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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 13.01.21 @ 20:59

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Hat jemand ein ZSZ-Abo?

https://www.zsz.ch/wir-wurden-fuer-eini ... 5995989221


«Wir wurden für einige Tage unter Polizeischutz gestellt»

Ancillo und Heliane Canepa stehen dem FC Zürich vor. Im Gespräch verraten sie, warum sie im Pensionsalter noch im Fussball tätig sind und warum sie die Trainings des FC Wädenswil nur aus der Ferne verfolgen.
Pascal Jäggi

Sie führen gemeinsam den FC Zürich. Wie gross waren die Auswirkungen von Corona auf den Profifussballverein?

Ancillo Canepa: Wir waren im Schweizer Profifussball die ersten Corona-Geschädigten und mussten mitten in der Saison in Quarantäne. Danach kamen wir nicht mehr richtig zurück und verpassten unsere Ziele. Auch wirtschaftlich haben der Lockdown und der Zuschauerausschluss grossen Schaden verursacht. Wesentliche Einnahmen sind weggefallen.
Heliane Canepa: Du warst ja auch positiv und musstest dich in Isolation begeben.
Ancillo Canepa: Ja, ich fuhr mit dem Team im Mannschaftsbus nach Neuenburg. Danach wurden einige Spieler und Mitarbeiter positiv getestet. Auch ich, wobei ich keinerlei Symptome hatte.

Wie erleben Sie die menschenleeren Stadien?

Heliane Canepa: Die Gesänge der Fans fehlen mir. Es ist schon sehr ruhig und stimmungslos. Unabhängig vom Fussball bin ich aber froh, dass jetzt wenigstens diese Begrüssungsküsserei wegfällt.
Ancillo Canepa: Positiv ist, dass die leeren Stadien keinen Einfluss auf die Qualität der Spiele haben und diese immerhin im Fernsehen übertragen werden. Aber für die Fans ist es furchtbar. Sie können ihren Club nicht vor Ort unterstützen. Trotzdem verhalten sie sich toll. Niemand wollte letzte Saison sein Geld zurück. Und obwohl unklar war, wann sie wieder ins Stadion dürfen, haben 3000 Fans Saisontickets gekauft.

In der öffentlichen Wahrnehmung haben Fussballfans ein schlechtes Image. Sie sehen das anders?

Ancillo Canepa: Das negative Bild ist oft ein mediales Thema. 99,9 Prozent der Fans verhalten sich korrekt. Wir haben deshalb in aller Regel ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Fans. Es ist unglaublich, was viele auf sich nehmen. Sie fahren beispielsweise über 20 Stunden mit dem Bus nach Bulgarien, nach Rumänien oder nach Weissrussland, nur um den FCZ unterstützen zu können. Wir bekommen auch häufig Komplimente von Polizeikorps aus anderen Städten wegen des fairen Verhaltens unserer Fans.
Heliane Canepa: Auch die Fans der Südkurve sind Teil der FCZ-Familie, besonders sie. Seit Jahren haben wir im Stadion kein Gewaltproblem mehr gehabt.

Herr Canepa, Sie standen einmal selber in der Kurve, nachdem FCZ-Fans Basel-Spieler mit Gegenständen beworfen hatten. Wie war das für Sie?

Ich wollte die Situation beruhigen und verhindern, dass die Sicherheitsleute in Basel physisch intervenieren. Dass ich gefilmt würde war mir nicht bewusst. Vor allem, weil ich beim Ausgleich spontan mit den Fans mitgejubelt hatte. Das hat bis nach Argentinien Wellen geschlagen. In den Zeitungen dort hiess es, es wäre unmöglich, dass ein Präsident in die Fankurve steht. Hier geht das zum Glück.

In dieser Zeitung wird über die FCZ-Anhänger vor allem in Zusammenhang mit illegalen Graffiti und Klebern geschrieben, die in der Region angebracht werden. Wie stehen Sie dazu?

Ancillo Canepa: Sachbeschädigungen lehnen wir strikte ab. Das habe ich auch schon mehrfach im Editorial unseres Matchprogramms geschrieben und den Vertretern der Kurve mitgeteilt. Graffiti könnten durchaus künstlerisch wertvoll sein, aber sie dürfen nur dort gesprayt werden, wo es bewilligt wird. Nie und nimmer an Hauswänden. Mir wurde übrigens schon vorgeworfen, dass in Wädenswil mehr FCZ-Bekundungen aufgetaucht sind, seit wir hier wohnen. Ich bezweifle, dass es einen solchen Zusammenhang gibt.

