Ist glaub der gleiche Artikel wie im Tagi von heute!? Nicht viel Neues..
Der Corona-Fall beim FCZ
Übrig blieb nur noch eine Option
Der FC Zürich tritt am Dienstag mit einem Nachwuchsteam in Basel an. Das muss er in Kauf nehmen, selbst auf die Gefahr hin, die Meisterschaft zu verfälschen.
Es war Sonntagabend, als die Swiss Football League eine Bitte des FC Zürich erreichte. Bitte das Spiel vom Dienstag noch nicht absagen, meldete er, man prüfe Optionen.
Am Montagmorgen war in Zürich die Auslegeordnung beendet und bei den Verantwortlichen eine Gewissheit gewachsen: Die Optionen sind geschwunden, übrig blieb noch genau eine. Um diese zimmerte man dann ein Communiqué: Gegen den FC Basel soll eine U-21-Mannschaft im St.-Jakob-Park auflaufen, eine Mannschaft voll unerfahrener Fussballer.
Das ist der nächste Höhepunkt dieser leidigen Geschichte, die alle Beteiligten lieber nicht erlebt hätten. Corona-Fall beim FCZ. Die ganze erste Mannschaft unter Quarantäne. Eine Absage des Spiels gegen Sion. Ein dichter Spielplan, der keine weiteren Verschiebungen erlaubt. Über alldem, fast schon drohend: der Meisterschaftsabbruch. Es ist eine Gemengelage, die den FCZ einlenken liess.
«Wir müssen uns im Sinn des Fussballs zurücknehmen. Das ist die bestmögliche Lösung in einer schlechten Situation.»
FCZ-Sportchef Thomas Bickel
«Wir haben das Pro und Contra abgewogen», erklärt Präsident Ancillo Canepa in der Mitteilung des Vereins, «wir sind zum Schluss gekommen, im Interesse des Schweizer Fussballs die beiden Spiele gegen Basel und die Young Boys austragen zu wollen.» Was nach Grosszügigkeit tönt, ist nichts als der letzte Ausweg, um diese Saison noch retten zu können. Selbst auf die Gefahr hin, damit die Meisterschaft zu verfälschen.
Der FCZ hätte auch ein Gesuch stellen können, das Spiel gegen Basel zu verschieben – mit der Begründung, dass sechs Spieler mit der gleichen Diagnose krankgeschrieben sind. Die Geschäftsleitung der Liga unter dem Vorsitz von CEO Claudius Schäfer hätte darüber befinden müssen, ob sie darauf eingeht. Der FCZ hätte sich auch weigern können, überhaupt anzutreten, obwohl das Spiel von der Liga angesetzt bleibt. Dann hätte er eine Forfaitniederlage riskiert.
Das Einsehen des Clubs hat der Liga eine Menge Konjunktive erspart. «Für den Wettbewerb ist es besser, dass der FCZ spielt», sagt Philippe Guggisberg, der Medienverantwortliche der Liga. «Wenn er sich quergestellt hätte, dann wäre der ganze Betrieb in Gefahr geraten.» Der Spielplan ist so eng gefasst, dass kaum mehr Alternativen für Ausweichdaten bleiben. Und dass es ganz sicher keinen zweiten Fall FCZ leiden mag.
«Ein Nachgeschmack»
Der FCZ hat mit seinem Beschluss ein Zeichen von Solidarität ausgesendet. Ein Zeichen, von dem die Clubs gern gesprochen hatten, bevor die Saison wieder aufgenommen worden war, das aber schnell hinter ihren Eigeninteressen zurückstehen musste, als sie sich vom Spielplan benachteiligt sahen. Sportchef Thomas Bickel sagt jetzt: «Wir müssen uns im Sinn des Fussballs zurücknehmen. Das ist die bestmögliche Lösung in einer schlechten Situation.»
«Die Geschädigten sind wir. Das ist ein Rückschlag im Rennen um den 4. Platz. Das hinterlässt einen sportlichen Nachgeschmack.»
FCZ-Sportchef Thomas Bickel
Seit dem Wiederbeginn der Saison haben die Zürcher den Kurs Richtung Europa League eingeschlagen, Bickel ist angetan von ihrem Auftreten, das ihnen in sechs Spielen immerhin zehn Punkte eingetragen hat. Es sei gut gearbeitet worden. Dynamik sei reingekommen. Das alles sagt er. Doch das Aber folgt sogleich: «Die Geschädigten sind wir. Das ist ein Rückschlag im Rennen um den 4. Platz. Das hinterlässt einen sportlichen Nachgeschmack.»
