Cavoka hat geschrieben:Kann jemand folgende Artikel vom Tagi posten:
- Rabatz wegen eines Penalties
- Als Canepa ein Flugzeug charterte
Muchos!
Habe den einen nicht gefunden, Tipo!
Als Lucien Favre per SMS Schluss machte
Vereinswechsel schreiben immer wieder kurlige Geschichten. Der einstige YB- und FCZ-Sportchef Bickel erzählt seine besten. Von einem wertvollen Handschlag über einen Familienknatsch bis zu einer E-Mail-Panne.
Dominic Wuillemin
Publiziert: 03.02.2021, 12:22
Da war ihre Welt noch in Ordnung: Trainer Lucien Favre (links) und Sportchef Fredy Bickel kamen 2003 zum FC Zürich:
Foto: Beat Marti
Ein Flugzeug nur für Chikhaoui
Sommer 2007, der FC Zürich ist nach dem Meistertitel auf Stürmersuche. Ein Agent aus Berlin meldet sich, er vertrete einen Angreifer des FC Toulouse, der das Profil erfülle. Die Zürcher beobachten den Stürmer und sind überzeugt. Als sich Bickel beim FCZ-Spieler Santos über den Wunschtransfer erkundigt (sie spielten gemeinsam in Toulouse), meint der Brasilianer mit tunesischem Pass, dieser sei ganz in Ordnung, aber im tunesischen Nationalteam gebe es einen Offensivspieler, der noch viel besser sei. Sein Name: Yassine Chikhaoui.
Die Zürcher schauen sich Videos an, sie sind sofort Feuer und Flamme für den 20-Jährigen. Bickel meldet dem Agenten, der Toulouse-Stürmer sei zwar vielversprechend, aber sie hätten sich für Chikhaoui entschieden. Und was antwortet der Agent? Er vertrete auch Chikhaoui, aber der stehe vor einem Wechsel zu einem französischen Spitzenclub. Der Transfer werde in wenigen Tagen vollzogen, da sei nichts mehr zu machen.
Er verzauberte die FCZ-Fans und ihren Präsidenten: Yassine Chikhaoui beim ersten Spiel im umgebauten Letzigrund 2007 – hier im Zweikampf mit GCs Kay Voser.
Er verzauberte die FCZ-Fans und ihren Präsidenten: Yassine Chikhaoui beim ersten Spiel im umgebauten Letzigrund 2007 – hier im Zweikampf mit GCs Kay Voser.
Foto: Alessandro Della Bella (Keystone)
Canepa gibt nicht auf. Bickel solle sofort nach Tunesien fliegen. Doch einen Flug lässt sich in solch kurzer Zeit nicht finden, also chartert Canepa ein Flugzeug. In Tunesien will Chikhaoui nicht mit Bickel und Canepa reden, erst als er erfährt, dass zwei Leute wegen ihm ein Flugzeug gechartert hätten, ist er bereit, zu verhandeln. Dabei kommt auch heraus, dass er gar nicht vom Berater aus Berlin vertreten wird. Dieser wollte nur, dass der FCZ seinen Spieler verpflichtet. Aber hätte er nicht geblufft, der Tunesier wäre nie in Zürich gelandet.
Petrosyans Handschlag zählt
Jahr 2000, Bickel ist ein junger Sportchef bei den klammen Young Boys, die gerade dem Abstieg in die 1. Liga entgangen sind. Bei YB überzeugt der armenische Abwehrchef Harut Vardanyan, den Bickel kurz zuvor verpflichtete. In dieser Zeit gibt es keine Scouting-Plattform, die sogar zu einem Zweitligaspieler aus China Videobilder liefern. Bickel schaut sich auf Eurosport manchmal die Länderspiel-Zusammenfassungen an. Immer, wenn dem armenischen Nationalteam etwas gelingt, scheint Artur Petrosyan seine Füssse im Spiel zu haben. Vardanyan solle seinem Landsmann den Wechsel nach Bern empfehlen, bittet Bickel.
Bald darauf weilt Petrosyan zum Probetraining in Bern. Er kann weder Deutsch noch Englisch, aber Fussballspielen kann er. YB hat jedoch kein Geld, im Januar werde man ihn verpflichten , verspricht Bickel dem Armenier. Die beiden geben sich die Hand.
Er war bei YB ein prägender Spieler: Artur Petrosyan – hier 2002 gegen FCZ-Spieler Sandro Burki.
Er war bei YB ein prägender Spieler: Artur Petrosyan – hier 2002 gegen FCZ-Spieler Sandro Burki.
Foto: Andy Mueller (Freshfocus)
In den nächsten Länderspielen überragt Petrosyan im Nationalteam. Mönchengladbach sei unter anderem am Spielmacher interessiert, heisst es. Bickel wird nervös, er sieht den Transfer im letzten Moment scheitern, weil Petrosyan anderswo viel mehr verdienen könne. Doch Vardanyan versichert ihm immer wieder, der Handschlag gelte, er müsse sich keine Sorgen machen.
Anfang 2001 erscheint Petrosyan in Bern. Er wird bei YB zu einem prägenden Spieler, 2003 wechselt er zum FCZ. Heute ist Petrosyan bei den Zürchern Trainer der U-21. Und stellt sich immer noch mit «Turi» vor, den Namen, der ihm Bickel einst in Bern gegeben hat.
