er mit ungestümen Einsätzen die Abwehr und verursacht besorgniserregende Löcher. Einmal holt er sich tief in der gegnerischen Hälfte die Gelbe Karte, was zwei Fragen provoziert. Erstens: Weshalb muss man so ungestüm in den Zweikampf? Und vor allem zweitens: Was hat ein Innenverteidiger so weit vorn zu suchen? Wir haben an dieser Stelle schon von der Ehrenrettung der eingesprungenen Grätsche gesprochen, Nathans Signature Move. Nathan hat noch eine zweite für ihn typische Bewegung: die Entschuldigungsgeste. Seine langen Zuspiele landen mit zuverlässiger Regelmässigkeit beim Gegner, fast schon lässig hebt Nathan jeweils die Hand zum «mea culpa». Das nächste Mal dann.

Antonio Marchesano – der Treffsichere
Er schiesst das entscheidende Tor, einen stark getretenen Penalty, und ist ein Synonym für ein zentrales Mittelfeld, das ausgesprochen gut funktioniert. Der Tessiner macht zusammen mit Toni Domgjoni und Ousmane Doumbia die Räume eng. Basel kommt nicht durch das Zentrum und muss auf lange Bälle setzen, die häufig verloren gehen. Der FCZ zeigt eine Kompaktheit, die man in den vergangenen Spielen vermisste. Und man fragt sich, ob diese neu gewonnene Stabilität auch mit der Absenz von Blerim Dzemaili (Adduktoren) zu tun hat. Jedenfalls halten die drei zentralen Mittelfeldspieler die Distanzen zwischen sich gering, der Block des FCZ steht mit beeindruckender Sicherheit, nie verliert man die Ordnung.

Marchesano ist jener Zürcher Akteur, der seine Mitspieler trägt und motiviert. Er ist der lauteste Zürcher auf dem Platz, er lobt und treibt an, er ist zum Führungsspieler gewachsen, der in dieser Saison bereits acht Treffer erzielt hat.

Assan Ceesay – der Wankelmütige
Die Varianz seines Schaffens ist beachtlich. Er kann einen oder gar zwei Spieler fast schon elegant überlaufen und gleich in der nächsten Aktion mit einer völlig missglückten Flanke für blankes Entsetzen sorgen. Nach dem Spiel gegen Basel überwiegen aber die Lobesworte. Trainer Rizzo nennt ihn einen «Gewinn», Brecher hält eine Laudatio auf den «grandiosen Assan». Tatsächlich ist der Gambier entscheidend, dass der FCZ den Klassiker zum dritten Mal in Folge gewinnt.

Ceesay spielt gegen Basel nicht als Stürmer, sondern als linker Flügel. Er gewinnt viele Bälle und Laufduelle, er hält den Ball und verschafft seinen Kollegen Zeit. Und er steht am Ursprung des 1:0 durch Marchesano. Erst luchst er Jasper van der Werff den Ball ab, dann überläuft er Orges Bunjaku, worauf er sich von Eray Cömert im Strafraum foulen lässt.

Es ist schade, dass sich immer wieder brüske Stolperer und vermaledeite Ballannahmen in Ceesays Spiel mischen. Würde er nicht an diesen Unzulänglichkeiten leiden, dann wäre er in der Offensive eine konstante Gefahr. So aber ist er einmal der Held und ein andermal der Trottel. Gegen Basel war er heldenhaft.

https://www.tagesanzeiger.ch/ein-sieg-e ... 6235538403
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Margi
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Re: Medien

Beitragvon Margi » 16.02.21 @ 11:44

Sehr treffender Artikel. Ich stimme dem Autor ist fast allen seinen Schlüssen zu. Nur das mit dem Fehlen von Blerim sehe ich nicht so, resp. kann man das nicht an einem Spiel festmachen.
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spitzkicker
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Re: Medien

Beitragvon spitzkicker » 16.02.21 @ 12:01

Margi hat geschrieben:Sehr treffender Artikel. Ich stimme dem Autor ist fast allen seinen Schlüssen zu. Nur das mit dem Fehlen von Blerim sehe ich nicht so, resp. kann man das nicht an einem Spiel festmachen.

