dennisov hat geschrieben:Das Problem ist, dass man sich von der Stadt ein bisschen mehr soziale Gerechtigkeit wünschen würde! Wer in Zürich lebt, weiss wie unverschämt hoch mittlerweile die Wohnungsmieten sind, darum sind 174 bezahlbare Wohnungen nicht mal ein Tropfen auf einen heissen Stein. Für alle nicht städtler die sich jetzt denken "mittleres Preissegment ist doch keine Abzocke", sollten zuerst mal in Zürich nach Wohnungen im mittleren Preissegment suchen, um zu verstehen, wie teuer es hier ist.
Ich frag mich immer, was daran "gerecht" sein soll, wenn ein paar wenige an einer Top zentralen Lage stark vergünstigte Wohnungen bewohnen dürfen. Das sind doch Riesen-Privilegien, die da verteilt werden! Wohlgemerkt, ich würde so ein Privileg natürlich auch nicht abschlagen, aber es wäre ungerecht und ein bisschen ein schlechtes Gewissen hätte ich dann immer. Wenn ich beispielsweise in einer Wohnung für CHF 1'500 wohnen darf, für die Andere bereit wären, CHF 3'000 zu bezahlen, aber irgendwer hat entschieden, dass ich sie bekomme - dann ist das doch nichts als ungerecht!
Wer diese Wohnungen vergeben darf, besitzt enorme Macht. Der Ansturm ist riesig. In solchen Situationen gedeihen Korruption und Vetterliwirtschaft - auch in der Schweiz. Und diejenigen, die sich eine solche Wohnung ergattern, gehen nachher nie mehr raus. Es entsteht eine privilegierte Kaste von Günstigmietern an bester Lage. Wer nicht dazugehört, hat keine Chance mehr reinzukommen. Und diese Leute nehmen sich dann zunehmend weitere Privilegien raus, sehen ihr Quartier als ihren Besitz an, und gehen zunehmend gegen Verkehr und Nutzungen von Aussenstehenden (Fussballfans, Partygänger, Veranstalter, Shopper) mit Lärmklagen, Einsprachen etc. vor. Die Stadt verknöchert.
Früher wollten alle aus der Stadt raus, heute alle in die Stadt rein. Wo ist das Problem? Irgendwo kommt jeder unter. Menschen, die das Gefühl haben, sie hätten persönlich quasi ein Geburtsrecht, in der Stadt zu wohnen, kommen mir arrogant rüber.
Es gibt kein Menschenrecht auf Wohnraum in der Stadt Zürich (oder wo auch immer). Man braucht nur wenig aus der Stadt rauszugehen und das Preis-/Leistungsverhältnis der Wohnungen ist deutlich besser. Das Geld, das der Stadt durch vergünstigten Wohnraum für einige wenige an Steuer- und Immoblieneinnahmen flöten geht, fehlt dann bei der Bildung, Kultur, Sport, Sicherheit, ÖV oder im Sozialbereich. Die üppige Steuerquelle "Banken" wird kaum ewig sprudeln. Man sollte diese Gelder nicht für Wohnprivilegien für einige wenige verpulvern, sondern sinnvoll für die Allgemeinheit nutzen, für Dinge, die allen oder zumindest einer Mehrheit zugute kommen. .
Der Preis ist immer noch die mit Abstand gerechteste Entscheidungsgrundlage. Erstens bekommt die Wohnung dann nur jemand, der sie wirklich unbedingt will, und zweitens entscheiden im Unterschied zu anderen Verfahren beim Preis nicht die Hautfarbe, Nationalität, Geschlecht, Familienstand, Bildungsniveau, Beruf, Sprachkenntnisse, Vorlieben, persönliche Biographie, Vitamin B etc. Vor dem Franken ist jeder gleich.