Tagi, 3.10., Christian Zürcher
FCZ-Debakel in Lausanne
Eine einzige Vermisstmeldung
Der FC Zürich steckt schon wieder in der Krise. Mit einem desolaten Auftritt verliert er gegen Aufsteiger Lausanne 0:4.
Nach 26 Minuten schreit Ludovic Magnin eine Vermisstmeldung auf den Platz. «Mentalität, Mentalität», ruft er. Die Sache mit der Mentalität im Fussball ist die, dass sie alles bedeuten kann. Einsatz etwa, oder Kampfgeist, Wille, Widerstandskraft, Mut auch und eine gewisse Boshaftigkeit. Beim FCZ ist die Deutung in diesen Minuten etwas einfacher. Ihm fehlt schlicht alles. Es muss Magnin ärgern. Besonders ihn. Seine Fussballer verweigern sich gerade ziemlich allem, was ihren Trainer einmal als Spieler ausgezeichnet hat. Der FCZ ist mau, blass, schlecht. Und Magnin kann es nicht ändern.
Die Zürcher kommen in der ersten Halbzeit kaum aus der eigenen Hälfte, sie bringen es nicht über 25 Prozent Ballbesitz – und sie agieren ohne defensives Gewissen. Wie beim ersten Gegentor. Nach einem Eckball des FCZ darf Lausanne kontern. Die Waadtländer werden von den Zürchern in den eigenen Strafraum begleitet, am Ende darf Aldin Turkes unbedrängt einschiessen.
Magnins Aufruf zu mehr Mentalität verpufft – ohnehin ist der Verweis auf diese Mentalität immer auch ein Indiz dafür, dass man für die wahre Problemlösung nicht die richtigen Worte findet. Magnin versucht es dann mit einem anderen Kniff. Er wechselt den 18-Jährigen Silvan Wallner nach 31 Minuten aus. Doch auch das bewirkt wenig, seine Spieler sind immun gegen die Impulse ihres Trainers. Das zeigt die Szene vor dem 0:2. Die Mentalität, mit der Schönbächler in den Zweikampf gegen Cameron Puertas geht, ist schwer beschreibbar. Es sieht fast schon bemitleidenswert aus, mit wie wenig Kraft und Überzeugung er Puertas vom Ball trennen will. Dieser schüttelt ihn ab und schiesst aus 25 Metern. Der Ball zieht einem Strich gleich in die hohe Torecke. Was für ein Treffer.
Und wieder einmal herrscht Krise beim FCZ
Magnin ist nach dem Spiel sauer: «Das war ein kollektives Versagen heute. Es gibt nix Positives, unser Auftritt hatte nichts mit Super League zu tun.»
Es ist also so gekommen, wie man es befürchten musste. Der FCZ macht so weiter, wie er letzte Saison aufgehört hat. Er verteidigt schlecht und kassiert viele Tore. Er sieht desolat aus und gewinnt kaum Punkte. Magnin wiederum vermag einmal mehr nicht zu zeigen, weshalb er ein guter Trainer sein könnte. Stattdessen: Krise. Wieder einmal. «Wir müssen nun alles hinterfragen», sagt Captain Yanick Brecher nach dem Spiel. Zur Erinnerung: Es sind erst drei Runden gespielt.
Ganz anders Lausanne. Der Aufsteiger hat einen Plan, er drückt den FCZ mit heftigem Pressing in dessen Platzhälfte. Besonders Stürmer Turkes gelingt ein gutes Spiel. Letzte Woche verpflichtete der Club vier Talente aus Nizza, einen 21-Jährigen und drei 19-Jährige. Einer von ihnen, Evann Guessand, trifft dann auch zum 4:0-Endstand. Die Transfers zeigen einmal mehr: Lausanne ist eine Art Filiale von Nizza – und vielleicht schneller als gedacht eine gewichtige Kraft im Schweizer Fussball.
Der FCZ wiederum verliert sehr wahrscheinlich einen Spieler. Simon Sohm, das 19-jährige Talent aus dem eigenen Nachwuchs, wechselt gemäss Medienberichten zum italienischen Club Parma – für kolportierte sechs Millionen Euro. Das ist viel Geld und hilft den angeschlagenen Vereinsfinanzen. Sportlich ist es eine weitere Schwächung der Mannschaft nach dem Abgang von Kevin Rüegg. Und hilft in der Krise wenig.