Den meisten Fussballclubs steht ein alleiniger Präsident vor. Wie ist es, als Ehepaar einen Club zu leiten?

Heliane Canepa: Das schweisst zusammen. Es ist unser gemeinsames Interesse, und wir setzen praktisch 100 Prozent unserer Zeit dafür ein. Wir sind jetzt seit 47 Jahren zusammen und haben zusätzlich etwas, was wir gemeinsam betreiben können.
Ancillo Canepa: Wir haben immer Gesprächsstoff. Ganz spannungsfrei verläuft das nicht jedes Mal. Kein Wunder, wir sind bildlich gesprochen 7-mal 24 Stunden mit Fussball beschäftigt. Der FCZ ist notabene ein KMU. Ohne Engagement und Professionalität kann man eine solche Organisation nicht führen. Ich bin extrem froh, dass Heliane seit acht Jahren auch operativ involviert ist. So müssen wir uns auch nicht die Frage stellen, was wir tun sollen, wenn wir pensioniert wären.
Heliane Canepa: In einigen Situationen hilft es auch, dass ich eine Frau bin. Fussball ist immer noch eine Männerwelt. Wenn wir mit jungen Spielern zu tun haben, sind Mütter oft froh, wenn ich bei den Verhandlungen dabei bin.

Sie beide haben erfolgreiche Karrieren in der Wirtschaft hinter sich und könnten sich zurücklehnen. Fussball ist ein stressiges Geschäft. Wieso tun Sie sich das an?

Heliane Canepa: Als der FCZ 2016 abgestiegen war, wurde uns im Letzigrund geraten, uns in Sicherheit begeben, weil vermummte Fans versuchten, zu den Garderoben vorzudringen. Zwei Fernsehleute waren im selben Raum, die haben uns damals genau dieselbe Frage gestellt.
Ancillo Canepa: Damals wurden wir tatsächlich für einige Tage unter Polizeischutz gestellt. Gebraucht haben wir den aber nicht, die Lage hat sich schnell wieder beruhigt. Ich selber bin schon seit den 1960er-Jahren Fan des FCZ. Als mich mein Vorgänger Sven Hotz 2005 anfragte, musste ich mich mit 53 zwischen einem weiteren Schritt in der Privatwirtschaft und dem FCZ entscheiden.
Heliane Canepa: Für mich war es logisch, dass sich Ancillo für den FCZ entscheidet, es war die Gelegenheit, sein Hobby zum Beruf zu machen. Dass wir uns das immer noch «antun», liegt daran, dass der FCZ für uns eine Herzensangelegenheit ist. Der Club ist ein Traditionsverein, der ein grosses Engagement verdient.

Man hört, Sie investieren viel von Ihrem eigenen Geld in den FCZ. Ist Fussball in der Schweiz ein Verlustgeschäft?

Ancillo Canepa: Als wir einstiegen, hoffte ich, dass wir die Rechnung ausgeglichen gestalten können. In den ersten paar Jahren – dank den Einnahmen aus der Champions und Europa League sowie Transfers – haben wir das einigermassen geschafft. Danach fehlte der grosse sportliche Erfolg. 2013 wäre der FCZ wohl in Konkurs gegangen, wenn wir den Club nicht saniert hätten. Ohne sportlichen Erfolg oder Transfereinnahmen ist das jährliche strukturelle Defizit von rund 5 Millionen Franken nicht kompensierbar. Das ist und bleibt die grosse Herausforderung.

Eine ganz andere Frage: Sie wohnen seit Jahrzehnten im Bezirk Horgen, zuerst in Rüschlikon, seit ein paar Jahren in Wädenswil. Wieso sind Sie damals umgezogen?

Ancillo Canepa: Wir wohnten über 30 Jahre in Rüschlikon. Dann kam der Wunsch auf, selber ein Haus nach eigenen Vorstellungen zu bauen. Wir wollten auch mehr Umschwung für unsere Hunde. In Wädenswil haben wir ein entsprechendes Grundstück gefunden. Was uns an Wädenswil gefällt, ist die Kombination aus ländlicher und städtischer Atmosphäre. Als gebürtiger Richterswiler war der Umzug für mich auch eine Art «Coming home».

Sieht man Sie in der Beichlen auf der Suche nach Nachwuchstalenten des FC Wädenswil?

