So können es alle lesen.
Der neue FCZ-Trainer ist in der Super League mit drei Siegen gestartet, doch viel reden mag er darüber nicht. Am Sonntag tritt er mit seinem Team in Sion an.
von Markus Brütsch - CH Media
«Schüchtern? Spröde? Sorry, das sehe ich anders!», ruft Urs Fischer ins Telefon. «Ich habe seine Interviews gesehen. Er hat alles sachlich auf den Punkt gebracht. Seine Zurückhaltung nun als Schwäche auszulegen, geht gar nicht.»
Seit Massimo Rizzo vor einem Monat Ludovic Magnin ad interim als Cheftrainer des FC Zürich abgelöst hat, ist er trotz den Siegen gegen Vaduz, Basel und Luzern nicht durch Redseligkeit aufgefallen. Er zieht es vor, das Wort seinen Spielern zu überlassen. Captain Yanick Brecher sagt: «Jeder von uns weiss, was er zu tun hat. Massimo gibt uns immer super Matchpläne mit.»
An welchen Stellschrauben er gedreht hat, verrät Rizzo nicht. Seine ergiebigste Aussage: «Wir setzen auf Safety First.» Sonst sagt er Sätze wie: «Ich freue mich über die drei Siege.» Oder: «Wir müssen nach vorne schauen.»
Der Trainer muss selber über seine Floskeln lachen
Rizzo schaut zwar nicht gerade bekümmert drein, wenn er solche Sätze sagt, aber doch immer ziemlich ernst. Einmal aber, er hat gerade erklärt, dass er nur von Spiel zu Spiel denke, blitzt der Schalk in den Augen des 46-Jährigen auf. Es scheint, als müsse er in seinem Innersten selber über seine Floskel lachen.
Wer aber ist dieser Massimo Rizzo nun eigentlich?
An einem Nachmittag im April 2004 sitzt dieser in seinem Büro im Sekretariat des FC Zürich und kümmert sich um Unfallversicherungen von Nachwuchsspielern. Zeit, um über den bevorstehenden Cupfinal gegen GC zu plaudern, findet er dann aber schon. Als Aussenverteidiger des FC Wil steht der damals 30-Jährige vor dem Höhepunkt seiner Karriere und ahnt nicht, dass der Pokal ein paar Tage später nach einem 3:2-Sieg in seinen Händen liegen wird.
Natürlich kommt Rizzo in jenem Gespräch auch auf den FC Zürich zu sprechen, seinen zweiten Arbeitgeber. Als 8-jähriger Knirps hatte er bei diesem das Einmaleins des Fussballs erlernt. «Der FCZ ist meine grosse Jugendliebe», erklärt Rizzo. Er hatte alle Juniorenstufen durchlaufen, am Ende aber den Sprung ins Fanionteam nicht geschafft. «Es wäre schön gewesen, mal eine Chance zu bekommen», sagt Rizzo an seinem Schreibtisch. «Für den FCZ aufzulaufen, war immer mein Traum.»
Doch dieser erfüllt sich nicht. Er spielt für Wettingen, Baden, YF Juventus, Wil, Schaffhausen, die U21 des FCZ und beendet mit 36 Jahren bei United Zürich seine aktive Laufbahn. Neben dem Cupsieg bringt er es auf 67 Spiele in der Super League.
Philippe Montandon ist bei der Cupsensation sein Teamkollege gewesen. «Ich kann mich bestens erinnern. Massimo war ein Mitspieler der prägenden Sorte», sagt Montandon. «Kein Wortführer, aber gesellig und immer aufgestellt. Wir haben viel zusammen gelacht.»
Ist Rizzo vielleicht doch nicht ganz der staubtrockene Typ, wie er vorgibt?
Nach dem Ende seiner Spielerkarriere wird er Assistent von Sportchef Fredy Bickel und beginnt an seiner Trainerlaufbahn zu arbeiten. Im August 2015 wird er anstelle von Urs Meier für sechs Spiele (zwei Siege, ein Unentschieden) Cheftrainer des FCZ, muss dann aber Sami Hyypiä weichen. 2017 übernimmt Rizzo, dessen Sohn aktuell in der U15 spielt, die U18 des Stadtklubs und wird an der Seite von Francesco Gabriele Co-Trainer bei der Schweizer U19-Nati.
Rizzos Rucksack wird voller und voller. Während 97 Spielen hat er im Nachwuchs Urs Fischer assistiert, den heutigen Erfolgstrainer von Union Berlin und noch öfter Urs Meier. Fischer, dessen Kontakt zu Rizzo nie abgerissen ist, sagt: «Massimo ist ein Schaffer wie ich. Wir hatten eine Menge Spass zusammen und viel voneinander profitiert. Und noch einmal: Massimo ist überhaupt nicht schüchtern. Er braucht vielleicht noch ein bisschen Übung vor der Kamera. Doch die Hauptsache ist, dass er authentisch bleibt.»
Kein Schreihals, aber einer, der Präsenz markiert
Urs Meier lobt die «überragende Sozialkompetenz» Rizzos. «Er war immer loyal und solidarisch, hatte aber durchaus eine eigene Meinung. Man ist gut beraten, auf ihn zu hören», sagt Meier. Massimo sei zwar keine Rampensau, doch wenn er mal abschalte, dann könne durchaus die Post abgehen. Daniel Gygax, der die U16 des FCZ trainiert, sagt: «Massimo ist ein hervorragender Trainerkollege, der immer ein offenes Ohr für ein Anliegen hat. Kein Schreihals auf dem Platz, aber einer, der Präsenz markieren kann und seine Spieler mega gut abholt.»
Obwohl seit Einführung der Super League 2003 prominente Namen wie Lucien Favre, Bernard Challandes, Urs Fischer, Rolf Fringer, Sami Hyypiä, Uli Forte und Ludovic Magnin den FCZ trainiert haben, hat keiner einen Start wie Rizzo mit drei Siegen hingekriegt. Präsident Ancillo Canepa spricht zwar wohlwollend davon, dass der Trainer erkannt habe, dass es nicht der Moment für Schönspielerei sei, hat seinem Angestellten vorerst aber nur eine Jobgarantie bis Weihnachten gegeben.
Ist er etwa zu schüchtern? «Nein, es ist doch wohltuend, dass es im Fussballbusiness noch Leute gibt, die erst liefern und dann lafern», hat Canepa im «SonntagsBlick» erklärt und durchblicken lassen, dass Rizzo das Rennen gegen ursprünglich 75 Mitbewerber machen werde.
Dann wäre dessen Traum doch noch wahr geworden. Zwar nicht, ein Spieler des FCZ zu sein, aber Trainer der ersten Mannschaft zu werden, ist auch nicht ohne. Gygax sagt: «Massimo ist genau der Mann, den der FCZ jetzt braucht.» Rizzo, der am Sonntag mit dem FCZ in Sion antritt, sagt: «Ich habe schon Ambitionen, das ist klar.»