Beitragvon Jure Jerković » 04.05.20 @ 21:35
Die endlose Reihe der schlechten Nachrichten gehen weiter: erst wird GCN nach China verkauft, (ja, diejenigen, die den Virus erfunden haben...), dann ruiniert Covid-19 unseren Fussball auf eine nicht absehbare Dauer, und schlussendlich verlieren wir dank der neuen GCN-Eigentümer auch noch die nächste Stadionabstimmung. Stellt Euch schon mal auf die 20 nächsten Jahre im Leichtathletik-Stadium Letzigrund ein!
So verändern die Chinesen den Kampf ums neue Zürcher Stadion
Die Grasshoppers gehören neu einer Firma aus Hongkong. Diesen Verkauf ins Ausland wollen die Stadiongegner für ihre Kampagne nutzen. Kann das gelingen?
Die Debatte vor der vierten Zürcher Stadionabstimmung drohte zum Déjà-vu zu werden. Ähnliche Argumente, ähnliche Fronten, fast alles wie vor zwei Jahren. Doch nun kommt es anders, dank einer Überraschung aus China. Anfang April wurde der Grasshopper Club Zürich verkauft. Neue Besitzerin ist die Champion Union HK Holdings Limited, eine Hongkonger Gesellschaft, die Jenny Wang Jinyuan gehört.
Warum sich eine Kunstsammlerin aus Shanghai eine Zürcher Fussballmannschaft leistet, weiss in der Schweizer Öffentlichkeit niemand so recht. GC galt lange als Hausclub des Zürcher Bürgertums. Dieses «alte GC» sei durch den Besuch der chinesischen Dame verschwunden, kommentierten mehrere Zeitungen. Auf die Stadionabstimmung werde sich dies kontraproduktiv auswirken, prophezeite der Stadionbefürworter Roger Schawinski Mitte April in der «NZZ am Sonntag». Der Ruf der Chinesen habe sich in den vergangenen Wochen ja nicht verbessert.
Stadt verzichtet auf Geld
Tatsächlich planen die Gegner, den Verkauf in ihre Kampagne aufzunehmen. «Über das Stadion würde die Stadt Zürich nun indirekt einen chinesischen Global Player subventionieren», sagt Lisa Kromer, Sprecherin des Referendumskomitees. «Wir wollen aber keine Steuergelder ausgeben für private Investoren mit unklaren Absichten.» Spitzenfussball funktioniere heute offenbar nur noch dank schwerreichen Geldgebern aus dem Ausland. Man könne erwarten, dass diese ihre Infrastruktur selber finanzierten, sagt Kromer.
Am 25. November 2018 stimmten die Zürcherinnen und Zürcher mit knapp 54 Prozent der Finanzierung des Hardturm-Projekts Ensemble zu. Am 27. September statt wie ursprünglich vorgesehen am 17. Mai können sie sich wegen eines Referendums nun zum Gestaltungsplan äussern. Formal handelt es sich um unterschiedliche Fragen, inhaltlich geht es ums Gleiche.
Das geplante Stadion kostet 105 Millionen Franken. GC und FCZ müssen sich finanziell nicht am Bau beteiligen. Für die Nutzung wird eine Miete anfallen, deren Höhe noch nicht festgelegt ist. Im Gegensatz zum Vorgängerprojekt würde auch die Stadt das Stadion nicht selber bezahlen. Den Betrag soll die CS übernehmen. Das Geld dafür stammt von den Mieteinnahmen aus zwei Hochhäusern, die ebenfalls zum Ensemble gehören. Das Land für die Türme erhält die CS von der Stadt zu ungewöhnlich günstigen Bedingungen. Die Stadt verzichtet dabei auf Einnahmen. Daher sprechen die Gegner von einer indirekten Subvention.
Der Verkauf von GC nach Hongkong stürzt auch bisherige Stadionbefürworter in ein Dilemma. Er werde zum ersten Mal bei einer Hardturm-Abstimmung leer einlegen statt ein Ja, sagt ein langjähriger, politisch links stehender FCZ-Anhänger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. «Solche Clubübernahmen durch zweifelhafte Millionäre zerstören den Fussball. Mit einem Ja würde ich mich zum Komplizen dieses Systems machen.» Guter Fussball funktioniere nur mit lokaler Autonomie und Verwurzelung.
Es scheinen allerdings nicht viele linke Stadionfreunde die Seite zu wechseln. Die Mitglieder des links-grünen Pro-Komitees «Linker Flügel» halten an ihrer Unterstützung fest. «Die Auswüchse im Profifussball stossen mich ab», sagt die grüne Kantonsrätin Esther Guyer. «Aber wir bauen ein Stadion für Zürich. Das lässt sich nicht nach China transferieren.» Der neue Hardturm werde dem FCZ nützen und den hiesigen Frauenfussball voranbringen. «Ich hoffe nur, dass nicht auch der FCZ irgendwann ins Ausland geht», sagt Guyer.
Die SP-Gemeinderätin Dorothea Frei weist darauf hin, dass die Verpflichtung internationaler Spieler längst als normal gelte im Profifussball. «Dann darf man sich auch nicht darüber aufregen, wenn ausländische Investoren Clubs übernehmen.»
Auch der bürgerliche Stadionsupport hält. FDP-Fraktionschef Michael Schmid findet die Frage, wem der Verein gehört, nicht relevant. Die Finanzierung habe das Volk bereits abgesegnet. «Bei der kommenden Abstimmung geht es um raumplanerische Fragen.» GC bleibe dank seiner langen Geschichte und seinen Fans ein Zürcher Club. «Ich hoffe, dass es mit den neuen Besitzern wieder aufwärtsgeht», sagt Schmid.
Ein Club würde reichen
GC-Fans selber argumentieren, dass halt irgendjemand für den Spitzenfussball aufkommen müsse. Ob das eine Millionärin aus der Schweiz sei wie beim FCZ oder eine Millionärin aus China, mache keinen grossen Unterschied.
Die Stadt Zürich, auf deren Boden das Ensemble gebaut wird, hält sich mit einer Bewertung zurück. «Es ist eine Realität, dass es im Fussball verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten gibt», sagt Lucas Bally, Sprecher des zuständigen Hochbaudepartements. Beim Ensemble-Projekt müsse die Stadt weder Geld für den Bau noch für den Betrieb des Stadions aufwenden. Sie hafte nicht für Mehrkosten und habe auch sonst keine finanziellen Garantien an die Fussballclubs abgegeben.
«Eine Erleichterung» nennt Hans Klaus den Besitzerwechsel bei GC. Klaus ist der Sprecher der Ensemble-Gruppe, die aus den zwei Fussballclubs, der Credit Suisse, der Baufirma HRS, der Genossenschaft ABZ sowie der Stadt Zürich besteht. «Nun ist die Zukunft von GC mittelfristig gesichert. Das tut dem Projekt gut.» Fürs Ensemble-Projekt mache es keinen grossen Unterschied, in wessen Besitz sich die Clubs befänden. «Der Investor des Stadions ist die Credit Suisse. Die Clubs mieten sich lediglich ein. Da findet keine Subventionierung statt.»
Alles beim Alten also? Die Befürworter zumindest zählen auf eine Déjà-vu-Debatte. Samt Déjà-vu-Resultat.
RIP Jure. Du warst einer der Besten, die je für den FCZ gespielt haben!