Das würde ich gern tun. Ich habe aber in Rüschlikon die Erfahrung gemacht, dass meine Anwesenheit jeweils zu einer gewissen Unruhe führt. Die Trainings der Junioren mussten unterbrochen werden, wenn die Spieler mich sahen. (lacht) Jetzt bleibe ich bei meinen Spaziergängen mit den Hunden lieber auf einem Hügel oberhalb der Beichlen im Hintergrund und schaue von weitem zu.

Frau Canepa, Sie sind bekannt wegen Ihrer roten Haare. Was müsste passieren, dass Sie diese in den Farben des FCZ färben?

Das wird nicht passieren. Ich glaube, wir würden vielleicht unsere Hunde Kooki und Chilla einfärben. Sie hätten nichts dagegen, sie sind beide grosse FCZ-Fans und auch die Lieblinge unserer Spieler.
Ancillo Canepa: Und ich muss dich ja in den Läden von weitem erkennen können. Blau färben geht gar nicht.

Herr Canepa, stimmt es eigentlich, dass wir Ihren Nachnamen falsch aussprechen?

Ja, theoretisch ist das so. Im Tessin hat mich ein Postbeamter sogar mal aufgeregt korrigiert, als ich ein Paket für Canepa abholen wollte. Man betone das erste a, nicht das p. Ich betone das ebenfalls falsch, aber schliesslich bin ich ja auch Deutschschweizer. Also no problem.

Zum Schluss eine Fussballfrage: Wer sind Ihre Lieblingsspieler?

Heliane Canepa: Zlatan Ibrahimovic. Er ist nicht nur ein hervorragender Spieler, sondern hat auch eine sehr spannende Biografie.Ancillo Canepa: Für mich bleibt das Yassine Chikhaoui, der Ex-FCZ-Superstar. Ich sehe ihn vom Potenzial her auf einer Stufe mit Messi und Ronaldo. Ohne seine vielen Verletzungen hätte er eine Weltkarriere machen können.


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Zu den Personen

Ancillo Canepa ist 1953 in Richterswil geboren. Er ist in Richterswil und Rüti aufgewachsen. Seine Frau Heliane, mit der er seit 1973 verheiratet ist, lernte der ausgebildete Betriebsökonom und Wirtschaftsprüfer bei der Arbeit in Rüti kennen. Von 1976 bis 2006 war Canepa für die Unternehmensberatung Ernst & Young tätig. Seit 2006 ist er Präsident des FC Zürich. In der Ära Canepa wurde der FCZ dreimal Schweizer Meister und holte dreimal den Schweizer Cup. Heliane Canepa ist 1948 im vorarlbergischen Dornbirn geboren. Bekannt wurde sie als CEO des börsenkotierten Zahnimplantatherstellers Nobel Biocare, für den sie von 2001 bis 2007 tätig war. Sie wurde mehrfach zur Schweizer Unternehmerin des Jahres gewählt. Seit 2012 ist Heliane Canepa Delegierte des Verwaltungsrats des FC Zürich. Die Canepas wohnen mit ihren Hunden Kooki und Chilla in Wädenswil.
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tato
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Re: Medien

Beitragvon tato » 13.01.21 @ 22:18

'ZSZ' hat geschrieben:
Zu den Hunden

Die Canepas wohnen mit ihren Hunden Kooki und Chilla in Wädenswil.

Schreibt sich Chilla wirklich so??

Ich tippe eher auf Cilla ;-))
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Yekini_RIP
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Re: Medien

Beitragvon Yekini_RIP » 14.01.21 @ 18:22

Hier erklärt FCZ-Boss Canepa, weshalb man Ex-GC-Star Tarashaj verpflichtet hat, zudem redet er über sein Verhältnis zur GC-Führung, Drmic, Dzemaili und die Jungen

Ancillo Canepa, hat der FCZ seine Strategie geändert?

Ancillo Canepa: Nein, weshalb meinen Sie?


Es scheint, als würde der FCZ nicht mehr auf Junge setzen. Der junge Henri Koide wird ausgeliehen, dafür wurden Blerim Dzemaili und Shani Tarashaj verpflichtet.

Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Für uns ist wichtig, dass die jungen Spieler regelmässige Spielpraxis erhalten. Deshalb ist die Ausleihe in die Challenge League eine Etappe der Laufbahnplanung. Auch die Verpflichtung von Blerim und unsere Unterstützung für Shani können nicht miteinander verglichen werden.


Aber das Risiko, welches Sie eingehen, ist doch relativ gross. Beide haben sehr lange nicht mehr gespielt.