Wen würdest du jetzt nach dem Sieg gegen Basel für Dzemaili aus dem Team nehmen - Doumbia oder Domgjoni?

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riot666
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Re: Medien

Beitragvon riot666 » 16.02.21 @ 12:06

spitzkicker hat geschrieben:
Margi hat geschrieben:Sehr treffender Artikel. Ich stimme dem Autor ist fast allen seinen Schlüssen zu. Nur das mit dem Fehlen von Blerim sehe ich nicht so, resp. kann man das nicht an einem Spiel festmachen.

Wen würdest du jetzt nach dem Sieg gegen Basel für Dzemaili aus dem Team nehmen - Doumbia oder Domgjoni?

Ich würde keinen der beiden rausnehmen, sondern Blerim für einen der Tonis reinschicken in der zweiten Halbzeit und ihn so langsam an den Rhytmus gewöhnen.
Burt hat geschrieben:Ich bin so schlecht da gibts gar kein stöhnen :)

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Re: Medien

Beitragvon devante » 16.02.21 @ 14:54

guter artikel, mir fällt dabei auf, dass Andy Egli ja non stop im stadion ist - jedesmal scheint ihm der kragen zu platzen ... :)
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Margi
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Re: Medien

Beitragvon Margi » 16.02.21 @ 15:48

spitzkicker hat geschrieben:
Margi hat geschrieben:Sehr treffender Artikel. Ich stimme dem Autor ist fast allen seinen Schlüssen zu. Nur das mit dem Fehlen von Blerim sehe ich nicht so, resp. kann man das nicht an einem Spiel festmachen.

Wen würdest du jetzt nach dem Sieg gegen Basel für Dzemaili aus dem Team nehmen - Doumbia oder Domgjoni?


Das weiss ich auch nicht. Wenn die immer so spielen, wird es für Blerim, der aber durchaus schon gute Leistungen gezeigt hat, nicht einfach, wieder einen Platz in der Startformation zu beanspruchen. Mir ging es aber mehr um den etwas reisserischen Satz: "Und man fragt sich, ob diese neu gewonnene Stabilität auch mit der Absenz von Blerim Dzemaili (Adduktoren) zu tun hat." Ich finde, das kann man so nicht sagen. Ja, sie haben sehr gut und kompakt gespielt. Aber mir fehlt da der Bezug zur Absenz von Blerim. Hätten sie nicht auch mit Blerim so spielen können resp. so gespielt? Und haben sie nicht mit Blerim auch schon gut und kompakt gespielt resp. ohne Blerim auch schon völligen Käse gespielt? Das sind einfach Mutmassungen resp. Gedankenspiele. Diese mögen die einen spannender finden, andere weniger. Ich zähle mich zur zweiten Kategorie.
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bluesoul
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Re: Medien

Beitragvon bluesoul » 16.02.21 @ 16:04

spitzkicker hat geschrieben:
Margi hat geschrieben:Sehr treffender Artikel. Ich stimme dem Autor ist fast allen seinen Schlüssen zu. Nur das mit dem Fehlen von Blerim sehe ich nicht so, resp. kann man das nicht an einem Spiel festmachen.

Wen würdest du jetzt nach dem Sieg gegen Basel für Dzemaili aus dem Team nehmen - Doumbia oder Domgjoni?



Bei Blerims Verpflichtung hatte ich geschrieben, dass er eine sehr gute Alternative zu einem der oben genannten ist, aber wohl kaum einen Stammplatz auf sicher haben wird. Mit den drei Ds für die Doppelsechs, sind wir sehr, sehr gut aufgestellt. Auf dass nie mehr als einer ausfällt. :-)

Heki, der ja auch da spielen würde, sehe ich inzwischen übrigens eher als Option für die Innenverteidigung. Noch vor seinem Namensvetter.


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