Unter dem Motto, bei einem sofortigen Wechsel würde einiges Geld und im Kader ein Platz frei.
Aus der Luzerner Zeitung vom Samstag, 9. Januar 2021:
Die Karriere von Hekuran Kryeziu ist beim FC Zürich ins Stocken geraten. Der bald 28-jährige Schweiz-Kosovare hat starke Konkurrenz im Mittelfeldzentrum bekommen: Nach Ousmane Doumbia im Spätsommer ist jetzt der verlorene Sohn Blerim Dzemaili zum FCZ zurückgekehrt. Kryeziu spielte zuletzt selten 90 Minuten durch. Auch Toni Domgjoni (14 Spiele, 1120 Minuten) ist unter Trainer Massimo Rizzo während der verkürzten Vorrunde weitaus mehr als das frühere FCL-Talent Kryeziu (9 Partien, 368 Minuten) zum Einsatz gekommen.
Wenn nicht noch ein kleines Wunder passiert, wird Kryeziu den FCZ zum Vertragsende im Sommer verlassen – nach drei Jahren, in denen er von Präsident Ancillo Canepa und dessen Frau Heliane fürstlich entlöhnt worden ist. Der Spieler, der 2004 als Elfjähriger vom FC Küssnacht zum grossen FCL wechselte, antwortet auf die Frage nach einer möglichen Rückkehr in die Swisspor-Arena nicht konkret: «Meine Zukunft ist offen.»
Die Luzerner Verantwortlichen um Remo Meyer schliessen eine ablösefreie Rückkehr von Kryeziu ebenfalls nicht kategorisch aus. «Kein Kommentar», teilen sie mit. Das klingt wie bei einem ausgegangenen Liebesfeuer, unter dem aber immer noch eine winzige Glut glimmt.
Ein Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld
Heute kann FCL-Trainer Fabio Celestini nicht nur das FCZ-Comeback von Ex-Nationalspieler Blerim Dzemaili (von Shenzhen FC/China) begutachten, sondern bekommt im Testspiel wohl auch Hekuran Kryeziu zu sehen. Obwohl Marvin Schulz im defensiven Mittelfeld zum Leistungsträger avancierte, fehlt Celestini nach wie vor ein Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Alex Carbonell war für diese Rolle vorgesehen. Doch der technisch starke Spanier macht bis jetzt nicht den Anschein, dass er dem Druck dieser Position gewachsen ist. Am Montag zum Trainingsstart kehrte der 23-Jährige nicht aus dem Urlaub zurück, den er bereits fünf Tage vor den Mitspielern angetreten hatte.
Celestini sagte vor den Medien, dass Carbonell Zeit bekomme, um sich in Spanien individuell auf seine Aufgabe in Luzern vorzubereiten. Wann er zurückkehre, müsse der Spieler selbst entscheiden. Nur sechs Partien hatte der frühere Barça-Junior nach seinem Transfer vom FC Valencia für Luzern absolviert, ehe er auf die Bank musste. Celestini erklärte, dass er von Carbonell nicht entscheidende Tore oder Pässe verlange, er habe lediglich die Bälle von hinten heraus zu verteilen. «Zweifellos eine wichtige Funktion», so der FCL-Coach, «er muss Verantwortung tragen.»
Der viereinhalb Jahre ältere Hekuran Kryeziu hat längst bewiesen, dazu fähig zu sein. Er ist zweikampfstark, ballgewandt und sicher im Passspiel. 131 Partien in der Super League hat er allein für die Innerschweizer bestritten, die erste vor bald zehn Jahren gegen Zürich. Gerardo Seoane wollte um «Heki» herum das Team der neuen Generation aufbauen. Kryeziu war im erfolgreichen Frühling 2018 (17 Spiele, 34 Punkte) dann aber schon mit Ancillo Canepa einig, bevor Seoane mit dem FCL die Saison auf wundersame Weise auf Platz 3 abschloss – und bei YB unterschrieb.
Auch Meyer hatte schon bei Lausanne unterzeichnet
Sportchef Remo Meyer scheint es Hekuran Kryeziu übel genommen zu haben, dass dieser das 26. Saisonspiel nicht mehr absolvieren wollte, weil sich dann sein Vertrag automatisch verlängert hätte und eine Transfersumme fällig geworden wäre. Andererseits sind Geld und Abmachungen Teil des (Profi-)Fussballs. Langgediente FCL-Fans erinnern sich: Vor der Abfahrt zum Trainingslager 2000 beförderte der damalige FCL-Coach Andy Egli den 20-jährigen Verteidiger Remo Meyer aus dem Teambus, weil dieser bereits für die neue Saison einen Vertrag bei Lausanne unterschrieben hatte.
Klar ist, mit den Mitspielern beim FCL hätte Hekuran Kryeziu kein Problem. «Ich habe nach wie vor viele Freunde in der Innerschweiz», sagte er in einem Interview mit unserer Zeitung.
Daniel Wyrsch