Blerim war schon lange auf unserer Wunschliste. Dass es jetzt geklappt hat, freut uns alle. Und ja, er braucht sicherlich noch etwas Zeit, bis er wieder in Topform ist. Er ist bereits auf gutem Weg dazu. Allein schon seine Präsenz hat sich beim Testspiel gegen Luzern positiv ausgewirkt. Die Situation bei Shani ist anders.


Wie meinen Sie das?

Shani haben wir noch nicht für die erste Mannschaft verpflichtet. Wir geben ihm die Möglichkeit, wieder den Anschluss an den Profifussball zu finden. Er trainiert seit Dienstag mit der U21. Aus versicherungstechnischen Gründen mussten wir einen Spielervertrag abschliessen. Shani übernimmt übrigens einen grossen Teil der Kosten selber. Ob es zu einer definitiven Verpflichtung kommen wird, ist im Moment völlig offen.


Für Dzemailis Rückholaktion werden Sie von den Fans gefeiert. Für Tarashajs Verpflichtung, gelinde gesagt, eher nicht. Warum holen Sie eine ehemalige GC-Identifikationsfigur?

Wir sind uns bewusst, dass er sich bei unseren Derbys «suboptimal» verhalten hat. Aber Hand auf’s Herz: Haben wir uns vom FCZ auch immer korrekt verhalten? Wie dem auch sei, jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. In unserem Verständnis sind auch ehemalige GC-Spieler Menschen. Ausserdem haben wir im Gespräch mit ihm feststellen können, dass er sich auch persönlich weiter entwickelt hat. Deshalb haben wir uns entschlossen, ihn in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.


Vor kurzem sind auch zwei Top-Talente von GC «übergelaufen». Wollen Sie sich noch weiter bei den Hoppers bedienen?
Überhaupt nicht. Es war der ausdrückliche Wunsch der beiden Spieler, zum FCZ zu wechseln. Ausserdem waren die beiden Spieler bei GC suspendiert.

Früher waren Wechsel «über die Gleise» zum Stadtrivalen verpönt. Mittlerweile scheint es nur noch die eingefleischten Fans zu stören. Hat die Rivalität abgenommen?
Solche Wechsel hat es immer wieder gegeben. Man sollte dies etwas gelassener sehen. Hinter jedem Wechsel steckt ein Geschichte, die nicht öffentlich gemacht wird.

Wären Sie Fussballer, würden Sie vom FCZ zu GC wechseln? Oder umgekehrt?
Ich war über 30 Jahre bei Ernst & Young. Ich habe während dieser Zeit viele sehr lukrative Angebote, auch von unserer Konkurrenz, erhalten. Ich bin aber bei EY geblieben. Beantwortet dies Ihre Frage?

Früher hatten Sie selbst teilweise sehr guten Kontakt zur GC-Führung. Wie sieht es heute aus?
Das stimmt. Mit den Präsidenten und auch der Geschäftsleitung von GC hatte ich in all den Jahren eine sehr kollegiale und vertrauensvolle Beziehung. Vor allem auch mit Stefan Anliker. Vereinzelt bestehen Kontakte, auch im Zusammenhang mit dem neuen Stadion.

Haben Sie sich mit Sky Sun schon ausgetauscht?
Nein.

Vermissen Sie die Derbys eigentlich?
Wer nicht?

Sind die Transferaktivitäten nach Dzemaili und Tarashaj nun abgeschlossen?
Die Kaderplanung ist ein rollender Prozess und noch nicht abgeschlossen.

Holen Sie nun auch Josip Drmic? Er bräuchte ebenfalls dringend Spielpraxis.
Kurzfristig ist dies kein Thema. Aber mittelfristig ist vieles möglich.

Was trauen Sie Ihrer Mannschaft zu?
Viel.

Bis auf YB liegen alle sehr eng beieinander. Was liegt drin?
Im Moment gibt es einen klaren Meisterschaftsfavoriten und mindestens acht Vereine, die einen Europacup-Platz erreichen wollen.
Ich bin Yekini...angemeldet eigentlich 2002...dann gehackt worden ca. 2014...jetzt wieder auferstanden als Yekini_RIP

Metti, RoMario, Duo Infernale, Züri Fans uf ewig...