Eine Folge des Ausflugs nach Neuenburg, der direkt in die Quarantäne geführt hat, muss für den FCZ und alle anderen Clubs nun sein, das Schutzkonzept allenfalls anzupassen – wo nötig. Und es noch konsequenter umzusetzen – wo erforderlich. Und die andere Folge ist eben diese Aufstellung, die der FCZ in Basel präsentieren wird.
Diverse Mitglieder des ursprünglichen U-21-Kaders stehen nicht zur Verfügung, weil sie inzwischen mit der ersten Mannschaft trainieren und teilweise auch spielen: Novem Baumann als Goalie zum Beispiel, Nils Reichmuth, Shpetim Sulejmani, Michael Kempter, Henri Koide oder Stephan Seiler. Um ein vollzähliges Aufgebot für Basel zusammenzubringen, müssen vermutlich auch Spieler der U-18 rekrutiert werden. Im Tor wird wohl Serkan Polat stehen, 19-jährig erst. José Gonçalves dafür wird der einsame Routinier sein, knapp 35 Jahre alt ist der Verteidiger, für siebzehn Clubs hat er schon gespielt. «Die Jungen sind sicher bereit», sagt Bickel, «sie können sich präsentieren.» Wenigstens haben sie seit Anfang Juli zwei Testspiele in den Beinen.
Und sollten sie in Basel hoch verlieren, brauchen sie sich nicht zu grämen. Die Spieler, die jetzt mit ihrem Trainer Ludovic Magnin in Quarantäne stecken, haben allein in der Meisterschaft siebenmal vier und mehr Gegentore kassiert. Eben dieser Magnin wird an der Seitenlinie von Marinko Jurendic ersetzt, das ist der Trainer der U-21, der auf Geheiss von Canepa ab kommendem Monat Bickel als Sportchef ablösen wird.
Wie die Mannschaft am Samstag gegen YB aussieht, ist noch offen. Die Abklärungen laufen, wer wie lange in der Quarantäne bleiben muss. Derweil will die Liga am Dienstag bekannt geben, wann der FCZ sein ausgefallenes Spiel gegen Sion nachholen soll. Im Vordergrund steht ein Datum zwischen der 34. und der 35. Runde. Um das möglich zu machen, wird die 36. und letzte Runde allenfalls um einen Tag auf den 3. August, einen Montag, verschoben. Es ist der letztmögliche Tag, an dem die Liga der Uefa die Teilnehmer für den Europacup melden darf.
Hüppi wagt sich nicht aufs Glatteis
Dass der FCZ nun spielt, trifft einen Konkurrenten vielleicht härter als alle anderen. Der FC St. Gallen hat noch alle Chancen auf den Meistertitel, und ausgerechnet seine ärgsten Rivalen dürfen nun a) gegen ein Zürcher Juniorenteam (Basel) antreten und b) gegen zumindest eine vom Training dispensierte Mannschaft (YB).
Darauf angesprochen, braucht Präsident Matthias Hüppi einen Moment für seine Antwort. Ist er erleichtert, dass die Meisterschaft weitergeht? Oder verärgert, dass es zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt? Dann sagt er, ganz Medienprofi: «Diesen Dienst tue ich euch Medienschaffenden nicht.» Er meint: Eine Kontroverse auslösen, zündeln, mit Juristerei drohen – wie das andere Clubpräsidenten auch schon gemacht haben.
«Wir konzentrieren uns nur auf uns», sagt Hüppi. Jeder Kommentar habe das Potenzial, das Teamgefüge durcheinanderzubringen. Man verzichtete darum darauf.
«Kein Energieraub», ruft Hüppi noch einmal durch das Telefon, seine Spieler sollen sich in dieser diffizilen Situation nicht durch Nebenschauplätze ablenken lassen. Heisst: Hüppi wird juristisch nicht tätig, macht dem FCZ keinen Vorwurf und konzentriert sich nur auf das Spiel gegen Luzern vom Donnerstag. Gewinnen sie? «Aber klar», sagt Hüppi.
Der ganze SVP Scheisshaufen ist die Bremsspur im Schlüpfer von Helvetia. (Zhyrus, 2023)