Beitragvon schwizermeischterfcz » 29.07.20 @ 8:07
Auch Flurin Clalüna spricht die Trainerfrage an:
Super League: Beim FC Zürich wird die heraufbeschworene Angst real
Der FCZ verliert immer weiter, diesmal 0:2 zu Hause gegen den FC Sion. Die Barrage rückt für das Team von Ludovic Magnin näher – auch weil sich die Sittener plötzlich in einem Hoch befinden.
Flurin Clalüna, Zürich
28.07.2020, 23.15 Uhr
Eine Viertelstunde vor dem Spiel stand der FCZ-Trainer Ludovic Magnin allein an der Rückseite des Letzigrund-Stadions, er trug artig eine Gesichtsmaske und schien angestrengt nachzudenken. Vielleicht hatte er aber auch nur eine böse Vorahnung, was ihn gegen den FC Sion erwarten würde. Sein FC Zürich ist seit Wochen eine Art Jukebox, man kann blind auf die Tasten drücken, und dann wird irgendeine Musik gespielt, und nie ist sie nach seinem Geschmack.
Kein präsidialer Optimismus
Aber was an diesem Abend aus dem Zürcher Musikautomaten für Töne kamen, muss sich selbst für Magnin ungewohnt schlecht angehört haben. Der FCZ verliert immer weiter, nun schon zum fünften Mal in Serie, und nichts wird seit der Quarantäne des Klubs besser. Der Präsident Ancillo Canepa sagte bereits in der Pause, eigentlich stimme ihn nichts optimistisch, «wenn der Fussball nicht wäre, müsste ich mich nicht so ärgern». Als er in Isolation war, konnte Canepa manchmal in die Küche ausweichen, um sich das Spiel nicht ansehen zu müssen. Aber jetzt sass er in seiner Loge, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Katzenmusik seiner Mannschaft über sich ergehen zu lassen.
Nach der Pause wurde das Zuschauen für Canepa zwar erträglicher, aber das vor allem deshalb, weil die Sittener aufgehört hatten, Fussball zu spielen. Sie hatten nicht einmal Lust, anständig zu kontern. Erst ganz am Ende kamen sie nochmals zu Chancen. Es war fast schon zynisch, wie sich der FC Sion verhielt und wie anders er auf einmal spielte. Und irgendwie war es auch jammerschade, weil auch der auffälligste Spieler auf dem Platz, Pajtim Kasami, bald einmal unauffällig wurde. Der FCZ verlor trotzdem, 0:2 diesmal, und wie die Zürcher den zweiten Gegentreffer in der Nachspielzeit hinnehmen mussten, war geradezu symbolhaft: Das Tor war leer, da war niemand mehr, der die Entscheidung hätte verhindern können. Der Goalie Yanick Brecher war als eine Art Verzweiflungsstürmer in den letzten Sekunden nach vorne gerannt, und der eingewechselte Sittener Stürmer Filip Stojilkovic traf zum 2:0.
Der FCZ war einer Mannschaft unterlegen, die gegen den Abstieg kämpft und in der ersten Halbzeit trotzdem so viel besser war. Wobei: Der FC Zürich ist nun ja auch nicht mehr weit davon entfernt, ein Abstiegskandidat zu werden. Magnin spricht schon länger davon, sich vom Barrage-Platz fernhalten zu müssen. Man hatte ihm gesagt, er male den Teufel an die Wand, und dabei sei doch da nicht einmal eine Wand zu sehen. Inzwischen ist die Wand aber da. Immer noch fehlt dem FCZ ein Punkt, um nicht doch noch ernsthaft in Gefahr zu geraten. Und vom Europacup braucht er nach dem 0:2 auch nicht mehr zu reden. Fast muss man befürchten, die von Magnin heraufbeschworene Abstiegsangst werde nun real. Spürbar ist sie schon. Etwas ist nach diesem Dienstag bereits Wirklichkeit: Xamax ist nun auch rechnerisch der direkte Absteiger.
Der FCZ unternahm nicht viel, um sich aus der Krise zu spielen. Einmal traf Toni Domgjoni die Latte, und als Magnin seine Aufstellung korrigierte und Blaz Kramer einwechselte, kam dieser zu den besten Szenen im Spiel des FCZ. Aber sonst fiel dem FCZ auch in seinen besseren Momenten nicht viel ein, um den Rückstand nach einem Kopfballtreffer von Roberts Uldrikis wettzumachen.
Grundsatzfragen für Magnin
Und jetzt ist der FC Zürich also wieder an einem Punkt angelangt, an dem er sich Grundsatzfragen stellen müsste. Er hat zwar gerade genug mit der Gegenwart zu tun, aber eigentlich müsste er sich auch mit der Zukunft beschäftigen. Und diese betrifft vor allem ihn: den Trainer Ludovic Magnin und die Frage, ob er nach dreissig Monaten als Cheftrainer immer noch zu halten ist
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