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Porto
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Re: Medien

Beitragvon Porto » 14.01.21 @ 20:13

Merci vielmal, spannender Blick hinter die Kulissen.
Ich schätze Canepas Zugänglichkeit sehr.

schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 17.01.21 @ 8:49

Kann jemand den NZZ am Sonntag Artikel über Rizzo hier veröffentlichen? Vielen Dank!
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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MetalZH
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Re: Medien

Beitragvon MetalZH » 17.01.21 @ 9:58

schwizermeischterfcz hat geschrieben:Kann jemand den NZZ am Sonntag Artikel über Rizzo hier veröffentlichen? Vielen Dank!


Der FCZ-Trainer war früher Sekretär. Er sagt: «Ich bin mit Spielern aufs Steueramt gegangen, habe Wohnungen für sie gesucht»

Massimo Rizzo war allerlei im FC Zürich: Bürokraft, Spieler, Assistent. Jetzt ist er der Coach, der durch Zurückhaltung auffällt.
Stephan Ramming, Christine Steffen

NZZ am Sonntag: Massimo Rizzo, als Sie ein Bub waren: Warum wollten Sie zum FCZ?

Massimo Rizzo: Es hat ganz anders angefangen. Mein Vater brachte mich zu GC in ein Probetraining. Aber mir war schon auf dem Weg nicht wohl. Keine Ahnung, warum, aber ich hatte einfach kein gutes Gefühl. Das war 1982, da war ich acht Jahre alt.

Der FCZ war also zweite Wahl.

Am nächsten Tag ging ich zu Fuss in den Letzigrund in ein Probetraining. Es hat mir besser gefallen, ich hatte sofort ein gutes Gefühl, ohne dass ich genau sagen könnte, warum. Es hatte vielleicht mit dem Umfeld, den damaligen Trainern zu tun. Das ist jetzt überhaupt nicht gegen GC gerichtet, ich hab mich beim FCZ einfach gleich wohl gefühlt.

Waren Sie damals Fan eines Klubs?

Nein. Aber ich war als kleiner Bub fussballverrückt. Mit meinem Vater habe ich oft auf dem Rasen hinter dem Aemtler-Schulhaus gespielt, dort im Zürcher Kreis 3 bin ich auch in den Kindergarten gegangen. Bei uns zu Hause lief viel Fussball im Fernsehen. 1982 wurde Italien ja Weltmeister. Das gehört zum Ersten, das ich mitbekommen habe.

Sie waren für Italien?

Natürlich. Das wurde mir in die Wiege gelegt.

Was waren Sie für ein Bub?

Wohl ähnlich wie jetzt: Eher ruhig, eher zurückhaltend, gerne mit den Kollegen auf dem Fussballplatz. Daheim konnte ich laut sein, daran hatte die Mutter nicht immer Freude. Aber kaum war ich weg vom engsten Umfeld, war ich eher still.

Damals gab es noch nicht einmal das Wort Secondo. Haben Sie wahrgenommen, dass Sie ein Italienerbub waren?

Nein. Wir Kinder hatten es sehr gut untereinander. Es gab ein gegenseitiges Vertrauen, ein Miteinander. Wir waren viele Italiener, viele waren Spanier, wir waren gewissermassen in der Überzahl. Was nicht heisst, dass mit den Schweizern keine Freundschaften entstanden wären. Aber wenn ich an die D-Mannschaft im FCZ zurückdenke, erinnere ich mich an einen Griechen, viele Italiener und Spanier und zwei Schweizer.

Ihr Weg bei den FCZ-Junioren verlief glatt, Sie nahmen Stufe für Stufe, aber im Nachwuchs in der U 21 war Schluss. Warum?

Ich hatte Trainer, die mir Selbstvertrauen gaben. Ich ging gerne ins Training, fühlte mich nicht unter Druck, spürte Vertrauen und Wärme. Doch als es Richtung Profi ging, war ich etwas zu wenig fokussiert.

Hatten Sie denn überhaupt den Traum, Fussballprofi zu werden?

Ich habe lange nicht daran gedacht. Ich war einer, der einfach Freude hatte am Fussball. Vor allem in den unteren Kategorien konnte ich meine Qualitäten ausspielen. Meine unbeschwerteste Zeit hatte ich bis zu den C-Junioren. Vielleicht wurde es danach zu ernst für mich. Mein Vertrauen in mich wurde immer weniger.

Erinnern Sie sich an den Moment, in dem Ihnen gesagt wurde, dass es nicht reicht für die erste Mannschaft?