Rodriguez löst Familienknatsch aus
Mit seinen Auftritten in der Champions League (hier gegen Bayerns Arjen Robben) bewarb sich Ricardo Rodriguez für einen Millionentransfer.
Mit seinen Auftritten in der Champions League (hier gegen Bayerns Arjen Robben) bewarb sich Ricardo Rodriguez für einen Millionentransfer.
Foto: Nicola Pitaro
Weihnachten 2011, Bickel hat für die Grossfamilie, insgesamt rund 15 Leute, ein Haus im Zillertal gemietet. Es ist sein Geschenk an die Liebsten, die aufgrund seines Jobs oft auf ihn verzichten müssen.
Kaum in Österreich angekommen, meldet sich Felix Magath, in Wolfsburg Sportchef und Trainer. Er wolle Ricardo Rodriguez, und zwar sofort. Der FCZ möchte den Linksverteidiger eigentlich nicht abgeben, also ruft Bickel einen Preis von 8 Millionen Euro aus, in der Vermutung, dass der Wechsel damit vom Tisch sei. Doch Magath signalisiert Gesprächsbereitschaft, der FCZ-Sportchef reist aus Österreich ab, am Münchner Flughafen verhandeln die beiden tagelang. Rodriguez wechselt. Und Bickel hört von seiner Familie noch heute, er brauche nie mehr Familienferien zu organisieren.
Sanogo ist nach E-Mail-Panne am Boden zerstört
Winter 2016, der letzte Tag der Transferphase. Sékou Sanogo weilt in Hamburg, als sein Wechsel in letzter Minute scheitert. Und das ivorische Kraftpaket danach wochenlang am Boden zerstört ist.
Als Bickel, mittlerweile wieder bei YB engagiert, Sanogo 2014 von Thun nach Bern holte, offenbarte der Medizincheck, dass Sanogos Knorpel im Knie abgenutzt ist. Allerdings sei dies bei vielen Afrikaner so, weil diese in jungen Jahren oft auf schlechten Plätzen spielen müssten. Sanogo kompensiere den Mangel mit seiner Kraft, meinten die Ärzte.
Der Medizincheck beunruhigt auch die HSV-Ärzte. Sanogo und sein Berater werden in Hamburg in einem Sitzungszimmer hingehalten. Peter Knäbel, der sportliche Leiter des HSV, verhandelt gleichzeitig mit Leicester über eine leihweise Übernahme von Gökhan Inler. Das Transferfenster schliesst in weniger als einer Stunde, als Knäbel Bickel erneut kontaktiert. Der Inler-Transfer ist gescheitert. Letzte Details werden geklärt, die Uhr tickt, es ist kurz vor 18 Uhr, als die E-Mail mit den unterschriebenen Dokumenten in Bern abgesendet wird. Die Verantwortlichen des HSV beteuern später, die Unterlagen seien bei ihnen zu spät eingetroffen. Im deutschen Boulevard ist von den «E-Mail-Eseln» aus Bern die Schreibe.
Favres falsches Spiel
Der Meistertrainer 2007: Lucien Favre mit Blerim Dzemaili auf dem Zürcher Helvetiaplatz.
Der Meistertrainer 2007: Lucien Favre mit Blerim Dzemaili auf dem Zürcher Helvetiaplatz.
Foto: Eddy Risch (Keystone)
2007, Meisterfeier des FCZ: Bickel und Lucien Favre stehen auf einem Lastwagenanhänger, die Fahrt geht durch die Stadt, rundherum Tausende Fans. Bickels Handy klingelt, es ist ein deutscher Journalist. Wie er den neuen Trainer der Hertha beschreibe, will er von Bickel wissen.
Favre wird seit Monaten mit einem Wechsel nach Berlin in Verbindung gebracht. Das Gerücht nervt den FCZ-Sportchef allmählich, er sagt dem Journalisten, er könne Favre ja gleich selber fragen, dieser stehe neben ihm. Der Romand ruft ins Telefon: «April, April!»
«Jetzt glaubst du den Seich auch noch.»
Ancillo Canepa zu Rainer Maria Salzgeber
Tage später findet in Bern die Nacht des Schweizer Fussballs statt. Favre sagt ab, er sei erschöpft und früher in die Ferien gereist. Während der Fahrt nach Bern ruft erneut ein deutscher Journalist an, Bickel und Canepa, der mit im Auto sitzt, beschleicht spätestens jetzt ein schlechtes Gefühl. Das Gerücht hält sich hartnäckig, zudem hat Favre seine Wohnung gekündigt. Doch der Trainer beteuert unermüdlich, dass die Geschichte nicht stimme. Als Favre in Bern zum Trainer des Jahres gewählt wird und Moderator Rainer Maria Salzgeber sagt, Favre sei leider nicht da, er weile wohl schon in Berlin, hört man Canepa durch den Saal rufen: «Jetzt glaubst du den Seich auch noch.»
Kurz darauf reist Bickel in die Ferien nach Italien. Am Abend legt er im Hotel das Handy weg, er freut sich: ein paar Tage durchschnaufen, gut essen, ausschlafen. Am nächsten Morgen piepst sein Handy ununterbrochen. Eine der ersten Nachrichten ist von Favre, der ihm schreibt, er mache von der Ausstiegsklausel Gebrauch und unterschreibe bei der Hertha.