Erfolgreicher FCZ: Mit dem Herz und der Ernsthaftigkeit des Massimo Rizzo
Der FC Zürich gewinnt unter seinem Interimstrainer auch gegen Basel – Marchesano gelingt das Siegtor zum 1:0.
Thomas Schifferle
Wenn es etwas zu feiern gibt, ist FCZ-Präsident Ancillo Canepa gerne weit vorne. Und ein Sieg gegen Basel ist allemal ein besonderer Anlass für ihn. Als Erstem gibt er das Massimo Rizzo zu spüren, als er ihm nach dem Schlusspfiff um den Hals fällt.
Rizzo ist seit zwei Spielen der Cheftrainer ad interim, das erste gewann er vor zwölf Tagen in Vaduz 4:1, das zweite endet dank des Tores von Antonio Marchesano mit einem 1:0 gegen den FC Basel. Es ist ein Prestigesieg und späte Genugtuung für die beiden 0:4, die der FCZ gegen den FCB in diesem Jahr schlucken musste.
Jeder Erfolg kann Rizzo nur helfen, der definitive Nachfolger von Ludovic Magnin zu werden. «Wir stehen überhaupt nicht unter Druck», sagt Canepa zur Trainerfrage in die SRF-Kamera, «Massimo hat seine Chance.»
Spektakel ist nicht gefragt
Als Rizzo mit dieser Aussage konfrontiert wird, entgegnet er: «Ich konzentriere mich aufs nächste Spiel.» Das ist nach kurzer Zeit sein Lieblingssatz geworden. Darum hätte man eine Million wetten können, dass er so antwortet. «Ich bin halt langweilig», sagt Rizzo und lächelt verschmitzt. So viel an Gefühlen soll dann doch sein.
Es ist nun nicht so, dass der FCZ unter Rizzo gleich ein Spektakel abfeuert, «das kommt mit dem Selbstvertrauen», glaubt Goalie Yanick Brecher. Aber Spektakel ist im Moment viel weniger gefragt als neue Ernsthaftigkeit und vor allem Punkte, die Ruhe bringen. Dass der FCZ vom Krisenteam zu einer solide und stabil auftretenden Gruppe geworden ist, hat viel mit Rizzo zu tun, mit seinen vorerst nüchternen Ansichten von Fussball.
Schnörkellos gegen harmlos
Sein System ist ein 4-4-2, das gibt der Mannschaft Halt. Er verlangt defensives Denken und Arbeiten, schon von den Sturmspitzen Ceesay und Marchesano. Die zwei Viererketten stehen stabil auf dem Platz, am liebsten dicht vor dem eigenen Strafraum. Die beiden Aussenläufer Kololli und Tosin, die so gerne Stürmer wären, sind brave Assistenten der Aussenverteidiger, im Abwehrzentrum wird schnörkellos gearbeitet.
Der Ertrag ist offensichtlich. Die Basler, spielerisch völlig uninspiriert, körperlich ohne Wucht und laut Trainer Ciriaco Sforza mit müden Beinen, bringen bis zur 94. Minute gerade zwei belanglose Schüsse zustande. Die sind nur deshalb erwähnt, um die Hilflosigkeit ihrer Offensive abzubilden. Erst bei einem Kopfball von Tushi wird es wirklich gefährlich, doch auch der Ball fliegt neben das Tor. Brecher hat einen ruhigen Abend.
«Die Mentalität ist super.»
Er redet von einem Arbeitssieg, und genau das ist es, weil sich keiner für etwas zu schade ist. Er berichtet von einer «ganz anderen Einstellung im Training» und von «einem Ruck», der durch die Mannschaft gegangen sei. «Die Mentalität ist super», sagt er auch. Kann sich jetzt jeder fragen, was das alles mit dem alten und dem aktuellen Trainer zu tun hat und mit der Professionalität der Spieler.
Marchesanos Schulter
«Ich will nicht von Massimo oder von Ludovic reden», hält Antonio Marchesano zum Thema fest. Dieser Diskussion verweigert er sich, was und warum unter Magnin alles schiefgelaufen war. Lieber möchte er von einer sehr guten Leistung der Mannschaft reden. Gut, das ist nun auch gleich übertrieben, aber die Aussage steht für die Erleichterung eines Sieges.
Ceesay hat in der ersten Halbzeit drei gute bis sehr gute Möglichkeiten, er scheitert abwechselnd an Goalie Nikolic und Cömert. Die zweite Halbzeit beginnt mit einem weiten Pass von Sobiech auf Ceesay, der schwache Van der Werff verteidigt schwach gegen Ceesay, dessen Flanke findet Marchesano, und am Ende liegt der Ball im Tor. Was aus der Ferne nach Kopfball aussieht, ist mehr ein Schultertreffer. Zählen tut auch der.
Tagi: "Bleibt noch eine Frage: Wer wird Meister?" Alain Nef: "Das kann ich nicht beantworten."
Tagi: "Geht Ihre Tendenz nicht auch in Richtung Basel?" Alain Nef: "2006 meinte ich das auch. Und dann kam es anders."