Ich durfte einmal noch mit Köbi Kuhn mitgehen, er trainierte eine Gruppe aus Nachwuchsspielern und aus der ersten Mannschaft. Doch als Walter Iselin 1992 als Trainer zum FC Wettingen in die Nationalliga B ging, nahm er ein paar Spieler vom FCZ mit, darunter auch mich. Direkt gesagt hat niemand, es reiche nicht. Man sagte: «Jetzt gehst du mal in die Nati B, und dann schauen wir weiter.» Doch je länger es ging, desto weniger Vertrauen hatte ich in mich selber.

War das eine Enttäuschung?

Natürlich, es hat eine Weile gedauert, bis ich mich davon erholt hatte. Vieles hatte mit mir selbst zu tun. Dass ich nicht gekämpft habe, dass ich erst später wieder gemerkt habe, was es braucht. Das Selbstvertrauen kam wieder, als ich in der 1. Liga bei YF Juventus war und mich bei Marcel Koller bewarb, der den FC Wil trainierte.

Sie haben sich beworben? Schriftlich?

Ich habe einen Brief geschrieben im Sinn von: «Ich möchte Ihr Kader verstärken.» Zufällig spielten wir im Cup gegen Wil, Koller hat mich da gesehen. Ich durfte zwei Wochen mittrainieren. Im Sommer wurde ich verpflichtet. Ein halbes Jahr später ging Koller zu St. Gallen. Es ist mir wieder das Gleiche passiert: Ich hatte Selbstvertrauen aufgebaut, dann kam der Trainerwechsel. Das war für mich immer, als verlöre ich etwas, auf das ich mich verlassen hatte. Es gab wieder einen Knick, dann habe ich mich gefasst. Das hat mich begleitet.

Sie reden oft von Vertrauen. Es scheint auch heute zentral zu sein in Ihrer Arbeit.

Absolut. Ich funktioniere über Vertrauen. Und ich versuche, es meinen Spielern zu vermitteln, das ist mir wichtig. Vertrauen ist ein grosses Wort: Man muss auch vorsichtig sein damit. Es entsteht in Gesprächen, in Gesten. Das habe ich aus meiner Zeit als Spieler mitgenommen. Ich habe schnell gemerkt, wie wichtig es für einen Spieler ist, wenn ihm der Trainer mit Offenheit und Ehrlichkeit begegnet. Man muss ihnen auch sagen, dass sie nicht im Aufgebot sind. Doch sie sollen immer wissen, woran sie sind.

Wenn man Sie sprechen hört, denkt man an einen anderen Trainer, der auch so arbeitet: Urs Fischer.

Die Arbeit mit ihm hat mich durchaus geprägt. Die ersten Schritte als Trainer durfte ich bei ihm als Assistent machen. Ich habe schnell gemerkt, wie er funktioniert, welchen Umgang er mit den Spielern hat, wie viel er mit ihnen kommuniziert. Aber er war immer klar in seinen Anweisungen. Danach war ich bei Urs Meier Assistent, dort ging es in eine ähnliche Richtung.

Was haben Sie von Urs Fischer sonst noch mitgenommen?

Urs Fischer war eine FCZ-Persönlichkeit. Er wusste genau, dass er Trainer werden will. Ich bin eher reingerutscht, anfangs konnte ich mir gar nicht vorstellen, was mein Assistenzjob bedeutet. Urs war damals auch Verteidigertrainer, die gute Organisation, die Disziplin – das sind Dinge, die ich von ihm mitgenommen habe. Vor allem aber, was es eigentlich bedeutet, Trainer zu sein.

Was bedeutet es denn?

Ich dachte, ich komme zu Urs Fischer, er sagt, was läuft, und ich setze Hütchen. Doch bald sagte er mir: «Morgen mache ich die eine Übung, und du machst die andere.» Als wir am nächsten Tag zum Platz gingen, fragte er mich, ob ich alles vorbereitet habe. Hatte ich natürlich nicht. Er sagte: «Du musst die Übung machen, nicht ich.» Er hat mir gezeigt, was Trainersein umfasst, woran ein Trainer alles denken muss. Einmal durfte ich in einem Trainingsspiel coachen. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und musste schwimmen, ich war nervös. Bei Urs Meier ging es weiter, mit der Zeit wurde es leichter.

Wann dachten Sie erstmals: Doch, Trainer, das ist es, das verfolge ich jetzt.

2010 hatte ich die Gelegenheit in der 2. Liga bei United Zürich als Trainer einzusteigen. Dort hatte ich einen Sportchef, der mich sehr unterstützt hat und mir bald gesagt hat: Trainer könnte etwas sein für dich. Ich dachte damals eher, dass ich Sportchef werden will. Zuletzt war ich im FCZ Assistent von Fredy Bickel gewesen. Dort war ich auch reingerutscht. Auch wenn ich noch nicht wusste, wohin mein Weg führt, habe ich unter Bickel wertvolle Erfahrungen sammeln können, die mir als Trainer zugutekommen.

Sie haben neben dem Fussballspielen immer gearbeitet. Wieso taten Sie das? Und warum ausgerechnet auf dem Sekretariat des FCZ?

Entstanden ist das durch Raimondo Ponte. Ich hatte nach der RS keinen Job, spielte bei Baden, Ponte war Manager in Zürich und hat mich gefragt, ob das Sekretariat etwas für mich mit der KV-Ausbildung sein könnte. Es war wieder das Gleiche: reingerutscht. Ich dachte: Warum nicht? Dahinter stand ein wenig auch die Hoffnung, dass es doch noch in die erste Mannschaft des FCZ reicht, mit dem Bürojob hatte ich ein Bein im Verein.

Viel Einblick in langer Zeit: Kein Trainer war so gut auf den Job im FCZ vorbereitet wie Sie.

Das kann man so sehen, und es war vielleicht ein Vorteil. Ich konnte in die Buchhaltung reinschauen, das Ticketing, in die Administration, überall. Ich bin mit Spielern aufs Steueramt gegangen, habe Wohnungen für sie gesucht. Ich war Assistent-Sportchef und später Teammanager.

Und Sie haben dem Bürolehrling Blerim Dzemaili auf die Finger geklopft.

Das musste ich nicht gross. Für Blerim war ohnehin schnell klar, dass er Fussballprofi werden will. Danach kamen noch andere, die die Lehre auf der Geschäftsstelle machten: Innocent Emeghara, Oliver Buff, Philipp Koch, Admir Mehmedi, Marco Schönbächler.

Was war der FCZ damals, als Sie in Ihrem Büro im alten Letzigrund sassen?

Heute ist alles grösser, mit dem Erfolg kam das Museum, die Geschäftsstelle. Ich war immer ein Teil des Ganzen, aber irgendwann musste ich mich fragen, in welche Richtung ich gehen will. In der Phase, in der ich dachte, ich werde Sportchef, empfahl mir der damalige FCZ-Sportchef Fredy Bickel, das A-Diplom als Trainer zu machen, damit ich den Trainern auf Augenhöhe begegnen kann. Dort merkte ich, dass mir noch einiges fehlte und andere in diesem Kurs schon mehr Erfahrung hatten. Gerardo Seoane oder Raphael Wicky waren in diesem Jahrgang.

Sie wollten Sportchef werden, und auf dem Weg nahmen Sie die Abzweigung zum Trainer?

Ja, vielleicht war das so. Ernsthaft Gedanken machte ich mir, als ich Co-Trainer von Urs Meier war. Er schenkte mir grosses Vertrauen, zudem erhielt ich gute Rückmeldungen von erfahrenen Spielern wie Yassine Chikhaoui oder Davide Chiumiento. Damals spürte ich, dass Trainer ein Weg sein könnte.

Im Oktober wurden Sie Cheftrainer, damals ad interim. Was sagten Sie, als Sie zum ersten Mal vor die Mannschaft traten?

Ich sprach von Vertrauen, von Zusammenhalt, dass es nur miteinander geht. Ich redete viel individuell mit den Spielern und mit dem Spielerrat. Ich sprang ins Wasser und begann zu schwimmen – aber im Wissen, dass ich bereit war. Ich habe neben der Trainerausbildung auch viel gelesen, die Bücher von Pep Guardiola, Carlo Ancelotti oder Jürgen Klopp zum Beispiel. Ich arbeitete auch mit einem Coach zusammen. Ich wusste: Ich bin bereit, ich will performen.

Nach den ersten elf Partien sah man, es funktioniert auf dem Platz. Neben dem Platz gaben Sie nichts preis, Sie wirkten meist wie ein Schluck Mineralwasser. Sie haben die Journalisten einmal gefragt, ob Sie wieder eine langweilige Antwort geben sollen.

Stimmt, das habe ich gesagt. War das schlecht?

Im Gegenteil. In dem Moment war es grossartig. Aber es geht ja auch um Unterhaltung.

Ich hoffe schon, dass der FCZ genug Unterhaltung liefert. Meine Art ist eher zurückhaltend, ich war wie gesagt schon als Kind so. Aber ich kann auch laut werden. Vor allem bin ich fokussiert. Ich versuche, ruhig zu sein und diese Ruhe auch auf die Mannschaft zu übertragen. Hektik hilft selten, als Spieler mochte ich das überhaupt nicht.

Die Frage ist: Was ist Ihre Spielidee?

Ich werde auch künftig situationsbedingt handeln und entscheiden. Vielleicht gibt es mal mehr, mal weniger Fussball, je nach dem. Ich glaube, dass ich von dem ausgehen muss, was an Qualität und individuellen Fähigkeiten vorhanden ist. Daraus möchte ich etwas entwickeln in Richtung einer spezifischen Spielidee. Am liebsten hätte ich natürlich eine Mannschaft, die alles kann: perfekt von hinten herausspielen, gut umschalten, hohes Pressing spielen mit viel Ballbesitz.



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Rizzo ist fast 40 Jahre im FCZ: Mit vielen bestimmenden Personen der letzten Jahrzehnte hat er gearbeitet

Köbi Kuhn
Zwischen 1979 und 1995 hatte Kuhn verschiedene Funktionen im FCZ. Er war Sportchef, Juniorenobmann, technischer Leiter der Juniorenabteilung, Nachwuchstrainer, und er sprang interimsmässig als Chefcoach ein. Rizzo trainierte als Junior in einer Gruppe, die der spätere Nationaltrainer leitete; in die erste Mannschaft schaffte er es jedoch nicht.

Sven Hotz
Als Rizzo 1995 im FCZ mit einem 50-Prozent-Pensum auf der Geschäftsstelle des FCZ anfing, war der Klub noch ganz klassisch organisiert. Er hatte mit dem Immobilienunternehmer Sven Hotz einen Patron, der nicht als grosser Fussballfachmann galt, aber in vielen Jahren konsequenter Erfolglosigkeit die Rechnungen zahlte. Rizzos Büro war im alten Letzigrund über der Stadionbeiz, es erinnerte in seiner Abgelebtheit ein wenig an die Amtsstuben bei Kommissar Derrick. Doch die Wege waren nahe, die Stimmung im Klub familiär.

Raimondo Ponte
Raimondo Ponte war von 1994 bis 2000 Trainer im FCZ, zuvor war er im Verein schon Manager gewesen. Er vermittelte Rizzo die Stelle auf dem Sekretariat. Pontes Abgang nach seiner Entlassung gilt als legendär unrühmlich: Reporter erwischten ihn, wie er aus dem Fenster seines Büros steigen wollte (einen Stock tiefer als Rizzos), um ihren Fragen zu entgehen. «Alles falsch», sagte Ponte spä­ter, er habe diesen Ausgang oft genommen, weil dahinter gleich sein Parkplatz gewesen sei.

Fredy Bickel
Der FCZ-Sportchef war ein grosser Förderer von Rizzo, er schätzt diesen sehr. Bickel sagte in der NZZ, Rizzo habe ihm als Assistent viel geholfen mit seinen Überlegungen zu Spielern und Mannschaft, er sei einer der besten Sparringpartner gewesen, die er je gehabt habe. 2005 gelang es Bickel mit einem Trick, den Trainer Favre zu überlisten: Rizzo rutschte in einem Europa-Cup-Spiel gegen Bröndby erstmals ins Kader der ersten Mannschaft und sass auf der Bank. Zu einem Einsatz kam es nicht, doch es war ein Hauch von grosser Fussballwelt.

Lucien Favre
Mit dem Romand kam der Aufschwung. 2005 wurde der FCZ Cup-Sieger, 2006 und 2007 Meister. Rizzo erlebte die Transformation als Spieler-Doyen der U 21, die er anführte. Die Hoffnung, ins A-Team zu kommen, zerschlug sich unter Favre. Als Sekretär erlebte er die Professionalisierung des Klubs: Der FCZ wurde hip, er bekam ein neues Stadion und mit Ancillo Canepa 2006 einen neuen Präsidenten.

Urs Fischer
Der ehemalige Captain hat Rizzo zu seinem Assistenten gemacht, als er Cheftrainer war, und hat ihn bald in die Verantwortung genommen. Fischer ist laut und Rizzo leise; trotzdem gibt es auch Gemeinsamkeiten in der Art, wie sie ein Team führen. Auch Urs Fischer wurde lange unterschätzt.

https://nzzas.nzz.ch/sport/fcz-trainer- ... ld.1596797
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schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 17.01.21 @ 12:46

Vielen Dank MetalZH! Ich finde es ein sehr gutes Interview von Rizzo mit vielen interessanten Einblicken.
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“


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